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2025/2026 – 3. Liga

DFB-Pokal: Rot-Weiss Essen – Borussia Dortmund (0:1)

Am Ende hat es nicht gereicht. Nach großem Kampf und grandioser Stimmung unterlag Rot-Weiss Essen dem BVB mit 0:1.
Unsere Galerie und der Spielbericht sind online.

Vorbericht

Ein Pokalspiel unter Nachbarn – RWE empfängt den BVB

Amateurmannschaften oder Drittligisten freuen sich über zwei mögliche Kategorien von Gegnern bei der Pokalauslosung. Da wäre der Zweit- oder Erstligist, der sportlich sich in einer Schieflage befindet und von einer sehr schwierigen Saison steht, zudem wirkt die Mannschaft noch nicht in sich gefestigt. Die Wahrscheinlichkeit eines Einzuges in die nächste Runde ist höher als unter normalen Voraussetzungen. Im zweiten Fall wird ein Los mit einem sehr starken Gegner, möglicherweise sogar mit einem direkten Bezug, gezogen, der die Fanszene elektrisiert und dem Außenseiter eine hohe mediale Aufmerksamt beschert. Selbstverständlich gehört die Borussia aus Dortmund zur zweiten Kategorie dazu.

Nach der Enttäuschung aus der letzten Saison mit dem Fußballkonstrukt aus Leipzig ist womöglich das Pokallos eine kleine Entschädigung. Es gibt viele Geschichten zwischen den beiden Klubs aus Dortmund und Essen gibt es zu erzählen, sowie über die gemeinsame Vereinslegenden wie Willi Lippens, Manfred Burgsmüller oder der kürzlich verstorbene Frank Mill. Aber auch die Verbindungen der Fanszenen sind über die lokalen Grenzen bekannt, die sich trotz der unterschiedlichen Entwicklung der beiden Vereine in Teilen noch intensiviert hat. So ist alles bereit für einen tollen Fußballabend an der Hafenstraße, der wahrscheinlich auch von vielen Menschen außerhalb des Stadions mitverfolgt wird.

Das Personal

Die Situation vor allem auf rechten Abwehrseite hat sich entspannt. Uwe Koschinat kann nur auf Nico Schulte-Kellinghaus nicht zurückgreifen, sogar der in Hannover verletzte Stürmer Marek Janssen zeigte sich wieder auf dem Trainingsplatz. Auch der zuletzt ausgefallene Stammtorhüter Jakob Golz darf wohl am Montagabend sein Pflichtspieldebüt in dieser Saison feiern.

Aufgrund der Außenseiterrolle von RWE wird Uwe Koschinat sehr wahrscheinlich auf seine altbewährte defensive Ausrichtung setzen, so dass Rios Alonso, Tobias Kraulich und Michael Schultz gute Chancen auf einen Startelfeinsatz haben werden. Auf den Außenbahnen haben Lucas Brumme auf links und Jannik Hofmann aufgrund von Erfahrungswerten bzw. bislang gezeigten Leistungen die Nase im Konkurrenzkampf leiht vorne, wobei Francis Bouebari eine gute Alternative zu Brumme wäre. Da Michael Kostka einen Teil der Vorbereitung verpasst hatte und dementsprechend noch kein Pflichtspieleinsatz für RWE verbuchen konnte, wird er wohl eher nicht als Option von Beginn an in Frage kommen.

Im defensiven Mittelfeld zeigte Klaus Gjasula bislang sehr gute Leistungen, allerdings stände mit Luca Bazzoli ein Vertreter bereit. Bekannterweise könnte Bazzoli auch einen der Innenverteidiger ersetzen. Trotz etwas schwächerer Leistung in Hannover gibt es in der Zentrale mit Tom Moustier und Ahmet Arslan zwei Spieler mit nahezu uneingeschränkter Einsatzgarantie. Im vorderen Bereich wird Ramien Safi im Gegensatz zum Spiel gegen den TSV Havelse wieder von der rechten Seite in die Mitte rücken, um die angeschlagene Innenverteidigung des BVB zu beschäftigen. Interessant wird es bei der Besetzung des zweiten Stürmers. Weder konnten sich Kaito Mizuta gegen 1860 München noch Dominik Martinovic in Hannover nachdrücklich für die erste Elf empfehlen. Vielleicht probiert es Uwe Koschinat mit Marvin Obuz als Flanken- und Ideengeber vom offensiven Flügel aus.

