22.02.2015

Zu wenig für höhere Ansprüche

von Dominik Bardt

So schnell kann es gehen. Noch vor drei Wochen fieberten mehrere tausend Essener dem Rekordspiel gegen Alemannia Aachen entgegen, in der Hoffnung sich in der Tabelle von den Verfolgern absetzen zu können. Nur wenige Wochen später, müssen sich die Fans erst einmal damit abfinden, dass RWE den Weg genau in die andere Richtung antritt und es die Konkurrenten sind, die sich absetzen konnten.

Kleine, aber feine Choreo bei AnpfiffFür das Spiel gegen Oberhausen änderte Marc Fascher erneut seine Staraufstellung auf drei Positionen. Richard Weber kehrte nach abgesessener Sperre in die Innenverteidigung zurück. Für ihn musste Leon Binder zunächst auf der Bank Platz nehmen. Tim Hermes durfte wieder für – den gegen Bochum – enttäuschenden Tobias Steffen im linken Mittelfeld ran und auch Marwin Studtrucker verdrängte Neuzugang Björn Kluft aus der Startelf.

Bevor das Derby beginnen konnte, zeigten beide Fanlager auf ihren Tribüne jeweils eine kleine Choreo. Während die Gastgeber versuchten mit grünem Rauch und selbst gemalten Kleeblättern ihren Block zu schmücken, zierte den rot-weisse Stimmungsblock ein RWE Logo im XXL Format. Darüber hinaus wurden rote und weiße Fähnchen geschwenkt und rot-weiße Absperrbänder in die Höhe gehalten. Zuvor wurde um 11:30 Uhr bereits ein Fanmarsch von der KöPi-Arena in Richtung Stadion beschritten.

RWO begann wie schon im Hinspiel sehr druckvoll und machte sofort Dampf in Richtung des Essener Gehäuses. Die ersten zehn Minuten gehörten klar den Oberhausenern. Danach konnte sich aber auch RWE etwas befreien und kam durch Studtruckers Distanzschuss zu seiner ersten Torchance. Torwart Kühn konnte diesen Schuss jedoch mit beiden Fäusten aus dem Strafraum fausten. Nur eine Minute später zwang Daniel Grebe den RWO-Keeper zu einer starken Parade, als er seinen Schuss von der Strafraumgrenze noch soeben mit den Fingerspitzen zur Ecke klären konnte. Der hätte gepasst! Um es vorwegzunehmen: Es war die gefährlichste Torchance für RWE im gesamten Spiel. Die folgende Ecke brachte nichts ein, da Philipp Zeiger freistehend über das Oberhausener Tor köpfte.

Wunderheilung auch bei Benjamin WeigeltViel zu häufig wurde fortan der Spielaufbau durch diverse, unnötige Fehlpässe verhindert. Ein echter Spielfluss fand zwischen der 20. und 40. Minute nur selten statt. Dann jedoch setzte RWO noch einmal zwei Akzente. Zunächst forderten sie nach einer Grätsche von Baier im Strafraum einen Foulelfmeter an Dominik Reinert, kurz darauf stand Patrick Schikowski völlig frei im Strafraum, vertändelte diese gute Möglichkeit allerdings kläglich. Der Schlusspunkt der ersten Halbzeit gehörte aber RWE. Nach einem Freistoß, klärt Kühn erneut nur mit den Fäusten und servierte so Sven Kreyer den Ball auf den Fuß. Doch Kreyers Torschuss fand nur das Außennetz.

Zur Halbzeit wechselte RWO den „Langzeitverletzten“ Patrick Bauder ein. Dieser sollte eigentlich aufgrund einer Verletzung noch einige Wochen fehlen. Im Übrigen genauso wie der Ex-RWE‘ler Benny Weigelt, der aufgrund einer Erkältung eigentlich pausieren sollte, aber sogar in der Startelf stand.

Wieder gehörte RWO die Anfangsphase. Aber auch die Gastgeber waren nicht in der Lage zwingende Torchancen zu kreieren. David Jansen, der im Hinspiel die RWE-Abwehr noch dumm und dämlich gespielt hatte, war dieses Mal bei Philipp Zeiger in guter Bewachung.

Mitte der zweiten Halbzeit dann ein Schreckmoment. Nach einem lauten Knall folgte eine Leuchtrakete aus dem Essener Block auf das Spielfeld. So eine Aktion ist alleine schon dämlich genug, ist allerdings nur zu toppen indem man dabei auch noch fast seinen eigenen Spieler trifft. Max Dombrowka hatte in diesem Fall noch Glück, dass ihm in der Situation nichts passierte.

Gut zehn Minuten vor Schluss dann die Entscheidung. Der kurz zuvor eingewechselten Raphael Steinmetz köpft freistehend eine Flanke von Felix Herzenbruch genau gegen die Laufrichtung von Niclas Heimann ins linke Toreck. 1:0 – das war´s! Konnte RWE in der Hinrunde – und vor allem im Hinspiel – scheinbar jeden Rückstand noch einmal egalisieren, so bleibt dieses Phänomen in der Rückrunde bislang auf der Strecke. Das größte Problem dabei: Es werden kaum noch Torchancen herausgespielt, bzw. erzwungen.

Gesprächsbedarf am ZaunMarc Fascher kommentierte die Niederlage auf der Pressekonferenz mit den Worten: „Wir werden momentan für jede Unachtsamkeit bitter bestraft.“ Soweit so gut. Nimmt man aber die drei Spiele nach der Winterpause, so kann man die eigenen Torchancen vermutlich an einer Hand abzählen. Es ist also nicht nur allein der Tatsache geschuldet, dass hinten immer mal wieder ein Bock passiert. Im Gegenteil: Im Vergleich zum Start in die Saison zeigt sich die Defensive sehr stabil. Jedoch fehlt im Spiel nach vorne derzeit die gewisse Kreativität, die immer mehr in planloses Langholz mündet. Langhölzer mit denen Stürmer wie Kreyer oder Platzek nicht zwingend was anfangen können. Dazu kommt, dass Platzek als Mittelstürmer weitaus effektiver ist, als auf der rechten Außenbahn, über die er vermehrt kommt. Momentan wirkt das Spiel der Rot-Weissen nicht nur steif und drucklos, sondern vielmehr konzeptlos.

Bis zum kommenden Freitag wartet also noch viel Arbeit auf Trainer Marc Fascher, um seine Mannen endlich wieder in die Spur zu bekommen und dem kleinen Stadtnachbarn zeigt, dass die Schmach aus dem Hinspiel nur ein Ausrutscher gewesen ist.


Rot-Weiß Oberhausen

Kühn, Caspari, Haas, Weigelt, Herzenbruch, Scheelen, Fleßers, Reinert (80. Krystofiak), Schneider (75. Steinmetz), Schikowski (46. Bauder), Jansen

 

Rot-Weiss Essen

Heimann, Dombrowka, Weber, Zeiger, Huckle (85. Binder), Studtrucker (70. Kluft), Grebe (82. Steffen), Baier, Hermes, Kreyer, Platzek

 

Tore

1:0 Steinmetz (77.)

 

Zuschauer

9.380

 

Schiedsrichter

Sascha Stegemann

 

Gelbe Karten

Hermes (3. Gelbe Karte)