Volle Konzentration auf den Ligabetrieb – RWE beim Spiel gegen Viktoria Köln gefordert
Das Aus im Ligapokal nach zuletzt drei Titeln in Folge beim Erzrivalen aus Oberhausen liegt noch schwer im Magen. Der Blick zurück nützt nur nichts, denn in der Liga stehen im Oktober noch zwei schwere Spiele an. Viktoria Köln beweist wieder einmal, dass ein niedriger Etat nur zu mehr Kreativität anregt und der Verein steht abermals vor einer guten Saison. Ein Sieg gegen die starken Kölner könnte den notwenigen Schwung für das Derby beim Tabellenführer aus Duisburg sorgen, der weiterhin das Maß alle Dinger in der Liga ist.
Vor der Niederlage gegen RWO wurde aus dem Umfeld die traurige Nachricht bekannt gegeben, dass mit Robert Reichert ein Spieler aus der glorreichen Ära unter Trainer Jürgen Röber verstorben ist. Der Pokalfinalist von 1994 starb nach einer langen und schweren Krankheit, gab aber den Kampf bis zuletzt nicht auf. Mittlerweile gewöhnen wir uns leider an die Tatsache, dass der Zahn der Zeit an den Helden aus den siebziger und sogar achtziger Jahren mittlerweile nagt. Allerdings macht der frühe Tod eines von Röbers Schützlingen, die so viele Zuschauer an der Hafenstraße wie den Autor dieser Zeilen begeistert und zur langjährigen Verbundenheit mit dem Verein gebracht hat, besonders betroffen. Machs gut Robert!
Das Personal
Nach den zuletzt durchwachsenen Auftritten der Mannschaft war es selten so schwer einzuschätzen, wen Trainer Koschinat für das schwere Spiel gegen die Viktoria aufbieten könnte. Es wird mit hoher Wahrscheinlichkeit einige Rotationen zur Startelf im Pokal gegen RW Oberhausen geben. Tobias Kraulich wird es nicht treffen, denn Michael Schultz hat unter der Woche noch nicht am Mannschaftstraining teilgenommen. Kraulich wird vor Stammtorwart Jakob Golz, der die Position von Felix Wienand wieder übernehmen wird, neben Dauerbrenner Rios Alonso die Innenverteidigung bilden. Auf den defensiven Außenbahnen werden Veränderungen unwahrscheinlich sein. Lucas Brumme hat auf der linken Seite weiter die Nase gegenüber Francis Bouebari vorn, auf der rechten Seite war Michael Kostka zuletzt angeschlagen und deshalb dürfte Jannik Hofmann zunächst starten.
Im defensiven Mittelfeld könnte es laut Trainingsbeobachtungen Veränderungen geben. Nach den Leistungssteigerungen von Luca Bazzoli in der Liga kam es wieder zu einem Abfall im Pokalspiel gegen RWO, so dass möglicherweise Gianluca Swajkowski seine Bewährungschance erhält. Klaus Gjasula hingegen kann wegen seiner Rotsperre frühestens im Derby gegen den MSV Duisburg eingesetzt werden. In der Zentrale werden trotz schwankender Auftritte Tom Moustier und Ahmet Arslan als Säulen der Mannschaft weiterhin den Vorzug bekommen. Dies gilt aber nicht für Marvin Obuz und Torben Müsel, die beide einen schwarzen Tag in Oberhausen erwischt hatten. Kaito Mizuta wird nach seiner Reise in die Heimat wieder in die Startelf zurückkehren, seine bisherigen Leistungen lassen den Japaner derzeit als unverzichtbar erscheinen.
Gegen eine offensivstarke Mannschaft wie die rechtsrheinischen Kölner kann Ramien Safi möglicherweise seine Stärken besser ausspielen und ist daher ein Kandidat von Beginn an. Wieder einmal spannend wird es in der Sturmspitze. Jannik Mause konnte unter der Woche nicht mittrainieren, so dass der Posten ganz vorne wieder frei wird. Jaka Cuber Potocnik ist gerade erst von einer Verletzung genesen, für ihn käme ein Startelfeinsatz wahrscheinlich zu früh. Auf Marek Janssen wurde bislang wenig gesetzt, dieser hat aber nun die besten Karten, vom Anpfiff an dabei zu sein.