Das Gegnerportrait: Borussia Dortmund (Abschlusstabelle Bundesliga Saison 24/25: 57 Punkte; 17 Siege, 6 Remis und 11 Niederlagen bei 71:51 Tore, Differenz +20)

Der neutrale Betrachter bekommt im Vorfeld des Pokalspiels auch durch die mediale Aufmerksamkeit den Eindruck, es handele sich um das Duell zweier Vereine, dessen Fanlager trotz der unterschiedlichen Welten, in denen sie sich befinden, sehr gut miteinander verstehen und am Montagabend ein großes Fußballfest ohne große Rivalität ausgetragen wird. Vielleicht hilft hier der Vergleich mit eines fiktiven Familientreffens. Da gib es die entfernten Cousins oder Cousinen, die man leider zu wenig sieht und sich dann auf einer Feier stundenlang über Fußball austauschen kann, um am Ende Anti-GE-Lieder zusammen anstimmt und mit einem wohligen Gefühl wieder nach Hause fährt.

Es gibt aber auch leider den Onkel, der leicht angeheitert über die strategische Bedeutsamkeit der Zweitvertretung für den BVB ohne große Kenntnis der Folgen für den Lieblingsverein des Gegenübers labert. Für viele aus der aktiven Fanszene sind die Borussen aus Dortmund eben diese liebgewordenen Cousins und Cousinen. Neben einigen schwarz-gelben Utensilien zieren auch neben dem RWE-Wappen das Westfalenstadion oder andere Dortmunder Symbole die tätowierte Haut. Es gibt sogar in dem Umfeld Stimmen, das es eigentlich keinen Verlierer bei diesem Spiel geben könne, schließlich schlagen oftmals zwei Herzen in einer Brust.

Für einige „Normalos“ gestaltet sich das Verhältnis zur schwarz-gelben Nachbarschaft etwas komplizierter. In der jüngsten Vergangenheit kam es zu Spannungen, weil die zuvor erwähnte Zweitvertretung mit der „Dehnung“ der Spielordnung im Aufstiegskampf mit RWE am Ende der Saison 2020/2021 die Nase ganz knapp vorne hatte. Dabei wurden trotz nahezu unerschöpflicher Reserven aus dem Jugendbereich Spiele zur besseren Regeneration der Mannschaft verschoben, obwohl der BVB bereits über 40 Spieler in der Saison eingesetzt hatte. Nach einem erfolglosen Protest von RWE wurde immerhin diese Lücke im System geschlossen.

Die Krone aber setzten die Jungprofis aber dem Ganzen auf der Kabinenfeier nach dem Sieg am letzten Spieltag in Wuppertal auf, als in der Kabine das rot-weisse Vereinslied „Adiole“ zur Verhöhnung des Konkurrenten, der immerhin stolze 90 Punkte in der Saison geholt hatte, gespielt wurde. Auch was sonst so aus Reihen des Vereins kommt, lässt treuen Zuschauer eines Vereins, der sich mühsam aus den Klauen der Amateurbereichs befreien musste, eher kopfschüttelnd zurück. An vorderster Front ist das Sprachrohr des Klubs, der Geschäftsführer und Vorsitzender des Aufsichtsrats der DFL, Hans-Joachim Watzke, zu nennen. Vor der im Sommer erstmals stattfindenden Infantino-Games, offiziell Klub-WM genannt, wies er kritische Stimmen zurück, indem er diesen „Arroganz“ gegenüber den teilnehmenden südamerikanischen Mannschaften vorwarf. Diese Strategie der Diffamierung hat mittlerweile System, was sich auch tief in die gesellschaftlichen Diskussionen etabliert hat.

