30.04.2010

Borussia Mönchengladbach II - Rot-Weiss Essen


Infos von der Pressekonferenz

Die durch die unbedachten (oder bewusst provokanten?) Äußerungen des Essener Oberbürgermeisters am Mittwoch verursachten Schockwellen rund um RWE ließen fast vergessen, dass am „Tag der Arbeit" auch wieder gespielt wird. Dann geht es gegen die im Hinspiel an der Hafenstraße 1:0 siegreichen jungen Fohlen aus Mönchengladbach. Austragungsort ist das stimmungsarme Grenzland-Stadion im Stadtteil Rheydt, dass in seiner Tristesse am ehesten mit der Spielstätte des Bonner SC zu vergleichen ist.

Gladbach II hat sich nach einem 2:0-Auswärtssieg in Trier mit nun 37 Punkten zwar etwas aus der engeren Abstiegszone abgesetzt. Doch drei Punkte Vorsprung auf den ersten Fahrstuhl in den Keller sind bei vier noch ausstehenden Spielen noch längst kein Ruhekissen. Daher erwartet RWE-Trainer Ralf Aussem am 1. Mai auch einen engagierten Gegner: „Denn mit einem weiteren Sieg könnten sie dann vielleicht schon den Klassenerhalt sichern." In den Reihen der von Ex-Profi Horst Wohlers trainierten Gladbacher stehen auch zwei Ex-Essener: Angreifer Marcel Platzek (er wird am 21. Mai 20 Jahre alt) wechselte im Sommer von der Essener U19 an den Niederrhein. Die Tor-Quoten aus seiner RWE-Zeit erzielte der Stürmer jedoch bislang noch nicht. Nach neun Einwechslungen erhielt er erstmals beim Spiel gegen Elversberg von Beginn an das Vertrauen des Trainers - konnte die 0:1-Niederlage aber auch nicht verhindern. Benjamin Baltes (26) trug in der Saison 2007/8 in der damaligen Regio Nord siebenmal das RWE-Trikot - er kam im Winter vom (Noch)Drittligisten Aue.

Holger Lemke mit angebrochenem Nasenbein eine Woche krank geschrieben

Die personelle Situation bei Rot-Weiss hat sich zum Saisonende wieder etwas entspannt. Neben den Langzeitverletzten Neubauer, Neumayr, Holsing und Stiepermann fehlt aktuell nur noch Holger Lemke. Der zuletzt ohnehin nur noch zu Einsätzen in der Zwoten abgestellte Ex-Elversberger ist eine Woche krank geschrieben. „Er bekam beim Spiel gegen Fortuna Köln einen scharf geschossenen Freistoßball direkt ins Gesicht. Dabei zog er sich neben zahlreichen blauen Flecken ein angerissenes Nasenbein zu", berichtet der Augenzeuge und Ex-Fortuna-Angestellte Aussem.

Die Ansprache gegenüber der Mannschaft sei nach dem Lotte-Spiel lockerer geworden", bekennt sein Kollege Uwe Erkenbrecher. „Am letzten Samstag ging es noch um die Revanche für die Niederlage im Hinspiel und um Wiedergutmachung für die Schlappe von Münster. Jetzt ist die Spannung erst mal ein wenig raus, schließlich sind die Würfel ja gefallen." Dennoch erwarten die Trainer eine engagierte Leistung: „Schließlich steht für viele die Zukunft noch nicht fest. Sie müssen sich empfehlen, entweder für einen neuen Vertrag hier oder bei anderen Vereinen", kennt „Erke" die Spielregeln der Szene. Die eigene Motivation hochzuhalten, sei im übrigen durchaus auch ein Problem. „Die gesamte Stimmung im Verein und in dessen Umfeld ist momentan nicht gut. Da muss man seine Emotionen oft sehr stark kontrollieren."

Steinharter Trainingsplatz führt zu Adduktorenproblemen bei „Matze"

Ein Stein des Anstoßes ist weiterhin der Trainingsplatz. „Der ähnelt einem Rübenacker, seit drei Wochen wird er nicht bewässert. Alles was mit Fliegen und Fangen zu tun hat, lassen wir schon sein." Genutzt hat die Vorsicht dennoch nicht: Denn Torhüter André Maczkowiak musste wegen Adduktorenproblemen zwei Tage pausieren. „Wir hoffen, dass er am Samstag dabei ist", sagt Aussem. Immerhin hat die städtische Grundstückstochter GVE mittlerweile einen Generator an den Willi-Lippens-Platz gerollt - nur in Aktion getreten ist er bislang noch nicht.

Mit dem Halbfinale im Niederrhein-Pokal gegen den nun als Absteiger in die 4. Liga feststehenden Wuppertaler SV wartet auf Trainer und Spieler am 11. Mai noch ein echtes Saison-Highlight. Dreimal haben Erkenbrecher und Aussem die Bergischen schon studiert, zuletzt bei der 0:3-Heimniederlage gegen Erfurt, die den Abstieg besiegelte. „Es ist noch immer eine klassenhöhere Mannschaft, die wir besiegen müssen. Aber dass sie jetzt abgestiegen sind, ist eher ein Vor- als ein Nachteil für uns."

Saisonende mit Freundschaftsspiel gegen DJK Adler Frintrop

Wenn nach dem Freundschaftsspiel zum 100jährigen Jubiläum der DJK Adler Frintrop (31. Mai, Bezirkssportanlage am Wasserturm) die Saison dann endgültig vorbei ist, will das Trainergespann „erhobenen Hauptes" die Stühle räumen. Schon jetzt zieht Erkenbrecher erste Bilanzen: „Zu meinen persönlichen Lieblingsspielern gehören der zweite Torhüter Robin Himmelmann sowie Timo Brauer und Bartosz Broniszewski. Wenn man mit zwei 6ern spielen will, ist das Quartett Zinke, Herzig, Broni und Brauer zukunfstweisend. Es wäre schön, wenn RWE diese vier Spieler halten könnte."

Auch auf Mike Wunderlich hält „Erke" große Stücke: „Er hat sehr gute Qualitäten. Muss aber noch etwas mehr Ruhe und Abgebrühtheit zeigen, denn als 10er hast Du eine hohe Veranwortung. Ich wünsche ihm einen Trainer, der ihn weiter formt. Mike muss nicht noch mehr machen, sondern nur manches anders. Er muss erkennen, dass weniger manchmal mehr ist."

Über seine eigene Zukunft hat sich der weitgereiste Erkenbrecher - er war unter anderem auch schon Trainer im Iran - noch keine Gedanken gemacht: „Vielleicht mache ich auch mal eine Pause!"

Thomas Imhof