Das Gegnerportrait: Viktoria Köln (Platz 5/ 17 Punkte/ 5 Siege, 2 Remis, 3 Niederlagen/ 16:10 Tore, Differenz +6)
Anscheinend ist die Viktoria auch in dieser Saison nicht unterzukriegen. Weder der abermalige Rückgang des Etats noch der jährliche Wechsel von Stammspielern oder der Abgang des langjährigen Trainers Olaf Janßen nach Sandhausen kann diesen Verein erschüttern. Dabei waren sich viele neutrale Betrachter nahezu sicher, dass der Aderlass diesmal eine Nummer zu groß für Kölns Nummer zwei sein könnte. Zentral ging es dabei nicht einmal um die El Mala-Brüder, deren Verbleib durch die Leihe vom großen 1. FC Köln schon von vorneherein nahezu ausgeschlossen war. Doch wenn selbst die englischen Klubs mit den hohen Pfundscheinen winken, dann kann sich jeder denken, welch ein außergewöhnliches Fußballtalent mit Said El Mala letztes Jahr noch auf der falschen Seite der Domstadt spielte.
Allerdings wogen auch die Abgänge des Abwehrtalents Zoumana Keita (nach Anderlecht in die erste belgische Liga) und des Innenverteidigers Jonah Sticker (SC Paderborn, zweite Bundesliga) sowie die Verluste der wiedererstarkten Enrique Lofolomo (Zulte Waregrem, auch erste belgische Liga) und Selah Güler (SV Darmstadt 98, auch zweite Bundesliga) besonders schwer. Außerdem musste Viktoria Linksverteidiger Niklas May und Rechtsaußen Donny Bogicevic zum Ligakonkurrenten SV Wehen ziehen lassen.
Kaum ein anderer Klub hätte den Weggang von 19 Spielern verkraften können. Doch am Höhenberg wissen die Verantwortlichen mittlerweile, durch ein bewährtes Spielkonzept und gutes Scouting die scheinbar ungünstigen Machtverhältnisse am Markt wieder auszugleichen. Königstransfer war dabei der Ex-Sandhäuser David Otto, der die Liga gut kennt und bereits acht Scorerpunkte sammelte (vier Tore, vier Vorlagen). Auch die jungen Mittelfeldspieler Tim Ott von 1860 München (drei Tore, eine Vorlage) und Leonhard Münst vom VFB Stuttgart 2 (VFB Stuttgart 2) erwiesen sich als Glücksgriffe. Selbstverständlich dürfen auch Spieler mit lokalem Hintergrund nicht fehlen, so dass der in Essen bekannte Meiko Sponsel (1. FC Köln 2) eine weitere Bewährungschance in der Dritten Liga erhält, die er bisher nutzen konnte.
Weitere junge Nachwuchsspieler mit viel Talent wie der Japaner Soichiro Kozuki (auch von 1860 Müchen) und Leander Popp (SpVgg Unterhaching) haben noch nicht Fuß gefasst, können sich aber bei der Viktoria noch entwickeln. Unterstützung erhalten die Neuzugänge von den Stützen der Mannschaft aus der starken vergangenen Saison wie Stürmer Tyger Lex Lobinger (4 Tore) und Abwehrspieler Simon Handle (1 Tor, eine Vorlage). Dirigiert wird das Ensemble vom langjährigen Assistent- und A-Jugendtrainer Marian Wilhelm, der die Struktur und die Spielweise des Vereins genau kennt und das Werk seines Mentors Olaf Janßen fortführt. Der ehemalige Cheftrainer erlebt gerade am eigenen Leib, dass sein Erfolgsmodell nicht unbedingt Exportcharakter hat, denn mit seiner zusammengestellten Startruppe spielt sein neuer Klub SV Sandhausen bis zu diesem Zeitpunkt nur eine mäßige Saison.
