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2021/2022 – Regionalliga West

1. FC Köln U21 – Rot-Weiss Essen (1:1)

Am Ende kann man wohl sagen, dass es ein gerechtes Unentschieden war. Mit 1:1 trennten sich die Rot-Weissen und die U21 des 1. FC Köln. Mittwoch geht´s gegen die U23 aus Düsseldorf weiter. Fotos und Spielbericht sind online.

Vorbericht

In Köln Kamelle in Form von Punkten einverleiben!

Fußball Regionalligist Rot-Weiss Essen steht vor einer englischen Woche, in welcher sich der aktuelle Tabellenführer mit zwei Zweitvertretungen sowie der Aachener Alemannia messen wird. Den Auftakt bildet das Match bei der U23 des 1. FC Köln am Samstag. Im närrischen Rheinland möchte sich RWE Kamelle in Form von 3 Punkten einverleiben.

Das Personal und die taktischen Optionen

Bereits am Dienstag haben wir uns ausführlich mit dem Schock beschäftigt, der die Ausfälle von Daniel Heber und Kevin Holzweiler für unseren Verein bereithielt. Nun gilt es, aus der Not eine Tugend zu machen. Rot-Weiss Essen ist noch immer stark genug, den Kampf um die Spitze erfolgreich zu gestalten. Rückenwind gab es zuletzt in Form der Vertragsverlängerung von Cedric Harenbrock. Das ist ein positives Signal das zeigt, dass RWE mittlerweile attraktiv genug ist, seine wichtigen Spieler im Verein zu halten.

In Köln wird eine Änderung in der Essener Startformation unabänderlich sein. Felix Herzenbruch wird anstelle von Daniel Heber die Position in der Innenverteidigung übernehmen. Generell ist davon auszugehen, dass Herze hier mit seinen Leistungen dafür sorgen wird, dass die Stelle nicht wieder vakant werden wird. Sein Nebenmann Enrique Rios Alonso ist ebenfalls gesetzt, allerdings bereits vierfach gelbmarkiert. „Ene“ muss somit aufpassen, dass er sich keine baldige Sperre einhandelt. Das ist derzeit noch ein Manko in seinem ansonsten bereits sehr abgeklärten Spiel, dass hin und wieder einmal auch ein überflüssiges Foul dabei ist. So gesehen gegen den KFC Uerdingen, als Alonso bei einer 9:0-Führung seinen Gegenspieler regelwidrig zu Fall brachte und einen gelben Karton kassierte.

Felix Bastians und Sandro Plechaty werden die Abwehrformation komplettieren. Im Mittelfeld wird Christian Neidhart gegen die sehr spielstarken und torhungrigen Gastgeber auf Kompaktheit setzen und mit einer reinen Spitze beginnen. Somit ist zu erwarten, dass Cedric Harenbrock und Oguzhan Kefkir beginnen werden, Dennis Grote ist ohnehin gesetzt. Grote zur Seite steht für gewöhnlich Luca Dürholtz. Essens Nummer 7 ist ein außergewöhnlich spielstarker und technisch versierter Akteur, wie u.a. sein Bilderbuchtor gegen Homberg gezeigt hat. In Sachen Zweikampfhärte wünscht man sich jedoch etwas mehr Widerstandskraft von Dürholtz. Ansonsten könnte auch Niklas Tarnat eine dann defensiver ausgerichtete Option darstellen.

Seit der Holzweiler Verletzung sind die Aktien von Felix Heim und Sascha Voelcke gestiegen, vermehrte Einsatzzeiten zu erhalten. Ganz vorne drin ist Simon Engelmann zu erwarten. Engel zeigte gegen Wiedenbrück trotz mangelnden Torerfolges ein gutes Spiel, war immer anspielbereit und behauptete die Kugel. Unter der Woche war Essens Angreifer noch beim Podcast „Podbolzer“ zu Gast und zeigte sich gewohnt sympathisch und bodenständig. Engel ist es auch menschlich zu gönnen, wieder vermehrt ins gegnerische Tor zu treffen.

Gerne in das gegnerische Tor trifft der kommende Gegner Köln II. RWE erwartet ein ganz anderes Spiel als zuletzt gegen Wiedenbrück, eine Mannschaft, die nur darauf aus gewesen ist, das Essener Spiel zu zerstören. Was umgekehrt aber auch illustriert, wie groß der gegnerische Respekt vor den Essenern geworden ist. Respekt muss RWE aber auch vor Köln II haben. Das defensive Umschaltspiel wird gefordert sein. Kölns Offensive ist brandgefährlich. RWE wird das Spiel dennoch machen wollen.

