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2021/2022 – Regionalliga West

Fortuna Düsseldorf II – Rot-Weiss Essen (3:3)

Erst vogelwild, dann Moral bewiesen. Die wenigsten RWE-Fans hatten nach der schnellen 3:0-Führung der Düsseldorfer Reserve noch Hoffnung auf etwas Zählbares. Doch die Neidhart-Jungs schafften es wenigstens noch einen Punkt vom Flinger Broich zu entführen. Am Samstag gegen Aachen darf es aber gerne mal wieder ein Sieg sein. Die ersten Fotos und der Spielbericht sind online, der Rest folgt.

Vorbericht

Ein guter Brauch am Flinger Broich! Drei Punkte mit nach Hause nehmen!

Englische Woche für Fußball-Regionalligist Rot-Weiss Essen. Nach dem 1:1 Unentschieden bei der Zweitvertretung des 1. FC Köln geht es für die Rot-Weissen erneut zu einer zweiten Mannschaft in das Rheinland. Diesmal heißt der Kontrahent Fortuna Düsseldorf II. Im Paul-Janes-Stadion möchte RWE im siebten Auswärtsspiel der Saison den sechsten Sieg. Das würde die Essener Aktien im Aufstiegskampf prosperieren lassen. Zudem haben die einzig wahren Roten mit den Fortunen noch eine Rechnung offen. Hier kommt unser Vorbericht.

Die Personallage und die taktischen Optionen

Es fehlen natürlich die drei Langzeitverletzten Daniel Heber, Kevin Holzweiler und Michel Niemeyer. Ansonsten gibt es hoffentlich keine weiteren Ausfälle zu verkraften. Erolind Krasniqi hat seine Blessur aus dem Niederrheinpokalspiel überwunden und stand in Köln bereits wieder auf dem Platz. In Düsseldorf muss RWE einige Dinge besser machen als in Köln, um den guten Brauch dieser Saison, auswärts ansonsten immer drei Punkte mitgenommen zu haben, wieder aufleben zu lassen.

Erolind Krasniqi ist wieder fit.

Das Spiel beim FZÄH hat durchaus einige Fragen aufgeworfen und Schwachstellen aufgezeigt. Insbesondere in der zweiten Hälfte konnte der Betrachter den Eindruck gewinnen, dass RWE etwas naiv verteidigt habe. In Führung liegend ließen sich die Essener auskontern und ein Tor einschenken. In dieser Szene hatte das Defensivverhalten sehr wenig von dem vorher angemahnten konsequenten defensiven Umschaltspiel. Essen war viel zu offen, vor allem auf den Flügeln. Auch später im Spiel noch und die Partie hätte auch verloren gehen können. Hier war es nun doch zu merken, das Fehlen Daniel Hebers. Zwar spielte Felix Herzenbruch eine starke Partie und auch Rios Alonso war in den direkten Zweikämpfen einmal mehr eine Bank. Aber Heber fehlte an zwei Enden. Erstens, es wurden diverse Defensivkopfbälle im Bereich der Mittellinie verloren und gefährlich für RWE verlängert. Das sind die Bälle, die häufig eine sichere Beute für den etatmäßigen Abwehrchef sind.

Und wenn Essens Fußballidol Willi Lippens vor laufender TV-Kamera so gerne erzählt, dass ihm angesichts der Kulisse an der Hafenstraße Dinge eingefallen seien, die er vorher selber nicht gekannt habe, so ließe sich dieser Spruch auf Essens Nummer 14 ummünzen. Daniel Heber läuft Räume zu, bevor diese überhaupt für den Gegner entstehen können. Die spielstarken und sehr temporeichen Kölner stellten RWE daher immer wieder vor Probleme. In Hälfte eins kamen sie häufig gefährlich über die rechte Seite, in Hälfte zwei war es der andere RWE-Flügel, der Sorgen bereitete. Somit wurde deutlich, dass Essen sich gegen einen so starken Gegner wie die Kölner, die sich zudem den Luxus gönnten, Bundesligastürmer Tim Lemperle erstmals in dieser Saison in der Reserve aufzubieten, vielleicht nicht ganz so weit nach vorne schieben sollte.

Felix Herzenbruch zeigte einmal mehr gegen Köln eine tadellose Leistung.