Aber Menschen, die anderen „Doppelmoral“ oder eine „falsche Moral“ vorwerfen, haben häufig selbst irgendwann sämtliche ihre moralischen Grundsätze über Bord geworfen. Watzke geht es in erster Linie um Machterhalt und finanziellen Zugewinn für seinen Herzensklub. Während schwarz-gelbe Zuschauer sich auf den Rängen über Fußballkonstrukte wie Hoffenheim oder RB Leipzig beklagen, fördert er als BVB-Chef und DFL-Sprachrohr mit einer Abschottungspolitik nach unten, dem Beibehalten der U-23-Mannschaften bis zur Dritten Liga und einer ungerechten Verteilung von Fernsehgeldern die Existenz solcher „Vereine“. Da hilft es auch wenig, sich ähnlich wie sein Kollege Karl-Heinz Rummenigge zu rechtfertigen, dass die Beraterkosten so gestiegen sind, dass zusätzliche Spiele bei der Klub-WM nötig sind, um das ganze System noch finanzieren zu können. Am Ende werden weder die Berater, die Vereine oder die meisten Spieler die Verlierer sein, sondern die treuen Anhänger, die sich immer teurere Dauer- und Tageskartenpreise leisten müssen.

Während also der Verein darauf bedacht ist, finanziell im Konzert der Großen mitspielen zu müssen, fällt die sportliche Analyse der schwarz-gelben Lage etwas dürftiger aus. Zehn Jahre nach Ende der Ära Jürgen Klopp trauert der Verein dieser Zeit noch hinterher. Man könnte auch sagen, seitdem ist der Klub auf der Suche nach einer (neuen) Identität. Unter dem späteren Trainer des FC Liverpools gab es eine Reihe unbekannter Spieler, die sich plötzlich zu Weltstars entwickelten und dabei häufig auch noch ein enges Verhältnis zu dem Verein hatten. Dem BVB gelang es, Talente aus Europa zu verpflichten, die später für viel Geld an ausländische Klubs abgegeben wurden, um später dann weniger erfolgreich wieder beim BVB zu landen. Die Kombination von diesen Talenten mit langjährigen BVB-Spielern war ein schwarz-gelbes Erfolgsrezept. Mittlerweile fehlt aber dem BVB das richtige Rezept, um eine derartige Mannschaft wieder auf das Feld zu schicken. Die letzten beiden Spieler mit BVB-DNA, Mats Hummels und Marco Reus, verließen vor zwei Jahren ihren Verein. Dafür stellt der BVB jetzt eine Truppe aus ehemaligen oder aktuellen Nationalspielern zusammen, die nicht mehr an der Form vergangener Zeiten heranreichen und mit einem schwer zu definierenden Fußballstil auch das Westfalenstadion nicht mehr mitreißen können.

Zudem lähmt die erfolgreiche Zeit unter Jürgen Klopp und die Sehnsucht nach dieser verlorenen Identität den Verein. Experimente mit Trainern wie Nuri Sahin oder Edin Terzic, die eine hohe Identifikation mit dem Verein haben, scheiterten auf der ganzen Linie. Der BVB musste in der letzten Saison hart darum kämpfen, überhaupt einen Platz zur Teilnahmeberechtigung an der Champions League zu erhalten, was dank der Stabilisierung der Mannschaft unter Niko Kovac, der wahrlich kein Wunschtrainer am Westfalendamm war, gelungen ist. In der neuen Saison wird die Hoffnung vor allem in Neuzugang Jobe Bellingham gesetzt, von dem sich die Schwarz-Gelben eine ähnliche Entwicklung wie bei seinem Bruder Jude erhoffen.

Zusätzlich weisen Gerüchte um die Verpflichtung des ehemaligen Borussen Jadon Sancho zeigt sich wieder ein altbewährtes Muster. Aus der Vergangenheit wird in Dortmund nichts für die Zukunft gelernt. Dennoch stehen die Chancen, wieder hinter dem FC Bayern die Nummer „zwei“ im deutschen Fußball zu werden, gar nicht schlecht. Alle anderen Konkurrenten wie Bayer Leverkusen, Eintracht Frankfurt oder der Dosenfabrikant aus Fuschl am See werden zurzeit vor allem von englischen Klubs gerupft, die mittlerweile sogar für Spieler, die nur die eigene Bank auffüllen sollen, Mondsummen auf dem Markt aufrufen. Dennoch muss Niko Kovac zunächst ein paar Probleme vor der Saison bewältigen. Die Innenverteidigung ist schon seit Ende der vergangenen Saison ordentlich geschwächt, neben dem langzeitverletzten Nico Schlotterbeck auch unter anderem Niklas Süle aus, so dass als einzige „echte“ Option nur Waldemar Anton, der nach seiner Verpflichtung aus Stuttgart bislang auch nicht überzeugen konnte, verblieben ist.

