Kategorien
2023/2024 – 3. Liga

Rot-Weiss Essen – VfB Lübeck (1:0)

Magere Kost am heutigen Tag an der Hafenstraße. Gegen tief stehende Lübecker und dank des goldenen Tores von Isy Young blieben die Punkte aber an der Hafenstraße. Unsere Galerie und der Spielebericht sind online.

Vorbericht

Gegen Lübeck in die Siegesspur zurück

Der VfB Lübeck, ein Vereinsname, der in Essen wie ein Donnerhall ausgesprochen wird, denn die Niederlage gegen den VfB läutete die wohl schlimmste sportliche Phase der Essener Vereinsgeschichte ein. Doch dies ist mittlerweile 15 Jahre her und die sportlichen Vorzeichen sind völlig andere, als sie es damals waren.

RWE steht vor einem Heimspieldoppelschlag und es beginnt am heißgeliebten Freitagabend an der Hafenstraße. Nach dem Spielausfall des Spiels in München setzen die Rot-Weissen alles daran, nach zwei Niederlagen wieder positive Erlebnisse mitzunehmen. Der Gegner justierte die eigenen Stellschrauben unter der Woche neu und will die Mission Klassenerhalt in Essen mit neuem Elan angehen.

Das Personal

Das Team ist beinahe komplett einsatzfähig. Lediglich der langzeitverletzte Fabian Rüth wird auf dem Trainingsplatz vermisst, aber Ekin Celebi und Thomas Eisfeld nehmen mittlerweile am Mannschaftstraining teil. Beide werden sich allerdings aufgrund des eklatanten Trainingsrückstandes kaum Hoffnungen auf einen Startelfeinsatz am Freitag machen können. Für einen Kurzeinsatz wäre insbesondere Thomas Eisfeld aber eine Alternative der Marke Edeljoker für das zentrale Mittelfeld, das voraussichtlich ohne Änderungen auflaufen wird.

Überhaupt ließ Christoph Dabrowski zuletzt kaum rotieren, was angesichts der Erfolgsserie auch kaum angebracht war. Auch vor dem kommenden Spiel sind Überraschungen unwahrscheinlich. Lediglich im Sturmzentrum drängte sich Ron Berlinski so nachdrücklich auf, dass er ein Kandidat für die Startelf darstellt. Ob er aber für Leonardo Vonic hineinkommt oder zusätzlich aufgeboten wird, das ist eine der wenigen Fragen vor dem 19. Spieltag.

Auch dieses Mal wird es auf die kreativen Fußballer offensiv ankommen.

Darüber hinaus wird Felix Götze den Platz von Mustafa Kourouma einnehmen, der gegen den SV Sandhausen ein gutes Spiel gezeigt hat. Weniger überzeugend wirkte hingegen die Abwehrarbeit von Eric Voufack. Da Voufack jedoch momentan das volle Vertrauen des Trainers genießt, der ihn dem erfahrenen Andreas Wiegel zuletzt immer vorzog, wäre es eine kleine Überraschung, wenn es hier einen Wechsel geben sollte.

Isaiah Young und Marvin Obuz sind gesetzt und sie tragen am Freitag eine besondere Verantwortung. Es wird darauf ankommen, spielerisch überlegen aufzutreten und die Stürmer, wer immer auch spielen wird, in Szene zu setzen. Dann werden Tore fallen, allerdings steht eine erfahrene und robuste Mannschaft als Gegner auf dem Platz und die beiden schnellen Außen werden alles geben müssen.

Der Gegner: VfB Lübeck (17. Platz / 18 Spiele / 2 Siege / 8 Unentschieden / 8 Niederlagen / 18:32 Tore / 14 Punkte)

Es war bemerkenswert, dass der VfB Lübeck nach der Serie von sechs Spielen ohne Sieg den Aufstiegstrainer Daniel Pfeiffer entließ. Die so genannten normalen Abläufe des Profigeschäfts ließen den Rausschmiss durchaus zu, doch war man in Lübeck so überzeugt vom eigenen Aufstiegstrainer, dass sie ihn als Coach weiterhin trotz der fehlenden Trainerlizenz nominierten und damit Woche für Woche ein Strafgeld von 2.500 Euro hinnahmen. Dass Pfeiffer dann seinen Hut nehmen musste, obwohl Lübeck noch in Schlagdistanz zu den Plätzen steht, die den Klassenerhalt sichern, verwundert daher.