In der letzten Saison erlitt Rot-Weiss auf der Zielgeraden eine extrem bittere 1:2-Niederlage in Köln. Obwohl Essen noch einmal an den BVB II herankam, war die Hypothek dieser Niederlage letztlich zu groß. Die Schlappe resultierte daraus, dass RWE zu Beginn hinten zu offen war und später zu viele Chancen liegengelassen hatte. Das Anforderungsprofil ist somit dargelegt: Den Gastgebern nicht zu große Räume offerieren und vorne effizient genug sein.

Der Gegner 1.FC Köln II (6. Platz/11 Spiele/7 Siege/0 Remis/4 Niederlagen/ 29:17 Tore)

Die Qualität des Gegners wurde oben schon angesprochen. Die Devise der Mannschaft von Mark Zimmermann ist offenbar „Alles oder nichts“, denn Köln II hat sowohl die meisten Treffer der gesamten Liga erzielt als auch noch kein einziges Remis in der Statistik. Florian Dietz ist mit satten 10 Treffern der erfolgreichste Goalgetter der Liga, der erst 19 Jahre alte und originär dem Profikader angehörende Marvin Obuz hat ebenfalls bereits sechsfach eingenetzt. Also Obacht vor diesem Premiumangriff.

Die beherzte Spielweise hat auch ihre Nachteile. Hinten klingelte es in 11 Partien 17 mal in der eigenen Bude. Das ist Negativrekord bei den Mannschaften des oberen Tabellendrittels. Hier ist also die Schwachstelle, in die RWE hinein stoßen kann. Schließlich ist auch unsere Offensive nicht ganz so schlecht aufgestellt. Christian Neidhart wird vermutlich darauf hoffen, dass sein Trainerkollege Mark Zimmermann seinem gewagten Spielstil treu bleiben wird. Köln II könnte zudem mit einem Erfolg über RWE dem Tabellenführer in den Nacken atmen. Es ist auch fußballerisch ein echtes Spitzenspiel zu erwarten, ein echter Härtetest für RWE steht an.

Fazit und über den Tellerrand geschaut: Die Lage in der Liga

Auf RWE kommen die Spiele zu, in denen es die Tabellenführung beherzt verteidigen müssen wird. Wie dargelegt wartet in Köln ein Prüfstein, der hart, aber zu bewältigen ist. Die Konkurrenz ist wachsam. Preußen Münster macht am Freitagabend den Anfang beim Bonner SC. Das Team von Sascha Hildmann wird eine ähnliche Enttäuschungen wie beim Remis gegen den Tabellenletzten in Homberg unbedingt vermeiden wollen. Bei einem Sieg bei den ebenfalls abstiegsgefährdeten Beethovenstädtern würden sich die Adlerträger wieder weit oben hinein schieben.

Der Wuppertaler SV, immer noch Tabellenzweiter, fährt zu einem zu erwartenden Preisschießen zum KFC Uerdingen. Ein Stolperer hier wär reines Wunschdenken. Die tabellarische Top-Partie steigt in Oberhausen. RWO empfängt den Dritten Fortuna Köln. Während die Fans sich hier für eine Pfandbecher-Aktion aufopfern müssen, damit Sturmtank Sven Kreyer seine Verbindlichkeiten aufgrund einer Sachbeschädigung einer LED-Tafel im Stadion Essen begleichen kann, muss sich die Terranova-Truppe der sicherlich körperbetont auftretenden Fortuna erwehren. Mindestens ein Kontrahent wird somit Federn lassen. Düsseldorf II probt in Lippstadt für seinen folgenden Auftritt gegen RWE unter der Woche. Zunächst aber gilt unsere volle Konzentration dem Match beim 1.FC Köln II.

Bis dahin wie immer

NUR DER RWE!

Sven Meyering

Spielbericht

Wir lassen den Dom in Köln, leider auch zwei Punkte!

