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2022/2023 – 3. Liga

Rot-Weiss Essen – VfB Oldenburg (0:0)

Mit der Tabellensituation im Blick hat RWE gegen Oldenburg eher einen Punkt gewonnen als zwei verloren. Leider war es gleich zwei Mal Aluminium, das zwischen Rot-Weiss Essen und dem Sieg in einem phasenweise anstrengend zu schauenden Spiel stand. Dies ist unsere Spielanalyse.

Vorbericht


Matchball Nummer 2?! Der VfB Oldenburg ist zu Gast in Essen

Es war mal wieder viel zu viel los rund um die Hafenstraße. Der „Bierskandal“ von Zwickau und die sogenannte Aufstiegs“feier“ in den Außengebieten unseres Bundeslandes, auf der selbst im großen Erfolg an den letzten richtigen Gegner gedacht wurde, waren in den Gazetten und Nachrichtensendungen in aller Munde. Deshalb ist es jetzt wieder an der Zeit, sich voll auf das Sportliche konzentrieren zu können. Und dies ist auch bitter nötig, denn mit dem VfB Oldenburg ist eine Mannschaft zu Besuch, die aus der Abstiegszone kommt, mit der RWE auf keinen Fall mehr etwas zu tun haben möchte. Sollten allerdings die drei Punkte vom grünen Tisch nach Essen kommen, könnte die rot-weisse Elf mit einem Sieg die Weichen auf ein weiteres Jahr Dritte Liga stellen und sich auf zwei weitere heiße Duelle in der nächsten Saison freuen.

Das Personal

Egal wie die Wertung des Spiels vom letzten Sonntag ausfällt, die beiden Sperren vom Björn Rother und Niklas Tarnat gelten als „abgesessen“ und beide dürfen wieder mitmischen. Gerade Ersterer wurde in den vergangenen beiden Duellen vermisst, sein Spiel vor der Abwehrreihe wird den Essenern mehr Stabilität verleihen. Da er sich mit Tarnat die Position teilt, wird dieser vermutlich wieder auf der Bank Platz nehmen. Auch Felix Götze, der gegen Zwickau noch auf von Beginn an spielen durfte, ist wieder voll im Training und ein Kandidat für die Startelf.

Etwas schwieriger ist die Lage auf den beiden Außenbahnen. Die anhaltenden Adduktorenprobleme von Bastians sind kein gutes Zeichen, es droht weiterhin ein Ausfall. Auf jeden Fall aussetzen muss Wiegel, dessen Fußprellung doch schwerer als angenommen ist und sogar eine Schiene tragen muss. Seine Rückkehr wird sich noch deutlich verzögern. Da auch die Einsätze von Römling und Sponsol auf der Kippe stehen, ist die Auswahl auf den beiden Positionen nicht besonders groß. Denkbar wäre hier dem Duo Niemeyer/Kefkir eine Chance zu geben, Ersterer hinterließ gegen Zwickau einen ordentlichen Eindruck in seinem 45-minütigem Einsatz. Eine Alternative wäre der Youngster Kourouma, welcher nach seiner Einwechselung gegen Mannheim im letzten Heimspiel überzeugen könnte. Insgesamt sind aber diese beiden Positionen aktuell die größten Baustellen im Essener Team.

In der Offensive sind nach den letzten Spielen Eisfeld, Berlinski und Engelmann wohl gesetzt. Die Hoffnung auf einen weiteren Startelfeinsatz kann sich auch Isy Young machen. Er sorgte nach seiner Einwechselung gegen Mannheim und im halben Spiel gegen Zwickau für eine Belebung im vorderen Bereich. Dies könnte auch gegen Oldenburg ein sehr wichtiger Faktor sein, denn Oldenburg muss angesichts der tabellarischen Situation offensiv mehr riskieren, was die Räume für Isy öffnen könnte.

Der Gegner: VfB Oldenburg (Tabellenplatz 17/31 Punkte/8 Siege/ 7 Unentschieden/18 Niederlagen/ 37:58 Tore / Differenz -21)

Es gab am Anfang der Saison einmal kurz eine Phase, wo die Essener neidisch auf die Oldenburger geschaut haben. Nach einem holprigen Start hatte der VfB anschließend durch eine Miniserie mit Siegen über Verl, Osnabrück, Dortmund und Köln plus zwei Unentschieden plötzlich 15 Punkte auf dem Konto und stand auf Platz 9. Danach ging es aber steil bergab, die Norddeutschen schafften in den nächsten sechszehn Partien nur noch einen weiteren Dreier und zwei Remis. Die sportliche Führung zog kurz vor der fünfzehnten Partie ohne Sieg die Notbremse und entließen den Aufstiegstrainer Dario Fossi.

