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2021/2022 – Regionalliga West

Rot-Weiss Essen – SV Lippstadt (4:0)

Starke Reaktion unserer Rot-Weissen. Mit 4:0 besiegte unsere Mannschaft den SV Lippstadt relativ locker und zeigte nach den drei schwachen Ergebnissen eine starke Partie. Die ersten Bilder und der Spielbericht sind online.

Vorbericht

Ruhe bewahren, Lippstadt schlagen!

Dass sich nach den Spielen am Samstag nichts an der Tabellenkonstellation ändert, hätten die meisten Fans aus Essen und Münster wohl kaum bezweifelt – dass RWE jedoch nach dem überraschenden Ausrutscher der Preußen selbst patzte, führte zu großem Frust im Essener Lager. Die dargebotene Leistung nährte dabei große Zweifel hinsichtlich des Saisonendspurts: Die Mannschaft muss am Dienstag eine Reaktion zeigen. Zu Gast ist ausgerechnet das Team, das am Samstag bereits den Spitzenreiter ärgern konnte.

Der Gegner: SV Lippstadt (11. Platz/ 32 Spiele/ 39 Punkte/ 11 Siege/ 6 Remis/ 15 Niederlagen/ 49:54 Tore)

Die Wundertüte aus dem Tabellenmittelfeld benötigt noch einige Zähler für den Klassenerhalt, denn trotz des elften Platzes steht der SVL nur vier Punkte vor Alemannia Aachen. Das 3:3 gegen Tabellenführer Preußen Münster dürfte der Mannschaft von Felix Bechtold einen gehörigen Motivationsschub gegeben haben und obwohl die taktische Formation der Lippstädter häufig variiert, hat sich der Trainer durch mutigen Offensivfußball auch gegen die Großen der Liga einen Namen gemacht. Top-Torjäger Viktor Maier (9 Saisontore) ist in der Regionalliga bestens bekannt und konnte nicht nur am Samstag einen Treffer beisteuern, sondern auch schon in der Vorwoche beim 4:1 bei der Düsseldorfer Zweitvertretung einen Doppelpack schnüren.

Im Vorjahr liefen die Lippstädter an der Hafenstraße beim 0:5 ins offene Messer, in der Hinrunde überstanden sie die rot-weisse Angriffswelle in Halbzeit 1 mit nur einem Gegentreffer und konnten das Spiel mit 1:2 enger gestalten, als es das Torschussverhältnis vermuten ließ. Morgen wird es darauf ankommen, die nicht immer sattelfeste SVL-Defensive vor Probleme zu stellen und dabei an die ersten Durchgänge aus Oberhausen und Aachen anzuknüpfen sowie die Chancen dann auch zu verwerten. Im Gegensatz zur Gladbacher Reserve wird Lippstadt vermutlich von Beginn an höher attackieren und Räume bieten, die dann jedoch auch genutzt werden müssen.

Die rot-weisse Personallage und die taktischen Optionen

Felix Herzenbruch kehrt zurück und dürfte direkt wieder zur Startformation gehören, alles andere als eine Viererkette Plechaty – Heber – Herzenbruch – Bastians vor Jakob Golz wäre eine echte Überraschung. Simon Engelmann im Sturm bleibt alternativlos, dazwischen gibt es im Mittelfeld jedoch viele Kandidaten für eine kreative Pause auf der Ersatzbank – insbesondere die Mittelfeldzentrale hatte in Halbzeit 2 gegen Gladbach kaum mehr Zugriff aufs Spiel. Da auch Offensivmotor Isi Young momentan nicht die Power für 90 Minuten zu haben scheint, sind alle Varianten denkbar. Obwohl also völlig offen bleibt, wer möglicherweise rausrotiert, wird es wohl im Mittelfeld maximal 2 Änderungen geben – personelle Alternativen für eine größere Rotation ergeben sich schlichtweg nicht, da sich die meisten Ersatzspieler in der Rückrunde nach ihren Einwechslungen kaum für die Startelf empfehlen konnten.

Fazit und Blick über den Tellerrand

Unabhängig von der eigenen Aufstellung und der Tagesform der Lippstädter Wundertüte ist das Heimspiel gegen den Tabellenelften ein absoluter Pflichtsieg, um im Aufstiegsrennen nicht abreißen zu lassen. Die Frage lautet daher, ob RWE die Enttäuschung von Samstag abschütteln und an die vorherige Heimserie anschließen kann, als es auf eigenem Platz – den Münster-Abbruch ausgenommen – acht Siege am Stück zu feiern gab.

Der Druck wird nicht geringer, doch das gilt genau so für den Tabellenführer aus Münster, der Fortuna Köln im Nachholspiel empfängt. Die Kölner haben mit dem 2:3 gegen Wiedenbrück die letzten Aufstiegshoffnungen verspielt und sind mit nur 2 Siegen aus den letzten 10 Ligaspielen in erschreckender Form. Im Essener Lager hatte man den Fortunen am Samstag sogar noch die Daumen gedrückt, damit die Mannschaft mit der entsprechenden Motivation nach Münster reisen würde, doch vielleicht kann Köln am Dienstag auch frei aufspielen und für eine Überraschung sorgen. Wichtig bleibt ohnehin zunächst, dass RWE im Gegensatz zu Samstag die eigenen Hausaufgaben erledigt und im Schlussspurt zu alter Stärke zurückfindet.

