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2025/2026 – 3. Liga

MSV Duisburg – Rot-Weiss Essen

Am Sonntagabend kommt es zum Derby mit dem Prädikat „Spitzenspiel“. Die Essener reisen zum Tabellenführer aus Duisburg und beide Lager sind heiß. Die einen wollen Wiedergutmachung für die letzten Niederlagen, die anderen den Abstand in der Tabelle auf 2 Punkte verkürzen. Alles weitere in unserem Vorbericht.

Derby mit dem Prädikat „Spitzenspiel“ – RWE muss an der Wedau bestehen

MSV Duisburg vs. Rot-Weiss Essen – Folgen wir der Berichterstattung, dann besteht der gesamte 12. Spieltag nur aus einer einzigen Partie. Dies hat gleich mehrere Gründe. Zuletzt konnte der MSV, der immerhin eine Saison außerhalb des Profifußballs verbringen musste, nach seiner Rückkehr für sechs Siege am Stück sorgen und grüßt immer noch von der Spitze der Dritten Liga. Auch wenn die Konkurrenz aus Essen vor der Saison als Favorit auf den Aufstieg in die Saison ging, wurde die Mannschaft den Vorschusslorbeeren nicht immer gerecht. Doch mit neunzehn Zählern ist die Truppe von Uwe Koschinat punktgleich mit dem dritten Platz voll auf Kurs. Unter solch günstigen Voraussetzungen haben sich diese beide Mannschaften schon lange nicht mehr begegnet.

Zuletzt ließ der Fahrtwind für den MSV Duisburg leicht nach, denn nach der Auftaktserie folgte nur noch ein weiterer Sieg und drei Unentschieden. Am vergangenen Wochenende musste sogar die erste Niederlage der Saison bei den Münchener Löwen hingenommen werden, allerdings sollte die Mannschaft von Uwe Koschinat gewarnt sein. Die Leistungen des MSV waren in den meisten Spielen weiterhin gut, gegen die letzten drei Gegner Rostock, Saarbrücken und 1860 können Punktverluste passieren. Vor einem ausverkauften Haus wird der Aufsteiger aus Duisburg alles mobilisieren, um den ersten Pflichtspielsieg gegen RWE seit acht Jahren einzufahren.

Das Personal

In der vergangenen Woche gab es einige besorgniserregende Nachrichten rund um den Essener Trainingsplatz. Während der Woche konnten Lucas Brumme, Tom Moustier, Ramien Safi und Jannik Mause einige Trainingseinheiten nicht absolvieren. Dafür ist Kapitän Michael Schultz wieder fit. Er könnte Tobias Kraulich wieder aus der Startelf verdrängen, obwohl der ehemalige Dresdener zuletzt starke Leistungen sowohl im Spielaufbau als auch in den Zweikämpfen zeigte. Gewiss ist nur, dass vor Torwart Jakob Golz in der Innenverteidigung Rios Alonso starten wird. Auf der rechten Seite könnte Michael Kostka nach seinem guten Auftritt gegen Viktoria Köln den Vorzug vor Jannik Hofmann bekommen.

