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2024/2025 – 3. Liga

NRP-Finale: MSV Duisburg – Rot-Weiss Essen (1:2)

Air Safi trifft zum Sieg! Rot-Weiss Essen holt den Niederrhein-Pokal durch einen 2:1-Sieg beim MSV Duisburg und muss sich danach wieder rechtfertigen. Unser Spielbericht und Fotos sind online.

Spielbericht

Air Safi trifft zum Sieg! RWE holt Niederrhein-Pokal mit 2:1 beim MSV und muss sich danach wieder rechtfertigen

Rot-Weiss Essen hat die letzte Mission erfüllt und in einem hitzigen Derby beim MSV Duisburg die Teilnahme am DFB-Pokal gesichert. Am Ende stand es 2:1 für Essen, das durch Treffer von Gjasula (45 + 1) und Ramien Safi (52.) die Duisburger Führung durch Meuer (18.) in einen Sieg verwandelte. Doch nach dem Spiel gab es arge Misstöne der Duisburger in Person von Trainer Dietmar Hirsch, der außer Rand und Band schien und die Essener Fanszene übel diffamierte. Der Grund, ein tragischer Zwischenfall.

Ein MSV-Fan war früh im Spiel kollabiert und musste im Stadion reanimiert werden. Daraufhin stellten die MSV-Ultras den Support aus Pietätsgründen ein. Das taten, nachdem der Vorfall hundert Meter gegenüber angekommen war, ebenso die Essener. Als der betroffene Fan kurz vor der Halbzeit abtransportiert wurde, applaudierte das gesamte Stadion aufmunternd, fair und wertschätzend. Es war eine große Geste aller Fans, inklusive der Gästekurve.

Leider hatte der MSV-Trainer hierbei wohl nicht richtig aufgepasst und gab sowohl während als auch nach der Partie den rasenden Hirsch und leistete sich niveaulose Entgleisungen gegenüber den RWE-Fans mit sehr hohem Fremdschämfaktor. Während des Matches gab Hirsch mehrfach das wilde Rumpelstilzchen und hielt sich auch bei einer Rudelbildung kurz vor Schluss nicht zurück. Nach dem Abpfiff legte er dann die Kirsche auf die Sahne. Des tollwütigen Hirschens Vorwurf, der RWE-Block habe anders als die Heimfans den Support nicht eingestellt, während ein Mensch um sein Leben gekämpft habe. Dadurch hätte der MSV ein Auswärtsspiel gehabt. Der letzte Satz lässt dabei tief blicken. Denn Hirschs Vorwürfe waren nicht nur faktisch falsch, sondern enthüllten dadurch seine eigentliche Motivation. Es lag der Verdacht nahe, Hirsch wolle Nebelkerzen zünden, um die sportlich verdiente Niederlage in einem Match, das vor allem von Duisburger Seite im Vorfeld massivst emotional hochgepuscht worden war, zu rechtfertigen.

Wir erinnern uns, als RWE vor drei Jahren nach langer Abstinenz zurück in den Profifußball kehrte, sahen die Duisburger Essen kaum auf Augenhöhe. Der Unedelfan, RTL-Tanzclown Joachim Llambi, tönte vor dem ersten Derby in Duisburg, dass Essen nicht mehr als Rödinghausen, Düren oder Bocholt sei. Erstaunlich, wie sehr man in Duisburg nun vor einem Verbandspokalendspiel an der Euphorieschraube drehte. Und womöglich überdrehte. Das ist kein Vorwurf. Der direkte Wiederaufstieg ist aller Ehren wert. Aber damit lag dann auch erheblicher Druck auf den gastgebenden Zebras, die die eigentliche Underdogrolle nicht produktiv nutzten. Was dann beim Auftritt ihres Trainers spürbar war.

