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2023/2024 – 3. Liga

FC Erzgebirge Aue – Rot-Weiss Essen (2:1)

Trotz des frühen Führungstreffers von Isaiah Young musste RWE sich durch das späte Gegentor dem FC Erzgebirge Aue geschlagen geben. Eine Kurzanalyse des Spiels findet ihr beim Vorbericht des Spiels gegen Viktoria Köln.

Vorbericht

RWE will in Aue eiskalt punkten

Auch wenn die Winterpause auf das Allermindeste zusammengestrichen wurde, ist es wunderbar, dass der Ball am Freitag wieder rollt. RWE reist dabei ins frostig kalte Erzgebirge, wo der Kumpelklub aus Aue unsere Rot-Weissen empfängt. War der Ausflug im vergangenen Jahr bei ähnlichen Temperaturen einer der stärksten Auswärtsauftritte der damaligen Rückrunde, wurde RWE damals durch einen schwachen Schiedsrichter früh schachmatt gesetzt. Das soll dieses Mal anders werden, da der Schwung des Last-Minute-Siegs zur Winterpause mit ins Jahr 2024 genommen werden soll.

Einmal mehr unglücklich ist der Freitagstermin bei einer der längsten Distanzen, die der Essener Anhang zurücklegen muss. Schon im Hinspiel waren es die Auer, die am Sonntagabend in die Ruhrmetropole reisen mussten, umgekehrt hat der DFB ebenfalls wenig Fingerspitzengefühl bewiesen. Dennoch sind über 500 Tickets für den Auswärtsblock verkauft worden, es sind alle wieder heiß.

Trotz des unangenehmen Termins begleiten mehr als 500 RWE-Fans das Team.

Das Personal

Im Vorfeld des Spiels titelten die Gazetten von den vielfachen Ausfällen der Essener, das sollte ein wenig eingeordnet werden. Sechs Ausfälle sind bei einem ohnehin nicht gerade übergroßen Kader natürlich spürbar, allerdings trifft es mit Felix Götze nur eine gesetzte Stammkraft im Essener Kader. Auf dessen Ausfall nach seiner 5. Gelben Karte musste man sich vorbereiten und Mustafa Kourouma hat zuletzt immer wieder gezeigt, dass er in die Mannschaft drängt.

Darüber hinaus tut auch die Verletzung von Ron Berlinski weh, da dessen Einsatz als Joker zuletzt immer wieder für die gegnerischen Abwehrreihen unangenehm war. Da Leonardo Vonic allerdings eine deutliche Visitenkarte für die Startelf beim Testspiel gegen den 1. FC Köln abgegeben hat, hatte man ohnehin erwartet, ihn von Beginn an zu sehen. Auch mit Sascha Voelcke fehlt ein Spieler, der nach Einwechslungen für Druck sorgt. Ekin Celebi ist der Pechvogel der Mannschaft. Nachdem er zur Vorbereitung fit war, fiel er unglücklich auf die Schulter und ist erstmal wieder außer Gefecht. Genauso wenig wie er aber bislang eine Rolle spielen konnte, konnten sich Fabian Rüth und Sandro Plechaty einbringen, die ebenfalls ausfallen.

Gute Nachrichten gibt es hingegen von Lucas Brumme, der angeschlagen war, aber rechtzeitig wieder fit ist. Die Mannschaft stellt sich beinahe auf jeder Position von selbst auf. Lediglich die rechte Abwehrseite ist spannend zu beobachten. Im Spiel gegen Halle wurde Eric Voufack nach durchwachsenem Spiel durch Andreas Wiegel ersetzt, der sofort dominant auf seiner Seite spielte und maßgeblich die Angriffe zum abschließenden Sieg mit einleitete. Hier wird die Frage sein, welcher der beiden Spieler am Ende die Nase vorn hat.

Mit Thomas Eisfeld steht Christoph Dabrowski auch eine Alternative in der Mittelfeldzentrale zur Verfügung. Die Stärken Eisfelds sind so frappierend, dass er spielen sollte, wenn er fit ist. Allerdings ist die Frage, wer weichen soll, denn auch Torben Müsel und Cedric Harenbrock haben gezeigt, wie wichtig sie für Rot-Weiss sind.

RWE benötigt die Offensivpower aus dem Mittelfeld.

