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2022/2023 – 3. Liga

Ligaguide – SV Meppen 1912

Zahlen und Fakten

Wahrzeichen der Stadt: Die 36 Metall-Spender für Damenbinden und Tampons auf öffentlichen Toiletten und weiteren Gebäuden der Stadt. Die Stadt Meppen leistet somit einen wichtigen Beitrag zur Enttabuisierung des Themas Menstruation. Weitere Infos liefert die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Frau Elisabeth Mecklenburg.

Maskottchen: Toni Schuhmacher. Als der ehemalige deutsche Nationaltorhüter nach etlichen Verfehlungen und in seinem Karriereherbst befindlich endgültig ganz tief gesunken war, hütete er in der Saison 1987/88 als eine Art Himmelfahrtskommando das Tor eines Gelsenkirchener Stadtteilvereins, der sich im freien Fall Richtung zweite Bundesliga befand. Darauf hatte der Tünn keinen Bock und betonte, er spiele doch nicht in Meppen. Musste er auch nicht, denn er flüchtete sich nach Gelsenkirchens Abstieg zu Fenerbahce Istanbul vor einem Auftritt im Emsland. Ein marketingtüchtiger Logistiker stellte Schuhmacher zuvor jedoch einen LKW mit der Aufschrift „Das Fußballerlebnis SV Meppen – 2. Bundesliga“ vor die Haustür. Und natürlich hat auch der neue Trainer, Grinsekatze Stefan Krämer, das Potenzial zum Publikumsliebling.

Höchste Niederlage gegen RWE: 1:4 (23.10.1993): Schon zur Pause führte Rot-Weiss nach Treffern von Dondera, Grein, Margref und Lipinski mit 4:0 und die Fans kreierten den Schlachtruf „Ihr könnt nach Hause fahrn!“ in Richtung der überfordert wirkenden Gäste.

Reiseroute mit dem 9-Euro-Ticket: RE 2 bis Münster (schnell weg, hier wird nur Viertligafußball geboten), WFB RE 15 Richtung Emden bis Meppen (ca. 2 Stunden)

Fanfreundschaftspotenzial: 4 = alles okay, wir tun uns nichts zu Leide: RWE und die Gelassenheit der Norddeutschen, das passt einfach. Stets ruhig und gelassen, wie der Meppener seinen Kautabak auf der Bank vor dem historischen Rathaus bearbeitet, so cool und abgeklärt schaut und kommentiert der Essener Fußballfan die Auftritte seiner Mannschaft. Trotz einiger Begegnungen in Liga Zwei baute sich in Ermangelung unschöner Vorfälle keine wirkliche Rivalität zwischen beiden Klubs auf. Der Meppener schielt höchstens etwas gereizt in Richtung des Lokalrivalen VFL Herzlake, einem Klub, den RWE in der Aufstiegsrunde 1993 kennen und schätzen lernte.
(Skala von 1 = lieber ziehe ich nach Gelsenkirchen bis 10 = webt die Freundschaftsschals)


Drei Gründe, das Auswärtsspiel zu besuchen
  1. Der SV Meppen ist ein frühes Paradebeispiel dafür, wie ein Provinzverein einem ehemaligen deutschen Meister ordentlich auf die Nerven gehen kann. Ende der 8oer Jahre wurden die Emsländer im deutschen Profifußball vorstellig. Vater der damaligen Meppener Erfolge war Rainer Persike, eine Art Christian Neidhart der 80er. Der SV Meppen galt bei seinem Einzug in den deutschen Profifußball als Inbegriff der Provinzialität, ein Umstand, der RWE bei seinen Auftritten gegen die Emsländer allerdings wenig nutzen sollte, denn es gab so manche sportliche Enttäuschung bei Duellen gegen den SVM. Das führte in Essen manchmal zu Unzufriedenheit.

    Schon lange vor dem Auftritt Stefan Effenbergs bei der Fußball-WM 1994 in den USA hatte der deutsche Fußball seinen Stinkefinger-Skandal. Der damalige RWE-Sturmtank Ralf Regenbogen präsentierte diesen am 02.08.1987 nach seinem Ausgleichstreffer zum 1:1 gegen den SV Meppen der unzufriedenen Fankurve, die die rot-weisse Darbietung im Vorfeld mit lauten Pfiffen bedacht hatte. Das führte zum Überschwang der Gefühle auf den Rängen und nutzte zudem nur den Gästen, die zurückschlugen und 2:1 an der Hafenstraße gewannen.