Neben ihm könnte der junge Verteidiger Filippo Mane aufgeboten werden, zudem kann auch Julian Ryerson von der Außenbahn in das Abwehrzentrum beordert werden. Im defensiven Mittelfeld wird auch Emre Can nicht dabei sein können, auf der linken Außenbahn kann Julian Durainville nicht in das Geschehen eingreifen. Im Sturmzentrum wird allerdings deutlich, warum der BVB an der Hafenstraße auch so locker bestehen könnte. Mit Serhou Guirassy steht ein Mann mit eingebauter Torgarantie ganz vorne, auch Karim Adeyemi, wenn er nicht mit seinem Auftritt bei Instagram beschäftigt ist, kann ein Spiel komplett allein entscheiden. Trotz des unruhigen Umfelds, in dem Teile der Fans mit der bisherigen Transferpolitik unzufrieden sind, geht der BVB unumstritten als Favorit in das Spiel.

Ein Blick auf die Drittligisten in der 1. DFB-Pokalrunde und Fazit

Neben RWE sind auch weitere zahlreiche Ligakonkurrenten an diesem Wochenende im Pokalwettbewerb vertreten. Am Freitagabend verlor der Aufstiegskandidat und ehemalige Pokalschreck 1. FC Saarbrücken gegen den Zweitligisten aus Magdeburg deutlich mit 1:3. Auch Hansa Rostock musste gegen die TSG aus Hoffenheim mit 0:4 eine herbe Niederlage einstecken. Für eine Überraschung sorgte die Mannschaft von Energie Cottbus, die trotz der Jammerei von Cheftrainer Wollitz mit einem 1:0 über den Zweitligisten Hannover 96 die erste Pokalrunde überstehen konnte, allerdings kurz vor Spielbeginn den Stammtorhüter Tobias Bethke durch eine schwere Verletzung ersetzen musste.

Viktoria Köln gelang gegen den SC Paderborn keine Überraschung und verlor das Heimspiel gegen den Zweitligisten klar mit 1:3. Sehr knapp musste Jahn Regensburg die Segel streichen, erst in der Nachspielzeit drehte der Bundesligist aus Köln das Spiel mit zwei erzielten Treffern. Am späten Sonntagnachmittag trifft der SSV auf die Spielvereinigung Elversberg. Vor dem Abendspiel an der Hafenstraße möchte noch der FC Schweinfurt gegen die in der zweiten Liga schlecht gestarteten Düsseldorfer für eine Sensation sorgen. Erst am 27. August darf der SV Wehen sein Pokalspiel aufgrund einer weiteren ausgedachten Werbestrategie der DFL sein Heimspiel gegen den FC Bayern München austragen.

Bis auf den Sieg der Cottbusser gegen Hannover ist die größte Überraschung der Erfolg von Illertissen gegen den Zweitligisten aus Nürnberg im Elfmeterschießen. Ob das 1:0 von Arminia Bielefeld, der durch den späten Treffer des Ex-Essener Isiah „Isy“ Young gegen Werder Bremen möglich wurde, nach der letzten Pokalsaison überhaupt noch als Sensation gewertet werden kann, soll jeder für sich selbst beurteilen.

Dies gilt übrigens auch darum, wenn es um die Bewertung des Verhältnisses zu Borussia Dortmund geht. Sicherlich sind viele familiäre, freundschaftliche und auch sportliche Verbindungen nach Dortmund kaum zu leugnen. Es sollte auch möglich sein, dass die friedliche Beziehung zu den Anhängern des Vereins sowie die Kritik an der Entwicklung des Profiklubs durch die Politik der Führungsebene auf und auch außerhalb der Ränge Platz haben darf. Beide Lager freuen sich jedenfalls auf ein Fußballabend, bei dem die Rollen klar verteilt sind und doch der Favorit aus Dortmund mehr zu verlieren hat als der Außenseiter aus Essen.

In diesem Sinne:

NUR DER RWE!

