Vorbericht
Zum Abschluss den Spatz in der Hand nehmen
Es ist eine seltsame Hinrunde, die am Samstag zu Ende geht. Dass die Euphorie aus der Sommerpause nicht aufrecht erhalten werden konnte, haben wir auch hier schon beschrieben. Dem gegenüber stehen aktuell 31 Punkte nach 18 Spielen und diese Punktzahl kann im besten Fall am Samstag noch höhergestellt werden und das beste Hinrundenergebnis der zugegebenermaßen nicht zu langen Drittligahistorie von Rot-Weiss Essen ist bereits jetzt schon eingestellt worden.
Das gleiche Ja-Aber muss beim kommenden Gegner an der Hafenstraße angesprochen werden. Beim bloßen Blick auf die Tabelle wirkt die Aufgabe weniger schwierig als die Gegner der vergangenen Wochen. Die Wirklichkeit sieht jedoch so aus, dass Ulm als Zweitliga-Absteiger sehr viel spielerische Qualität im Kader hat und seit dem Trainerwechsel den freien Fall stoppen konnte. Einmal mehr muss voller Einsatz her, um das so erfolgreiche Jahr 2025 zu krönen.
Das Personal
Die Akkus sind möglicherweise nicht mehr ganz voll beim kickenden Personal, doch schlägt sich dies glücklicherweise nicht im Lazarett nieder. Nach den krankheitsbedingten Ausfällen von Ramien Safi und Ahmet Arslan in Verl stehen beide Spieler wieder zur Verfügung. Uwe Koschinat kann aus den Vollen schöpfen und es stellt sich massiv die Frage, wie die Ausrichtung der Mannschaft sein wird.
Nach einer Anzahl von Gegentoren, die aus Sicht des Trainers deutlich zu viele waren, stellte er gegen die Monsteroffensive des SC Verl auf Fünferkette um. Dies zahlte sich insofern aus, dass die Offensive rund um Berkant Taz erstaunlich zahm blieb. Andererseits führte es auch dazu, dass auch Rot-Weiss Essen wenig Möglichkeiten hatte, auch wenn es beinahe zum Last-Second-Treffer für RWE gekommen wäre.
Da Uwe Koschinat betonte, dass der SSV Ulm auf eigenen Ballbesitz setzen würde, liegt der Verdacht in der Luft, dass es nicht zu einer Wiederaufnahme der Viererkette kommen wird. Dies würde den Coach von der schwierigen Aufgabe entbinden, einen der drei stark aufspielenden Innenverteidiger wieder aus dem Spiel zu nehmen.
Dennoch wird es weitere Härtefallentscheidungen geben, denn Franci Bouebari hat sein Vertrauen zurückgezahlt. Dagegen drängen die Platzhirsche Ahmet Arslan und Lucas Brumme wieder in die Startelf. Auch die Mittelstürmerposition ist heiß umkämpft und es wird spannend sein, ob Marek Janssen eine weitere Chance von Beginn an erhält. Um es positiv auszudrücken, ist die Leistungsdichte weiterhin hoch.
Der Gegner: SSV Ulm (18. Platz / 16 Punkte / 5 Siege, 1 Unentschieden, 12 Niederlagen / 24:41 Tore / Differenz -17)
Die Ulmer Spatzen sind eine Mannschaft, die traditionell die Extreme lebt. Die nicht mehr ganz jungen Fußballfans erinnern sich sicherlich noch an den kometenhaften Aufstieg, der die Ulmer bis in die Bundesliga führte, nur um dann genauso schnell den Weg in die Gegenrichtung einzuschlagen. Auch der Drittligaaufstieg erwies sich als kurze Zwischenstation und es ging sofort weiter hoch. Die Erfolgsserie stoppte jedoch dieses Mal im Unterhaus und der Saisonbeginn der Münster-Städter geriet vollends zum Desaster.
Schon in der Sommerpause schrieben zahlreiche Presseorgane von Verwerfungen hinter den Kulissen. Dies wurde durch den schwachen Saisonstart nicht besser und so verwunderte es nicht, dass Robert Lechleiter nach schwachem Saisonstart gehen musste. Etwas früh, aber noch nachvollziehbar wurde nach einer deftigen 0:5 Klatsche im Heimspiel gegen Rostock Trainer Glasbrenner vor die Tür gesetzt. Jedoch erregte Aufsehen, dass Sportdirektor Markus Thiele direkt mitgehen musste.