Eine taktische Vorhersage ist damit auch nicht möglich, da der ehemalige Co-Trainer Bastian Reinhardt für das Spiel in Essen auf der Bank Platz nehmen wird. Insgesamt zeigte die Mannschaft von der Lohmühle auch unter ihrem geschassten Trainer immer wieder, dass es ihr nicht an Mentalität mangelt. Zuletzt sorgte Mats Facklam, auf dessen Schussstärke die Essener Hintermannschaft aufpassen sollte, im Duell gegen Arminia Bielefeld in der 96. Minute für den Ausgleich des VfB, den die Mannschaft begeistert bejubelte.

In Lübeck arbeitete man vor der Saison daran, dass die 3. Liga nicht erneut eine kurze Erfahrung werden sollte. Bereits in der Saison 2020/21 gelang der erste Aufstieg in die 3. Liga, doch der VfB stieg mit 35 Punkten wieder in die Regionalliga ab. Es wurde enorm viel Erfahrung verpflichtet, damit Lübeck dieses Schicksal in dieser Saison erspart bleibt. Der bekannteste Name, der bundesligaerfahrene Hanno Behrens, wird wohl ausfallen. Allerdings gibt es mit Ulrich Taffertshofer einen Drittligaveteran und mit Cyril Akono läuft ein Talent auf, das der BVB vor einem Jahr für seine Zweite Mannschaft für eine gute Ablösesumme geholt hat.

Der VfB erzielt dennoch nicht viele Tore und hat auch kein Abwehrbollwerk, sodass es Möglichkeiten gibt, einen Heimsieg zu erzwingen. Auffällig ist, dass die Abwehr nach Flanken und Eckbällen immer wieder anfällig ist, Tore zu kassieren. Darüber hinaus überrollte der FC Ingolstadt die Marzipanstädter mit spielerischer Überlegenheit.

Ron Berlinski hat sich zuletzt nachdrücklich für die Startelf empfohlen.

Fazit und über den Tellerrand geschaut: Die Lage der 3. Liga

Mittlerweile sortiert sich die 3. Liga deutlicher und die Überraschungen, von denen die Spielklasse zu Beginn der Saison geprägt war, werden seltener. Im Blickpunkt stehen an dem Wochenende mehrere Spiele. So tritt Jahn Regensburg beim langsam erstarkenden 1. FC Saarbrücken an, der nach seinen Siegen gegen den FC Bayern und Eintracht Frankfurt mit extrem breiter Brust im heimischen Ludwigspark aufspielen wird. Ob es dafür reichen wird, den Regensburgern ihre erst zweite Niederlage beizubringen, wird sich zeigen.

Mittlerweile muss man zugeben, dass das Duell zwischen dem FC Ingolstadt und dem SV Sandhausen auch tabellarisch ein Spitzenspiel ist. Während beide Klubs zu Saisonbeginn noch weit von ihren Ansprüchen entfernt waren, pirschen sich die Vereine langsam aber sicher an die Tabellenspitze heran. Der Sieger des Duells kann sich von dem Verlierer absetzen.

Außerdem wird in Verl das Spiel der Überraschungsteams ausgetragen, denn der SSV Ulm ist zu Gast an der Poststraße. Nach den Stotterspielen der letzten Wochen, wollen beide Teams in die Erfolgsspur zurück. Am Sonntag spielen dann die enttäuschten Teams aus Bielefeld und München gegeneinander an. Für beide geht es darum möglichst schnell dafür zu sorgen, dass es nicht in den Abstiegskampf geht.