NUR DER RWE!

Dominik Gsell

Spielbericht

Tempo, Wille, Jugendpower! RWE meldet sich mit 4:0 über Lippstadt zurück im Aufstiegsrennen!

Es geht doch! Fußball-Regionalligist Rot-Weiss Essen zeigte nur drei Tage nach der schwachen Partie gegen Gladbach II das ganz andere RWE-Gesicht und überrollte den SV Lippstadt im Stadion an der Hafenstraße förmlich. Auch wenn sich durch Münsters 1:0 Erfolg über Fortuna Köln tabellarisch nichts verändert hat, schürten die Rot-Weißen mit diesem Auftritt neues Feuer für den Endspurt um den Aufstieg.

Das Personal

Felix Bastians hat leider einen Rückschlag erlitten und fehlte wegen erneuter Probleme mit dem Hüftbeuger auf dem Spielberichtsbogen. Für ihn rückte Felix Herzenbruch nach seiner Gelbsperre zurück in die Viererkette und sollte dort vollends abliefern. Oguzhan Kefkir begann somit erneut als linker Verteidiger, in der Mittefeldzentrale erhielt Luca Dürholtz den Vorzug vor Cedric Harenbrock. Ansonsten begann RWE wie gegen Gladbach II, das heißt vor Jakob Golz im Tor komplettierten Daniel Heber und Sandro Plechaty die Viererkette, im Zentrum agierten neben Dürholtz Eisfeld und Tarnat, auf den offensiven Außen rahmten Isi Young und Marius Kleinsorge den Stoßstürmer Simon Engelmann ein.

Nach 68 Minuten, es stand 3:0, wechselte Christian Neidhart dreifach, Engelmann, Kleinsorge und Young erhielten wahrscheinlich eine kleine Schonung für den bereits am Freitag anstehenden Gang zu den Sportfreunden Lotte. Für das Trio betraten Zlatko Janjic, Cedric Harenbrock und Regionalliga-Debütant Nico Haiduk das Feld. Vor allem U19-Spieler Haiduk wusste mit einem selbstbewussten Auftritt zu gefallen und spielte, als sei er bereits länger fester Bestandteil der ersten Mannschaft. So gönnte der Coach nach 81 Minuten auch Nils Kaiser noch ein wenig Regionalligaluft. Kaiser kam für Doppeltorschütze Thomas Eisfeld und spielte sogleich einen tollen Schnittstellen-Pass auf Cedric Harenbrock, den dieser leider nicht veredeln konnte. Insgesamt spielte RWE auch nach den Wechseln weiterhin geschlossen stark und torhungrig auf.

Die Pluspunkte auf dem Rasen

Was auch immer RWE nach dem schlimmen Samstagsspiel hinter den Kulissen getan hat, um der Mannschaft neues Leben einzuhauchen, es ist gelungen. Rot-Weiss spielte 90 Minuten plus Nachspielzeit Powerfußball und ging zu keiner Phase des Spiels in den oft kritisierten Verwaltungsmodus nach einer Führung. Der SVL hätte sich über eine höhere Niederlage nicht beschweren können. Alle Essener Tore waren sehenswert. Vor dem 1:0 spielte Isi Young zwei gegnerische Abwehrspieler schwindelig und servierte von der Grundlinie aus Simon Engelmann das Leder auf die Torjägerlocken. Beim 2:0 hielt Thomas Eisfeld nach einer weiten Freistoßhereingabe seinen Zauberfuß in den Ball und beförderte die Kugel aus spitzem Winkel in die Maschen.

Eisfeld besorgte auch das 3:0, das war nach starker Vorarbeit von Kleinsorge, der seinen Gegenspieler in der Box düpierte aus kurzer Entfernung kein Problem. Das Tor stand auch exemplarisch für die vielen guten Läufe in die Tiefe, mit der RWE immer wieder hinter die Lippstädter Ketten kam und die zuletzt so arg vermisst worden waren. Den Schlusspunkt setzte Felix on Fire Herzenbruch, der eine Ecke ins lange Eck einnickte. Obwohl die Nachspielzeit schon bei diesem Treffer angebrochen war, eroberte RWE die Kugel sogleich wieder und steuerte einem weiteren Treffer entgegen, doch nun behielt Gästekeeper Balkenhoff die Oberhand gegen Zlatko Janjic, von Haiduk stark in Szene gesetzt, dann war Schluss. Nicht nur die Offensivleistung überzeugte, sondern auch wie alle Essener auf dem Feld füreinander kämpften und sich mit Elan in jedem Zweikampf warfen. Dieses energische Pressing hielt die Neidhart-Truppe auch endlich einmal pausenlos durch, sodass Lippstadt kaum zum Atmen kam. Das Spiel war in der zweiten Halbzeit kaum angepfiffen, als Rot-Weiss sich das Leder von den anstoßenden Gästen sofort eroberte und zum Angriff überging. Und wenn es einmal brenzlig wurde, fanden die Essener auch darauf die richtige Antwort. So hatte der SVL beim Stande von 2:0 einen vielversprechenden Konter in Überzahl, den Sandro Plechaty mit energischem Zugriff unterband. Überhaupt überragte Plechaty an diesem Abend, nach zuvor eher mäßigen Spielen.

