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2022/2023 – 3. Liga

Spvgg. Bayreuth – Rot-Weiss Essen (1:1)

Auch am 6. Spieltag bleibt Rot-Weiss Essen sieglos. In einem hart umkämpften und zum Teil ruppigen Kellerduell bei der SpVgg Bayreuth rette Isi Young RWE zumindest einen Punkt. Bereits nach 60 Sekunden hatte Rot-Weiss hinten gelegen und die Schlussminuten absolvierte RWE nach einem Platzverweis für Moritz Römling in Unterzahl.

Vorbericht

Richtungsweisendes Kellerduell in Bayreuth

Am sechsten Spieltag reist Rot-Weiss Essen zur SpVgg Bayreuth: Im Duell zweier Aufsteiger ist der Vorletzte zu Gast beim Drittletzten und beide Mannschaften benötigen einen Sieg, um nicht schon früh im Keller festzustecken.

Nachdem der in Essen übliche Größenwahn – befeuert von einem halben Dutzend überregionaler Artikel über den endlich erwachten, schlafenden Riesen – den Blick vieler euphorisierter Anhänger vor der Saison heimlich auf die obere Tabellenhälfte wandern ließ, ist nach fünf Spieltagen endgültig der Existenzkampf ausgerufen. Es geht einzig und allein darum, am Ende der Saison mindestens vier Mannschaften in der Tabelle hinter sich zu lassen, womit die eigenen Ziele deckungsgleich mit denen des fränkischen Mitaufsteigers sind.

Auch in Bayreuth werden die RWE-Fans zahlreich vertreten sein.

Der Gegner: SpVgg Bayreuth (18. Platz, 5 Spiele (104), 3 Punkte, 2:8 Tore)

Genau wie unser RWE musste sich auch die Altstadt nach dem Aufstieg einen neuen Übungsleiter suchen: Aufstiegstrainer Timo Rost fühlte sich zu Höherem berufen und übernahm mit bislang sehr überschaubarem Erfolg den Zweitliga-Absteiger Erzgebirge Aue, der punktgleich mit den Bayreuthern auf einem Abstiegsplatz rangiert. Für den neuen Coach Thomas Kleine ist es die Premierensaison als Cheftrainer im Profi-Fußball, nachdem er lange Jahre als Co-Trainer in Fürth und Düsseldorf sein Handwerk erlernen konnte und zudem zwei Jahre lang die Fürther Reserve trainierte. Seine Bilanz gegen RWE macht durchaus Mut, denn in der Saison 2006/2007 verlor er als Spieler der SpVgg Greuther Fürth seine beiden bislang einzigen Duelle gegen Rot-Weiss Essen. Der 2:0-Auswärtssieg in Fürth am 32. Spieltag war sowohl der letzte Sieg als auch das letzte Pflichtspiel im Freistaat Bayern unserer Rot-Weissen. Auch das letzte Spiel in Bayreuth konnte RWE gewinnen – das liegt allerdings noch deutlich weiter zurück, wie es bei uns im Liga-Guide nachzulesen gibt. Dort befinden sich auch wertvolle Kultur- und Ausgehtipps für unsere hoffentlich zahlreich vertretenen Auswärtsfahrer, die unsere Mannschaft auch in Bayreuth lautstark unterstützen werden.

