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2019/2020 - Regionalliga West

Schalke 04 II – Rot-Weiss Essen (0:0)

RWE bleibt auch im 6. Spiel in Folge ohne Niederlage, allerdings reichte es heute nur für einen Punkt. Auf dem Acker in Wanne-Eickel lieferten sich beide Mannschaften ein Kampfspiel, leider nutzen die Rot-Weissen keine ihrer Torchancen, um die drei Punkte mit zurück an die Hafenstraße zu nehmen. Nächste Woche, gleicher Ort, anderer Gegner und hoffentlich wieder drei Punkte.

Vorbericht

Diese Partie hätte es eigentlich schon in der englischen Woche zwischen dem 20. und 25. September geben sollen, doch weil die erste Mannschaft der Gastgeber spielfrei war und die Ordnungshüter zahlreichen Besuch aus erlebnisorientierten Kreisen witterten, wurde die Partie auf den 23.11. verlegt. Immerhin am Wochenende ab 14.00 Uhr. Dem Essener Nachbarn aus Oberhausen, dessen Partie aus denselben Gründen gleich am ersten Spieltag nicht stattfinden sollte, erging es da schlechter, denn der Verband setzte die Partie mitten in der Woche ab 14:30 Uhr an. Und dann wundert man sich, dass wir in unserer Liga die Nase voll haben von Zweitvertretungen. Zum einen werden wegen ihnen die Spiele bunt verlegt und sie verzerren den Spielplan. RWE hatte vor seinem Auftritt bei der Zweitvertretung von Fortuna Düsseldorf satte 11 Punkte Rückstand auf den damaligen Tabellenführer aus Verl. Allerdings auch zwei Partien weniger absolviert. Da kommt dennoch gehöriger Druck auf. Mittlerweile hat sich dieses Tabellenbild nivelliert, unsere Roten haben gleich viele Partien wie die Verler gespielt und sind ihnen bis auf zwei Punkte auf den Pelz gerückt. Rödinghausen, dass die Tabellenspitze zurückerobert hat, steht 3 Punkte besser da als Essen, hat aber eine Partie mehr auf dem Konto. Da am kommenden Samstag ein reiner Nachholspieltag ansteht, könnte RWE mit dem SVR gleich ziehen. Die gestrichenen Punkte aus der Wattenscheid-Begegnung hätten das Ganze noch günstiger aussehen lassen, jedoch ist das unumkehrbar.

Gestaltbar ist daher nur die Zukunft und somit unmittelbar das nächste Spiel. Fünf Partien in der Liga in Folge hat RWE für sich entschieden und damit eine klare Antwort auf eine von der Funke Medien Gruppe prophezeite Herbst-Depression gegeben. Am Samstag in der Herner Mondpalast-Arena, so heißt diese Spielstätte tatsächlich, soll der sechste Sieg in Serie gelingen. Der Gegner, die Zweitvertretung eines in Essen traditionell höchst ungeliebten Vereins, ist natürlich alles andere als eine Amateurmannschaft. Und damit sind wir beim zweiten Thema, weswegen wir zweite Mannschaften nicht sonderlich mögen, und zwar nicht nur diese. Ihren Auftritten in der Liga haftet stets der Ruf der Wettbewerbsverzerrung an. Mal tritt eine solche Truppe nur mit ihrem originären Kader aus im Schwerpunkt Nachwuchskickern ergänzt mit einigen Altstars an, mal kommt sie mit massiver Profiunterstützung um die Ecke. Die Regionalliga West, gespickt mit großen Traditionsvereinen für die der sportliche Erfolg existenziell wichtig ist, wird somit zum Spielball der großen Branchenführer, die keinerlei Solidarität an den Tag legen und offenbar vergessen haben, wo sie selbst einmal herkamen. Genauso verfährt auch Gelsenkirchen.

Zunächst lief es mit dem reinen „Amateurkader“ nicht prickelnd. Den ersten Sieg gab es im erst im sechsten Spiel. Nach und nach fanden sich immer mehr Profis bei der „Zweiten“ ein, der prominenteste der ehemalige Torjäger von Union Berlin Steven Skrzybski. In der zweiten Liga ein Top-Mann reichte es nicht zum Durchbruch in der Bundesliga. In der Regionalliga lief er bislang viermal auf und traf dabei zweimal. RWO z.B. sah sich im Nachholspiel Ende Oktober neben Skrzybski drei weiteren Profis gegenüber, darunter auch Fabian Reese, der achtmal dem Kader der Regionalligamannschaft angehörte. Daher wird man grummelig von der Landwehr herüber geblickt haben, als die Blau-Weißen dann ausgerechnet gegen den Aufstiegskonkurrenten SV Rödinghausen gänzlich auf Profiunterstützung verzichteten. Das sorgt für Unzufriedenheit und ist eines der großen Strukturprobleme der Regionalliga für das die Verbände sehr wenig oder gar keine Lösungsbereitschaft aufwänden. Negativer Höhepunkt dabei die Aussage eines führenden Funktionärs, die Fans könnten sich glücklich schätzen, auch einmal solche tollen Fußballer in der Regionalliga erleben zu dürfen. Da fehlen einem wahrhaft die Worte. Mit 21 Zählern aus 16 Spielen ist die Gelsenkirchener Ligabilanz aber mit oder ohne Profis nicht gerade Ehrfurcht gebietend. Im Schnitt holten unsere Roten fast einen ganzen Zähler mehr pro Spiel an die Hafenstraße.