Zur Überraschung aller Experten holte der Verein einen an der Hafenstraße „alten“ Bekannten zum Marschweg. Fuat Kilic, ehemaliger Trainer des Westrivalen Alemannia Aachen, durfte von nun an seinen Ruf als Brandmeister auch in der Dritten Liga unter Beweis stellen. Auf den ersten Blick macht sich diese Entscheidung bezahlt. Kilic gab der Mannschaft das Selbstvertrauen zurück und holte aus den sieben Spielen unter seiner Regie sehr gute 1,4 Punkte im Schnitt. Doch die große Frage im Oldenburger Land lautet: Reicht dies für den Klassenerhalt?

Auch diese Statistik weist Schattenseiten auf. Der Mannschaft gelang es nicht, in den wichtigen Spielen gegen Köln und Aue zu gewinnen. Nur ein „Heimspiel“ in Hannover konnte für sich entschieden werden, allerdings hatte der VfB durch einen frühen verschossenen Elfmeter gegen die gut spielende Dortmunder Zweitvertretung auch das nötige Spielglück auf seiner Seite. Der Konkurrent aus der unmittelbaren Tabellenregion kommt nach den Trainerwechsel auf einen besseren Punkteschnitt, der Hallesche FC holte mit Ristic in 11 Spielen 18 Punkte (1,6).

Vielleicht muss sich der VfB den Vorwurf gefallen lassen, zu lange an dem beliebten Fossi festgehalten zu haben. Allerdings ist der Wechsel von Trainern immer eine Lotterie, in der es Gewinner und Verlierer geben kann, da muss sich der VfB Oldenburg nur beim „Nachbarn“ aus Meppen erkundigen.

Dennoch lassen sich unter Kilic positive Tendenzen erkennen. Fing sich der VfB gerne auch mal drei Gegentore oder mehr in einem Spiel ein, stabilisierte sich das Defensivspiel unter dem neuen Übungsleiter. Nur Köln schaffte es, drei Eier in das Körbchen zu legen. Besonders beeindruckend waren die Auftritte gegen Ingolstadt und den SC Freiburg II, die Mannschaft aus dem Norden konnte alles wegverteidigen, gegen die Audistädter sogar ohne den starken Kapitän und Innenverteidiger Steurer.

Wenn es aber irgendwo hapert, dann weiterhin im Angriffsspiel. Hier schoss der VfB genauso viele Tore wie die Mannschaft von der Hafenstraße, die Diskussion um die Abschlussschwäche unseres Teams ist ja allseits bekannt. Gegen Ingolstadt reichten zwei Standardtore nach ähnlichem Muster, um das Spiel zu entscheiden. Am Sonntag muss Oldenburg definitiv mehr investieren, um im Abstiegskampf Boden gut zu machen.

Fazit und über den Tellerrand geschaut: Die Lage in der Dritten Liga

Die Dritte Liga befindet sich auf der Zielgerade und die Entscheidungen um Auf- und Abstieg rücken näher. Alle rot-weissen Augen richten sich dabei auf das Spiel der Spielvereinigung Bayreuth gegen den MSV am Samstag und man weiß nicht so recht, wem hier die Daumen gedrückt sein sollten. Gewinnt der MSV, rückt der Abstieg der Bayern immer näher und ein weiterer Platz in Richtung Regionalliga ist besetzt. Bei einer Niederlage des MSV bleibt auch unser Reviernachbar noch Mitglied im exklusiven Abstiegskampf. Die Lösung liegt aber auch hier auf der Hand: Oldenburg schlagen und der Rest ist egal.

Alle anderen Mitstreiter haben durchaus schwere Hürden zu absolvieren. Halle tritt am Freitag bei den heimstarken Mannheimern an, die noch eine Resthoffnung auf den Relegationsplatz haben. Die Zweitvertretung aus Dortmund hat zwar ein Heimspiel, muss aber gegen den designierten Aufsteiger aus Elversberg ran, der sämtliche Zweifel an dem Verlassen der Liga nach oben beseitigen möchte. Auch die ungewöhnlichen Besucher der niederen Gefilde aus Ingolstadt haben ein Heimspiel, aber es sind ausgerechnet die formstarken Verler zu Gast, für die es aber weder nach unten noch nach oben um etwas mehr geht.