Der Gegner: FC Erzgebirge Aue (11. Platz / 20 Spiele / 7 Siege / 7 Unentschieden / 6 Niederlagen / 24:25 Tore / 28 Punkte)

Mit den Erzgebirglern trifft RWE auf eine Wundertüte, denn gute und schwache Auftritte hielten sich bei Aue in der Hinserie die Waage. Das Unentschieden am zweiten Spieltag hat in Essener Reihen zu ersten Nervositäten geführt. Im Nachgang muss man sagen, dass Aue seine stärkste Phase im ersten Saisondrittel hat und es da aller Ehren wert war, eine Punkteteilung zu erspielen. Zuletzt verloren die Sachsen allerdings an Boden. So kassierten sie zum Abschluss der Hinrunde eine 0:3 Niederlage in Mannheim, in der sie chancenlos waren.

Der Star der Mannschaft ist Marcel Bär, der seine Spielfreude bei 1860 München verloren hatte und dann im Erzgebirge anheuerte. Er ist für ein Drittel aller Tore bei seinem neuen Arbeitgeber verantwortlich. Mit 24 Toren gehört die Auer Offensive aber insgesamt zu den eher ungefährlichen der Liga. Mit 25 Gegentoren stehen die Veilchen jedoch recht gut da. In den letzten Spielen zeigten die Gegner immer wieder, wie man das Bollwerk knacken kann. Einmal mehr sind die schnellen Außen Marvin Obuz und Isi Young ein Schlüssel, um Torchancen zu kreieren. Mit konsequentem Spiel über die Flügel und direktem Abschluss sind Tore möglich.

Ein mit allen Wassern gewaschener Drittligaveteran ist Trainer Pavel Dotchev, der in der Pressekonferenz vor dem Spiel gar RWE die Favoritenrolle zuschieben wollte, da die Essener Transfers im Sommer angeblich aufhorchen ließen. Netter Versuch, allerdings hat Aue auch nach der Etatkürzung im Sommer immer noch üppige Mittel für Drittligaverhältnisse, von daher kann man das wohl eher als Understatement abtun.

Zum Glück rechtzeitig fit. Lucas Brumme bespielt die linke Außenbahn.

Fazit und über den Tellerrand geschaut: Die Lage der Dritten Liga

Der Winter hat Deutschland in der Hand und im Gegensatz zu den schneeerfahrenen Erzgebirglern schaffen es manche Vereine nicht, ihr Wohnzimmer spielbereit zu machen. So verlängert sich die Winterpause für Viktoria Köln und die Saarbrücker, da das Spiel bereits abgesagt wurde. Nichtsdestotrotz hält der Spielplan neben RWE noch weitere spannende Begegnungen bereit. Dynamo Dresden empfängt den SV Sandhausen zum Spitzenspiel. Der SVS legte eine Einkaufstour hin, die beinahe verzweifelt wirkte und es ist die Frage, inwiefern dieser Booster nun für den krampfhaft ersehnten Aufstieg hilft.

Am Berg Fidel empfangen die Preußen den Erzrivalen aus Bielefeld. Während die Arminia in der Hinrunde für den Aufsteiger eine ziemliche Klatsche bereithielt, will man nun in Bielefeld die Saison versöhnlicher gestalten. Dazu wurde mit Mael Corboz der Kapitän vom SC Verl losgeeist. Ein unappetitlicher Schachzug, der Bielefeld aber stärker macht. Hinzu kommt über die Flügel Monju Momuluh, der von der Presse auch mit Essen in Verbindung gebracht wurde.

Ebenjenes Verl war neben dem SSV Ulm die größte Überraschung der Hinrunde und muss zum Tabellenführer nach Regensburg. Hier wird sich zeigen wie die Ostwestfalen nach den Abgängen von Corboz und Batista-Meier zurecht kommen.

Die Liga wurde im Sommer von RWE eröffnet und wird im Jahr 2024 ebenfalls mit Rot-Weiss eröffnet. Trotz Ausfällen, Frost und Terminierung sollte sich die Mannschaft auf das besinnen, was sie in der bisherigen Spielzeit ausgezeichnet hat: Spielfreude und eine kompakte Verteidigung. Die Vorzeichen sind ordentlich, dass RWE endlich Punkte aus Aue entführen kann.

Hendrik Stürznickel