Trotz Abwesenheit der sportlich Verantwortlichen präsentierten die Ulmer einen absoluten Routinier mit Pavel Dotchev. Der Rekordtrainer der Dritten Liga scheint die Lage etwas stabilisieren zu können. In Köln konnte Ulm einmal gewinnen und auch wenn Ulm gegen Osnabrück verloren hat, konnte der SSV gleich drei Torerfolge gegen die wohl stärkste Defensivreihe der Liga feiern. Dies ging offenbar zu Lasten der eigenen Defensive, sodass es gleich fünf Gegentore hagelte.
Selbst bei einer defensiveren Aufstellung mit Fünferkette sollte Rot-Weiss Essen in seinem letzten Heimspiel des Jahres genug offensiven Druck aufbauen, um die Ulmer Abwehr unter Druck zu setzen. Auch wenn Ulm sich mit Marcel Seegert einen prominenten Neuzugang nach Saisonbeginn geleistet hat, war auch in den letzten Spielen was möglich, wenn man ein funktionierendes Pressing gespielt hat. Darüber hinaus waren Flanken für viele Clubs gegen Ulm erfolgsversprechend, was für einen Ansatz mit Marek Janssen sprechen würde.
Umgekehrt zeigt das Beispiel Osnabrück, dass man die Offensive um Dennis Chessa nicht unterschätzen darf. Trotz der schmerzhaften Ausfälle von Max Brandt (Gelbsperre) oder André Becker (Krankheit) verfügt Ulm über enorme Torgefahr.
Blick über den Tellerrand und Fazit
Im Freitagsspiel reichte es trotz früher Zwei-Tore-Führung für Energie Cottbus nur zu einem aus Lausitzer Sicht enttäuschenden Unentschieden gegen Jahn Regensburg. Dies könnte dazu führen, dass Cottbus die sicher geglaubte Wintermeisterschaft im letzten Moment noch abtreten muss.
Am letzten Spieltagswochenende des Jahres 2025 stehen folgende Partien im Fokus:
FC Hansa Rostock – 1. FC Saarbrücken
Diese beiden Schwergewichte der Liga verfehlten beide ihren Saisonstart. Während Saarbrücken den Trainer wechselte und dennoch weitertaumelt, hielt Rostock an Daniel Brinkmann fest und dieser katapultierte die Mecklenburger mit einer Erfolgsserie nah an die Aufstiegsränge heran. Mit einem Sieg könnte Brinkmann den Traum von der Zweitligarückkehr wieder anzünden, währenddessen die Saarländer den eigenen Fall gerne beenden wollen.
TSV 1860 München – SC Verl
Im Topspiel am Samstag empfängt 1860 München, das ebenfalls auf einer Erfolgswelle reitet, die Top-Offensive der Liga. Nach Ausrutschern in Havelse und gegen unsere Rot-Weissen wird Verl alles dafür geben, sich mit einem Erfolgserlebnis in die Winterpause zu verabschieden.
Viktoria Köln – MSV Duisburg
Zum Abschluss des Jahres tritt der MSV Duisburg im nahegelegenen Köln an. Während der Saisonverlauf der Viktoria nicht Fisch und nicht Fleisch ist, kann der MSV mit einem Sieg die Herbstmeisterschaft holen. Das wird eine große Motivation sein, der sich das Team um Lex Tyger Lobinger entgegenstellen wird.
So ein letzter Spieltag des Jahres hat einen besonderen Reiz. Man sieht die rot-weissen Freunde noch einmal im eigenen Wohnzimmer und die Hoffnung ist groß, dass RWE ein Jahr, in dem bereits 70(!) Punkte gesammelt werden konnten, mit einem Erfolg abschließt. So werden wahrscheinlich wieder über 17.000 Zuschauer den Weg ins Stadion finden und gemeinsam feiern. Auf einen Dreier und dann wird die Freude steigen auf ein hoffentlich genauso erfolgreiches rot-weisses Jahr 2026.
In diesem Sinne: Nur der RWE!
