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Einmal Lotte und zurück – ein Rückblick auf 14 Jahre im Fußballniemandsland – Kapitel V

Von Demandt bis Neitzel – Sportlicher Stillstand Hoch 3, oder golden glänzt die Ananas. Kapitel V erinnert noch einmal an die Zeit von 2016 bis Sommer 2019.

Von Demandt bis Neitzel – Sportlicher Stillstand Hoch 3, oder golden glänzt die Ananas

Zur Saison 2016/17 rief Essens Vorstandschef Michael Welling die Aktion Hoch 3 ins Leben. Fans konnten dabei unter anderem ihre Dauerkarten auf Wahl zu erhöhten Konditionen erwerben, um mehr Geld in Essens Kassen zu spülen und auch für Sponsoren galt es auf der Basis von Freiwilligkeit, etwas tiefer in die Kasse zu greifen. Botschaft des Projekts, innerhalb von drei Spielzeiten sollte es gelingen, den Amateur- in Richtung Profifußball zu verlassen. Natürlich traf das auf fruchtbaren Boden und zahlreiche RWE-Fans erwarben ihre Dauerkarten zu Hoch 3-Konditionen.

Zudem hatte es sich auf der Position des sportlichen Leiters ausgewinklert und Jürgen Lucas übernahm dessen Posten. Winkler sollte jedoch weiterhin das Essener Nachwuchsleistungszentrum koordinieren, hier schied er einige Zeit später im großen Streit mit dem Verein endgültig aus.

Die namhaften Neuzugänge im Sommer 2016 sorgten für viel Zuversicht.

Auf dem Transfermarkt sorgten RWE und Jürgen Lucas mit der Rückholaktion von Timo Brauer, Kapitän der Aufstiegself von 2011, aus der ersten österreichischen Liga für Furore, zudem wechselte mit Kamil Bednarski ein weiterer prominenter Name vom SC Wiedenbrück nach Essen. Am ersten Spieltag reiste RWE sogleich ins beschauliche Städtchen an der Ems und siegte nach Toren von Routinier Frank Löning und Rückkehrer Timo Brauer mit 2:0. Saisonstart geglückt, erst recht, als RWE dann den Bonner SC mit 2:1 besiegte. So wanderte zu Spieltag drei eine beträchtliche Anzahl von RWE-Anhängern ins Tal, um RWE beim Traditionsduell gegen den WSV zu unterstützen. Das Match endete torlos, aber Essen hatte Pech, als Marcel Platzek kurz vor Schluss per Kopf einnetzte, aber vom Schiedsrichtergespann im Abseits gesehen worden war. Der Ex-Essener und nun für den WSV tätige Daniel Grebe gestand später ein, wohl eher etwas spät herausgerückt zu sein und dass Platzos Treffer korrekt gewesen sei.

Rückkehrer Timo Brauer mit perfektem Einstand im 1. Saisonspiel in Wiedenbrück.

Mit sieben Zählern aus drei Spielen war Essen dennoch gut in der Spur, aber die nächsten drei Partien hielten ausnahmslos Niederlagen und keinen einzigen rot-weissen Treffer parat, sodass nach 6 Spieltagen die goldene Ananas bereits über den Tribünendächern glänzte. Die ganze Saison verlief eher unspektakulär und RWE rutschte weder nach unten noch wirklich nach oben. Mit Platz 5 am Saisonende und großem Rückstand auf Platz 1 hatte die Demandt-Elf sich im Vergleich zur Vorsaison zwar deutlich stabilisiert, aber der erhoffte Befreiungsschlag fand sicherlich nicht statt, sodass das Projekt Hoch 3 nur zart gestartet war. Der eigentliche Witz an der Geschichte war jedoch, dass diese Spielzeit noch die mit Abstand beste im Dreijahresplan sein sollte, was noch niemand ahnte. Im DFB-Pokal zwang RWE den Zweitligisten Arminia Bielefeld in Runde 1 nach einem 2:2 nach 120 Minuten ins Elfmeterschießen, scheiterte dort aber wie im Vorjahr an seinen Nerven. Im Niederrheinpokal kam Essen erneut ins Endspiel, unterlag aber vor heimischer Kulisse dem MSV Duisburg. Der war aber bereits über seine Ligaplatzierung für den DFB-Pokal qualifiziert gewesen, sodass RWE für die Spielzeit 2017/18 erneut ins Starterfeld der Hauptrunde rücken sollte.