Nicht nur bei der Neubesetzung der Trainerposition zeigt sich eine Parallele zu RWE, denn auch in Bayreuth vertraut man in großen Teilen dem Aufstiegskader. Die beste Defensive der abgelaufenen Spielzeit in der Regionalliga Bayern wurde nur auf der Position des Rechtsverteidigers verändert, wo der gebürtige Essener Luke Hemmerich mittlerweile die Linie rauf und runter marschiert, der vor einem Jahrzehnt auch die RWE-Jugend durchlief und in der Vorsaison noch das Trikot Preußen Münsters trug. Neben ihm in der Innenverteidigung spielt Felix Weber, der nach einer unglücklichen Saison 2020/2021 bei RWE in die bayrische Heimat zurückwechselte und dort zu alter Form zurückfand – immerhin lief er zuvor für die Münchener Löwen schon über fünfzig Mal in Liga 3 auf. Die Innenverteidigung komplettiert Edwin Schwarz, der bereits seit 2018 das Trikot der Altstadt überzieht. Lediglich Linksverteidiger Dennis Lippert wird aufgrund einer Rotsperre am Samstag nicht auflaufen: Der Stammspieler aus der Aufstiegssaison, der zuvor beim 1. FC Nürnberg bereits sechsmal Zweitligaluft schnuppern durfte, kassierte in Zwickau einen mehr als fragwürdigen Platzverweis. Hinter der Viererkette hütet wie im Aufstiegsjahr Sebastian Kolbe das Tor, der zuvor noch keinerlei Erfahrung im Profi-Fußball sammeln konnte. Der Kapitän und Abräumer vor der Abwehr, Benedikt Kirsch, konnte in Fürth bereits die 2. Bundesliga kennenlernen und stand ebenfalls bereits in der Aufstiegssaison fast durchgängig in der Startelf.

Auch in der Offensive erhalten vorwiegend die Aufstiegshelden den Vorzug: Daniel Steininger und Alexander Nollenberger waren auch für die bislang einzigen beiden Saisontore der Altstadt verantwortlich, denn im Spiel nach vorne drückt der Schuh. Thomas Kleine nahm daher in den ersten Saisonspielen bereits Veränderungen an Formation und Personal vor. In Zwickau versuchte sich Stefan Maderer in vorderster Front in einem 4-1-4-1, Nicolas Andermatt und Neuzugang Tim Latteier spielten dahinter als Achter und die angesprochenen Steininger und Nollenberger auf den Flügeln. Mit Moritz Heinrich kam der wohl erfahrenste Neuzugang (134 Einsätze in Liga 3) von der Bank, der zweitligaerfahrene Eroll Zejnullahu (79 Einsätze für Union Berlin und den SV Sandhausen) blieb ohne Einsatz – der gebürtige Berliner ragt in der Mannschaft schon durch seinen Geburtsort heraus, denn der gesamte Kader besteht fast ausschließlich aus Spielern aus der Region.

Die regionale Verbundenheit dürfte auch die großen Unterschiede zwischen Heim- und Auswärtsauftritten erklären, denn während es in der Fremde bislang drei Niederlagen in drei Spielen bei 1:7 Toren setzte und man in Halbzeit 1 in Zwickau mit zwei Gegentoren noch gut bedient war, gab es zuhause eine unglückliche 0:1-Niederlage gegen die Reserve des SC Freiburg, einen überraschenden 1:0-Erfolg gegen den VfL Osnabrück sowie eine Niederlage nach Verlängerung (1:3) im DFB-Pokal gegen den Hamburger SV. RWE sollte also gewarnt sein, dass am Samstag im Hans-Walter-Wild-Stadion ein anderes Gesicht der Altstadt zu erwarten ist, als die schlechte erste Halbzeit in Zwickau vermuten lässt. Gefahr strahlen die Gelb-Schwarzen vor allem nach Standards und im Umschaltspiel aus, während man sich im eigenen Ballbesitz schwertut, Chancen zu kreieren.

Chance genutzt? Oguzhan Kefkir spielte zuletzt stark.

Die rot-weisse Personallage und die taktischen Optionen

Dass Bayreuth gegen einen Mitaufsteiger daheim Beton anrühren wird, ist eher nicht zu erwarten, sodass Christoph Dabrowski keinen Anlass hat, das zuletzt gut funktionierende System wieder zu ändern. Die Auftritte in Dortmund und gegen Ingolstadt im 5-4-1 haben der Mannschaft die dringend benötigte Stabilität zurückgegeben. Felix Herzenbruch und Daniel Heber haben in der Fünfer-, bzw. Dreierkette mit tieferer Grundausrichtung zu alter Stärke zurückgefunden und Felix Bastians geht mittlerweile als echter Führungsspieler voran, wie auch der übernommene und verwandelte Elfmeter gegen Ingolstadt verdeutlichte. Moritz Römling wird wohl erneut links von Beginn an auflaufen und möglicherweise erneut vom positionsfremden Oğuzhan Kefkir auf der gegenüberliegenden Seite ergänzt, der zwar auf den offensiven Flügeln momentan keinen Weg an den wohl auch Samstag wieder gesetzten Young und Ennali vorbeifindet, jedoch nach der Verletzung Meiko Sponsels erneut den Vorzug als Rechtsverteidiger vor Sandro Plechaty erhalten dürfte, der wiederum nach dem verlorenen Kopfballduell vor dem 2:2 gegen Ingolstadt von Trainer Dabrowski indirekt öffentlich angezählt wurde.