Links droht der Ausfall von Lucas Brumme, der im letzten Heimspiel gegen Köln ausgewechselt werden musste und sich noch über die Woche noch nicht vollständig auskurieren konnte. So ergibt sich eine Startchance für Francis Bouebari, der gegen den MSV besonders gefordert sein wird. Bei der Besetzung des defensiven Mittelfelds wird die Entscheidung von Uwe Koschinat nicht so einfach sein. Gegen einen sehr kampfstarken Gegner wie dem MSV wird ein Spieler vom Typ Klaus Gjasula gefragt sein, der im Pokalfinale gegen die Zebras schon eine ordentliche Partie ablieferte. Aber Tom Moustier, der im Training am Freitag seine Einsatzbereitschaft signalisierte, und Torben Müsel gaben ein starkes Duo gegen Viktoria Köln ab, wären allerdings eher eine spielerische Lösung, die im Derby vielleicht nicht unbedingt gefordert ist. Die Tendenz geht zu einem Einsatz von Klaus Gjasula, der neben Moustier oder Müsel auflaufen darf. Im offensiven Mittelfeld gibt es kein Vorbeikommen an Ahmet Arslan, der endlich in den letzten beiden Pflichtspielen jeweils einmal aus dem Spiel heraus traf. Auch auf den beiden Angriffsseiten scheinen Marvin Obuz und Kaito Mizuta gesetzt zu sein. In der Sturmspitze waren wie bereits erwähnt Ramien Safi und Jannik Mause angeschlagen, möglicherweise ergibt sich hieraus eine Chance für Marek Janssen. Doch hier lässt sich Uwe Koschinat nicht in die Karten schauen, wahrscheinlich muss der Trainer sowieso kurzfristig entscheiden, welcher Stürmer den besten Fitnesszustand für Sonntag hat.

Das Gegnerportrait: MSV Duisburg (Platz 1/ 24 Punkte/ 7 Siege, 3 Remis, 1 Niederlage/ 23:12 Tore, Differenz +11)

Der MSV Duisburg ist nach einer Saison zurück im Profifußball. Für die Traditionalisten ist dies eine gute Nachricht. Allerdings nerven die Zebrasfans damit, dass ihr Verein keine vierzehn Jahre wie der Rivale aus Essen brauchte, um den Klauen der Bedeutungslosigkeit zu entkommen. Diese Sichtweise würde aber so gar nicht dem „Wunder von der Wedau“ entsprechen, welches das Duisburger Marketing nach allen Regeln der Kunst ausschlachtet. Aber „Die harte Arbeit von der Wedau“ oder „Das erzwungene Glück von der Wedau“ klingen nicht ganz so schön, entsprechen aber eher der Wahrheit.

Für die „harte Arbeit“ ist nicht ausschließlich, aber vornehmlich der Geschäftsführer Michael Preetz zuständig. Begonnen hatte er seine Aufgabe im Januar 2024, als die Würfel für die Rückrunde schon gefallen waren und der MSV dem Abstieg aus der Dritten Liga entgegentaumelte. Preetz blieb im Ruhrgebiet und baute im Sommer eine Mannschaft auf, die dem Wiederaufstieg nicht dem Zufall überlassen sollte. So kamen unter anderem Alexander „Ali“ Hahn und Gerrit Wegkamp aus Münster, die sich mit Feierlichkeiten auskannten und kurz zuvor die Preußen in Liga zwei begleiten durften. Mit Kilian Pagliuca, Franko Uzelac, Dustin Willms und Thilo Töpken bedienten sich die Meidericher gleich viermal aus der Kadermasse des Drittligisten aus Aachen, aus Bocholt wurde Topscorer Malek Fakhro verpflichtet. Der wichtigste Transfer kam aber von Dynamo Berlin. Patrick Sussek scheiterte bei seinem ersten Versuch als Profifußballer beim FC Ingolstadt, allerdings in Duisburg sollte er regelrecht explodieren. Darüber hinaus gelang es Preetz noch, wichtige Spieler wie Torhüter Maximilian Braune, Abwehrspieler Tobias Fleckstein und Mittelfeldspieler Jakob Bookjans vom Neuaufbau zu überzeugen.

Dirigiert wurde das Ganze von Trainer Dietmar Hirsch, der durch seine Duisburger Vergangenheit die Identifikation der Truppe zum MSV erhöhen und den weiß-blauen Geist innerhalb der Kabine hochhalten sollte. Diese Mannschaft war zum Aufsteigen verdammt, doch muss neidlos anerkannt werden, dass dies keine Garantien sind, um die Rückkehr in den Profifußball zu schaffen. Nach einer kurzen Schwächephase zum Beginn der Rückrunde gelang dem MSV ein Durchmarsch, die Niederlage im Derby gegen RW Oberhausen am 31.01.25 sollte die letzte Pleite in einem Ligaspiel bis zum 19.10.25 gegen 1860 München werden, was bekanntlich am 11. Spieltag in der Dritten Liga war.

