10.08.2015

Große Enttäuschung und noch mehr Stolz

von Dominik Bardt

Bevor ich überhaupt irgendwelche Zeilen zum Spiel auf dieses digitale Blatt Papier bringe, möchte ich mich zunächst im Namen des Jawattdenn-Teams und im Namen der Fans, bei der gesamten Mannschaft für dieses Wahnsinnsspiel bedanken!!!

Alles angerichtet für einen großen FußballnachmittagIhr könnt es wahrscheinlich nicht mehr hören, aber Eure Leistung war sensationell und Ihr könnt wirklich mehr als stolz auf Euch sein! Ein weiteres dickes Lob geht in diesem Zuge an die RWE-Fans selber, die gestern die beste Stimmung seit Bestehen der neuen Bude an die Hafenstraße gezaubert haben!

Auch gut 24 Stunden und eine Nacht später fällt es schwer, das gestrige Pokalderby zu verdauen. Vielleicht liegt es an der Familie, den Freunden, Arbeitskollegen oder Geschäftspartnern, die einem immer wieder aufmunternde Worte mit auf dem Weg geben, die uns den Sieg gegönnt haben und gesehen bzw. gehört haben, wie stark unsere Elf gespielt hat. Floskeln, wie wir sie eigentlich nicht mehr hören wollen und können, auch wenn sie doch irgendwo wahr sind. Dass uns nun sogar aus diversen Foren von Düsseldorfer Seite Anerkennung, gar lobende Worte entgegenkommen – wer hätte da gestern beim Frühstück mitgerechnet!?

Aber wie muss es sich erst für die Spieler anfühlen? Diejenigen, die 120 Minuten leidenschaftlich gekämpft, jeden Zweikampf bedingungslos angenommen haben und einen Zweitligisten nicht nur am Rande einer Niederlage hatten, sondern ihn über weite Strecken des Spiels dominieren konnten.

Dabei hatte dieses Spiel alles, was es zumindest von Essener Seite aus benötigte: Gutes Wetter, ein ausverkauftes Stadion (aufgrund von Sicherheitsbedenken wurde die Gesamtkapazität um 3.000 auf 17.500 Zuschauer reduziert), eine geile Stimmung, ein fesselndes Spiel mit jeder Menge Überraschungen – aber halt kein Happy-End.

Und ein "ausverkaufter" GästeblockTrainer Jan Siewert krempelte seine Anfangself im Vergleich zum Wiedenbrück-Spiel gehörig um. Schon in der Startaufstellung gab es zwei dicke Überraschungen. Zum einen stand nicht, wie zu erwarten war, Niclas Heimann im rot-weissen Gehäuse, sondern der Ex-Fortune Robin Heller gab sein Hafenstraßen-Debüt. Fast noch überraschender war allerdings die Tatsache, dass Philipp Zeiger nur auf der Bank Platz nehmen musste. Gino Windmüller rückte für ihn in den Kader. Und für den im Ligabetrieb gesperrten Jeffrey Obst durfte Iyad Al-Khalaf als Rechtsverteidiger auflaufen. Benjamin Baier, Cebio Soukou und Marcel Platzek waren die anderen „neuen“ Gesichter in der Startelf. Letzterer sollte gefühlt das Spiel seines Lebens machen. Nur ein Tor hätte diese Leistung noch krönen können.

Erwartungsgemäß – und das trotz Alkoholverbot im Stadion – begann die Partie nicht mit dem gewohnten Anpfiff des Schiedsrichters, sondern mit Pyros und Rauchbomben auf den Rängen. Mit ein paar Minuten Verzögerung konnte es dann aber doch unter den Augen von Geburtstagskind Otto Rehhagel losgehen. Wer jedoch erwartet hat, dass die Fortuna von Beginn an das Spiel gestalten würde, sah sich getäuscht. RWE startete gut in die Partie, gewann darüber hinaus viele Zweikämpfe und hatte mehr Ballbesitz. Bereits nach wenigen Minuten fand Richard Weber mit einem langen Ball von der eigenen Strafraumgrenze Marcel Platzek. Dieser stand mit dem Rücken zum Tor, drehte sich von seinem Gegenspieler Strohdiek weg und lief Richtung Tor. Strohdiek konnte sich nur noch mit einem Foul behelfen. Der anschließende Freistoß aus zirka 20 Metern brachte nichts ein.

Kaum zu stoppen, aber leider ohne Torerfolg - Marcel PlatzekAllem voran wurde bei RWE Kampf und Leidenschaft an den Tag gelegt. Dies führte dazu, dass die Fortuna fortan recht ruppig zu Werke ging. Bereits in der 19. Minute hätte es für den Düsseldorfer Koch eine rote Karte geben müssen, nachdem dieser mit beiden Beinen voran in Marwin Studtrucker sprang. Schiedsrichter Daniel Siebert – der zunächst an seiner hinteren Hosetasche zupfte – beließ es nach kurzer Überlegungsphase und zum Unmut der Zuschauer nur bei einer gelben Karte. Und schon in der nächsten Szene sollte der Schiri wieder falsch liegen. Im Sechzehner brachte Fortunen-Kapitän Haggui Marcel Platzek zu Fall, indem er ihm auf den Fuß trat und dabei seinen Schuh auszog. Platzek lag zwar außerhalb des Strafraums, sein Schuh allerdings innerhalb. Die Düsseldorfer versuchten jedoch alles, den Schuh vom Tatort zu entfernen. Scheinbar mit Erfolg, denn Siebert entschied in dieser Szene nur auf Freistoß.