Auch offensiv bereitete das Flügelspiel ein wenig Kopfzerbrechen. Die Gegner haben sich mittlerweile auf die beherzten Antritte von Isi Young auf der linken Seite eingestellt. Wiedenbrück verpasste Essens Turbospieler sobald er die Mittellinie überschritten hatte, einen Manndecker, dem sich ein zweiter Spieler hinzugesellte, um Young die Außenbahn dicht zu machen. Auch Köln hatte sich darauf eingestellt, durfte sich allerdings auch große Freiheiten erlauben, wenn Isi im Zweikampf durch Halten fast das Trikot ausgezogen wurde, der Schiedsrichter das aber als regelkonform ansah. So wirkte Young fast ein wenig konsterniert in der Körpersprache. Da die gegnerischen Trainer offenbar im Vorfeld immer besonders auf die Antritte von Essens Nummer 30 verweisen, wäre es vielleicht eine taktische Option, Isi Young einmal wieder die Seite wechseln oder sogar während der Partie die Flügelspieler ein wenig rotieren zu lassen. In der Schlussphase in Köln brachte Christian Neidhart Sascha Voelcke auf links, Isi wechselte auf rechts.

Insgesamt wartet in Düsseldorf eine wiederum schwere Partie auf die Essener. Eine Reservemannschaft mit Tempo und Technik. Die Umschaltmomente sollten daher offensiv als auch defensiv besser gelingen als in Köln. Im defensiven Mittelfeld kommt möglicherweise erneut Niklas Tarnat zum Zug. Sein Einsatz bei den Geißböcken sollte mehr Stabilität vor der Abwehr bringen und Dennis Grote Entlastung bringen. In der Zentrale stand RWE durchaus sehr stabil. Eine offensivere Ausrichtung wäre der Einsatz von Cedric Harenbrock. Trotz seines viel diskutierten Elferfehlschusses dürfte Simon Engelmann im Angriff weiterhin erste Wahl sein. Engel spielte in Köln wahrlich keine schlechte Partie, machte sein Tor und hatte gemeinsam mit Oguzhan Kefkir im ersten Abschnitt noch einige gute Szenen. Das Essener Drama vom Punkt ist ärgerlich, aber nicht nur Engelmanns Problem. Insgesamt wird Christian Neidhart sicherlich keine drastischen Veränderungen in der Startformation vornehmen. Seinen Spielern wird er aber sicherlich mit auf den Weg geben, sich in der ein oder anderen Situation taktisch anders verhalten zu müssen.

Simon Engelmann trifft wieder – hoffentlich auch am Flinger Broich!

Der Gegner Fortuna Düsseldorf II (8.Platz /12 Spiele/6 Siege/ 3 Remis/ 3 Niederlagen/24:15 Tore)

Fast schon traditionell gut kam Fortuna Düsseldorf II aus den Regionalligastartlöchern. Die ersten drei Partien wurden allesamt gewonnen, seitdem stockte der Motor allerdings etwas. In den letzten beiden Partien avancierte die Fortuna dann zur Wundertüte. Erst schossen die Schützlinge von Trainer Nico Michaty Gelsenkirchens Zweitvertretung mit 5:1 ab, dann gingen sie mit fast demselben Resultat mit 2:5 in Lippstadt unter. Von daher scheinen die Rheinländer eine eher typische Reservemannschaft zu sein, die große Formschwankungen offenbaren kann.

Allerdings zeigte auch der vorherige RWE-Gegner aus Köln, dass man gegen RWE fast etatmäßig eine hohe Konzentration an den Tag legt. Ob die Fortunen einen „Kniff“ der Geißböcke wiederholen und sich unerwartete Profiunterstützung sichern werden, bleibt abzuwarten. Wie oben erwähnt zog der FZÄH mit Tim Lemperle am Samstag eine Option, mit der man nicht unbedingt rechnen musste. Steffen Baumgart, Coach der Kölner Bundesligamannschaft, wollte Lemperle wohl einmal gegen einen starken Gegner wie RWE in der Regionalliga spielen sehen.  Wir erinnern uns, derselbe Steffen Baumgart schimpfte im Frühjahr minutenlang wie ein Rohrspatz im TV über eine vermeintliche Benachteiligung seines damaligen Teams aus Paderborn beim DFB-Pokal in Dortmund. Man sei keine Aktiengesellschaft, schrie Baumgart gar mehrfach. Übersetzt sollte das heißen, der Kleine werde oft gegenüber den Großen benachteiligt. Nach dem letzten Samstag möchten wir Ihnen sagen, Herr Baumgart, auch RWE ist keine Aktiengesellschaft und ihr spontanes Profiroulette schlichtweg ein Unding. Zweitvertretungen und die Gastspiele von oben bleiben somit Wettbewerbsverzerrung und ein Ärgernis.

