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2025/2026 – 3. Liga

Rot-Weiss Essen – VfB Stuttgart 2

Freitagabend Flutlichtspiel- Fanherz, was willst du mehr. Die Rot-Weissen empfangen die Zweitvertretung des VfB Stuttgart und legen im Kampf um die oberen Tabellenplätze vor. Warum wir guter Dinge auf einen Dreier sind, steht im Vorbericht.

RWE will gegen den VfB Stuttgart II nicht mit Punkten geizen

Die Laune an der Hafenstraße könnte kaum besser sein. Nach dem Last-Minute-Sieg in Saarbrücken, der aufgrund des Trainerwechsels im Saarland schwer kalkulierbar war, befinden sich die Essener immer noch in Schlagweite der Aufstiegsplätze. Durch das direkte Aufeinandertreffen der Erst- und Zeitplatzierten könnten RWE noch näher heranrücken. Dazu muss aber erst einmal das Nachwuchsteam aus Stuttgart geschlagen werden, welches bislang eine ordentliche Saison spielt und als Spielverderber ins Ruhrgebiet reisen will.

Ein weiterer Sieg könnte die Stimmung vor der Jahreshauptversammlung am kommenden Dienstag weiter steigern. Die Zahlen, welche dort zum ablaufenden Geschäftsjahr präsentiert werden sollen, sind sehr ordentlich. Zudem sorgte kürzlich die Aussage des Vorstandsvorsitzenden Marc-Nicolai Pfeifer, Geld für zwei oder drei Neuzugänge im Winter zur Verfügung stellen zu können, für ordentlich Aufsehen. Dies ist verblüffend, wenn man bedenkt, dass vor genau einem Jahr der Trainerwechsel von Christoph Dabrowski auf Uwe Koschinat erfolgte und damit endgültig der Kampf gegen den Abstieg ausgerufen wurde. Kein RWE-Fan wird etwas dagegen haben, wenn die positiven Nachrichten weiter gehen.

Das Personal

Trotz der Schwächen in der Defensive wären Veränderungen in Viererkette kaum vermittelbar. Die Fünferkette hatte zu Beginn der Saison schwere Defizite und der offensive Druck, den die Mannschaft zuletzt entfaltete, würde wieder abnehmen. Zudem gab Koschinat auch der Angriffsreihe sehr viel Zeit, sich aufeinander einzuspielen. Möglicherweise liegt es auch gar nicht an der Viererkette, die vor Torhüter Jakob Golz, dessen Einsatz allerdings wegen einer Grippe am Freitagabend fraglich ist, mit hoher Wahrscheinlichkeit aus den Innenverteidigern Rios Alonso und Tobias Kraulich sowie aus den Außenbahnspielern Michael Kostka und Lucas Brumme bestehen wird, sondern an den zuletzt häufigen Wechseln in der Zentrale.

In Saarbrücken hatte Klaus Gjasula einen schwachen Tag erwischt. Das Duo aus Tom Moustier und Torben Müsel erwies sich in den vergangenen Spielen als gute Alternative, was dann aber bedeuten würde, dass Ahmet Arslan wieder in die Startelf rücken würde. Torben Müsel konnte in der ersten Halbzeit nur bedingt zeigen, dass er den Vizekapitän auf der Zehnerposition dauerhaft verdrängen könnte, machte aber das Tor zum 1:1. Uwe Koschinat hat hier seine wöchentliche Denksportaufgabe, bei der Leistungsdichte des Kaders auf diesen Positionen die richtige Entscheidung zu treffen.

Auch auf den Flügeln gab es gegen Saarbrücken eine Veränderung, denn Ramien Safi erhielt den Vorzug vor Marvin Obuz auf dem rechten Flügel. Diese Entscheidung könnte wieder rückgängig gemacht werden, denn RWE wird zu Hause wieder mehr gefordert sein, das Spiel selbst zu gestalten. Zudem konnte Obuz nach seiner Einwechselung einen Scorerpunkt beim Siegtreffer verbuchen. Auf der gegenüberliegenden Seite ist Kaito Mizuta weiterhin ohne nennenswerte Konkurrenz. Bleibt noch die Besetzung der Sturmspitze, bei der Jannik Mause trotz durchwachsener Leistung im Saarland zurzeit gesetzt sein dürfte. Außerdem ist noch zu vermelden, dass Jannik Hofmann nach seiner Verletzung aus dem Spiel gegen Energie Cottbus wieder zur Verfügung steht.

