Spielbericht
3:0 – König Koschinats Kanoniere versenken die Kogge!
Ein 3:0 über hoch gehandelte Rostocker trotz einer Halbzeit in Unterzahl. Sieben Punkte aus der englischen Woche gegen Regensburg, Osnabrück und Rostock. Mindestens über Nacht der Sprung auf den Relegationsplatz. Endlich der ersehnte Heimsieg. Und besonders wichtig: Endlich zu null gespielt! RWE erlebte einen perfekten Samstagnachmittag.
Das Personal
Im Gegensatz zum Heimspiel gegen Osnabrück vor drei Tagen nahm Uwe Koschinat zwei Änderungen vor: Marvin Obuz musste positionsgetreu für Ramien Safi weichen und an Stelle von Michael Kostka verteidigte hinten rechts Jannik Hofmann. Es sollte nur fünf Minuten dauern, bis sich Safis Berufung in die Startformation mit einem Traumtor bezahlt machte und von Jannik Hofmann wird sein Gegenspieler Maximilian Krauß heute Nacht wahrscheinlich noch Albträume haben.
Doch der Reihe nach. Die Startelf komplettierten Golz im Tor, Rios Alonso und Schultz in der Innenverteidigung, Lucas Brumme auf der linken Abwehrseite, Gjasula und Moustier vor der Viererkette, Kaito Mizuta und Ahmet Arslan ergänzten Ramien Safi zur offensiven Dreierreihe und im Sturm begann Jannick Mause. Zur Pause war dessen Arbeitstag jedoch schon wieder beendet, da Uwe Koschinat ihn durch Tobias Kraulich ersetzte, sehr erfolgreich mit einer Fünferkette Beton anrührte und die Rostocker Offensive über weite Strecken komplett neutralisierte.
Nach 72 Minuten waren die sehr guten Ramien Safi und Kaito Mizuta platt und wurden durch Franci Bouebari und Torben Müsel ersetzt. Fünf Minuten vor Schluss wich Lucas Brumme für Luca Bazzoli und in der Nachspielzeit verließ auch der dritte rot-weisse Torschütze Ahmet Arslan den Platz und Potocnik erhielt ein paar Spielminuten.
Die Pluspunkte
Über die gesamte Partie ging RWE sehr aggressiv in die Zweikämpfe und nahm jedes Duell an. Dabei setzten sich die Rot-Weissen sowohl in der Luft als auch am Boden meistens durch und waren auch bei den wichtigen zweiten Bällen oft in der Pole Position. Einen vermeintlich bereits geklärten Einwurf Moustiers beförderte Ramien Safi aus über zwanzig Metern zum 1:0 ins Netz, vor dem von Ahmet Arslan verwandelten Elfmeter zum 2:0 setzte sich Jannick Mause energisch durch und bediente Kaito Mizuta, der auf der Strafraumgrenze gefoult wurde und auch beim dritten Treffer war es dem vollen Einsatz von Ramien Safi zu verdanken, dass dieser seinem Gegenspieler nach einem Einwurf im letzten Moment den Ball wegspitzelte und dadurch zu Brumme weiterleitete, der nach Zusammenspiel mit Mizuta und unter Mithilfe des abfälschenden Rostockers zum 3:0 ins kurze Eck vollendete.
Wenn Ahmet Arslan mit zwanzig Metern Anlauf per Grätsche einen Ball erobert und Zauberfuß „Mesut“ Müsel das Spielgerät per Befreiungsschlag bis zum Tribünendach drischt, ist genau das das Rezept, um die Hafenstraße in einen Hexenkessel zu verwandeln. Insbesondere die zweite Hälfte war für Freunde des gut organisierten Defensivfußballs (wie den Autor dieser Zeilen) ein wahres Fest. Die rot-weisse Fünferkette stand wie eine Mauer und klärte die uninspirierten Hereingaben der im gesamten zweiten Durchgang in Überzahl spielenden Rostocker scheinbar mit Leichtigkeit.
Der Plan der Gäste, über Maximilian Krauß auf links im 1-gegen-1 zur Grundlinie durchzukommen und in den Rücken der Abwehrkette zu spielen, scheiterte am sich mit jedem Duell steigernden rot-weissen Rechtsverteidiger Jannik Hofmann, der für jede Balleroberung frenetisch gefeiert wurde. Lucas Brumme feierte seine Rettungstat auf der Linie nach einem Rostocker Eckball in Halbzeit 2 fast noch mehr als seinen Treffer und Jakob Golz konnte im sechsten Anlauf endlich einen Elfmeter halten, nachdem Klaus Gjasula zehn Minuten vor Schluss aus einem Meter Entfernung der Ball an die Hand geschossen wurde.