So sehen wir unsere Rot-Weiss am liebsten.

Gut für RWE, Fortunas Erste spielt zeitgleich im DFB-Pokal bei Hannover 96 und wird dieser Partie bezüglich Abstellungen wohl Vorrang geben. Daher ist fraglich, ob zum Beispiel Lex-Tyger Lobinger wie im Vorjahr die Chance bekommen wird, gegen RWE zu treffen. Der 22-Jährige gehört mittlerweile dem Düsseldorfer Profikader an. Dennoch ist er auch bereits wieder 5 Mal für die „Zweite aufgelaufen und hat satte 4 Treffer erzielt. Erfolgreichster Fortunen-Schütze ist der etatmäßige Mittelstürmer Jona Niemiec mit 5 Einschlägen in gegnerische Netze. Nicolas Hirschberger, sowohl in der Jugend als auch in seinem ersten Seniorenjahr für RWE aktiv, steuerte bislang immerhin 2 Tore bei. Der Führungsspieler der Düsseldorfer Rasselbande ist noch immer der Alterspräsident der Regionalliga West. Methusalem Oliver Fink zählt mittlerweile 39 Lenze und ist offenbar noch immer nicht müde.

Torhüter Dennis Gorka hat ebenfalls einen Profivertrag, blieb aber der Zweiten bislang als Stammkeeper erhalten. Diesem jungen Torwarttalent muss RWE am Mittwoch ein paar Bälle einschenken, um erfolgreicher aus der Landeshauptstadt heimzufahren als zuletzt. Im Februar 2021 beendete die Fortuna eine grandiose RWE-Serie. Über ein Jahr waren die Essener in einem Pflichtspiel zuvor nicht besiegt worden und hatten 32 Mal (26 Partien Regionalliga West/ 3 Partien DFB Pokal/ 3 Partien Niederrheinpokal) in Folge nicht mehr verloren. Christian Neidhart, bei 28 dieser Spiele als Chefcoach verantwortlich, lernte erst damals das Gefühl kennen, mit Rot-Weiss Essen ein Spiel zu verlieren.

Dieses Mal sollen Tore gegen Düsseldorf gelingen.

RWE wird somit auf Revanche sinnen. Übrigens waren die überfallartigen Konter der Düsseldorfer gegen eine an diesem Tag schlecht sortierte RWE-Mannschaft einer der Hauptgründe für die damalige Schlappe. Auch auf die Gefahr hin, sich zu wiederholen, die Essener müssen hier wachsam sein und kompakter und schneller hinter den Ball kommen, als gegen die FZÄH-Amateure. Die Fortunen sind sicherlich eine gute Mannschaft, ob sie allerdings der Qualität des Kölner „Nachwuchses“, der RWE stellenweise ordentlich durcheinanderwirbelte, ebenbürtig sind, ist fraglich. Die Qualität von Rot-Weiss Essen jedenfalls ist trotz zuletzt durchwachsener Leistungen und Resultate dennoch unbestritten. Tabellenführer ist die Mannschaft nicht zufällig. Und diese Spitzenposition kann sie am Mittwochabend nicht nur festigen, sondern sogar ausbauen.

Fazit und über den Tellerrand geschaut

Egal, wie das Spiel in Düsseldorf enden wird, bis zum darauffolgenden Wochenende wird RWE definitiv von der Tabellenspitze grüßen dürfen. Gegenüber der Konkurrenz vom Wuppertaler SV, Fortuna Köln und Preußen Münster hat RWE bislang ein Spiel weniger ausgetragen. Im Erfolgsfall wird der Vorsprung auf diese drei Verfolger 4 bzw. sogar 5 Punkte betragen. Rot-Weiss hat somit eine große Chance, Distanz zwischen sich und seine ärgsten Kontrahenten zu bringen. Der Augenblick erscheint daher als komfortabel. Nachdem die Ergebnisse der letzten Wochen aber eher durchschnittlich waren, sollten die Essener diese Situation nun positiv gestalten, um auch ein Zeichen an die Liga zu senden.

RWE will in der Fremde wieder Grund zum Feiern haben.