Hendrik Stürznickel
Spielbericht
3:2-Heimsieg gegen Ulm – Diskussionsbedarf trotz Überwinterns in der Spitzengruppe
Eigentlich herrscht nach rot-weissen Heimsiegen Festtagsstimmung bei den Redaktionssitzungen am Sonntagmorgen in der jawattdenn.de-Zentrale in Essen-Bredeney, doch nach dem 3:2-Erfolg gegen den SSV Ulm fiel dem Redaktionsleiter fast der Monokel in den Kaviar, als die redaktionsinternen Streitigkeiten so aus dem Ruder liefen, dass goldene Briefbeschwerer zu Wurfgeschossen wurden und selbst sein Mahagoni-Schreibtisch im Rahmen der körperlichen Auseinandersetzungen in Mitleidenschaft gezogen wurde.
Natürlich ging es – wie so häufig in dieser Hinrunde – um Trainer Uwe Koschinat. Die Redaktion ist tief gespalten. Auf der einen Seite stehen die Soldaten König Uwes, die im Mann an der Seitenlinie den Messias erkannt haben und ihm bedingungslose Treue schwören, egal wie und wen er aufstellt (zum Beispiel der Autor dieser Zeilen – Uwe, du bist der beste Mann!). Dem gegenüber formiert sich eine Fraktion, die im Trainer den Bremsklotz des 300-PS-Kaders ausgemacht hat, nach dessen Beseitigung der Weg auf der Überholspur in Richtung Liga 2 endlich frei wäre. Dazwischen gibt es viele Grautöne, aber als Abbild der Gesellschaft dominiert den Diskurs natürlich auch bei uns die laut schreiende Minderheit der extremen Ränder und demnach wird auch der Spielbericht nicht den gemäßigten Stimmen überlassen.
Die Geschichte des 3:2-Erfolgs gegen Ulm ist schnell erzählt und sie ist sowohl Schlusspunkt als auch Abbild der Hinrunde: Ein unterm Strich gutes Ergebnis, ein holpriger Weg dorthin und viel Diskussionsbedarf über die Art und Weise, wie das Resultat zustande kam, bzw. ob es nicht auch besser ginge.
Die Startaufstellung wurde im Vergleich zum 0:0 in Verl nicht verändert und bereits das ließ die Diskussionen heiß laufen. Vor Golz im Tor begannen mit Schultz, Kraulich und Rios Alonso wieder drei Innenverteidiger, die außen von Hofmann und Bouebari defensiv zu einer Fünferkette ergänzt wurden. Diese Maßnahme, die eine Woche zuvor die stärkste Offensive der Liga neutralisiert hatte, blieb vor allem den Koschinat-Kritikern angesichts eines Heimspiels gegen den Drittletzten schleierhaft.
Nach 25 Minuten waren alle Diskussionen aber scheinbar wie weggewischt, denn RWE hatte die Ulmer Spatzen überrollt und durch eine sehenswerte und technisch schwierige Direktabnahme Marek Janssens sowie einen wuchtigen Kopfball von Klaus Gjasula (der gleichzeitig Marcel Seegert ausknockte, gute Besserung an dieser Stelle!) zwei Tore nach Flanken zur vermeintlich komfortablen Führung erzielt, die sogar noch höher hätte ausfallen können.
In der ersten kleineren Drangphase gelang den Ulmern dann jedoch nach einer halben Stunde durch eine Flanke, die eventuell von Chessa noch per Kopf minimal richtungsändernd verlängert wurde, der Anschlusstreffer und RWE verlor den Faden. Zehn Minuten nach Wiederanpfiff erhielten die Ulmer eine Ecke, die keine war und das Unheil nahm seinen Lauf. Kurz ausgeführt zog Chessa diesmal eine Flanke auf den langen Pfosten und Elias Loder konnte Tom Moustier entwischen und aus spitzem Winkel den Ausgleich per Kopf erzielen. 2:2 nach 2:0 gegen den ersatzgeschwächten Drittletzten. Im Heimspiel. Da waren die Diskussionen schon wieder zurück.
Aber zum Glück hat RWE lange Einwürfe von Tom Moustier und einen Kaito Mizuta in Top-Form, denn nur acht Minuten später landete eine abgewehrte Einwurfflanke an der Strafraumgrenze und wurde vom Japaner mit einer sehenswerten Direktabnahme zum 3:2-Siegtreffer versenkt. Dass noch gezittert werden musste lag auch daran, dass Ramien Safi in aussichtsreicher Start-Position an der Mittellinie fälschlicherweise ein Handspiel unterstellt wurde und er wenig später in noch aussichtsreicherer Situation den Ball mal wieder nicht im Kasten unterbrachte.