Im Duell der beiden Stürmer hat Simon Engelmann nach seinem dritten Saisontor und einem ganz starken Spiel gegen Ingolstadt aktuell die Nase vorn und da auch Torwart Jakob Golz gesetzt ist, bleibt vermutlich lediglich die Frage nach der Besetzung der Mittelfeldzentrale offen. Dort beweist Thomas Eisfeld wiederholt, dass er die ganze Mannschaft auf ein höheres Level heben kann – wenn sein Körper mitmacht und er nicht verletzungsbedingt ausfällt oder nur zu Kurzeinsätzen kommt. Neben ihm könnte Björn Rother oder erneut Niklas Tarnat auflaufen, Luca Dürholtz scheint vor dem Absprung zu stehen und RWE hält auf dieser Schlüsselposition Ausschau nach Verstärkung. Dass Dabrowski gegen Ingolstadt nur drei der fünf möglichen Wechsel in Anspruch nahm, zeigt das Problem der mangelnden Qualität im Kader auf, denn Spiele um die goldene Ananas, damit junge Talente sich an die Liga gewöhnen können, gibt es nicht. Die gegen Ingolstadt eingewechselten Voelcke und Plechaty starten gerade in ihre erste Profi-Saison – dasselbe gilt für Rios Alonso, Harenbrock und Loubongo oder Ersatzkeeper Felix Wienand, die am letzten Samstag ohne Einsatz auf der Bank saßen und dafür beim 5:0-Erfolg im Niederrheinpokal beim SV Burgaltendorf Spielpraxis sammeln konnten.

Isi wurde zuletzt immer besser.

Fazit und Blick über den Tellerrand

RWE kann auf gute achtzig Minuten gegen Ingolstadt aufbauen und muss gegen einen Gegner auf Augenhöhe alles in die Waagschale werfen, um endlich dreifach zu punkten. Der Kader der Bayreuther besteht zwar größtenteils noch aus der Aufstiegsmannschaft, diese war jedoch auch bereits mit einigen Spielern mit Profi-Erfahrung gespickt und wurde zu Saisonbeginn erneut verstärkt. Die guten Heimauftritte der Franken sowie die solide zweite Halbzeit in Zwickau, die größtenteils in Unterzahl bestritten wurde, sollten Warnung genug sein, dass eine schwere Auswärtsaufgabe wartet. Die Mannschaft kann sich der Unterstützung der zahlreich mitreisenden rot-weissen Anhänger gewiss sein und könnte mit einem Sieg erstmals in der noch jungen Saison die Abstiegsränge verlassen – möge die Mannschaft an das letzte rot-weisse Gastspiel in Bayreuth anknüpfen!

Nur der RWE!

Dominik Gsell

Spielbericht

Weder Götterdämmerung noch RWE-Walzer! Essen spielt 1:1 in Bayreuth

Auch am 6. Spieltag bleibt Fußball-Drittligist Rot-Weiss Essen sieglos. In einem hart umkämpften und zum Teil ruppigen Kellerduell bei der SpVgg Bayreuth rette Isi Young RWE zumindest einen Punkt. Bereits nach 60 Sekunden hatte Rot-Weiss hinten gelegen und die Schlussminuten absolvierte RWE nach einem Platzverweis für Moritz Römling in Unterzahl. Den erhofften Schwung aus der Partie gegen Ingolstadt konnte Rot-Weiss somit leider nicht mit ins Spiel nehmen. Es war erneut eine Partie, die man nach dem Motto, Mund abputzen und weitermachen, abhaken muss. RWE bliebt zudem Schlusslicht der Liga, obwohl ein Sieg auf dem sprichwörtlichen Silbertablett gelegen hatte.