Auch zwei weitere Spitzenteams haben am Mittwoch Verpflichtungen. Bereits um 14 Uhr tritt der 1. FC Köln II gegen den SV Rödinghausen an. Mit einem Sieg könnten die gegen RWE starken Domstädter sich im oberen Drittel etablieren. Rot-Weiß Oberhausen spielt am Lotter Kreuz gegen die dortigen Sportfreunde, deren Negativserie sogar noch größer ist als die des KFC Uerdingen, gegen die die Lotter als einziges Team in dieser Spielzeit verloren haben. RWO wiederum hat nach dem 1:1 an der Essener Hafenstraße auch keine Bäume mehr ausgerissen und seitdem 3 weitere Punkte auf RWE eingebüßt. Somit zählt für Mike Terranova im Anschluss an die Oberhausener Heim-Schlappe gegen Fortuna Köln (0:2) nur ein Sieg. Dennoch drücken wir den Lottern und unserem ehemaligen Spieler Timo Brauer die Daumen, dass eine positive Trendwende gelingen möge. Unserem RWE wünschen wir ohnehin nur das Allerbeste. Ein Sieg am Mittwochabend wäre zudem die passende Werbung für den folgenden Westschlager gegen Alemannia Aachen. Die Konzentration darauf beginnt aber erst nach dem Match bei der Fortuna.

NUR DER RWE!

Sven Meyering

Spielbericht

Drittes Unentschieden in Folge nach wilder Aufholjagd

RWE hatte sich nach den letzten beiden Unentschieden viel vorgenommen und wollte die Chance beim Schopfe packen, sich mit einem Sieg aus dem Nachholspiel ein kleines Polster an der Tabellenspitze aufzubauen. Und so sahen die ersten Minuten tatsächlich auch aus. RWE legte entschlossen los und ließ der Fortuna zunächst wenig Luft zum Atmen. Das Gegentor in der 7. Minute fiel jedoch aus dem heiteren Himmel, der anschließend mit voller Wucht über die Mannen von Christian Neidhart hereinbrach. Innerhalb von elf Minuten setzte es zwei weitere Treffer.

3:0 für Düsseldorf nach 18 Minuten. Vor dem geistigen Auge der mitgereisten Essener blitzte die erste Niederlage der letztjährigen Saison auf, die es ebenfalls mit 3:0 am Flinger Broich setzte. Auf Tiefschlaf folgt Schockstarre. Entsetzen in den Gesichtern auf der Tribüne, hängende Schultern auf dem Platz. Es folgte ein zerfahrenes Spiel mit vielen Fehlpässen und einfachen Ballverlusten. Auch die Zwote der Fortuna konnte nach diesem Sahnestart nicht an selbigen anknüpfen, so dass Simon Engelmann in der 37. Minute nach perfektem Zuspiel die Aufholjagd einleiten konnte. Bis zum Halbzeitpfiff war daraufhin richtig Feuer im Spiel. Der Glaube war bei Mannschaft und Fans zurück. Das Ende vom Lied ist bekannt, wenn auch in der zweiten Halbzeit erst spät Druck ausgeübt wurde. Es wäre sonst mehr drin gewesen.

Cedric Harenbrock kam für Niklas Tarnat in die Startelf.

Das Personal

Über die schmerzhaften Ausfälle von Heber und Holzweiler ist bereits alles gesagt. Das passende Statement dazu lieferte die Mannschaft mit den Aufwärmshirts, die im Franz-Kremer-Stadion getragen wurden.

Christian Neidhart nahm im Vergleich zum Spiel bei der Kölner Reserve nur einen Wechsel vor. Für Neuzugang Tarnat stieß Harenbrock wieder in die Startelf. Die Defensive blieb demnach unverändert. Ob das Desaster der Anfangsphase mit einem Daniel Heber hätte vermieden werden können, ist müßig zu diskutieren. Fakt ist, dass sich der verschlafene Start nicht an einzelnen Spieler festmachen lässt und die Verteidigung sich einen kollektiven Blackout geleistet hat.

Auf Düsseldorfer Seite gab es ebenso Ausfälle zu beklagen: Jamil Siebert saß eine Gelb-Rot-Sperre ab, Kapitän Tim Oberdorf war in den Profikader berufen worden und zum DFB-Pokalspiel nach Hannover gereist.

Simon Engelmann leitete die Aufholjagd ein.