DFB-Pokal: Erneut im Elfmeterschießen ausgeschieden, diesmal gegen Arminia Bielefeld.

Jahr Zwei von Hoch 3 begann RWE erneut mit Sven Demandt auf der Bank, der Essener Königstransfer hieß Kai Pröger vom BFC Dynamo Berlin. Der schnelle und dribbelstarke Außenstürmer begeisterte die Anhänger bereits in der Vorbereitung und nährte die Hoffnungen, auf ein besseres Abschneiden. Zudem kam mit David Janßen ein altgedienter Torjäger an die Hafenstraße. Doch auch die kommende Spielzeit sollte im Schwerpunkt Enttäuschungen bereit halten, die sich bereits zu Saisonbeginn manifestierten. Am ersten Spieltag trat Rot-Weiss auswärts an und trennte sich von der Reserve des BVB mit 2:2. Beide Mannschaften hatten ein gutes und temporeiches Spiel gezeigt, sodass die Begegnung mit dem Wuppertaler SV mit Spannung erwartet wurde. Diese Partie läutete den Anfang vom Ende der Zeit von Sven Demandt bei RWE ein. Obwohl Kevin Grund seine Farben früh in Führung gebracht hatte, dominierte der WSV die meiste Zeit der Partie und gewann am Ende hochverdient mit 3:1.

Zwei Publikumslieblinge an der Hafenstraße – Kai Pröger und Kevin Hagemann.

Die Aussage des RWE-Trainers auf der Pressekonferenz, man sei von der Gegenwehr des Gegners überrascht gewesen, wurde mit Zorn im Essener Lager aufgenommen und ist bis heute unvergessen. Wenige Tage später empfing der fehlgestartete Viertligist den Bundesligisten Borussia Mönchengladbach im DFB-Pokal. Benny Baier, der große Pokalkämpfe liebte, brachte Rot-Weiss überraschend in Führung, ebenso überraschend hielt RWE die Führung bis zur 79. Minute, bis Gladbach ausgleichen und kurz darauf den Siegtreffer erzielen konnte. Trotz großem Kampf war wieder außer Spesen nix gewesen.

Es folgten 5 Punkte aus drei Ligaspielen, besonders beim 2:2 beim finanzstarken KFC Uerdingen, bei dem RWE zweimal geführt hatte, zeigte sich, dass Rot-Weiss Potenzial besaß, das es zu selten abrief. Was folgte war ein ganz bitteres 2:4 im Heimspiel gegen den SC Wiedenbrück, einen Verein, der immer wieder das Zünglein an der Schicksalswaage von RWE spielen sollte.

Ja, so dumm haben wir Fans auch schon öfters geguckt, nachdem was da so auf dem Rasen passierte.

Am 01.09.2017 richtete sich der Zorn der wutentbrannten RWE-Anhänger vor allem gegen ihren Vorstandschef Doc Michael Welling, dem Hoch 3 aufgrund der Ergebnisse immer mehr auf die Füße fiel. Unerkannt im Stadion weilte an diesem Abend auch Marcus Uhlig und bekam ein Bild von der Wucht, die die Hafenstraße auch im negativen entfachen kann. Welling trug sich seit Längerem mit Rücktrittsgedanken und hatte den früheren Geschäftsführer von Arminia Bielefeld zu seinem Nachfolger auserkoren, mit dem er zunächst in einer Phase der Einarbeitung die Geschicke des Vereins Rot-Weiss Essen noch zusammen leiten sollte, bis er sich im Frühjahr 2018 aus Essen zurückzog. Das sollte sich im Nachhinein als richtungsweisend für die Zukunft und als wichtigste Personalie einer ansonsten völlig verkorksten Spielzeit erweisen. Denn trotz der großen Verdienste, die Doc Welling vor allem für die finanzielle Gesundung des Vereins Rot-Weiss Essen haben sollte, kam mit Marcus Uhlig auch deutlich mehr an sportlichem Know How in den Verein.

Von der RWE-Fankurve auf den Chefsessel – Marcus Uhlig wird Nachfolger von Doc Welling.