    RWE war eigentlich ambitioniert in die Zweitligaspielzeit gestartet, doch war die Heimpleite gegen Meppen ein Fingerzeig auf eine mäßige Saison. Immerhin, Ralle und die Fans versöhnten sich später wieder, und der prägende Neuner der späten 80er sollte noch viele wichtige Tore erzielen. Im Rückspiel in Meppen rettete ein Praktikant, der bei Cheftrainer Hans-Werner Moors hospitierte und von diesem sogleich aufs Feld geschickt wurde, RWE einen Punkt, weil der ehemalige Bundesligaspieler den Führungstreffer zum zwischenzeitlichen 1:0 für Essen erzielte.

    Jürgen Röber ist wohl bis heute der beste Zufallstransfer der rot-weissen Vereinshistorie und machte als Spieler und insbesondere als Trainer von sich reden. RWE gewann noch nie ein Meisterschaftsspiel in Meppen, wohl aber 1976 ein DFB-Pokalspiel. Auftritte bei den Emsländern erinnern uns Essener daran, dass Rot-Weiss immer geerdet auftreten sollte und hart arbeiten muss, um solche Vereine hinter sich lassen zu können.
  2. Trotz der obigen Fakten spielte Rot-Weiss Essen bislang immer nur in der zweiten Bundesliga um Punkte gegen den SV Meppen. So wie auch jetzt sind die Meppener ein Beleg dafür, dass wir tatsächlich Profifußball spielen. Im Dreißigjährigen Krieg war Meppen Garnisonsstadt und damals gut durch das zeitgenössisch moderne Vaubansche Festungssystem geschützt. Diese Wehrhaftigkeit hat sich Meppen bis heute bewahrt, aber RWE möchte den ersten Ligasieg im Emsland dennoch einfahren.
  3. Zwar sind wir noch nicht in Ostfries- sondern im Emsland, aber natürlich bietet auch Meppen den in Norddeutschland so beliebten Tee an. So bekommt der Auswärtsfahrer hier echten Pausentee. Aufs Pilsken muss er dennoch nicht verzichten.

Alte Bekannte

Torhüter Jonas Kersken ist neu in Meppen und spielte in der U19 für Rot-Weiss Essen, bevor er zu Borussia Mönchengladbach wechselte. Der bei Bayern München ausgebildete Rechtsverteidiger Max Dombrowka spielte immerhin drei Jahre lang an der Essener Hafenstraße, und zwar von 2012 bis 2015. Dann flüchtete er vor dem Fascher-Fluch nach Unterhaching.


Das letzte Duell

SV Meppen – Rot-Weiss Essen: 1:1

01.06.1997

Ein Vierteljahrhundert ist es her, dass beide Mannschaften zuletzt gegeneinander um Punkte spielten. Dabei hatte der SV Meppen gleichzeitig den größten und den kleinsten Spieler der zweiten Bundesliga auf dem Feld. Torhüter Stefan Brasas maß 2,02 Meter und wurde an diesem Tag nur von Angelo Vier bezwungen. Vier, kurioserweise am Ende der Saison mit 18 Treffern Torschützenkönig der Liga bei einem Verein, der abgestiegen war, glich die Meppener Führung durch den finnischen Fußballfloh Marco Myyry, der nur 1,63 Meter groß ist, aus. Noch im Januar diesen Jahres allerdings trafen sich beide Teams freundschaftlich und RWE unterlag dem damals noch klassenhöheren vorherigen Klub seines damaligen Trainers Christian Neidhart mit 1:2.


Ausgehtipps für Auswärtsfahrer

Wer bis Meppen gekommen ist, den trennen noch etwa 120 Kilometer vom Nordseestrand. Da der Essener Fußballliebhaber stets allen Sturmfluten trotzt, bietet sich womöglich ein verlängertes Wochenende an der See an. Zuletzt erlebten wir nur den Haltener See und auch das ist bereits gut zwei Jahre her. Und zudem war das in Wattenscheid. Wer nicht so weit weiterreisen möchte, könnte im Funpark Meppen seine Racing-Qualitäten im Buggy, Hummer oder Go-Kart auf der Kartbahn testen. Zumindest hier ist der Fan dann mal annähernd so schnell wie Isi Young oder Aurel Loubongo.