Staubsauger-Klaus zog den Ball nicht nur in dieser Situation magisch an und orchestrierte den im zweiten Durchgang zwischen 5-3-1 und 5-4-0 agierenden Defensivverbund auf eine Weise, die Catenaccio-Erfinder Helenio Herrera im Himmel vermutlich ein paar Freundentränen verdrücken ließ. Selbst in Unterzahl hatte RWE noch die dicke Chance auf das 4:0, als Ramien Safi frei auf den Rostocker Kasten zulief. Bereits im ersten Durchgang hätte Mause aus kurzer Distanz den Deckel endgültig draufmachen können, denn nicht nur die defensive Organisation, sondern auch das Umschalten bei Ballgewinn funktionierte an diesem Nachmittag beeindruckend gut und bescherte RWE gute Gelegenheiten.
Die demonstrative Rückendeckung, die Marcus Steegmann in der Pressekonferenz einigen vom FUNKE-Boulevard kritisierten Rot-Weissen zukommen ließ, erschien als Stilmittel überzogen, war jedoch scheinbar ein taktisch cleveres Mittel, um das rot-weisse Team zusammenzuschweißen und mit einer gehörigen Portion Wut im Bauch ins Rennen gegen die bis dato so defensivstarke Kogge zu schicken.
Die Knackpunkte
Mit der Viertelstunde vor dem Pausenpfiff kann RWE nicht zufrieden sein. Zu früh wurde in dieser Phase ein Gang zurückgeschaltet und eben nicht mehr mit der letzten Intensität verteidigt. Lucas Brummes Kabinettstückchen auf der Außenlinie in der eigenen Hälfte stand exemplarisch für eine RWE-Elf, die den Gegner nach dem 3:0 unterbewusst vielleicht schon abgeschrieben hatte. Die (überzogene, siehe Aufreger) rote Karte für Tom Moustier resultierte aus einer Szene, als bereits in mehreren Versuchen zuvor eroberte Bälle leichtfertig wieder hergeschenkt wurden. So sehr die aufopferungsvolle Abwehrschlacht in Halbzeit 2 auch zu gefallen wusste, wäre ein kräftesparenderes Abspulen des Programms am Ende der englischen Woche bei gleicher Spielerzahl sicherlich möglich und für die Belastungssteuerung wünschenswert gewesen.
Der Aufreger
Kurz vor der Pause spielte RWE plötzlich nur noch zu zehnt. Tom Moustier kam beim Versuch einen Ball per Grätsche zu erobern zu spät und traf seinen Gegenspieler von der Seite. Weder kam der Angriff von hinten, noch wurde der Gegenspieler „gestempelt“ oder gab es ein rotwürdiges „Trefferbild“, wie es neuerdings im Schiedsrichterdeutsch heißt. Ein überzogener Platzverweis, der dem sehr kleinlich pfeifenden Unparteiischen Felix Wagner Pfiffe und „Schieber!“-Rufe einbrachte. Zu seiner Ehrenrettung sei gesagt, dass er auf beiden Seiten den Spielfluss häufig unterbrach. Dass es den Handelfmeter gab, ist nicht dem Schiedsrichter anzukreiden, sondern einer dämlichen Regelauslegung, die dafür sorgt, dass ein vom Tor weggespielter Ball, der aus einem Meter Entfernung an einer abgespreizten Hand landet, zu einem Strafstoß führt.
Fazit und über den Tellerrand geschaut: Die Lage in der Dritten Liga
Bereits am Freitag zementierte der 1. FC Saarbrücken durch einen knappen 2:1-Erfolg über Aufsteiger Schweinfurt seinen zweiten Tabellenplatz. Erzgebirge Aue steckt weiterhin in der Krise und verlor beim letzten RWE-Gegner Osnabrück mit 3:1. Die Lilaweißen schieben sich dadurch auf Platz 5 punktgleich hinter RWE. Viktoria Köln verlor mit 2:1 bei der Stuttgarter Reserve und musste RWE passieren lassen, Ingolstadt und Wehen Wiesbaden trennten sich torlos.
Im Spiel um 16:30 Uhr kam Aufstiegsfavorit 1860 München daheim gegen die Hoffenheimer Reserve mit 1:5 unter die Räder und stürzte auf Platz 9. Die Hoffenheimer belegen aktuell Rang 3, wären jedoch nicht berechtigt, die Relegation zu spielen, sodass – Stand jetzt – RWE nachrücken würde.
Der nächste Gegner der Rot-Weissen gab dabei eine dramatische Partie noch aus der Hand und beendete die englische Woche mit 0 Punkten: Waldhof Mannheim drehte bei den Aachenern einen 0:1-Rückstand in eine 2:1-Führung, kassierte jedoch 10 Minuten vor dem Ende den Ausgleich und tief in der Nachspielzeit auch noch den Siegtreffer durch Lars Gindorf, der durch seine drei Elfmetertore an der Hafenstraße in schlechter Erinnerung bleibt. Für RWE gilt es, nach der erfolgreichen englischen Woche gegen einen angeschlagenen Gegner nachzulegen – nächsten Samstag um 16:30 Uhr geht es zum Gastspiel ins Carl-Benz-Stadion, wo RWE hoffentlich an die gezeigte Leistung gegen Rostock anknüpfen und die Position in der Spitzengruppe festigen kann.
NUR DER RWE!
Dominik Gsell
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