Zunächst aber gab es Trainerroulette. Nach 11 Spieltagen und einer Platzierung im Niemandsland hatte Sven Demandt fertig, zwei Spieltage mit zwei Niederlagen half Co-Trainer Erle Wolters als Übergangschef aus, dann präsentierte RWE mit Argirios Giannikis einen neuen Trainer, der nach eigenen Angaben noch mit Doc Welling seinen Vertrag ausgehandelt hatte. Mit dem ersten griechischen Cheftrainer seiner Vereinsgeschichte stürmte RWE sofort den Aachener Tivoli und siegte nach Toren von Timo Becker und Kai Pröger mit 2:1. In den sechs Partien bis zur Winterpause stabilisierte Giannikis RWE und holte gute 13 Punkte. Das beginnende Kalenderjahr 2018 hatte dann einen Paukenschlag parat. Essen hatte seinen Trainer zunächst nur bis zum Saisonende an sich gebunden, wollte aber nun verlängern. Giannikis verhandelte jedoch hinter dem Rücken der RWE-Verantwortlichen mit Drittligist VFR Aalen und unterschrieb einen Kontrakt für die kommende Spielzeit.

Ob Grote oder Giannikis. Wer in der Winterpause mit anderen Vereinen verhandelt, macht sich wenig Freunde. Gestern wie heute.

In Essen war man perplex und auch die Mannschaft lieferte nicht mehr wirklich aufgrund des angeknacksten Vertrauensverhältnisses. Kurios, RWE kassierte in zwei aufeinanderfolgenden Heimspielen einen späten Doppelschlag. Zunächst gab man ein 2:1 gegen die SG Wattenscheid kurz vor dem regulären Spielende aus der Hand und kassierte in der Nachspielzeit das 2:3. Dann führte man 2:0 gegen den KFC Uerdingen und schluckte zwei Treffer nach Minute 90. Das war noch nicht das Ende für Giannikis, wohl aber für sein Gegenüber an diesem Abend Michael Wiesinger. Uerdingens in allen Belangen gewichtiger Mäzen Michail Ponomarew hatte in der Gästekabine einen Tobsuchtsanfall, denn er sah trotz des späten Punktgewinns den angestrebten Aufstieg als arg gefährdet an. Wiesinger flog, Stefan Krämer kam und führte das Krefelder Viertliga-Starensemble mit einer Siegesserie vor Viktoria Köln ans Ziel.

Die RWE-Abwehr in der Schlussphase gegen Wattenscheid und Uerdingen (Symbolbild)

Aber auch die Tage von Agirios Giannikis, bei den RWE-Fans nach seiner Entscheidung für Aalen verbrannt, waren bald gezählt. Anfang April unterlag RWE an der Hafenstraße dem SV Rödinghausen mit 1:2 und Marcus Uhlig sah sich zu seiner ersten Trainerentlassung als RWE-Boss veranlasst. Giannikis ging wie geplant zur neuen Saison nach Aalen und stieg mit dem VFR postwendend ab. RWE hingegen präsentierte schon zum nächsten Spiel beim Wuppertaler SV mit Karsten Neitzel einen neuen Mann – ein Zeichen dafür, dass man schon länger zweigleisig geplant hatte. Neitzel war von seiner Vita her, unter anderem als langjähriger Assistent von Volker Finke beim SC Freiburg, eine durchaus nennenswerte Hausnummer für die Regionalliga. Seine Premiere ging jedoch in die Hose. RWE unterlag beim WSV mit 1:3, alle Wuppertaler Tore gelangen Enzo Wirtz, der in der Folgesaison die Schuhe für RWE schnüren sollte. Danach blieb Rot-Weiss in den letzten 7 Saisonspielen aber unbesiegt und holte 15 Punkte.

Karsten Neitzel war der neue auf dem Trainerkarussell. Da heißt es wieder einsteigen, da heißt es wieder Spaß haben. Kurzfristig jedenfalls…

Dennoch endete die Saison 2017/18 mit einem Tiefschlag, denn RWE verlor das Niederrheinpokalfinale bei Nachbar Rot-Weiß Oberhausen sehr unglücklich mit 1:2, wobei der Siegtreffer der Gastgeber wohl eher ein Phantomtor als wirklich hinter der Linie gewesen war. Zudem litten eigentlich alle Zuschauer im Stadion unter der chaotischen Organisation der Oberhausener, die mit diesem Großevent total überfordert waren. Ein aggressiver Platzsturm der RWO-Anhänger in Richtung der Essener Fanblöcke nach Schlusspfiff führte noch zu Ausschreitungen, bei denen die ebenfalls überforderte Polizei eine unrühmliche Rolle spielen sollte. Denn anstatt die Oberhausener Platzstürmer einfach von den Essener Blöcken wegzutreiben, flogen mit einem Male Salven von Pfefferspray auf die Rot-Weiss-Anhänger, ohne Rücksicht darauf, dass sich dort auch zahlreiche Frauen und Kinder aufhielten.

