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2023/2024 – 3. Liga

Rot-Weiss Essen – SV Sandhausen (1:2)

Durch die Niederlage in Ingolstadt musste RWE den Relegationsrang 3 aufgrund der schlechteren Tordifferenz an die Tormaschinerie aus Verl abgeben. Am Samstag kommt ein echter Brocken an die Hafenstraße, denn der nominell stark besetzte Zweitligaabsteiger aus Sandhausen kommt seit dem Trainerwechsel zu Jens Keller langsam in Tritt. Unser Vorbericht ist online.

Gegen den SV Sandhausen wieder nach oben sausen!

Durch die Niederlage in Ingolstadt musste RWE den Relegationsrang 3 aufgrund der schlechteren Tordifferenz an die Tormaschinerie aus Verl abgeben. Am Samstag kommt ein echter Brocken an die Hafenstraße, denn der nominell stark besetzte Zweitligaabsteiger aus Sandhausen kommt seit dem Trainerwechsel zu Jens Keller langsam in Tritt.

Das Personal

Auch das Ende der Siegesserie dürfte wenig Anlass zu großen personellen Veränderungen in der Startelf geben. Lediglich die Sperre Felix Götzes zwingt zu einem Umbau der Viererkette vor Jakob Golz, sodass hier Mustafa Kourouma neben Jose-Enrique Rios Alonso in der Innenverteidigung zu erwarten ist. Lucas Brumme ist links gesetzt und Eric Voufack dürfte aufgrund einer starken Leistung in Ingolstadt auch am Samstag den Vorzug vor Andreas Wiegel erhalten. Bis Thomas Eisfeld wieder fit ist, sind auch keine Veränderungen in der Mittelfeldzentrale zu erwarten – neben Kapitän Vinko Šapina werden wohl auch diesmal Cedric Harenbrock und Torbel Müsel in der Startelf stehen. Auf den offensiven Außenbahnen sind Obuz und Young gesetzt, einzig im Sturmzentrum erscheint ein Wechsel möglich, da Ron Berlinski in Ingolstadt wesentlich mehr auf sich aufmerksam machen konnte als der ausgewechselte Leonardo Vonic.

Der Gegner: SV Sandhausen (Platz 9/24 Punkte/6 Siege/6 Unentschieden/4 Niederlagen/23:20 Tore/Differenz +3)

Vor dem Abstieg im Sommer spielte der SV Sandhausen satte elf Spielzeiten am Stück in der 2. Bundesliga. Das bedeutete auch, dass elf Jahre lang sämtliche Vertreter der Amateurvereine im DFB-Pokal vor der Auslosung eine Kerze anzündeten, um vom kurpfälzischen Zuschauerrepellent verschont zu bleiben. Da es noch nie zu einem Aufeinandertreffen zwischen RWE und den Nordbadensern kam, liegt der einzige Berührungspunkt im Jahr 2018, als RWE unter skandalösen Umständen das Niederrheinpokalfinale in Oberhausen verlor und dem RWO den Vortritt in die erste Runde des DFB-Pokals überlassen musste. Eine gewisse Schadenfreude ließ sich in Essen dann natürlich nicht verbergen, als die Losfee die absolute Traumpaarung Oberhausen gegen Sandhausen zog und eine Minuskulisse von 6000 Zuschauern mit ansah, wie der SVS den Gastgeber mit 6:0 in seine Einzelteile zerlegte.

Vielleicht erweckte jenes Fußballfest auch im damals noch bei Fortuna Düsseldorf kickenden Rouwen Hennings die Leidenschaft für das Team vom Hardtwald, die er seit Sommer 2023 nun endlich auch im schwarz-weißen Trikot ausleben darf. Der offensiv variabel einsetzbare Routinier stand in der Sommerpause auch bei RWE auf dem Zettel, entschied sich jedoch für die schöne Aussicht auf dem spätbarocken Winzerhof des Sandhäuser Hauptsponsors und die landschaftlichen Vorzüge der badischen Provinz. Jedenfalls ließ er in der Lokalpresse glaubwürdig verlautbaren, RWE nicht hinterher zu weinen, da es aus mehreren Gründen mit einem Engagement in Essen nicht passte, womit er auch jene Gerüchte verstummen ließ, denen zufolge lediglich ein jährlicher Mehrverdienst im sechsstelligen Bereich ihn doch noch von einer Unterschrift an der Hafenstraße abgehalten und in den Süden gelotst hätte.

Sportlich ist der 36-jährige über jeden Zweifel erhaben und mit sechs Treffern und zwei Vorlagen an einem Drittel aller Sandhäuser Treffer beteiligt, obwohl er häufig nicht als Mittelstürmer, sondern als hängende Spitze aufgeboten war. Sein Ausfall aufgrund eines Muskelfaserrisses wiegt für die Gäste natürlich schwer. In vorderster Front läuft meistens der ebenfalls aus der zweiten Liga gekommene David Otto, der letzte Saison in St. Pauli zwar 27-mal auf dem Platz stand, jedoch kein einziges Mal von Beginn an ran durfte. In Sandhausen ist er in der Startelf gesetzt und war bereits fünfmal erfolgreich. Auch Alexander Mühling (zuletzt Holstein Kiel) und Sebastian Stolze (Hannover 96) kamen aus der 2. Bundesliga und können dort jeweils auf eine dreistellige Anzahl an Einsätzen zurückblicken.