Das Personal 

Schon beim Aufstellungsbogen zuckte beim RWE-Fan nervös der Mundwinkel. Jakob Golz, die rot-weisse Nummer 1, war mit einem Hexenschuss erwacht und wurde somit von Felix Wienand vertreten. Obwohl der erst zwanzigjährige Neuzugang sofort mit einem unhaltbaren Gegentreffer nach nur einer Zeigerumdrehung in der dritten Liga begrüßt wurde, zeigte Wienand eine konzentrierte und fehlerfreie Leistung und verhinderte mit einer Glanztat einen frühzeitigen Zwei-Tore-Rückstand.

Ansonsten startete RWE so wie gegen Ingolstadt. Heber, Bastians, und Herzenbruch spielten eine zentrale Dreierkette, Moritz Römling verteidigte links und Geburtstagskind Oguzhan Kefkir rechts. Im Zentrum begannen Eisfeld und Tarnat, Isi Young und Lawrence Ennali bearbeiteten die offensiven Außenbahnen, Simon Engelmann stürmte im Zentrum.

Noch vor der Pause musste RWE wechseln, sein Gegenspieler verwickelte Thomas Eisfeld in einen rustikalen Pressschlag, Eisi räumte angeschlagen das Feld für Neuzugang Clemens Fandrich. Dieser deutete in der Folgezeit durchaus an, dass er der benötigte Ruhepool im rot-weissen Mittelfeldspiel sein kann. Ansonsten tauschte Dabro erneut erst spät. Nach 82 Zeigerumdrehungen gab es einen Doppelwechsel, Harenbrock und Berlinski ersetzten Ennali und Kefkir.

Trotz der geringen Spielzeit sollte Ron Berlinski allein zweimal Essens Siegtreffer auf dem Fuß haben. Nachdem Römling die Ampelkarte präsentiert worden war, ersetzte Rios Alonso, der damit sein Drittligadebut feierte, Simon Engelmann, sodass RWE in den Schlussminuten in Unterzahl die Defensive stärkte. Auf einen möglichen fünften Wechsel wurde verzichtet.

Die Pluspunkte

Den sehr frühen Rückstand steckte RWE gut weg. Nach etwa einer Viertelstunde übernahm die Dabrowski-Elf das Kommando auf dem Feld und man fühlte sich zeitweise in die Regionalliga West zurück versetzt, denn Bayreuth stand extrem tief und brachte in der Essener Druckphase nur Befreiungsschläge zustande, die leichte Beute der Essener wurden. So gelang trotz des tief stehenden Gegners der ein oder andere geglückte Lauf und Pass hinter die Ketten, das letzte Abspiel fehlte danach leider. Der Ausgleich durch Isi Young war das, was Essen spielen wollte.

Zunächst wurde durch gutes Pressing ein Einwurf in der gefährlichen Zone erzwungen. Nach Kefkirs weitem Einwurf behauptete RWE den Ball gleich dreimal im Kopfballduell und die finale Ablage von Simon Engelmann auf Isi Young war genauso gewollt, Isi hämmerte die Kugel dann humorlos in den Kasten. Auch in Unterzahl nach Römlings Platzverweis zeigte sich Essen nicht rein im Rückwärtsgang, die letzte Aktion des Spiels hätte Ron Berlinski gut und gerne zum Siegtreffer verwerten können. Die Moral und die Einstellung stimmten. Zudem war RWE auch fußballerisch erkennbar besser unterwegs als die Gastgeber. Aber die einmal mehr vorhandenen Knackpunkte sorgten für eine aus rot-weisser Sicht unnötige Punkteteilung.