Nach dieser doch sehr unruhigen Phase des Spiels versuchte Düsseldorf die Fäden mehr in die Hand zu nehmen. Bis auf zwei kleine Chancen von Ya Konan und Julian Koch, die einmal von Cokkosan und einmal von Heller entschärft werden konnten, hatte F95 aber nicht viel vorzuweisen.

Und auch in der zweiten Hälfte änderte sich das Bild nicht. RWE ging enormes Tempo und war stets in jedem Zweikampf zur Stelle. Entweder im Kollektiv oder gerade auf der linken Abwehrseite wo Tolga Cokkosan sowohl offensiv, vor allem aber defensiv ganz groß aufspielte. Hätten Marcel Platzek und Robin Heller gestern nicht auch einen Sahnetag gehabt, wäre Cokkosan sicherlich ein Anwärter auf den Spieler des Spiels gewesen. Tonangebend waren weiterhin die Essener. Von Fortuna war bis auf das mehrfache Abfackeln von einzelnen Pyros im Gästeblock und einer gelb-roten Karte für Lukas Schmitz nichts mehr zu sehen. Doch RWE ließ wieder mal beste Einschussmöglichkeiten zur Führung liegen. Sei es der Konter über Platzek und Studtrucker, dessen erster Schussversuch noch abgewehrt werden konnte und der Nachschuss am Tor vorbei rollte. Oder der Schuss von Rabihic von der Strafraumgrenze, den Unnerstall gut parierte. Und auch Moritz Fritz hatte die Führung auf dem Kopf, nachdem er seinen Kopfball nach Baiers Freistoß nur knapp neben das Tor setzte. Die dickste aller Chancen erarbeitete sich allerdings Marcel Platzek. Es lief bereits die zweite Minute der Nachspielzeit, als er sich zunächst gegen drei Düsseldorfer Verteidiger durchsetzte, in den Strafraum eindrang und abzog. Unnerstall hätte keine Chance gehabt, aber der Ball strich letztendlich um Zentimeter am langen Pfosten vorbei.

Enttäuschung nach dem SpielSomit ging es in die Verlängerung, die keinerlei nennenswerte Szenen mehr hervorbrachte. Der Düsseldorfer Gästeblock hatte sich auch nur für 90 Minuten mit Pyros eingedeckt und fiel somit auch nicht mehr groß auf. Es sollte also wieder einmal zum Elfmeterschießen kommen. Mal wieder sollte auf das Tor vor der Gästetribüne geschossen werden. Das Ende ist bekannt. Ein 11:10 wie beim letzten Shootout gegen Fortuna sollte es an diesem Abend leider nicht geben. Robin Heller avancierte mit zwei gehaltenen Elfmetern zum Elferkiller, jedoch nicht zum Pokalhelden. Es hat nicht sollen sein. Dass nach 120 Minuten und so einer Leistung auch die Beine schwer und der Köpfe leer waren, war auch irgendwo verständlich.

Konzentrieren wir uns ab sofort wieder auf den Ligabetrieb. Mit ähnlichen Leistungen wie gestern werden wir noch jede Menge Spaß mit der Mannschaft haben. Und bereits am Freitag geht es ja schon wieder weiter…dann sehen wir uns alle zum „Hinspiel“ um den im letzter Saison ins Leben gerufenen „Zwiebelpokal“. Gegner dort ist natürlich der SV Rödinghausen.


Jawattdenn-Spielerbewertung

Robin Heller
Heller
[1]
Iyad Al Khalaf
Al Khalaf
[3]
Gino Windmüller
Windmüller
[2]
Richard Weber
Weber
[2]

Tolga Cokkosan
Cokkosan
[2+]

Moritz Fritz
Fritz
[2-]
Kasim Rabihic
Rabihic
[2]
Cebio Soukou
Soukou
[3-]
Benjamin Baier
Baier
[2]
Marwin Studtrucker
Studtrucker
[3+]
Marcel Platzek
Platzek
[1]
Kevin Grund
Grund
[3+]
Amar Cekic
Cekic
[3]
Kevin Behrens
Behrens
[o.B.]


Rot-Weiss Essen

Heller, Al Khalaf, Windmüller, Weber, Cokkosan, Rabihic, Fritz, Soukou (73. Grund), Baier, Studtrucker (86. Cekic), Platzek (111. Behrens)


Fortuna Düsseldorf

Unnerstall, Schauerte, Haggui, Strohdiek, Schmitz, Koch, Liendl, Bolly (75. van Duinen), Sararer (106. Bebou), Ya Konan, Pohjanpalo (73. Bellinghausen)


Tore (Elfmeterschießen)

0:0 - Heller pariert gegen Ya Konan

0:0 - Baier verschießt

0:1 - Haggui

0:1 - Weber verschießt

0:1 - Heller pariert gegen van Duinen

0:1 - Cekic scheitert an Unnerstall

0:2 - Strohdiek

1:2 - Fritz

1:3 - Liendl

 

Zuschauer

17.500 (ausverkauft)

 

Schiedsrichter

Daniel Siebert (Berlin)

 

Gelbe Karten

Baier, Al Khalaf - Koch, Strohdiek Haggui

 

Gelb-rote Karte

Schmitz (wiederholtes Foulspiel)


Spieler des Spiels 1. DFB-Pokal Hauptrunde - Marcel Platzek