War der Sieg verdient? Ja. War er knapper als nötig? Ja. Lag das am Trainer? Hier scheiden sich die Geister und dazu später mehr, denn es gibt auch Dinge, bei denen sich alle einig sind. Zum Beispiel, dass Marek Janssen genau der malochende Mittelstürmer-Brecher ist, der an der Hafenstraße das Zeug zum Publikumsliebling hat. Ähnlich wie Rechtsverteidiger Jannik Hofmann verkörpert er den oft beschworenen „Hafenstraßen-Fußball“, auch wenn natürlich nicht alles gelingt.
Dass nicht alles gelingt, ist ein gutes Stichwort für das Spiel gegen Ulm, denn nach dem tollen Auftakt hätte es doch wesentlich entspannter laufen können. Ist es wirklich so, dass Uwe Koschinat die Mannschaft nach Führungen zurückbeordert und durch verordnete Passivität ins Straucheln bringt? Dagegen spricht die sehr offensive Interpretation des auf dem Papier enorm defensiven Systems und hier unterscheiden sich auch die Ansichten zum Spiel.
Es sagt wenig über die Ausrichtung einer Mannschaft aus, ob sie nun formell mit zwei oder drei Innenverteidigern spielt. Der großartige Diego Simeone formierte über Jahre hinweg eine Betonmauer mit zwei Innenverteidigern in einer Viererkette. Mit zehn tief zurückgezogenen Feldspielern wurde der eigene Strafraum im 4-4-2 zur Festung umgewandelt. Wer sich den Ulmer Anstoß nach dem Essener 2:0 anschaut, sieht hingegen sieben Essener Feldspieler, die nach wenigen Sekunden in der gegnerischen Hälfte (erfolgreich) Jagd auf den Ball machen und auf das 3:0 drängen. Rechtsverteidiger Jannik Hofmann ging teilweise am gegnerischen Strafraumeck ins Pressing und hatte aufgrund dieser offensiven Interpretation des Systems defensiv deutlich mehr Probleme als in Verl, wo sich RWE mit derselben Grundordnung aufs Verteidigen verlegte und vorne wie hinten kaum Torchancen entstanden.
Nicht die Entscheidung zwischen Vierer- und Fünferkette, bzw. einem Innenverteidiger mehr, den man für einen offensiven Feldspieler opfern könnte, bestimmt die Ausrichtung einer Mannschaft, sondern die Interpretation der einzelnen Spielerrollen, die Pressinghöhe und das Umschalten in beide Richtungen. Der Bruch im Spiel entstand nach den beiden Ulmer Verletzungspausen nach einer halben Stunde und dem individuell schlecht verteidigten Gegentreffer. Das kippende Momentum erlebt man in der 3. Liga jedoch Woche für Woche auf beinahe allen Plätzen, denn – Schweinfurt und Havelse mal ausgenommen – sind die Leistungsunterschiede in Liga 3 nur marginal.
Wer in dieser dermaßen umkämpften 3. Liga in einem Kalenderjahr die beste Punkteausbeute aller Teams holt, macht als Trainer eine ganze Menge richtig, denn individuelle Klasse ist auch von Rostock bis München in ganz vielen anderen Mannschaften zu finden. Allerdings ist genau der Verweis auf die Punkteausbeute auch einer der Kritikpunkte, den die Gegenseite an uns Vertretern der Schönredner-Abteilung ausmacht und berechtigte Fragen stellt.
Warum kassieren wir mit einem auf Sicherheit bedachten Trainer 30 Gegentore in 19 Spielen? Warum stellen wir drei Innenverteidiger gegen den Tabellenachtzehnten auf und fangen uns trotzdem zwei Gegentreffer nach Flanken und geben (temporär) eine 2:0-Führung aus der Hand? Wieso reden wir den Tabellenachtzehnten überhaupt so stark (und reden generell alle Gegner immer stark?) und opfern unsere geballte Offensiv-Power für eine Fünferkette gegen eine noch dazu stark ersatzgeschwächte Ulmer Mannschaft? Mit Arslan, Mause und Obuz sitzen Offensivkräfte mit Zweitligaerfahrung auf der Bank – könnte ein offensiv denkender Trainer mit diesem Potenzial nicht (noch) mehr aus dem Kader rausholen?