Das Gegnerportrait: VfB Stuttgart 2 (Platz 8/ 25 Punkte/ 7 Siege, 4 Remis, 5 Niederlagen/ 23:23 Tore, Differenz +/- 0)

Am Ende der vergangenen Saison war der Jubel im Stuttgarter Lager groß. Im letzten Aufeinandertreffen von RWE und dem Stuttgarter Nachwuchs reichte der U23 ein 1:1-Unentschieden zum Klassenerhalt, welches allerdings durch die Niederlage der Dortmunder Jungprofis in Saarbrücken gar nicht nötig gewesen wäre. Danach folgte der übliche Umbruch. Einige der Spieler empfahlen sich für höhere Aufgaben wie Benjamin Boakye (Arminia Bielefeld), Wahid Fahgir (Vejle BK, erste dänische Liga), Laurin Ulrich (1. FC Magdeburg) oder Jarzinho Malanga (SV Elversberg).

Wiederrum andere Akteure sind bei der Konkurrenz in der Dritten Liga untergekommen. Dazu gehören zum Beispiel Leonhard Münst (Viktoria Köln) und Leon Reichardt (Hansa Rostock). Doch nach wie vor besteht die Mannschaft aus dem Ländle aus guten Kickern. Angefangen mit Torhüter Florian Hellstern, der zu den besten Schlussmännern der Liga zählt, über den jungen Innenverteidiger Maximilian Herwerth, der mit gerade einmal 19 Jahren das Abwehrzentrum dicht macht, und dem erfahrenen Mittelfeldspieler Nicolas Sessa (ehemals SC Verl) bis hin zum den jungen Stürmern Mansour Oura-Tagba (5 Saisontreffer) und Mohamed Sankoh (3 Saisontreffer), die für ein Drittel der erzielten Tore verantwortlich sind. Wie selbstverständlich erhielt die Mannschaft auch zwischendurch namhafte Unterstützung aus den Reihen der Profis wie Justin Diehl, der den 1:0 Führungstreffer im letzten Spiel der vergangenen Saison gegen RWE erzielte und Dan-Axel Zagadou, der einmal mehr eine Zwangspause wegen einer Verletzung einlegen muss. Die zusammengestellte Mischung scheint es zu machen.

Nach der knappen Auftaktniederlage in Duisburg holte die U23 fünf Punkte unter anderem gegen hochgehandelte Mannschaften wie den SC Verl und 1860 München, ehe die Serie gegen den 1. FC Saarbrücken riss. Nach zwei weiteren Siegen (Mannheim und Köln) gab es eine deftige Niederlage bei Energie Cottbus (5:0). Danach holten die Stuttgarter aus den folgenden acht Spielen vier Siege, zwei Unentschieden und zwei Niederlagen. Es scheint so, als ob die U23 des amtierenden Pokalsiegers auf eine ruhigere Saison nach dem Wiederaufstieg hinsteuert. Diese positive Entwicklung wird allerdings von den Zuschauern kaum honoriert. Bei den Spielen unter 1000 Zuschauern ist der VfB immer in der Verlosung, gegen den SV Wehen und dem TSV Havelse verirrten sich gerade einmal jeweils 300 Besucher in die WIRmachenDRUCK-Arena nach Großaspach.

