03.04.2011

Kommentar zur Pressekonferenz


Online-Schulung die Zweite: Wie verhalte ich mich auf Pressekonferenzen

Oh man, wer dachte, die Pressekonferenz bei Westfalia Herne wäre nicht mehr zu toppen, der wurde beim Spiel in Erkenschwick eines Besseren belehrt. Beleidigungen und wüste Beschimpfungen hagelte es vor, während und vor allem nach der PK in Richtung RWE, Waldemar Wrobel und Michael Welling. Der Höhepunkt: „Hoffentlich fällt euer Bus auf der Rückfahrt von einer Brücke!“.

Manchmal fragt man sich in diesem Lande, was in manchen Köpfen so vor sich geht. Viel kann es allerdings nicht sein, angesichts dieses Eklats bei der Pressekonferenz. Dass die Worte RESPEKT und ANSTAND heute nicht mehr allzu viel Wert sind, daran gewöhnt man sich ja langsam. Aber wo bitteschön sind die viel zitierten WERTE, die einem doch eigentlich von Eltern und Großeltern mit auf den Lebensweg gebracht werden sollten? In einigen Gebieten jedenfalls scheinen sie ausgestorben. Besonders auffällig ist, dass es sich erneut um Anfeindungen aus einer Region handelt, die eindeutig eher blau angehaucht ist. Ein Zufall? Eher nicht! Wer das kopflose Chaos beim großen Möchtegern-König des nördlichen Ruhrgebiets verfolgt, der kann sich in etwa vorstellen, wie schlimm es da erst um die winzig kleinen, gerade noch so geduldeten Hofnarren im Schatten der unter massiven Dachschäden leidenden Turnhalle bestellt ist. Traurig, wenn man keine eigene Identität hat, sondern sich immer nur an den bröckeligen Rockzipfel klammert, um nach ein paar Krümeln zu winseln.

Man kann sicherlich zweierlei Meinungen sein, kein Problem. Aber dann hat man die verdammte Pflicht, dies sachlich kundzutun und nicht mit dem Ausspruch, dem anderen den Tod - oder zumindest einen schweren Unfall - zu wünschen. Das hat genauso wenig in Stadien etwas zu suchen, wie geworfene Bierbecher (die übrigens heute ebenfalls aus den Erkenschicker-Reihen flogen, das mal nebenbei) auf den Linienrichter. So etwas geht überhaupt nicht und ist einfach nur oberpeinlich und schockierend!!! Und mindestens genauso schlimm ist es, das sich seitens der Erkenschwicker Verantwortlichen keiner im Raume fand, der versuchte, diesen Beschimpfungen entgegenzuwirken. Immerhin waren auch kleinere Kinder anwesend. Einzig Stefan Blank bat kurz um entsprechenden Respekt und fühlte sich sichtbar unwohl. Ganz ehrlich: Mir fehlen bei solch einem Verhalten echt die Worte!

Klar spricht hier auch der Frust so kurz nach dem Spiel eine Rolle. Die Spvgg. Erkenschwick hat ein recht gutes Spiel gemacht und hatte in den ersten 20 Minuten der zweiten Hälfte drei richtig gute Möglichkeiten, um in Führung zu gehen, was bei diesen Bodenverhältnissen auch zum Sieg hätte reichen können. Aber gerade in der ersten Hälfte gab es nur hochkarätige Chancen für Rot-Weiss Essen, von Erkenschwick war vor dem Kasten von Dennis Lamczyk rein gar nichts zu sehen. Und auch nach der Schwicker Drangphase in Hälfte zwei war RWE mindestens wieder gleichwertig. Von daher ist der Sieg von RWE eben auch nicht unverdient.

Das sahen sowohl RWE-Trainer Waldemar Wrobel, als auch Stefan Blank so, nicht jedoch die anwesenden Anhänger der Schwicker. Anstatt sich über die eigene Leistung zu freuen, hatten diese nichts Besseres zu tun, als ihren Frust in teilweise nicht wiederzugebenden Worten auszulassen. Selbst einige eigene Anhänger des Vereins konnten da nur ungläubig mit dem Kopf schütteln. Natürlich kann man sich über eine solche Niederlage ärgen, aber den Gegner und vor allem dessen Trainer wüst zu beleidigen, ihm einen Unfall zu wünschen und zu drohen, man „wisse ja, wo sein Haus wohnt“, das ist unter aller Sau! So etwas hat dieses Spiel in keinster Weise verdient und der Verein sollte überlegen, ob er solche „Fans“ wirklich in seinen Reihen haben möchte. Ich selbst jedenfalls hätte mich als Verantwortlicher in Grund und Boden geschämt! Dabei sollte Erkenschwick in diesen Tagen doch ganz andere Sorgen haben, als sinn- und verstandlos verbal auf andere einzuprügeln! Bis kurz vor dieser PK hatte ich noch den Eindruck, den Schwickern durchaus den Klassenerhalt zuzutrauen und zu wünschen, nach diesen Erlebnissen weiß ich, dass solche „Fans“ in keiner Liga etwas zu suchen haben, nicht einmal in der Kreisliga!

Nach Herne nun also auch Erkenschwick. Zwei Vereine, die man im Saisonrückblick in Erinnerung behalten wird, leider in keinster Weise positiv. Völlig unverständlich, wie weit die Lücke in der NRW-Liga klafft zwischen symphatischen Vereinen wie Hüls oder Schermbeck – um nur zwei zu nennen – und Vereinen, die Respekt und Anstand mit Füßen treten.

Was freue ich mich da wieder auf die baldigen Auswärtsfahrten, beispielsweise nach Trier. Vereine, die zukünftig hoffentlich nie nach Herne oder Erkenschwick fahren müssen, um dort ein völlig falsches Bild von Gastfreundschaft im Ruhrgebiet mitzubekommen.

Thomas Jeschke