Für einen Verfechter des gepflegten Defensivfußballs der letzten Rückrunde oder der wenigen Zu-Null-Partien diese Saison gegen Rostock und Verl, klingt vor allem Frage 1 mehr als berechtigt, denn zehn verursachte Elfmeter, Slapstick-Gegentore wie gegen Cottbus und Stuttgart oder schlecht verteidigte Flanken wie gegen Ulm passen so überhaupt nicht in das Bild, das man im ersten halben Jahr vom Koschinat-Fußball bekam, wo eine 2:0-Führung scheinbar gleichbedeutend mit einem ungefährdeten 2:0-Sieg war.
Allerdings muss man auch hier die Statistik bemühen, dass eine Führung für RWE (fast) immer noch einen sicheren Sieg bedeutet, obwohl es manchmal nötig war, einen zwischenzeitlichen Ausgleich noch mal zu korrigieren. Nur gegen Havelse konnte RWE nach eigener Führung keine drei Punkte holen. Sonst war eine rot-weisse Führung in dieser Saison immer gleichbedeutend mit einem gewonnenen Spiel. Die Offensivmaschinerie aus Verl hingegen schaffte es bereits sieben Mal, einen Vorsprung zu verspielen und nicht als Sieger vom Platz zu gehen. Die Phrase „Die Offensive gewinnt Spiele und die Defensive die Meisterschaften“ kommt nicht von ungefähr. Eine gute Belastungssteuerung und ein bei Laune gehaltener Kader mit intaktem Mannschaftsgefüge sind wichtige Faktoren und die Aufstellung funktioniert eben nicht wie bei FIFA auf der Playstation. Paris Saint-Germain kann ein Lied davon singen, dass jahrelang verschiedene hochkarätige Trainer daran scheiterten, das beste individuelle Offensivpotenzial der Welt in eine Startaufstellung bringen zu müssen – den Champions League Titel holte man dann erst ohne diese Stürmer-Stars.
Uwe Koschinat musste nach Verl abwägen, ob er den in Verl nach langer Pause gut aufspielenden Kapitän Michael Schultz wieder für eine Systemumstellung auf die Bank verbannen und somit Platz für z.B. Marvin Obuz oder Ramien Safi machen würde und entschied sich dagegen. Schultz ist oft die Variante Eiche Rustikal und nicht für öffnende Flachpässe mit dem Außenrist und auch nicht für Sprintduelle aus der hoch aufgerückten Viererkette heraus in der Rückwärtsbewegung bekannt, dementsprechend hat er bei einer Viererkette das Nachsehen gegen Kraulich und Rios Alonso. Allerdings wurde Schultz mittlerweile unter drei verschiedenen Trainern in zwei verschiedenen Vereinen in Folge zum Kapitän gewählt und Uwe Koschinat tut sich schwer damit, ihn auf die Bank zu setzen. Vielleicht hätte eine zusätzliche Anspielstation im Mittelfeld zu Beginn der 2. Halbzeit für mehr Entlastung nach vorne gesorgt, vielleicht wäre RWE ohne Schultz und mit Viererkette aber auch gar nicht so gut ins Spiel gekommen – es ist, wie immer, Spekulation.
Dass es so viel Spekulationen gibt, liegt an den Möglichkeiten, die RWE jetzt in Form der gut besetzten Ersatzbank hat und in der letzten Saison eben nicht hatte. Wieso hat RWE überhaupt so viel Offensiv-Power im Kader, wenn der Trainer lieber mit drei Innenverteidigern und mehr Defensivspielern in der Startformation spielt? Wieso sind offenbar offensive Flügelspieler für mögliche Wintertransfers im Gespräch, wenn bereits jetzt Safi und Obuz auf der Bank sitzen?
Es herrscht reichlich Diskussionsbedarf, ob der Abschluss der Hinrunde – je nach Ergebnis des MSV bei Viktoria Köln – auf Platz 3 oder 4 als voller Erfolg und riesiger Entwicklungsschritt nach dem Abstiegsplatz an Weihnachten des Vorjahres gewertet werden kann oder angesichts des stärksten Kaders der letzten Jahre und der wenig konstanten Konkurrenz mehr drin gewesen wäre.
Auf einen gemeinsamen Nenner kommen wir weder redaktionsintern noch in den heißen Diskussionen auf den Tribünen und im Internet. Aber genau das macht den Fußball, vor allem bei uns im Pott, doch aus und die zerstrittene jawattdenn.de-Redaktion wünscht allen Fans ein besinnliches Weihnachtsfest!
Nur der RWE!
Dominik Gsell
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