Für die Partie gegen RWE ist nun auf einmal jedoch noch ein ganz anderes Kaliber im Gespräch. Der bei Chefcoach David Wagner nicht gerade hoch in der Gunst stehende Nabil Bentaleb hat alleine einen geschätzten Marktwert von 22 Millionen Euro und damit das etwa Neunfache des gesamten RWE-Kaders. Über seinen Einsatz am Samstag wird zumindest spekuliert. Soll oder muss man deswegen in Ehrfurcht erstarren? Wohl kaum, vor allem nicht angesichts des Essener Potenzials. Aber natürlich wecken solche Namen unangenehme Erinnerungen. Im Vorjahr tauchte beim BVB 2 ein gewisser Herr Kagawa gegen RWE auf, zusätzlich Sebastian Rode und Alexander Isak, das Ergebnis ist bekannt und muss nicht noch mal genannt werden. Jedoch setzen wir am Samstag darauf, dass Amara Condé Herrn Bentaleb, falls überhaupt anwesend, zeigt, was eine fußballerische Hake ist. Mit wem man letztlich aus dem Profilager zu rechnen hat, wird aber lange Zeit ungewiss bleiben, was die Spielvorbereitung auf den kommenden Gegner nicht gerade vereinfacht. Ein akribischer Arbeiter wie Christian Titz wird sehr wahrscheinlich mehrgleisig denken.

Zum Stammpersonal der Gastgeber gehört der Ex-Rot-Weisse Timo Becker. Das Essener Eigengewächs träumte lange Zeit von einem höherklassigen Engagement, wurde u.a. mit Preußen Münster in Verbindung gebracht. Der talentierte Innenverteidiger hätte sich daher nach seinem Abschied von RWE wohl mehr erhofft, als doch wieder Regionalliga zu spielen. Seine Qualitäten sind bekannt. Beim Bundesligaspiel gegen Düsseldorf gehörte Becker sogar zum Kader der Profis. Ein alter Bekannter ist auch der neunundzwanzigjährige Fatih Candan, der zwar in Essen das Licht der Welt erblickte, aber nie für RWE die Stiefel schnürte. Dennoch kennt man ihn aus seinem gleich zweimaligen Engagement für Viktoria Köln. Candan ist ein abgebrühter Torjäger und kehrte aus dem gut situierten Steinbach in den Westen zurück. Ihn sollte man im Blick behalten. Erfahrung strahlen vom Alter ansonsten noch Innenverteidiger Fabian Lübbers (28) und Christian Eggert (33) aus, das Gros der Mannschaft von Trainer Thorsten Fröhling bewegt sich in der Altersklasse bis 22 Jahre.

Aus allen diesen Gründen bleiben Spiele gegen zweite Mannschaften im Vorfeld meist eine Wundertüte. In der Regionalliga West gibt es gleich 5 Zweitvertretungen, die Partie am Samstag in Herne beschließt die Reihe der Partien in der Vorrunde. Die vier bereits absolvierten Begegnungen waren unter dem Strich positiv für Essen. Der Last Second Sieg gegen den BVB 2 war ein traumhafter Einstieg in die Saison, auch gegen Köln 2 (massiv profiverstärkt) gewann RWE in der Nachspielzeit mit 2:1. Bei Borussia Mönchengladbach 2 gab es die einzige Essener Auswärtsniederlage, und zwar ein 2:3. Wieder freundlicher gestalteten die Rot-Weissen den Trip nach Düsseldorf und siegten dort 1:0. Ein Resultat, das auch am Samstag für Zufriedenheit sorgen würde. Das 3:0 gegen Alemannia Aachen in der letzten Partie zeigte das große Potenzial der RWE-Mannschaft, die auch in der Höhe verdient und als Team überzeugend gewann. Verantwortlich dafür wohl auch die guten Platzverhältnisse im Stadion Essen, die dann auch guten Fußball ermöglichten.

In der Woche davor in Wuppertal erstickte das holperige Geläuf im Stadion am Zoo die fußballerischen Ambitionen, Rot-Weiss stellte sich jedoch dem Kampf auf Biegen und Brechen und brachte auch dort sein Spiel erfolgreich durch. Eine ähnliche Partie wie an der Wupper erwartet Essen nicht unwahrscheinlich in der Mondpalastarena. Eine starke Mentalität und unbedingter Siegeswille sind jedoch in dieser Spielzeit die Markenzeichen der Mannschaft von Cristian Titz, Attribute, die wir lange Jahre, sehr lange Jahre vermisst haben. Auch gegen Aachen neben der spielerischen Komponente wieder sichtbar, die herausragend zu nennende physische Verfassung der RWE-Kicker, die auch in der Nachspielzeit noch in der Lage waren, jeden Alemannen zu doppeln und über das Feld zu jagen. Von daher dürfen wir auch in Herne guten Mutes sein, dass RWE sich der Aufgabe Gelsenkirchen, wen auch immer die auf das Feld bringen werden, stellen und auch die richtigen Lösungen parat haben wird.

Schauen wir über den Tellerrand, am kommenden Wochenende gibt es noch zwei Nachholpartien, allesamt mit Zweitvertretungen und allesamt interessant für RWE. Der SC Verl tritt nach der Aufsehen erregenden Spielabsage beim ursprünglich geplanten Termin nun doch noch gegen den BVB 2 an, und zwar bereits am Freitag. Mit einem Sieg könnten die Ostwestfalen sich die Tabellenführung von Rödinghausen zurückholen und die Konkurrenz unter Druck setzen. Die hofft natürlich umgekehrt darauf, dass der Dortmunder Nachwuchs seinen Aufwärtstrend fortsetzen und an der Poststraße etwas Zählbares mitnehmen kann. Ein Verfolgerduell gibt es in Köln, wo Oberhausen bei der Zweiten der Geißböcke gastiert. Hier stehen wohl beide unter einem gewissen Siegesdruck. Die Tabelle ist jedenfalls nachher endlich mal von Aussagekraft.

NUR DER RWE!

Sven Meyering

Fotos by M.E.

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