Die Knackpunkte

Da sind erstens die Standards, defensiv als auch offensiv. Die Führung für die Spielvereinigung war an Unnötigkeit kaum zu überbieten. Zunächst foulte Felix Herzenbruch nach wenigen Momenten überflüssig. Der gebürtige Essener und in der Jugend für RWE tätige Luke Hemmerich zeigte nachfolgend wenig Heimatverbundenheit und spielte einen perfekten Freistoß aus dem Halbfeld genau auf den Kopf von Ziereis, der vollkommen unbedrängt einköpfte und Golz-Vertreter Wienand keine Chance ließ. Was genau die RWE-Deckung in dieser Situation vor hatte blieb unklar, jedoch führen solcherart Unterlassungen in dieser Liga zwingend zum Gegentor.

Viel hatte man sich vorgenommen, nach 60 Sekunden wurde es schon wieder über den Haufen geworfen. Der Wirkungstreffer saß, in den Folgeminuten ließen die Rot-Weissen den Gastgebern viel zu viele Räume, innerhalb und außerhalb des Strafraums, und konnten sich bei Felix Wienand bedanken, der das fast sichere 2:0 aus kurzer Distanz vereitelte, als ein Bayreuther in der Essener Box völlig frei zum Kopfstoß kam. Zum Glück zielte er auf das kurze Eck, bei einem Versuch in Richtung des langen Pfostens wäre Wienand wohl chancenlos gewesen.

Die offensiven Standards in Form von Eckstößen waren zahlreich und verpufften nahezu alle wirkungslos. Es war bezeichnend, dass RWE die größte Gefahr bei ruhenden Bällen in Form von Einwürfen entwickelte, sowohl vor dem 1:1 durch Young als auch vor der Großchance von Ron Berlinski in den Schlusssekunden. Und damit kommt der nächste Stichpunkt, die Chancenverwertung. Was klare Gelegenheiten anbelangte, so war das Plus auf RWE-Seite.

Während man dem erneut sehr agilen Simon Engelmann keinen Vorwurf machen konnte, dass Bayreuths Schlussmann Sebastian Kolbe zweimal glänzend gegen seine Abschlüsse reagierte, galt das für Engels Mitspieler nicht so ganz. Einen Ball ließ Kolbe zum Beispiel gefährlich klatschen und maximal unglücklich rutschte die Kugel Ron Berlinski vor dem leeren Tor durch die Beine. Essens Neuner war erst kurz zuvor eingewechselt worden. War das noch der Schärfe des Balles geschuldet, so darf man durchaus über die Schlussaktion der Partie reden, in der Berlinski sich zunächst gut gegen seinen Gegenspieler behauptete, dann jedoch überhastet abschloss und den Ball freistehend über das Tor jagte.

Zwischendurch bekam Lawrence Ennali den Ball von Engelmann per Lupfer zentral vor das Tor serviert, jedoch war der Abschluss per Kopf an Harmlosigkeit nicht zu überbieten, sodass Ennali sich für eine sonntägliche Einheit am Kopfballpendel empfahl. Es soll auch nicht verschwiegen werden, dass Bayreuth seinerseits Gelegenheiten gegen eine bei Gegenstößen nicht immer sattelfeste Essener Abwehr hatte, auf 2:0 zu stellen, die größte noch in Hälfte eins, als eine Art Kopfballbogenlampe an das Gebälk klatschte. Nach Römlings Suspendierung, der linke Verteidiger agierte dabei zweimal schlichtweg unkonzentriert, hatte die Spielvereinigung diverse Eckstöße und drängte RWE, das zwischenzeitlich das Kommando hatte, wieder weit zurück. Die ungenutzte Chance auf den Lucky Punch hatte dennoch die Elf von der Hafenstraße.

Die Aufreger

Mitte der ersten Hälfte ging ganz Bayreuth steil, allen voran Coach Thomas Kleine, der vehement einen Handelfmeter für seine Farben forderte. In der Tat hatte man zunächst den Eindruck, Felix Bastians sei da unerlaubt in der Box unterwegs gewesen. Die Hintertorperspektive belegte allerdings, dass die Pfeife von Mario Hildenbrand zurecht stumm blieb, denn der Ball flog deutlich über Bastians hinweg und ein Handspiel war weit und breit nicht zu sehen.