Es gibt am Ende zwei Sichtweisen auf das Spiel, die jeweils ihre Berechtigung haben. Einerseits hat RWE in der ersten Halbzeit geführt und hätte mit einem Elfmeter mit 2:0 in Führung gehen können. Es bleibt Spekulation, aber mit der 2:0-Führung im Rücken wären wohl drei Punkte möglich gewesen. Andererseits gehörte diese Kölner Mannschaft zu den besten Gegnern dieser Saison, es war möglicherweise sogar die spielstärkste Mannschaft, auf die Rot-Weiss Essen in dieser Saison getroffen ist. Dass RWE trotzdem den Punkt aus Köln entführt hat, obwohl die Kölner immer wieder wütende Angriffe liefen, kann man durchaus als Mannschaftserfolg sehen. Am Ende ist der erste Rang nur noch knapp, aber RWE steht weiterhin auf dem Platz an der Sonne und hat die Möglichkeit, am Mittwoch den Vorsprung sogar auszubauen. Es sah schon einmal schlechter aus im ausgehenden Oktober an der Hafenstraße.

Das Personal

Daniel Heber hätte auch ohne Verletzung ersetzt werden müssen, da er sich die rote Karte gegen Wiedenbrück eingehandelt hat. Dafür begann – wie es jeder erwartet hat – Felix Herzenbruch. Vorweg sei gesagt, dass Herzenbruch der Fels in der Brandung war, denn immer wieder bissen sich die Jungprofis des FC an Herze die Zähne aus. Selbst als José-Enrique Rios Alonso sich zu Spielbeginn Wackler erlaubte, war Herzenbruch zum Ausputzen bereit. Für Daniel Heber hatte RWE einen Premiumersatz. Nichtsdestotrotz vermissten die RWE-Fans Heber an allen Ecken und Enden. Köln griff überfallartig den Essener Strafraum an und verstand es, schnell umzuschalten. Hier gelangen einige gefährliche Konter, bei der die Schnelligkeit Hebers Gold gewesen wäre. Insbesondere beim 1:1, das Davari im ersten Versuch bravourös hielt, wünschte man sich den Essener Abwehrchef auf den Platz.

Eine zweite Änderung hätte dann wohl kaum jemand erwartet, auch wenn diese Idee bereits im Jawattdenn.de-Vorbericht angedeutet wurde. Zumeist entscheidet Christian Neidhart in der Mittelfeldzentrale zwischen Cedric Harenbrock und Erolind Krasniqi. Gegen die offensiv starken Kölner wollte es Neidhart wohl kompakter angehen und er ließ beide Mittelfeldakteure draußen und verhalf Niklas Tarnat zu seinem ersten Regionalligaeinsatz für RWE von Beginn an. Ein Pluspunkt für Tarnat sind auf jeden Fall seine Standards, denn die Ecken, die gegen Wiedenbrück so harmlos wie zahlreich waren, trat er sehr viel gefährlicher in den Kölner Strafraum. Aber auch so lieferte er eine saubere Leistung ab, sodass er sich als Alternative auch für die kommenden Wochen aufdrängt.

Die Pluspunkte

Im Vergleich zu den vergangenen Spielen war Rot-Weiss sehr effizient vor dem Tor. Der erste gefährliche Angriff saß sofort. Dennis Grote passte perfekt hinter die Abwehr und aus der Drehung versenkte Simon Engelmann. Es schien, als habe Engelmann sich in Velbert aus der Krise geballert, und beendete mit dem 0:1 die enorme Druckphase der Gastgeber zu Beginn des Spiels.

Während die Abwehr zwar immer wieder wackelte, wenn die Kölner ihre Schnelligkeit ausspielten, ging Rot-Weiss mit der Zeit robust in die Zweikämpfe und sorgte für ein Spiel auf Augenhöhe.

Ein Extralob verdient sich heute außerdem Daniel Davari. Seine spektakulärste Parade zahlte sich leider nicht aus, da die Essener Abwehr viel zu langsam zurückging und Köln so den nächsten Versuch im Tor unterbringen konnte. Viel auffälliger als die Paraden war allerdings Davaris Auftreten. Er antizipierte gefährliche Bälle und entschärfte damit gute Einschussmöglichkeiten und die Körpersprache verdeutlichte immer wieder, dass viel passieren muss, dass ein Ball reingehen könnte. Es war dann ein Spiel von drei gegen einen, das schlussendlich für den Ausgleich sorgte.