Spielbericht

Es sollte nicht sein – Knappe Pokalniederlage im Derby gegen den BVB
Trotz einer starken Leistung ist das rot-weisse Team in der ersten Runde des DFB-Pokal ausgeschieden. Der Favorit aus Dortmund tat sich allerdings dabei sehr schwer und konnte nur durch eine Einzelleistung von Serhou Guirassy das Spiel auf seine Seite ziehen. Die Essener Mannschaft kann mit viel Stolz aus dieser Partie gehen, denn über weite Strecken war zwischen dem Drittligisten und dem Champions-League-Teilnehmer kaum ein Unterschied zu erkennen.
Dies gilt im Übrigen auch für die Stimmung auf den Rängen. In der ersten Halbzeit wurde die Heimmannschaft auf einer Welle der Begeisterung getragen. Auch wenn in der zweiten Halbzeit die Lautstärke etwas abnahm, hatte das Team weiter die volle Unterstützung in rot und weiss. Dieses Spiel hat dafür gesorgt, dass das Band zwischen Mannschaft und Fans noch enger wird und möglicherweise ein weiterer Motivationsschub bei dem Erreichen der Ziele in der 3. Liga gegeben wurde.

Das Personal

Im Gegensatz zum Spiel gegen die TSV Havelse gab es so gut wie keine Überraschungen in der Aufstellung von Uwe Koschinat. Erwartungsgemäß kehrte Jakob Golz nach den schmerzhaften Folgen eines Insektenstichs wieder in die Startelf zurück. Davor wurde wieder auf die stabile Dreierkette bestehend aus Rios Alonso, Michael Schultz und Tobias Kraulich zurückgegriffen. Auf den defensiven Flügeln waren die Stammkräften Jannik Hofmann auf rechts und Lucas Brumme auf links ebenfalls wieder einsatzbereit und bekamen dementsprechend auch den Vorzug. Keine Experimente gab es auch in der Mittelfeldzentrale, Klaus Gjasula, Tom Moustier und Ahmet Arslan durften wieder beginnen. Auch an dem Startplatz von Ramien Safi, für den dieses Spiel wie gemacht schien, wurde nicht gerüttelt. Die zweite Sturmspitze wurde etwas überraschend mit Kaito Mizuta besetzt, der gegen 1860 München nicht überzeugen konnte und in Hannover spät eingewechselt wurde. Dafür musste Dominik Martinovic nach einem enttäuschenden Auftritt in der vergangenen Woche auf der Bank Platz nehmen.
Erst spät nahm Uwe Koschinat erste Personalwechsel vor, es gab ja auch kaum Gründe dafür. In der 75. Minuten gaben Ahmet Arslan und Lucas Brumme für Marvin Obuz und Francis Bouebari ihre Plätze frei. Acht Minuten später wurde der nächste Doppelwechsel vorgenommen, Dominik Martinovic und Torben Müsel sollten nach dem kurz zuvor erfolgten Rückstand für Ramien Safi und Rios Alonso noch für die Wende sorgen. Zwei Minuten vor Ablauf der regulären Spielzeit betrat mit Kelsey Owusu für Klaus Gjasula eine weitere Offensivkraft das Feld. Leider sollte dieser Wechsel sich noch als folgenschwer herausstellen.

Die Pluspunkte

Nachdem die Essener den Respekt vor dem Champions-League-Teilnehmer nach etwa fünfzehn Minuten ablegen konnten, schien die Taktik aus stabiler Defensive und pfeilschnellen Umschaltspiel bald Früchte zu tragen. In der 23. Minute brach Ramien Safi mal durch die schwarz-gelbe Abwehr durch, sein Querpass konnte aber von Waldemar Anton in höchster Not geklärt werden.
Nur acht Minuten später hatte Kaito Mizuta nach einem Einwurf von Tom Moustier knapp außerhalb des Strafraums eine gute Möglichkeit, sein strammer Schuss konnte von Gregor Kobel im BVB-Tor nur noch nach vorne abgewehrt werden, wo Rios Alonso vermeintlich im Abseits stand. Auch die größte Chance in der ersten Halbzeit gehörte RWE. Tobias Kraulich erkannte einen großen Freiraum in Dortmunder Defensive und schickte den alleingelassenen Ramien Safi auf die Reise, der jedoch in Kobel seinen Meister fand.