RWE legt am Freitag gegen Lübeck vor und sollte nach Möglichkeit die herrliche Ausgangslage weiter vergolden. Dies wird unterstützt von voraussichtlich erneut 15.000 Zuschauern. Dass diese starke Zahl beinahe ein Wermutstropfen ist, zeigt, dass die Begeisterung in Essen ungebrochen ist und am Freitagabend ist die Stimme meist belastbarer als am Wochenende, sodass alle Anwesenden das Team zum Sieg schreien wollen.

Das Spiel gegen Lübeck markiert das Ende einer mehr als zufriedenstellenden Hinrunde und alle, die es mit den Essenern halten, wären begeistert, wenn es mit 33 Punkten in die kurze Winterpause geht. Damit es möglicherweise noch mehr werden können, sollten Mannschaft und Fans gemeinsam den Sieg in Essen behalten.

Hendrik Stürznickel

Spielbericht

3 Punkte sind 3 Punkte! RWE schlägt den VFB Lübeck 1:0!

Feurig wurde es im Stadion an der Hafenstraße nur vor dem Anpfiff. Die Alte West gedachte wie schon vor dem Sandhausen Spiel einem verstorbenen Mitglied der aktiven Fanszene, der reichliche Pyrozauber war spektakulärer als die folgende Partie zwischen Rot-Weiss Essen und dem VFB Lübeck, die RWE durch einen Treffer von Isi Young unmittelbar vor dem Pausenpfiff mit 1:0 gewinnen sollte. Es war gewiss kein Leckerbissen, jedoch zeigte auch dieses Spiel, dass die Rot-Weissen sich im Vergleich zum Vorjahr weiterentwickelt haben. Zumindest über Nacht ist Essen wieder punktgleich mit dem Relegationsplatz.

Das Personal

Christoph Dabrowski ließ sich schon bei der Pressekonferenz vor dem Spiel in die Karten schauen und offenbarte, dass Ron Berlinski in der Startelf stürmen werde. Hinten gab es einen taktischen Kniff. Obwohl Felix Götze nach seiner Matchstrafe gegen Ingolstadt zurückkehrte, lief auch Musti Kourouma und an seiner Seite auch Rios Alonso auf. RWE agierte somit vor Jakob Golz mit einer Dreierkette. Das sollte gegen erwartungsgemäß sehr tief stehende Gäste wohl den Außenverteidigern Lucas Brumme und Eric Voufack mehr offensive Freiheiten gewähren und zudem eine Absicherung gegen gegnerisches Umschaltspiel darstellen. Letzteres fand beim VFB Lübeck allerdings nicht statt. Im Mittelfeld musste Cedric Harenbrock für diesen zusätzlichen Innenverteidiger weichen, sodass Torben Müsel vor Vinko Sapina klarer den Zehner gab als sonst. Isi Young und Marvin Obuz waren die offensiven Außen, die Berlinski unterstützen sollten.

Obwohl die Partie recht zäh lief, machte Dabro erst spät von Wechseloptionen Gebrauch. Nach 74 Zeigerumdrehungen ersetzten Sascha Voelcke und Cedric Harenbrock jeweils Lucas Brumme und Siegtorschütze Isi Young. Knapp 10 Minuten später folgte der nächste Doppelwechsel (83.). Björn Rother substituierte Torben Müsel, ein Zeichen dafür, dass RWE eher Risiko minimieren wollte, als das erlösende 2:0 nicht fiel, ähnlich war auch die Personalie Nils Kaiser für Marvin Obuz zu lesen. Sehr kurz vor dem Ende kam noch der frisch gebackene Vater Andreas Wiegel für Eric Voufack in die Partie. Auch Jawattdenn.de gratuliert der rot-weissen Nummer 7 zum Nachwuchs. Wiegel gehörte auch die letzte Aktion des Spiels, als er einen Freistoß, den Nils Kaiser gezogen hatte, knapp über den Kasten setzte. Auf der Gegenseite brachte Interimstrainer Bastian Reinhardt seinen Stürmer Cyrill Akono erst nach 75 Minuten auf den Rasen. Das konnte RWE recht sein, denn erst mit Akono strahlten die Gäste Torgefahr aus.