Für die beiden Kellerkinder aus Meppen und Zwickau sind die Chancen an diesem Wochenende sehr gering, noch etwas Zählbares zu holen. Die Emsländer müssen zum Tabellenzweiten nach Wiesbaden, die Schwäne aus Zwickau fahren zur Bremer Brücke nach Osnabrück. Danach steht mit hoher Wahrscheinlichkeit der sichere Abstieg aus der Dritten Liga fest, auch wenn rechnerisch noch 12 Punkte zu holen sind.

Ein Sieg am Sonntag würde für den RWE mehr bedeuten als bloße drei Punkte. Es besteht die große Chance, endlich Ruhe in das Thema „Klassenerhalt“ zu bringen und Planungssicherheit für die Zusammenstellung des neuen Kaders zu garantieren. Außerdem wäre es sehr schön, wenn die Mannschaft zeigen könnte, dass sie es sportlich verdient hat, in der Dritten Liga zu verweilen und einfach besser ist als sie es in den letzten Wochen zeigen konnte. Aber zuletzt sind es auch mögliche drei Punkte für die Zuschauer, die dann wohlgelaunt in den 1. Mai starten können.

In diesem Sinne

NUR DER RWE

Pascal Druschke

Spielbericht

Zwei Mal sorgt der Pfosten für eine Nullnummer gegen Oldenburg

Am Ende haderten die 17.000 RWE-Fans an der Hafenstraße mit dem 0:0 ihrer Mannschaft gegen den VfB Oldenburg, der sich für einen Verein im Abstiegskampf sehr bieder an der Hafenstraße zeigte, woraus RWE aber keinen Vorteil ziehen konnte. So fielen die Reaktionen am Ende erneut gemischt aus. Ein Großteil spendete aufbauenden Applaus, während einige Zuschauer ihrer Kritik an der Spielweise von Rot-Weiss Essen Luft machten.

Das Personal

Man muss zugestehen, dass Rot-Weiss auf einigen Positionen auf der letzten Rille läuft. In Zwickau zeigte Michel Niemeyer noch eine Halbzeit, die auf mehr hoffen ließ, am heutigen Sonntag fiel er jedoch genauso aus wie Moritz Römling und Felix Bastians, die auf der Position Alternativen wären. Neben drei Linksverteidigern meldeten sich auch Andreas Wiegel und Meiko Sponsel, also zwei Rechtsverteidiger, verletzt ab, sodass Christoph Dabrowski nicht wirklich etwas anderes übrigblieb, als die offensiv stärkeren Sandro Plechaty und Oguzhan Kefkir nach hinten zu beordern. Beide erledigten ihre Aufgabe dann auch solide.

Weniger überraschend erfolgte die Hereinnahme Björn Rothers für Clemens Fandrich, nachdem dieser seine Rotsperre abgesessen hat. Überraschender war dann der Wechsel von Ron Berlinski zu Lawrence Ennali

In der 66. Minute wechselte Dabrowski Felix Götze für den stark gelb-rot-gefährdeten Björn Rother ein. Zwar konnte Götze nicht wirklich Akzente setzen, mit ihm wird allerdings bei vielen Anhängern die Hoffnung verbunden, dass er kommende Woche wieder von Beginn an spielen und an seine starke Form in der Hinrunde anknüpfen kann. Beim Dreierwechsel in der 80. Minute stellte der Trainer um. Er nahm Oguzhan Kefkir – ebenfalls gelb-rot-gefährdet – heraus, schickte Sandro Plechaty auf die linke Verteidigungsseite und stellte Mustafa Kourouma auf die rechte Abwehrseite. Hier zeigte sich einmal mehr der Mangel an fitten Kräften.

Darüber hinaus bekam Thomas Eisfeld eine Pause. Dass ausgerechnet Isi Young ebenfalls gehen musste, wurde argwöhnisch beäugt, war der US-Amerikaner bei fast jeder gefährlichen Situation beteiligt. Für ihn spielte dann Ron Berlinski. Kurz vor Schluss verletzte sich dann Lawrence Ennali und wurde durch Torben Müsel ersetzt.

Isi Young belohnte sich leider nicht für eine gute Leistung.