Natürlich hätte dies die Führung sein können, vielleicht sogar sein müssen, allerdings steht mit Kobel immerhin ein Torhüter von Weltklasseformat im gegnerischen Kasten, der mit derartigen Situationen umgehen kann.
Auch wenn die Offensivaktionen mit Beginn der zweiten Halbzeit nachließen, war die rot-weisse Defensive stets auf ihrem Posten. Mit viel Einsatz und gutem Stellungsspiel hatten die Schwarz-Gelben Probleme, sich klare Chancen zu erarbeiten. Serhou Guirassy, dessen Ballbehandlung schon eine Augenweide war, wurde von der Innenverteidigung genauso wie sein Spannmann Maximilian Beier im Strafraum vollkommen abgemeldet. Auch gegen die Mittelfeldakteure Pascal Groß und Marcel Sabitzer mussten sich die Rot-Weissen in Sachen Zweikampfstärke überhaupt nicht verstecken.

Das größte Lob, was Zuschauer der Mannschaft von Uwe Koschinat machen konnten, ist das Unsichtbar machen von Spielern mit einer hohen internationalen Erfahrung. Ein Sonderlob geht dabei an den zuletzt gescholtenen Kaito Mizuta. Der Japaner war nahezu überall zu finden, kaum vom Ball zu trennen und in den Zweikämpfen häufig der Gewinner. In einer derartigen Form kann er der Mannschaft auch in Zukunft nicht nur als Einwechselspieler entscheidende Impulse geben. Nach dem Rückstand brach die Heimmannschaft nicht zusammen, stattdessen wurde alles versucht, um noch den Ausgleich zu erzielen. Bis zum Strafraum sah dies auch sehr gefällig auch, möglicherweise hätte es sogar in der Nachspielzeit für ein hohes Bein gegen Dominik Martinovic noch einen Elfmeter geben können.

Die Minuspunkte

Beim Anstoß schossen die Dortmunder den Ball gezielt in das Aus. Was zunächst wie eine lächerliche Aktion aussah, war in Wirklichkeit eine taktische Finte, auf die RWE beinahe reingefallen wäre. Indem der BVB der Heimelf zunächst den Ball übergab, drängte der Favorit die Essener in die Defensive und wäre direkt durch eine Abnahme in Sabitzer fast erfolgreich gewesen. Danach brauchte das rot-weisse Team etwas, um sich zu schütteln und war häufig in den Duellen um den Ball zweiter Sieger.
Nachdem der Gast aus Dortmund die erste Halbzeit ohne Rückstand überstanden hatte, war der BVB darauf bedacht, einen Nichtangriffspakt im Spiel einzugehen, in der Hoffnung, mit einer Einzelaktion das Heft in die Hand nehmen zu können. So entstand in den folgenden 30 Minuten ein eher langweiliger Kick, den RWE möglicherweise mit ein wenig mehr Mut in der Offensive in die richtige Richtung hätte lenken können. So ging leider die Taktik des BVB auf. Serhou Guirassy wurde zuvor von der Essener Abwehr nahezu ausgeschaltet, doch in der 79. Minute ließ Rios Alonso an der Strafraumgrenze den Dortmunder Angreifer zu viel Platz bei einer Drehung. Der stramme Schuss zielte genau in die linke untere Ecke, Golz hatte durch fehlende Sicht und guter Technik des Stürmers keine Chance. Leider machte ausgerechnet diese Aktion den Unterschied zwischen dem Favoriten und dem Underdog aus.
Die Gastgeber warfen danach noch einmal alles nach vorne, doch am Ende gab es mal wieder im Strafraum des Gegners keine Gefahr. Auch wenn die Diskussion um die Verpflichtung eines Strafraumstürmers ins Leere läuft, solange der Markt diesen nicht hergibt, wäre ein solcher Spielertyp in diesen Situationen schon ein Gewinn.