Auch wenn die Gegend zwischen Heilbronn und Ludwigsburg bei Pendlern nach Stuttgart aufgrund der halbwegs bezahlbaren Wohnräume im Gegensatz zur Landeshauptstadt beliebt ist, sind die ca. 30 km zwischen der Profiheimstätte des VfB und dem beschaulichem Gastort für die Jungprofis anscheinend zu weit für die Anhänger. Eine Rückkehr nach Stuttgart steht deshalb zu Diskussion, vorausgesetzt, es wird ein Spielort gefunden, der die Auflagen für die Dritte Liga erfolgen kann. Der Spielstil der Stuttgarter ist für eine U23-Mannschaft typisch. Die jungen Akteure suchen den Weg nach vorne und ziehen eine spielerische Lösung einer destruktiven Taktik vor. Im Abwehrverhalten gibt es aber die üblichen Nachlässigkeiten. Gegen Aachen ergaben sich durch das schnelle Umschaltspiel der Alemannen etliche Gelegenheiten für Gindorf, Schroers und Co. RWE erwartet also ein nicht zu unterschätzender, aber durchaus machbarer Gegner. Die Essener traten gegen die U23-Mannschaften in der jüngeren Vergangenheit sehr diszipliniert auf und ließen die hitzige Spielweise der Jungprofis ins Leere laufen. Allerdings gab es gegen die VfBler keinen Sieg in der vergangenen Saison, Uwe Koschinats Bilanz (sechs Spiele, kein Sieg) ist sogar statistisch gesehen noch schlechter. Es wird Zeit, dies am Freitagabend zu ändern.

Der Blick über den Tellerrand und Fazit

Der Tag nach dem RWE-Spiel hat einen echten Kracher auf dem Plan. Der Spitzenreiter aus Duisburg reist nach Brandenburg zum Verfolger Energie Cottbus. Während der MSV in die Erfolgsspur gegen Aachen zurückfand, konnte auch Energie die letzten beiden Spiele gewinnen. Der Sieger dieser Partie wird von der Konkurrenz vor Weihachten kaum von einem Aufstiegsplatz zu verdrängen sein. Auch andere Spitzenmannschaften sind im Einsatz. Der formstarke SC Verl hat auf dem Papier eine vermeintlich leichte Aufgabe beim Auswärtsspiel in Hannover, die TSV Havelse hat weiter einen großen Abstand zum rettenden Ufer. Der VfL Osnabrück möchte sich im Heimspiel gegen den SV Wehen Wiesbaden nach der Klatsche in Verl wieder rehabilitieren. Die Mannschaft von Viktoria Köln hatte zuletzt trotz spielerischer Qualitäten den Anschluss zur Spitzengruppe verloren und bekommt gegen tief verunsicherte Ulmer die Chance, Boden wieder gutzumachen. Außerdem spielt die Hoffenheimer Zweitvertretung, welche in den vergangenen Wochen stark schwankende Leistungen zeigten, gegen Jahn Regensburg, deren Formhoch am letzten Sonntag von Hansa Rostock zunächst gestoppt wurde. Im weiteren Verlauf des Tages kann 1860 München zu Hause gegen das Tabellenschlusslicht aus Schweinfurt wieder in den Aufstiegskampf zurückkehren. Der Sonntag beginnt mit dem Südwestschlager zwischen Waldhof Mannheim und dem 1. FC Saarbrücken. Gegen keinen anderen Gegner würden sich die Saarländer mehr wünschen, ihre Serie von acht sieglosen Spielen zu beenden, allerdings befindet sich die Mannschaft um Terrence Boyd in einer guten Verfassung. Wieder am letzten Tag der Woche muss Hansa Rostock einen Arbeitstag verrichten, mit einem Sieg gegen Aachen würden die Hanseaten noch mehr Druck auf die vorderen Plätze ausüben. Die Alemannen hingegen würden gerne eine ruhige Adventszeit verbringen und die klare Niederlage an der Wedau vergessen machen. Den Abschluss des Spieltages bestreiten Erzgebirge Aue und der FC Ingolstadt. Beide Mannschaften brauchen die Punkte, um die hinteren Plätze vorübergehend verlassen zu dürfen.

Sollte RWE die Stuttgarter bezwingen, wäre ein weiterer Meilenstein erreicht. Damit hätten die Bergeborbecker die beste Hinrunde seit dem Aufstieg 2022 in der Dritten Liga gespielt. Mit über dreißig Punkte und den bislang gezeigten Leistungen dürften damit die Chancen auf die ganz vorderen Plätze auch weiterhin groß sein, zumindest bis Weihnachten bleibt man ganz dick im Rennen. Nach der bitteren letzten Heimpleite gegen Energie Cottbus wäre es zudem schön, den Fans am Nikolausabend eine besondere Freude zu machen.

In diesem Sinne:

NUR DER RWE!