Ungespülte Getränkebecher, Schlagstock und Pfefferspray – willkommen bei RWO.

Was genau die Ordnungsmacht dazu veranlasst hatte blieb unaufgeklärt. Die Umstände waren unsportlich und skandalös, aber unter dem Strich fehlten RWE die wichtigen Einnahmen der ersten DFB-Pokalhauptrunde für den kommenden Saisonetat. Ein Stück Gerechtigkeit war übrigens, dass RWO in der ersten Runde mit einem 0:6 gegen den SV Sandhausen die Segel streichen musste und dabei sich selbst und im Grunde die gesamte Regionalliga West bis auf die Knochen blamierte. Essens sportliche Bilanz war aber ebenfalls blamabel. Am Tabellenplatz 10 hätte man sicherlich gerne die Null gestrichen.

Die namhaften Neuzugänge im Sommer 2018 sorgten für viel Zuversicht.

Die letzte Hoch 3-Saison war die Spielzeit 2018/19, die für RWE gut begann und einmal mehr enttäuschend enden sollte. Trainer Neitzel und der sportliche Leiter Jürgen Lucas hatten zunächst einmal ein scheinbar glückliches Händchen bei Transfers. Von Rot-Weiß Oberhausen kam Daniel Heber zurück an Essens Hafenstraße, dort hatte der gebürtige Neusser schon Jahre als Jugendspieler verbracht. Von den Stuttgarter Kickers holte Rot-Weiss Lukas Scepanik für die linke Außenbahn, Florian Bichler aus Elversberg für die rechte, Enzo Wirtz wechselte vom WSV für die Sturmzentrale und Kevin Freiberger kam aus Lotte als eine Art Königstransfer ebenfalls für den Sturm. Für das Tor zudem der zwischenzeitlich bei Bayern München Bundesligaluft schnuppernde Lukas Raeder, wie Freiberger gebürtiger Essener. Das sollte doch was geben, dachte sich der RWE-Fan.

Engelmann regelt, damals leider für Rödinghausen.

Am ersten Spieltag in Rödinghausen unterlag RWE nach guter Leistung mit 1:2, beide Treffer für die Ostwestfalen machte Simon Engelmann. In der ersten Minute riss sich Kevin Freiberger das Kreuzband und war raus bis zum Saisonende. In der Schlussminute brachten sowohl Marcel Platzek als auch Enzo Wirtz den Ball nicht im leeren Tor unter, so blieb auch das Punktekonto leer. Was für ein bitterer Auftakt.

Dann kam der WSV zur Hafenstraße, nach wenigen Sekunden führte RWE durch Florian Bichler mit 1:0, bis zur Halbzeit legten Daniel Heber, Kai Pröger und Marcel Platzek nach und die RWE-Fans sangen angesichts einer 4:0 Führung „Der RWE ist wieder da!“. Nach 90 Minuten stand es dann 5:1 für Essen, das seine nächsten vier Ligaspiele alle gewann und von der Tabellenspitze grüßte. Am 7. Spieltag leitete ein Austauschschiedsrichter aus Luxemburg die Partie gegen den SV Lippstadt und zeigte Kai Pröger nach einer halben Stunde für ein Allerweltsfoul die rote Karte. Nach 90 Minuten vergab Benjamin Baier die große Ausgleichschance, Lippstadt führte 3:2, und verschoss einen Elfmeter. Der Auftakt einer Negativserie.

C’était nul, cher Austauschschiedsrichter.