Kleine tobte sich dennoch fürchterlich aus im Magenta-Sport-Interview und sah seine Mannschaft erneut grob benachteiligt, was in den Spielen zuvor in der Tat so gewesen war. Seine Interviewpartnerin platzierte allerdings gleich mehrfach die TV-Bilder, die Kleines Irrtum deutlich werden ließen. Der Heimcoach ruderte jedoch nur wenige Zentimeter zurück und betonte noch einmal, dass es aus seiner Position Elfer gewesen sei. Das ist bei aller Emotionalität schlichtweg nur unsportlich. Dabei konnte Kleine insgesamt mit der Schiedsrichterleistung zufrieden sein, denn was seine Mannschaft an Härte auf den Platz brachte, die häufig ungeahndet blieb, war zum Teil erstaunlich.

Gemessen an der Gelb-Roten Karte für Moritz Römling, der genau zwei relativ harmlose Fouls machte und die Ampelkarte sah, hätte Bayreuth die Partie wohl zu Neunt beenden müssen. Allein Spielführer Benedikt Kirsch foulte im Zentrum nach Herzenslust auf, ohne auch nur einmal gelb markiert zu werden. Und auch bei der Aktion gegen Thomas Eisfeld, der nach einem Pressschlag mit seinem Gegenspieler das Feld verletzt räumen musste, war alles andere als nur der Ball dabei. Als Kolbe einen Engelmann-Schuss ins Toraus ablenkte, entschied der Referee zur Überraschung aller auf Abstoß. Insgesamt hatte Herr Kleine jedenfalls nicht den geringsten Grund, die Schiedsrichterleistung zu kritisieren.

Fazit

Der Spatz in der Hand kam mit nach Essen, die Taube saß für beide Mannschaften unerreicht auf dem Stadiondach. So kam es nicht zur Götterdämmerung einer erneuten Niederlage, aber die 1000 Anhänger, die die gut 500 Kilometer lange An- und Abfahrt nicht gescheut hatten, durften am Ende auch in der Wagner-Stadt nicht den RWE-Walzer tanzen. Natürlich war das Spiel und ist die Situation unbefriedigend.

Was Bayreuth anzubieten hatte, war ein Kampf auf Biegen und Brechen und teilweise gingen die Gastgeber wie ein Berserker in die Zweikämpfe. Dennoch wäre ein Dreier für RWE im Grunde Pflicht gewesen, man hatte die fußballerischen Vorteile und die Torchancen. Weniger fußballerische Substanz als die Spielvereinigung dürften nicht viele andere Mannschaften haben. Der Cocktail, hinten ganz leichte Tore zu schlucken und ins Spiel extrem viel investieren zu müssen, um seinerseits zu treffen, wird auf Dauer tödlich werden. Nicht von ungefähr steht aktuell die rote Laterne an der Hafenstraße 97 A.

So sind die Essener nun mit dem kommenden Kontrahenten Erzgebirge Aue die einzige Mannschaft in der Liga, die noch immer keinen Sieg errungen hat. Der Abstand auf das rettende Ufer beträgt jedoch weiterhin nur einen Zähler. Denn am heutigen Sonntag zogen sowohl der BVB II gegen die Zweitvertretung aus Freiburg (0:2) als eben auch Erzgebirge Aue gegen Dynamo Dresden (0:1) den Kürzeren. Montagabend spielt noch der VFB Oldenburg in Duisburg und wird wahrscheinlich ebenfalls nicht enteilen.

Doch die Unzufriedenheit im Umfeld der Hafenstraße wächst und die Lunte ist spätestens jetzt angezündet. RWE wird mit gehörig Druck in die kommende Heimpartie gegen Erzgebirge Aue gehen und diese schlichtweg einmal gewinnen müssen. Ob Essen bis dahin weitere Verstärkungen an Land gezogen und sich von anderen Spielern getrennt haben wird, werden wir zur Wochenmitte sehen. Spätestens am Donnerstag muss hier Vollzug gemeldet worden sein, denn dann schließt das Sommertransferfenster.

NUR DER RWE!

Sven Meyering

Fotos by Rossobianco