Die Knackpunkte

Ganz klar: Die desolate Verteidigung in den ersten 20 Minuten! Beim ersten Gegentor sah Schlussmann Davari alles andere als gut aus. Beim 0:2 reichte ein langer Ball aus dem Mittelfeld für Lex-Tyger Lobinger, um sich Lufthoheit zu verschaffen und völlig unbedrängt einzuköpfen. Das 0:3 erzielte ebenso der 1,92 m große Stürmer mit Profivertrag, der passend zum anstehenden Halloween mit Maske auflief. Wieder ein langer Ball in die Spitze, diesmal jedoch flach, um einen Konter einzuleiten. Die RWE-Defensive gewährte großzügig Freiräume und konnte der Musik abermals nur hinterherlaufen.

In der Vorwärtsbewegung lief über weite Strecken auch nicht viel zusammen. Gefährliche Schüsse aus der zweiten Reihe waren Mangelware. Die vielen Versuche über die Außen sind oftmals verpufft, weil die Flanken nicht ankamen.

Kritisch zu hinterfragen ist auch die Körpersprache, die die Neidhart-Elf phasenweise an den Tag gelegt hat. Zu oft wurde sich zu simpel der Schneid abkaufen lassen, statt sich dem gierigen, aber nicht übermächtigen Auftreten der Düsseldorfer entschlossen entgegen zu stellen. Der unbedingte Siegeswille kam nur mit den nötigen Impulsen, wie dem 1:3-Anschlusstreffer, zum Vorschein, ehe der Pausenpfiff das Powerplay unterbrach. Die zweite Halbzeit begann ebenso fahrig, bis Janjic aus kurzer Distanz traf und neue Kräfte freisetzte.

Zlatko Janjic konnte endlich wieder für Rot-Weiss treffen.

Die Pluspunkte

Wenn ein 0:3-Rückstand aufgeholt wird, müssen wir unweigerlich von einer großen Moral sprechen. Die Mannschaft hat zwar phasenweise nicht zwingend genug den Weg zum Tor gesucht, aber nie aufgesteckt oder abgeschenkt, sondern sich an den eigenen Haaren aus der Misere gezogen. Mit schnellen Angriffen, wie der Kombination zum Engelmann-Treffer, hat man sich selbst belohnt und Mut geschöpft. Selbiges beim Vorstoß von Plechaty, der zum 3:2 geführt hat. Den erspielten Mut legte Krasniqi letztlich nur wenige Zeigerumdrehungen später in seinen Schuss, der endlich mal aus zweiter Reihe aufs Tor gebracht wurde und mit Wucht bei der Fortuna einschlug. Es geht doch! Warum nicht öfter?

Der Aufreger

Die 85. Minute! Rot-Weiss hatte sich vor zehn Minuten gerade mit dem 3:3 durch Krasniqi zurück ins Spiel gebracht und drängte nun auf den Siegtreffer. Fünf Minuten vor Schluss kam dann Sascha Voelcke nochmal über links und hob seine Flanke passgenau über den Fortuna-Keeper auf Janjic, der aus fünf Metern das förmlich leere Tor verfehlte.

Den Torschrei zum 4:3 auf den Lippen, blieb den RWE-Fans nur ein Raunen und die Hände über dem Kopf zusammenzuschlagen. Unfassbar!

Erst nach 20 Minuten stabilisierte sich die Defensive.

Fazit

Wie die Stimmungslage wäre, wenn eine 3:0-Führung aus der Hand gegeben worden wäre, möchte man sich nicht ausmalen. So bleibt ein moralischer Gewinn, wenn auch die schnellen Gegentore und die zwei verlorenen Punkte, die aus dem dritten Remis in Folge resultieren, noch schwer im Magen liegen. Zu groß war die Hoffnung, wieder in die Erfolgsspur zu finden und sich etwas in der Tabelle abzusetzen.

Dazu sind drei Punkte aus den letzten drei Spielen zu wenig. Gleichwohl ist aber auch festzuhalten, dass kein Spiel verloren wurde und weder Oberhausen, noch die beiden Wundertüten aus Köln und Düsseldorf dreifach gegen Rot-Weiss Essen punkten konnten. RWE bleibt Tabellenführer und hat in einer nun endlich bereinigten Tabelle zwei Punkte Vorsprung.

In den kommenden vier Spielen duellieren sich drei Abstiegskandidaten mit den Jungs von der Hafenstraße, gegen die unbedingt wieder Siege eingefahren werden müssen, wenn man den Platz an der Sonne nicht abgeben will.

Sebastian Hattermann

Fotos by M.R.

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