Die gute Kaderarbeit wurde aber von Faktoren begünstigt, die Preetz und den Rest der Verantwortlichen weniger beeinflussen konnten. In der Regionalliga gab es kein weiteres Team mit einem absoluten Anspruch auf den Aufstieg, also keine hochfinanzierte Konkurrenz aus Lotte, Köln, Rödinghausen, Verl, Uerdingen oder Münster und keine starke Zweitvertretung z. B. aus Dortmund, die den Titel auf der Strecke streitig machen wollte oder konnte. Auch finanziell und strukturell erfuhr der MSV jegliche Unterstützung. Für die Stadt Duisburg wäre der weitere Absturz ihres Vorzeigevereins eine Katastrophe gewesen, schließlich gibt es nur wenige Aushängeschilder, mit denen sich die einstige Industriemetropole in wirtschaftlich schwierigen Zeiten schmücken kann.

So wurde aus dem MSV im Sommer 24/25 kein normaler Aufsteiger, der sich zurück in die Dritte Liga spielte. Trainer Dietmar Hirsch und Michael Preetz gaben noch vollmundig bekannt, man bleibe bescheiden und setze auf die Mannschaft, die für Stadt und Verein ihre Herzen auf dem Platz gelassen habe. Dies ist aber einmal mehr nur die halbe Wahrheit. Mit Christian Viet und Rasim Bulic kamen zweitligaerfahrene Spieler aus Regensburg, die sich von den Marktwerten in der Dritten Liga gleich oben einreihten. Conor Noß konnte zuvor immerhin in Österreich Erstligaluft schnuppern, bei Florian Krüger bissen sich der letztjährige Relegationsteilnehmer aus Saarbrücken die Zähne aus, ihn aus Belgien dauerhaft loseisen zu können. Die Duisburger Verantwortlichen verfolgen eine kluge Strategie, die zum Durchmarsch in die Liga zwei führen soll.

Demut und Understatement erfolgen in wohl dosierten Portionen nach außen, nach innen dürfte der Ton ein anderer sein. Schließlich weiß Preetz, dass die derzeitigen Umstände so günstig wie nie sind. In Duisburg ist unter den Anhänger durch den souveränen Aufstieg eine Euphorie entfacht, zudem sind die Absteiger aus der zweiten Liga in dieser Saison keine ernsthafte Konkurrenz. Mit dem Schwächeln der Favoriten aus München und Rostock und dem durchwachsenen Verlauf in Essen und in Saarbrücken stößt der MSV passend in das Vakuum hinein. Der starke Saisonstart mit sechs Siegen am Stück fachen diese Euphorie noch an. Auch wenn noch viele Spiele zu absolvieren sind, der Traum vom Durchmarsch hat seine Berechtigung. Allerdings bedeutet dies, dass die bislang frei aufspielende Mannschaft von der Wedau irgendwann auch merkt, sie könne möglicherweise etwas verlieren.

Der MSV wird gegen RWE mit ordentlich Schaum vor dem Mund auflaufen. Dafür sorgt allein schon Trainer Dietmar Hirsch, der mit Niederlagen und Kritik nur schlecht umgehen kann, wie seine Äußerungen gegenüber das angebliche Fehlverhalten der Gästefans beim Niederrheinpokalfinale zeigt, die leider immer noch von der Presse unreflektiert übernommen werden. Die Mannschaft aus Essen muss diesem Druck standhalten und ein Rezept gegen die Flügelzange Symalla/Sussek finden, die das Herzstück der MSV-Offensive bildet. Hier kommt viel Arbeit auf Kostka/Hofmann und Brumme/Bouebari zu. Auch die Defensive ist sehr gut besetzt, dies sieht aber auf Essener Seite genauso aus. Die Chance ist hoch, da die Mannschaften doch recht ähnlich auf manchen Positionen besetzt ist (Defensives Mittelfeld: Bulic vs. Gjasula, Spielmacher: Viet vs. Arslan), dass es zu einem Abnutzungskampf kommt, bei dem die Bereitschaft, den einen Schritt mehr zu gehen, entscheidend sein kann. Die Zuschauer können sich auf einen echten Fight im Ruhrgebiet freuen.