Wer noch das gute alte NRZ-Formbarometer kennt, wird wohl zustimmen, dass eine Mehrheit an RWE-Spielern am Samstag in der Kategorie „schwach“ eingestuft worden wäre, am Dienstag stand es jedoch bei im Grunde der ganzen Mannschaft auf leistungstechnischem Sonnenschein.

Die Pluspunkte auf den Rängen

Auch der RWE-Anhang zeigte eine starke Leistung. Gab es am Samstag nach dem Schlusspfiff noch Pfiffe, so wurde die Mannschaft bereits im Stadionumfeld mit aufmunternden Plakaten begrüßt und auf dem Feld vor der Partie mit Applaus empfangen. Dass die Skepsis nicht ganz gewichen war, zeigte vereinzeltes Murren und Knurren, wenn RWE auch nur mal kurz Tempo aus dem Spiel nahm. So auch vor dem 1:0, als der Ball zunächst beruhigt und dann auf den anderen Flügel verlagert wurde. Von dort allerdings nahm er unaufhaltsam seinen Weg ins gegnerische Tor und die Tribünen wurden versöhnt. Essens leidenschaftlicher Kampf riss die gut 10.000 Zuschauer mit. So muss es sein. Zwar wurde es ein wenig weniger euphorisch, als die Kunde von Preußens Knickertor gegen Fortuna Köln durchsickerte, jedoch erkannten die Anhänger an, dass RWE auf dem Gaspedal blieb und auch dem wahrscheinlich nicht unwichtigem Torverhältnis sichtbare Kosmetika verpasste.

Die Knackpunkte

Auch wenn die Pluspunkte vermuten lassen, dass der Sieg völlig ungefährdet war, führte die extrem offensive Ausrichtung der Essener zumindest in Halbzeit 1 noch zu einigen gefährlich anmutenden Lippstädter Vorstößen, häufig initiiert durch die rot-weisse Leihgabe Felix Schlüsselburg, der durch kluge Spielverlagerungen auffiel. Überhaupt blieb Lippstadt seinem grundsätzlich mutigen Stil auch in Essen treu, auch wenn keine klaren Gelegenheiten dabei heraussprangen und das Essen eher entgegenkam.

Ansonsten muss man höchstens noch das Chancen-Wasser in den rot-weissen Siegeswein gießen, denn es hätten noch ein oder zwei Tore mehr gelingen können.

Der Aufreger

Warum das Schiedsrichtergespann solange über das 2:0 für RWE nach 41. Spielminuten diskutierte, bis Schiedsrichter  Martin Tietze zur Freude der Essener dann doch zur Mitte zeigte, war eine der Fragen des Abends. Lippstadts Torhüter Reck wurde das Tor mittlerweile als Eigentor angerechnet, da er Eisfelds Schuss selbst in seinen Kasten ablenkte. Der Schiedsrichterassistent wähnte wohl den Ball fälschlicherweise am Außennetz.

Ob die Suspendierung von Essens demissionierter Nummer 1 Daniel Davari, nach Grotes unrühmlichen Abgang zudem Kapitän der Mannschaft, überhaupt noch einen Aufreger wert ist? Jakob Golz hält großartig und Daniel Heber ist als zuverlässigster Leistungslieferant der würdigste Kapitän der Hafenstraße seit langer Zeit! Von daher, mach es gut Daniel Davari und gib künftig woanders die Diva.

Fazit und Blick über den Tellerrand: Die Lage in der Liga

Tempo, Wille, Jugendpower zeichneten RWE beim Sieg über Lippstadt aus. Diesen Schwung müssen wir Freitag mit zum Lotter Kreuz nehmen und den dortigen Sportfreunden ebenso den Schneid abkaufen und uns zumindest vorübergehend an die Tabellenspitze der Regionalliga West setzen. Preußen Münster bekam das Siegtor von denen den Aufstieg damit abschenkenden Kölner Fortunen leider auf dem Silbertablett serviert. Erst am Sonntag gastieren die Adlerträger bei RWO und auch wenn sich einige Oberhausener Anhänger sicherlich sogar eine Niederlage der eigenen Mannschaft zuungunsten von RWE wünschen, werden Mike Terranova und die Seinen allein für sich und die noch immer vorhandenen Ziele Gas geben.

Am Donnerstagabend verhandelt das Sportgericht den Essener Einspruch gegen  das „Böllerurteil“. Wie auch immer das ausgehen wird, müssen wir unabhängig davon weiterhin die Geschlossenheit zwischen Mannschaft und Fans repräsentieren wie am gestrigen Abend! Dann bleiben wir dran!

NUR DER RWE

Sven Meyering

Fotos by M.R.

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