Ein Blick auf die reinen Zahlen wirft ein sehr gutes, aber nicht überragendes Licht auf die bisherigen Leistungen der Viktoria. 16 eigene geschossene Tore in zehn Spielen ist in Ordnung, aber nicht ligaspitze. Anders sieht es bei den Gegentreffern aus, mit zehn gefangenen Dingern läge die Kölner auf Platz drei. Hier zeigt sich die Abwehr um Stammtorwart Dudu in einer ausgezeichneten Verfassung. Auffällig ist auch, dass alle Niederlagen in der Ferne (Saarbrücken, Mannheim, Stuttgart 2) erlitten wurden. RWE muss sich auf eine sehr spielstarke Mannschaft vorbereiten, die sich auch hinten absichern kann. Dies bedeutet, dass Uwe Koschinats Mannschaft möglichst schnell wieder die defensive Stabilität aus der Vergangenheit finden muss, zudem kann das bewährte Umschaltspiel ein Schlüssel zum Erfolg werden. Auch muss sich das Team auf die Unterstützung der heimischen Ränge verlassen, die ähnlich wie die Truppe selbst die Niederlage gegen den Erzrivalen aus Oberhausen am Samstagnachmittag schnell abschütteln muss.
Der Blick über den Tellerrand und Fazit
Der Spieltag wird von Erzgebirge Aue und Waldhof Mannheim am Freitagabend eröffnet. Beide Mannschaften stehen unter Druck, das untere Mittelfeld ein Stück weit nach oben zu verlassen. Am Samstagmittag hat der FC Saarbrücken ein schweres Heimspiel gegen den SC Verl, in dem die Saarländer nach zuletzt drei Unentschieden wieder einmal siegen möchte.
Die Mannschaft der Stunde aus Osnabrück empfängt die jungen Hoffenheimer, welche zuletzt schwächelten und sich an der starken Abwehrreihe der Niedersachsen die Zähne ausbrechen könnten. Rostocks Trainer Brinkmann steht weiter gehörig unter Druck und würde gerne mit einem Heimsieg gegen den SV Wehen diesen weiter vom Kessel nehmen. Die weiterhin wegen einer Verletzungsmisere gebeutelten Aachener müssen gegen den FC Ingolstadt ran, welche auch noch auf dem Sprung aus dem unteren Mittelfeld hoffen.
Das Schlusslicht aus Schweinfurt würde gerne den zweiten Saisonsieg einfahren, die Trauben hängen aber bei der Zweitvertretung aus Stuttgart wieder einmal sehr hoch. Am Sonntag muss der Absteiger aus Ulm auch eine hohe Hürde meistern, denn Energie Cottbus ist punktemäßig derzeit noch besser unterwegs als in der starken Hinrunde aus dem vergangenen Jahr. Am späten Nachmittag folgt dann das Spitzenspiel des Spieltages. Die hochgehandelten Löwen empfangen den bislang ungeschlagenen Spitzenreiter aus Duisburg. 1860 hat mit Markus Kauczinski einen erfahrenen Trainer mit defensiven Überzeugungen geholt, der nun in das gut besetzte Offensivensemble neues Leben einhauchen soll. Die neutralen Beobachter dürfen gespannt sein, ob dies gegen Dietmar Hirsch eingeschworene Truppe reichen wird. Um nach diesem aufregenden Spiel seine Nerven wieder beruhigen zu können, haben die für die Spielansetzung Verantwortlichen sich für das Kellerduell zwischen dem TSV Havelse und Jahn Regensburg entschieden. Möglicherweise gelingt dem TSV der langersehnte Sieg im elftem Ligaspiel, allerdings zeigte die Kurve der Regensburger im Spiel gegen das Topteam aus Saarbrücken leicht nach oben.
Die Kritik am Auftreten der Mannschaft war zuletzt groß. Dennoch muss bald der Schalter wieder umgelegt werden, schließlich ist in der Liga alles noch offen und mit den beiden anstehenden Aufgaben gegen Viktoria Köln und beim MSV Duisburg sind die Herausforderungen so hoch, dass auf der anderen Seite die Chance zur Wiedergutmachung des Pokalaus auch wieder groß ist. Dafür braucht es aber vereinte Kräfte: Einen Trainer mit seinem Team, die die Truppe auf das Spiel optimal vorbereitet, eine Mannschaft, die auf dem Feld alles gibt und Fans auf den Rängen, die alle neben und auf dem Platz lauthals unterstützen. Nur so kann das Ziel, die vorderen Tabellenplätze anzugreifen, erreicht werden.
In diesem Sinne:
NUR DER RWE!