Der Blick über den Tellerrand und Fazit

Im Spiel am Freitagabend verschafften sich die Aachener etwas Luft in ihrer Krise und gewannen in Wiesbaden mit 1:2. Dadurch rutscht die Alemannia zunächst auf einen Nichtabstiegsplatz, während der SV Wehen stetig den unteren Regionen näher kommt.

Am Samstag treffen zunächst Waldhof Mannheim auf 1860 München, beide Teams hoffen auf den zweiten Sieg in Folge und ein Klettern in der Tabelle. Aus einer leichten Krise möchte sich der FC Saarbrücken befreien, der nach Ingolstadt reisen muss. Das Team von Sabrina Wittmann holte allerdings in den letzten drei Spielen starke sieben Punkte. Der Tabellenzweite aus Cottbus möchte gerne einen Platz nach oben gehen und hat den TSV Havelse zu Gast, der immer noch auf seinen ersten Saisonsieg wartet.

Jahn Regensburg befindet sich nach einem schwachen Start in die Spielzeit leicht im Aufwind, allerdings wartet mit dem VFB Stuttgart 2 ein Gegner im Formhoch. Beim Spiel des SC Verl gegen den SSV Ulm 1846 scheint es auch eine klare Rollenverteilung zu geben, denn nur der Gastgeber konnte in den letzten Spielen überzeugen. Im späteren Verlauf des Tages muss der VFL Osnabrück nach Schweinfurt reisen und will nach einer herben Niederlage gegen die TSG Hoffenheim 2 wieder in die Erfolgsspur zurückkehren. Fälschlicherweise wurde in dem letzten Spielbericht behauptet, die Schweinfurter hätten bislang keinen Saisonsieg gehabt, was nachweislich falsch ist und der Autor sich aufrichtig entschuldigt. Allerdings sorgte der Sieg in Ingolstadt am fünften Spieltag noch für keine erfolgreiche Saison der Schnüdel, die dringend Punkte benötigen, um aus dem Tabellenkeller zu kommen.

Am Sonntag spielen vor dem Derby noch Hoffenheim 2 gegen Erzgebirge Aue gegeneinander. Während die Hoffenheimer sich aus der Minikrise an der Bremer Brücke herausschießen konnten, bleibt die Mannschaft aus Sachsen gefährlich nahe an der Abstiegszone. Die spätere Partie findet zwischen Viktoria Köln und Hansa Rostock statt, wobei die neutralen Beobachter gespannt sein dürften, ob die Kölner zu alter Stärke finden oder die Hanseaten einen weiteren Sieg feiern dürfen.

Eine Niederlage im Derby wären beim derzeitigen Saisonverlauf für beide Teams zu verschmerzen. Duisburg spielt bislang eine sehr erfolgreiche Runde, mit der Betrachter von außen nie gerechnet hätten. Auch RWE ist auf dem Weg, von den Punkten her eine starke erste Hälfte der Spielzeit zu zeigen und sich alle Optionen offen zu halten, in den Kampf um die Aufstiegsplätze eingreifen zu können. Dennoch täte es den Fanseelen beider Klubs gut, den Revierrivalen zu schlagen. Duisburg wurde dreimal in Folge von den Essener geschlagen, RWE hatte in den Prestigeduellen gegen Aachen und RWO das Nachsehen. Möge die Mannschaft von der Hafenstraße alles in die Waagschale werfen, um auch diesmal den Zebras zu zeigen, wo es lang geht!

In diesem Sinne:

NUR DER RWE!