RWE blieb insgesamt 6 Spiele sieglos und verlor 4 davon. Neben der Prögersperre hatte Essen auch diverse Verletzte zu beklagen, der Kader war trotz im Grunde guter Transfers zu dünn, um das alles aufzufangen. Wie eng die Personaldecke war zeigte, dass Benny Baier bei der 0:1 Niederlage bei Mönchengladbach II auf der falschen Neun agieren musste. So spielte Rot-Weiss frühzeitig wieder um die goldene Ananas. In der Winterpause ließ man mit Kai Pröger seine wirkungsvollste Offensivwaffe nach Paderborn in Liga 2 ziehen, wo Prögi Richtung Bundesliga durchstartete. So gab es wenigstens noch eine Ablöse. Zieht man die 15 Punkte aus den ersten 6 Partien ab, holten die Essener aus den verbliebenen 28 Ligaspielen nur 31 Zähler, die Bilanz eines Absteigers.

Negativer und kurioser Höhepunkt war das 0:5 bei der „Reserve“ des BVB II. Als die Spielberichtsbögen herauskamen, standen auf dem der Dortmunder nicht weniger als die Namen von 3 Vollprofis. Alexander Isak, Sebastian Rode und auch Shinji Kagawa sollten in der Zweiten auflaufen. RWE-Trainer Karsten Neitzel hatte seine Mannschaft aber offensiv ein- und aufgestellt und sah sich so kurzfristig nicht in der Lage, taktisch und personell etwas zu verändern. Dabei sollte man gerade deswegen gegen zweite Mannschaften immer einen Plan B in der Tasche haben. So ging RWE sehenden Auges in die Katastrophe. Nach 28 Minuten hatte Isak einen lupenreinen Hattrick erzielt, dreimal lieferte Kagawa die Vorarbeit. Der japanische Nationalspieler legte auch die beiden folgenden Treffer auf. Das Spiel war eher eine Zirkusnummer, bei der RWE als tragischer Clown teilnehmen sollte. Der Beginn einer innigen Abneigung gegen Dortmunds Zweite, die in der Spielzeit 2020/21 ihren Höhepunkt erleben sollte.

Gestatten, Euro-League-Gewinner Sebastian Rode.

So plan- und glücklos wie beim BVB-Spiel agierte Essens Cheftrainer Karsten Neitzel leider häufiger in der Saison, die RWE mit sieben sieglosen Partien am Stück aber erstaunlicherweise noch auf Platz 8 stehend beenden sollte. Obwohl seine Truppe mit wenigen Ausnahmen einen unmotivierten Auftritt nach dem anderen hinlegte, nahm der Coach seine Mannschaft noch immer öffentlich in Schutz, was ihm diese aber nicht dankte. RWE spielte das Stadion leer. Zwischenzeitlich verloren sich gefühlt nur noch knapp 2000 Zuschauer an der Hafenstraße, was durch die Zahlen der verkauften Dauerkarten offiziell gemildert wurde. Aber die Warnzeichen waren deutlich. Der RWE-Anhang hatte die Nase voll. Bereits im Herbst 2018 zeigten Anhänger auf der Rahn-Tribüne eine aufgeblasene Ananas, Symbol der Frustration.

Montagabend Hafenstraße – ein weiteres Spiel X um die goldene Ananas.

Hoch 3 war endgültig mächtig in die Hose gegangen und man musste befürchten, dass sich nun tatsächlich auch Teile der treuen Fans zurückziehen würden, weil die Tristesse nicht mehr zu ertragen war und RWE zudem bei den jungen Anhängern in die völlige Bedeutungslosigkeit steuern werde. So gab es für Essener Verhältnisse in der Rückrunde fast schon Geisterspiele. Oberhausener Zustände an der Hafenstraße? Der Hoffnungsschimmer für eine bessere Zukunft kam Anfang April 2019, als Essens Boss Marcus Uhlig verkündete, einen strategischen Partner gefunden zu haben, mit dessen Hilfe das Budget für die erste Mannschaft signifikant erhöht werden könne. Wilde Spekulationen machten die Runde, Spaßvögel gründeten eine Facebook-Gruppe, die ALDI als neuen Partner suggerierte, dann wurde Sascha Peljhan, Gründer des erfolgreichen Modelabels Naketano, gebürtiger Essener und RWE-Fan als Unterstützer vorgestellt. Zudem die Essener Tiefbaufirma HARFID als neuer Hauptsponsor. So erlebten Essens Anhänger die letzten Wochen der Saison trotz sehr mäßiger Leistungen entspannt und die Vorfreude auf die kommende Saison wuchs. Und das nicht zu Unrecht. RWE stand in der Tat vor besseren Zeiten und wenn man so will drei fetten Jahren in der Regionalliga.

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