Die Knackpunkte

Der Knackpunkt, der wohl noch ein paar Tage hängen bleibt, ist der verschossene Elfmeter. Simon Engelmann ist nach zwei verschossenen Elfmetern zunächst einmal nicht mehr angetreten. Da allerdings in Velbert der aktuelle Elferschütze, Luca Dürholtz, vergab, sollte ein anderer schießen. Weil niemand sich anbot, übernahm Simon Engelmann die Verantwortung. Der Aberglaube, dass der Gefoulte nicht schießen soll, bewahrheitete sich wieder einmal und so stand es zur Halbzeit nur 1:0. Hier hätte RWE eine deutlich komfortablere Führung in der zweiten Hälfte im Rücken haben können. Es sind mehrere Spieler in der Startelf über 30. Bei so viel Erfahrung im Kader kann man eigentlich erwarten, dass auch andere Spieler für Dürholtz in die Bresche springen.

Das Aufbauspiel wurde vom Nachwuchs des FC ebenfalls sehr stark unterbunden. Immer wieder führten teilweise recht unbedrängte Fehlpässe zu gefährlichen Angriffen des Gegners. Gegen die Schnelligkeit des FC wirkte Rot-Weiss phasenweise sehr langsam.

Das eklatanteste Problem war heute allerdings, dass RWE in Offensivphasen zu weit vorne stand. Das Gegentor entstand dadurch, dass ein Großteil der Mannschaft aufgerückt war und gleich drei Spieler nahezu unbehelligt auf Daniel Davari zulaufen konnten. Die Essener lagen da lange in Führung und hatten es gar nicht nötig die kompakte Grundordnung aufzugeben. Selbst nach dem Ausgleich passierte es Rot-Weiss einige Male, sodass sogar eine Niederlage möglich gewesen wäre, wenn Köln seine Angriffe noch konsequenter zu Ende gespielt hätte.

Der Aufreger

Es war dieses Mal die Aufstellung. Dass der FC Spieler mit Profiverträgen einsetzt, ist sowieso ein No-Go, was allerdings die vom Verband gepamperten Zweitvertretungen alle machen dürfen. Immerhin hat der Großteil auch die anderen Spiele bestritten. Dass allerdings Tim Lemperle wieder mitspielte, der bislang nur in der Bundesliga eingesetzt wurde, war ein Armutszeugnis des 1. FC Köln. Mal abgesehen von der Wettbewerbsverzerrung, so schwach, dass solche groben Unsportlichkeiten nötig wären, wirkten die restlichen Spieler des FC gar nicht. Und lieber FC, wenn ihr schon zu solchen Mitteln greift, sollte man die Spiele vielleicht auch gewinnen. Immerhin fiel Lemperle eher als Diva auf, die sich vor allen Dingen fallen ließ und mit dem Schiedsrichter diskutierte.

Fazit/Die Lage der Liga

RWE steht nach dem abermaligen Unentschieden weiter auf dem ersten Platz die Abstände sind allerdings nach den Siegen von Fortuna Köln, Preußen Münster und dem Wuppertaler SV denkbar eng. Mit einem Sieg hätte man sich ordentlich von Oberhausen, die gegen Fortuna Köln klar mit 2:0 ihr Heimspiel verloren, absetzen können und hätte entspannt nach Düsseldorf fahren können. Aber in Köln sprang nur ein Punkt heraus und so ist Rot-Weiss fast schon in der Pflicht mit einem Dreier vom Flinger Broich zurückzukehren. Den Tabellenführer, Rot-Weiss Essen, und den Tabellenvierten, Preußen Münster, trennen lediglich zwei mickrige Punkte, was für den neutralen Beobachter spannend wäre, für uns RWE-Fans allerdings denkbar knapp ist.

Christian Neidhart ist in vielfacher Hinsicht gefragt. Er muss in der englischen Woche die Belastung dosieren, muss ein wenig Aufbauarbeit leisten, muss auf den nächsten Gegner einstellen und sollte zumindest die offensichtlichen Problemchen angehen. Die Düsseldorfer haben gleichzeitig heute eine deftige Abreibung bekommen und gingen mit 2:5 in Lippstadt unter. Das bedeutet allerdings nichts. So stark wie der 1. FC Köln II ist Düsseldorf keinesfalls, allerdings wäre Arroganz fehl am Platze, zumal die Fortuna wahrscheinlich auf Wiedergutmachung aus sein wird.

Rot-Weiss Essen ist gestolpert, aber es ist nichts passiert. Essen grüßt von der Tabellenspitze und das sollten alle Beteiligten als Chance wahrnehmen. Das Nachholspiel ermöglicht, sich von der Konkurrenz abzusetzen. Ein Dreier wäre Gold wert und das Vertrauen in die Mannschaft ist weiterhin ungebrochen.

Hendrik Stürznickel

Fotos by M.R.

Fotos by M.E.

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