30.12.2011

Grüße und Gedanken von Eurer Nr. 11 zum Jahreswechsel

von Redaktion

Auch in diesem Jahr hat es sich Vincent Wagner nicht nehmen lassen, den RWE-Fans persönlich zum anstehenden Jahreswechsel ein paar Zeilen zum Nachdenken zu schreiben und einen guten Rutsch zu wünschen.

Liebe Rot-Weiss Essen Fans,

kennt Ihr den Film „Australia“ ?

Ich meine die Stelle, als der Aborigine draußen vor der Tür der Bar stehen muss und nicht rein darf. Habt Ihr schon mal vor einer verschlossenen Tür gestanden und durftet nicht rein? Eine Tür wo Ihr aber unbedingt durch wolltet, weil es Euch so wichtig war?

Grüße und Gedanken von Eurer Nr. 11 zum JahreswechselNa ja, die bereits geschlossene Tür von einem Laden in der Weihnachtszeit ist fast normal und zu verschmerzen, die verschlossene Tür zu einem Arzt wegen Urlaubs, weil es Euch schlecht ging, schon weniger. Die Tür in irgendeinem Amtsgebäude, weil Ihr keinen Termin hattet, brauchtet aber dringend eine Bescheinigung. Auch die verschlossene Tür zu Eurem Chef dürft Ihr Euch nicht ganz so zu Herzen nehmen, er hatte wahrscheinlich nur keine Zeit für Euch in diesem Weihnachtstrubel.

Oder Ihr standet eben einfach vor der verschlossenen Tür zu einer Disco, einer Bar, weil Ihr nicht das Richtige anhattet oder Eure Nase dem Türsteher nicht passte. (Ist mir schon klar, dass für viele wichtig ist, in bestimmte „Läden“ reinzukommen – P 1 in München, Achteck in Schwerin oder das Essence in Essen – man will ja teilhaben!)

Die Stelle im Film wird aber erst richtig interessant, als nämlich sämtliche Mauern der Bar durch einen Bombenangriff abgebrannt waren, der Aborigine immer noch draußen stand und der Barkeeper, jetzt mit ihm Auge in Auge, sagte: „Du darfst nicht rein – denn es war schon immer so!“ So typisch Mensch!

Wenn es wirklich immer schon so war – muss es denn dann immer so bleiben? Muss immer der, der nichts hat, vor der Tür stehen bleiben bzw. muss man ihn im nachhinein vor die Tür setzen – weil er nicht mehr passte?

Da fällt mir unsere Mannschaft ein – den Profisport, bei dem oftmals ganz klar gesagt wird – wer vor der Tür stehen bleibt und wer mitspielen darf. Es hat mich schon geschmerzt , lieb gewonnene Spieler missen zu müssen. Nicht alle durften durch die uns sehr wichtige Tür gehen, der eine oder andere blieb davor und musste sich neu orientieren. Na klar, es gibt für jeden Menschen immer neue Türen, doch man weiß eben nie, welche dann die Richtige ist.

Mein Vater sagt: „Alles hat seinen Sinn und seinen Grund – wer weiß wozu es gut ist....! Denn ob nun im Berufsleben oder im Sport, Fehler sind in der heutigen Zeit nicht erlaubt, obwohl ich mir oftmals - egal wo - mehr Menschlichkeit wünschen würde, welche zunehmend auf Kosten des Erfolges geopfert wird.

Doch denke ich, ist es gerade das, was Besonderes möglich macht (einen Aufstieg, eine Geburt, hinter einer Mannschaft zu stehen obwohl sie drei Monate keinen Erfolg gelandet hat!) – die Menschlichkeit.

Und wenn die Gesellschaft zunehmend nicht mehr in der Lage ist, die Menschlichkeit zu wahren, sollte es nicht wenigstens der Sport als Vorreiter versuchen, den Spagat zu schaffen und somit einen Brückenschlag zwischen Erfolg und Menschlichkeit zu ermöglichen. Bei all unserem Streben und Erfolgsdruck sollten wir niemals vergessen: Fußball ist zum Glück nur ein „Spiel“.

Ich wünsche allen einen „Guten Rutsch“ ins neue Jahr, Kraft und Gesundheit bei Ihrer täglichen, auch unterschiedlich schweren Suche nach neuen, richtigen und vor allem offenen Türen, damit jeder es selbst in der Hand hält, seine Ziele hinter jeder neuen Tür zu erreichen.

Euer Vincent