Die Aufreger des Tages

Bereits zwei Stunden vor dem Spielbeginn war es an der Hafenstraße so voll wie noch lange nicht mehr. Auffällig viele schwarz-gelbe Anhänger feierten zusammen mit den Essener Fans und sangen gemeinsame Lieder, um ihren Abscheu gegenüber dem ungeliebten Nachbarn in blau und weiß kundzutun. Dies ist auch in Ordnung, wenn die schwarz-gelb gekleideten Schlachtenbummler auch zum Spielbeginn sich in den Gästebereich aufgemacht hätten. Doch ärgerlicherweise waren auch viele Gästefans in voller Tracht im Heimbereich zu finden, besonders auf der Rahntribüne, aber selbst auf der Westtribüne gab es schwarz-gelbe Flecken zu sehen.
Angesichts des Aufrufs aus der aktiven Szene, sich in Rot zur Unterstützung der Mannschaft zu kleiden, ist dies an Respektlosigkeit kaum zu überbieten. Wenn Anhänger dies schon nötig haben, besteht immer noch die Möglichkeit eines neutralen Outfits. Noch ärgerlicher ist allerdings der Umstand, dass die Karten aufgrund des früh beendeten Vorverkaufs für diese Bereiche nur von rot-weissen Mitgliedern oder Dauerkartenbesitzer stammen können. Entweder haben diese „Fans“ es sich die Karten gut bezahlen lassen oder stellen jetzt ihre wahre Gesinnung zur Show. Es bleibt zu hoffen, dass diese Zuschauer viel Spaß hatten, ihre überbezahlten Millionäre beim Schwitzen gegen den Drittligisten von der Hafenstraße zuzusehen.

Weitaus mehr als diese Personen sollten sich aber diejenigen schämen, die das Internet als rechtsfreien Raum nutzen und Kelsey Owusu aufgrund seines unnötigen Fouls an den Dortmunder Rechtsverteidiger Yan Couto ihre rassistischen Ansichten öffentlich machen müssen. Keine Frage, Kelseys Aktion war sehr dumm und jeder Betrachter der Szene hofft darauf, dass Yan Couto sich dabei nicht ernsthaft verletzt hat. Deshalb aber menschenverachtende Äußerungen gegenüber einem jungen Spieler, der sich nach dem Spiel in der Kabine entschuldigt hat, (halb)anonym auszuposaunen, ist ein Armutszeugnis und leider kein Einzelfall in unserer heutigen Gesellschaft.

Leider hat auch die Äußerung von Niko Kovac, der Owusu zwar keine Absicht unterstellte, aber von einem „Anschlag“ sprach, zur hitzigen Debatte beigetragen. Die Presse griff Kovac Narrativ direkt auf und es entsteht der Eindruck, als ob neben Guirassys Einzelleistung das schwere Foul von Owusu die einzig erwähnenswerten Details über das Spiel wären. Dies ist mal wieder ein Ausdruck dafür, wer in der Sportmedienlandschaft eine Lobby hat und wer nicht.

Die Ergebnisse der Drittligamannschaften im DFB-Pokal am späten Sonntag- bzw. Montagnachmittag und ein abschließendes Fazit

Am Sonntagnachmittag verlor der SSV Ulm knapp gegen die Zweitligatruppe des Ex-Esseners Vincent Wagner aus Elversberg mit 0:1. Auch der FC Schweinfurt konnte den Zweitligisten aus Düsseldorf nicht bestehen, am Ende hieß es 2:4 im Sachs-Stadion. Mit der Essener Niederlage gegen den BVB verabschiedete sich der letzte Drittligist aus dem Wettbewerb. Auch weitere Überraschungen aus dem Amateurtopf sind aus ausgeblieben, nur die Zweitligaaufsteiger aus Bielefeld und der Regionalligist aus Illertissen sind weiterhin im Wettbewerb.

Dank der Spielansetzung des DFB ist das Team von RWE bereits am kommenden Freitag in Wiesbaden im Einsatz. Es ist erstaunlich, wie viel Zeit sich der Verband bei der genauen Spielplanansetzung nimmt, um dann genauso so viel Unsinn zu produzieren. Für die Essener beginnt nämlich jetzt eine gefährliche Phase. Die Wehener sind mit vier Punkten sehr gut in die Saison gestartet und hatten an diesem Wochenende kein Pflichtspiel zu absolvieren. Gegen eine sehr gute Mannschaft muss das Essener Team die Euphorie aus dem Pokalspiel mitnehmen, um dort bestehen zu können. Eine Niederlage würde bedeuten, dass der Saisonstart trotz ansprechender Leistungen nicht erfolgreich war. Deshalb gilt es, die unglückliche Niederlage schnell abzustreifen und alle Energiereserven zu mobilisieren, um bald den ersten „Dreier“ in der Dritten Liga einzufahren.


In diesem Sinne: NUR DER RWE!

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