Beim kickenden Personal konnte sich der SVS während der Transferperiode im höchsten Regal bedienen, sodass die Trainerwahl zu Saisonbeginn ein durchaus überraschendes Experiment darstellte. Danny Galm kam von der A-Jugend des FC Bayern München zu seiner ersten Trainerstation im Seniorenbereich und war nach zwölf Ligaspielen mit enttäuschenden 16 Punkten schon wieder Geschichte. Stattdessen folgte mit Jens Keller ein ganz alter Hase, der nach seiner Entlassung in Nürnberg im Sommer 2020 nicht mehr auf der Trainerbank saß. Seine Idee von Fußball ist das schnelle Umschaltspiel in beide Richtungen und sein Einstand kann mit acht Punkten aus vier Ligapartien als durchaus gelungen gelten. RWE wird auf einen Gegner im 4-2-3-1 treffen, der vermutlich nicht mit großen taktischen und personellen Überraschungen, jedoch mit seiner hohen individuellen Qualität aufwarten wird. Geschenke wie in Ingolstadt sollten tunlichst vermieden werden, um den vierten Heimsieg in Serie einzufahren.

Fazit und über den Tellerrand geschaut: Die Lage in der Dritten Liga

Zwischen Relegationsrang 3 und dem neunten Platz liegen nur drei Punkte. Bis Platz 15 sind es auch nur 7 Zähler Differenz und die Tabelle wirkt nach dem 16. Spieltag noch wie ausgewürfelt. Hätte vor der Saison jemand prognostiziert, dass RWE nach sechzehn gespielten Begegnungen punktgleich mit dem SC Verl in der Tabelle von den Aufsteigern aus Ulm und Unterhaching liegt, wäre das wohl von Experten als realistisch eingestuft worden – dass es sich dabei um die Plätze 3-6 handelt, hätte als Prognose wohl großes Gelächter hervorgerufen.

Die Hachinger eröffnen den Spieltag bereits am Freitagabend und empfangen mit breiter Brust nach dem Derbysieg bei 1860 München die schlechteste Defensive der Liga, den Halleschen FC (34 Gegentore), der mit einem Sieg in Freiburg unter der Woche überlebenswichtige drei Punkte einfahren konnte und den ersten Nichtabstiegsrang belegt. Am Samstag bestreitet Rüdiger Rehm auf der Trainerbank des auf Rang 18 liegenden SV Waldhof Mannheim wohl sein Endspiel gegen den RWE-Bezwinger aus Ingolstadt. Noch viel brisanter ist der Abstiegsgipfel in Duisburg, wo der MSV mit dem VfB Lübeck einen direkten Konkurrenten zu Besuch hat und durch den Sieg unter der Woche des HFC bereits acht Punkte Rückstand auf das rettende Ufer aufweist.

Unmittelbar vor dem Schlussquintett rangiert Arminia Bielefeld auf einem enttäuschenden 15. Platz. Das Zwischenhoch der Ostwestfalen wurde bekanntlich in Essen ausgebremst und nach einem Remis gegen Sandhausen gab die Mannschaft von Mitch Kniat vergangene Woche einen 2:0-Vorsprung in Lübeck noch aus der Hand und tritt weiter auf der Stelle. Saarbrücken hat gegen Preußen Münster die Chance, langsam wieder in die Regionen vorzurücken, in denen sie nach dem knapp verpassten Aufstieg des Vorjahres auch erwartet wurden. Den Samstag komplettieren die launenhafte Viktoria aus Köln und der direkte RWE-Verfolger aus Ulm.

Sonntag kommt es dann zum Spitzenspiel zwischen dem Tabellendritten SC Verl und Dynamo Dresden auf Rang 2. Die Sachsen haben immer noch komfortable sieben Punkte Vorsprung auf das Überraschungsteam von Alexander Ende, mussten aber im Spitzenspiel gegen Regensburg eine bittere Pleite verdauen. Der von Joe Enochs trainierte Spitzenreiter hat auf dem Papier eine leichte Aufgabe vor sich, denn der Gast aus Freiburg fiel unter der Woche auf den letzten Tabellenplatz und benötigt am Sonntag wohl ein kleines Wunder, um bis Weihnachten das rettende Ufer zumindest noch in Sichtweite zu halten. Zum Abschluss des Spieltags treffen sich noch zwei Tabellennachbarn aus dem unteren Teil des großen Mittelfelds der Liga: Um 19:30 Uhr gastierten die Münchener Löwen bei der Dortmunder Zweitvertretung, wo sicherlich auch das Essener Trainerteam zugegen sein wird, um den nächsten Gegner zu beobachten.

Das folgende Auswärtsspiel in München stellt zugleich die letzte Reise des Jahres statt, denn im Dezember hat RWE einschließlich der Sandhausen-Partie noch drei Heimspiele zu absolvieren und die Möglichkeit, sich zur Winterpause oben festzusetzen. Drei Punkte gegen die hochgerüsteten Sandhäuser wären dabei ein weiterer großer Schritt in einer bislang großartigen Saison.

In diesem Sinne: NUR DER RWE!