Die Pluspunkte 

Es war das wahrscheinlich unspektakulärste RWE-Spiel in dieser Saison. Das lag allerdings auch am Gegner, denn der Auftritt der Gäste legte den Schluss nahe, das Vereinskürzel VFB stehe für „Verein für Biederkeit“. Man fühlte sich in Regionalliga West-Zeiten zurückversetzt, als RWE als eine Spitzenmannschaft destruktive Gegner zu bearbeiten hatte. Torchancen blieben völlige Mangelware, doch zu einem denkbar günstigen Zeitpunkt schlug Essen dann doch zu. Lucas Brumme setzte zu einem seiner energischen Flankenläufe an und die flache Hereingabe spitzelte Isi Young in Mittelstürmer-Manier in die Maschen. Ansonsten hatte RWE nahezu fortwährend den Ball und die Spielkontrolle, auch wenn vieles Stückwerk blieb. Dennoch zeigte sich, dass Rot-Weiss in dieser Saison Dominanz ausüben kann und wenig zuließ, im Vorjahr hätte man sich wohl selbst gegen diese Lübecker in negativer Hinsicht auf Augenhöhe bewegt.

Die Knackpunkte 

Das Spiel hätte man früher einfahren müssen und nicht wegen des knappen Resultats bis zum Schlusspfiff zittern dürfen. Spätestens als Cedric Harenbrock sein feines Füßchen herausholte und den auf links durchstartenden Sascha Voelcke brillant in Szene setzte, hätte das 2:0 fallen müssen. Zumal Gäste-Keeper Klewin noch unmotiviert sein Tor verließ und Ron Berlinski und Eric Voufack, die frei in der Mitte lauerten, das leere Tor offerierte. Doch Voelckes Querpass geriet viel zu druckvoll und war für Berlinski nicht zu erreichen, Voufacks Nachschuss aus dann zu spitzem Winkel flog über das Tor (84.).

So kam der VFB Lübeck doch noch zu zwei Ausgleichschancen, beide Male durch Akono. Zunächst schlenzte dieser den Ball am Tor von Golz vorbei, kurz darauf brachte er die Kugel nach einem Gewühle im Fünfmeterraum nicht an Essens Nummer 1 vorbei. Auch wenn der Ausgleich angesichts des vorherigen Lübecker Null-Investments in ein Offensivspiel sich als schlechter Scherz erwiesen hätte, darf RWE gegen einen solchen Gegner vom fußballerischen Schlage des MSV Duisburg nicht mehr in die Bredouille kommen.

Die Aufreger

Schiedsrichter Tom Bauer und sein Team verlebten einen ruhigen Abend und machten insgesamt deutlich weniger Schnitzer als die beiden Teams.

Fazit 

Drei Punkte sind drei Punkte! Und davon hat Rot-Weiss Essen nun stolze 30 an der Zahl. Einen Schönheitspreis hat RWE ganz gewiss nicht ergattert, doch tun Siege am Ende immer gut und besser als diverse Niederlagen, bei denen Essen gut gespielt hatte. So springt man aktuell wieder auf Platz 6 und liegt nur wegen des kurios schlechten Torverhältnisse von -1 hinter den punktgleichen Teams von Verl, Sandhausen und Ulm. Diese haben aktuell ebenso viele Spiele ausgetragen wie Essen, das bekanntlich zuvor in München nicht antreten konnte.

Morgen spielen mit Verl und Ulm zwei dieser Mannschaften gegeneinander und auch bei Ingolstadt gegen Sandhausen behaken sich direkte Konkurrenten. Und zwar Konkurrenten um den Relegationsplatz 3. Und das ist schlichtweg sensationell, dass wir aktuell in diesen Regionen unterwegs sind. Der heute an der Hafenstraße unterlegene VFB Lübeck belegt noch den ersten Abstiegsrang mit nur 14 Punkten und kann RWE nur noch mit dem Fernglas in der Tabelle erkennen. Schöne Aussichten vor dem Jahresabschluss gegen den Halleschen FC am kommenden Dienstag ebenfalls an der Hafenstraße, das Match leitet zugleich die Rückrunde ein. Und auf die dürfen wir uns freuen!

NUR DER RWE!

Sven Meyering

Fotos