Hirsch bezeichnete die RWE-Fans als „respektlos“ und „bodenlos“ und war dieses höchstselbst. Allerdings nicht einzig und allein, denn in der Berichterstattung nach dem Match nahm die DPA die Hirsch-Tirade offenbar als Fakt auf und berichtete scheinbar ungeprüft in dieselbe Richtung, worauf dann der bekannt unschöne Abschreibejournalismus einsetzte, der RWE-Fans grundlos ins Unrecht setzte. So sehr, dass der Verein Rot-Weiss Essen eine Presseerklärung aufsetzte, um gegen die faktisch falsche Berichterstattung Stellung zu beziehen. Es ist gut und richtig, dass der Verein sich vor seine Fans stellt. Es ist aber ärgerlich, dass das überhaupt notwendig geworden war, weil Teile der Medien wie so häufig in der jüngeren Vergangenheit ihre journalistische Sorgfaltspflicht grob verletzt und zuvor nicht besser recherchiert hatten.

Richtig ist, dass der Auswärtsblock nach dem Abtransport des Betroffenen in Halbzeit 2 den Support wieder aufnahm. Die aktive Szene des MSV tat das nicht. Unrichtig ist, dass das restliche Stadion eine Stunde lang ruhig gewesen wäre und erst dann den Support wieder „vereinzelt“ aufgenommen habe. Die Duisburger Tribünen waren nach dem Pausenpfiff mit Ausnahme der Ultras wieder da. Sehr deutlich sind „MSV“-Wechselgesänge zu hören, in die hinein Ramien Safi das Siegtor erzielte. Und das fiel bekanntlich nach 52 Minuten.

Der etwa 60-Jährige MSV-Anhänger ist leider mittlerweile verstorben. Seine Familie kann sich des Respekts und des Mitgefühls der RWE-Fangemeinde sicher sein.

Und das ist nicht nur so dahingesagt, der Vorfall überschattet das Sportliche. Dieses lässt sich daher in aller Kürze wie folgt zusammenfassen. Nach einem guten Start, in dem RWE gegen nervös wirkende Gastgeber sofort das Kommando übernahm, wurde man nach 10 Minuten passiver. Der MSV ging dann nach 18 Minuten eher zufällig, denn Meuer hielt den Schädel instinktiv in einen verunglückten Torschuss, aber nicht unverdient in Führung, denn sie hatten RWE erkennbar unter Druck gesetzt.

Mit der Führung im Rücken liefen die Duisburger dann noch einige gefährliche Konter, ließen sich dann den Vorsprung aber mit dem Pausenpfiff nehmen, als man bei einer Arslan-Flanke den Torschützen Gjasula eher luftig verteidigte. Das Spiel nach der Pause gehörte RWE, das seine reifere Spielanlage zum Ausdruck brachte. Nach 52 Minuten der bildschöne Siegtreffer, als nach einer Brumme Maßflanke Air Safi am höchsten sprang und aus kurzer Distanz einnickte. Erneut war die Zebra-Abwehr nicht auf der Höhe.

Essen verpasste in der Folgezeit diverse gute Kontergelegenheiten zur Vorentscheidung, was dann in der hitzigen Schlussphase gefährlich hätte werden können. Auffällig, als Lukas Brumme, der zuvor mit seinen Flankenläufen die rechte Duisburger Seite defensiv stark gebunden hatte, nach 65 Minuten angeschlagen vom Feld musste, kam der MSV gerade über diesen Flügel noch einmal auf. Klare Chancen hatte Duisburg nicht und was auf sein Tor kam, entschärfte Felix Wienand sicher, sodass Uwe Koschinat sich auch in dieser Hinsicht freuen durfte. Seine umstrittene Maßnahme, Wienand das Finale an der Stelle der eigentlichen Nummer 1 Jakob Golz zu gönnen, ging somit auf. Eine Rudelbildung verlängerte die Nachspielzeit auf gut 8 Minuten, dann durfte Essen jubeln.

NUR DER RWE!

Sven Meyering

Fotos