Die Pluspunkte

Der VfB Oldenburg überließ RWE überraschend viel Spielfeld und deckte einmal mehr die Schwächen im Spielaufbau auf. Allerdings konnte RWE durchaus auch gefährliche Spielzüge aufbauen. In der 19. Minute spielte Cedric Harenbrock den tödlichen Pass hinter die Abwehrkette und Lawrence Ennali erlief ihn, spitzelte den Ball am Torwart vorbei – an den Pfosten.

In der 50. Minute war es erneut Lawrence Ennali, der sich auf der rechten Spielfeldseite durchsetzte und den Ball mustergültig in den Rücken der Abwehr spielte. Dort passte Isaiah Young auf und zog stramm und flach aufs Tor ab und wieder krachte der Pfosten. Auch wenn es nicht für ein Tor reichte, zeigen die Szenen, dass RWE durchaus in der Lage ist, spielerische Punkte zu setzen, auch wenn dies heute zu selten gelang.

Die Abwehr hingegen konnte zum 8. Mal die Null halten, in der Kategorie sind übrigens nur sechs Klubs besser als RWE. Auch wenn es kurz vor Schluss beinahe noch zur Niederlage gekommen wäre, als Christopher Buchtmann nach einer starken Einzelaktion seinen Mitspieler Manfred Starke fand, der locker hätte einschieben können, wenn nicht Torben Müsel zur Stelle gewesen wäre.

Die Knackpunkte

Nein, es war kein Glanzpunkt, den RWE heute setzen konnte. Spielerisch war das über weite Strecken arg limitiert, doch werfen wir ein Blick auf das Hinspiel. Bei RWE spielten damals Felix Bastians und Felix Götze zu der Zeit in Galaform. Andreas Wiegel durchpflügte die rechte Spielfeldseite und Daniel Heber spielte neben Rios Alonso in der Innenverteidigung. Bastians und Wiegel sind aktuell verletzt, Felix Götze kämpft sich nach einer extrem langen Verletzungspause wieder ans Team heran und Daniel Heber spielt mit enormem Erfolg in der Zweiten Bundesliga. Das ist sehr viel Qualität, die aktuell fehlt und die nicht gleichwertig ersetzt werden kann.

Hinzu kommen erneut Undiszipliniertheiten. Oguzhan Kefkir kassierte bereits nach 23 Minuten gelb wegen Ballwegschlagens. Dies sollte ihn fortan in Zweikämfen hemmen. Björn Rother machte prinzipiell ein ordentliches Spiel, allerdings handelte er sich seine 10. gelbe Karte aufgrund eines taktischen Fouls ein und ist somit beim SV Meppen erneut gesperrt.

Der Aufreger

Dass heute mal so gar nicht über den Schiedsrichter gesprochen wird, kann Dr. Robert Kampka durchaus als Kompliment ansehen. Unaufgeregt und zurückhaltend pfiff er ein Spiel, das er zu jeder Zeit im Griff hatte.

Auf den Rängen hat man das Gefühl, dass die Stimmung vereinzelt schlechter ist, als es die Situation vermuten lässt. Die Diskussionen über Kaderzusammenstellung, taktische Aufstellung oder die Leistungen einzelner Spieler wurden erbittert geführt, doch muss man sehen, dass die Lage für RWE sich eher verbessert als verschlechtert, sodass das Saisonziel greifbar nahe erscheint. Auf der anderen Seite steht eine bislang ernüchternde Punktausbeute in der Rückrunde, die viele Menschen, deren Herz für RWE schlägt, argwöhnen lässt. Im Moment sollten sich die Zuschauer nicht spalten lassen, auch wenn unterschiedliche Bewertungen vom Trainerteam oder einzelnen Akteuren bestehen. Nach der Saison sollte allerdings eine sehr kritische Bestandsaufnahme der sportlichen Lage und Entwicklung erfolgen, um Schlüsse für das kommende Jahr zu ziehen.

Fazit und die Lage der Liga

Auch in dieser Woche spielten die Teams eher für als gegen Rot-Weiss. Die Spvgg. Bayreuth verlor am Samstag deutlich mit 0:4 gegen den MSV Duisburg. Dies war der Gegner, bei dem man sich bei einem extrem harten Restprogramm in Bayreuth wohl am meisten ausgerechnet hat. Der SV Meppen setzte dagegen einen weiteren Überraschungscoup. Nach dem Sieg über Saarbrücken konnte das Team von „Power“-Ernst Middendorp auch SV Wehen Wiesbaden schlagen und die Meppener werden RWE mit breiter Brust am kommenden Sonntag empfangen.

Der Hallesche FC verlor bereits am Freitag deutlich mit 1:4 in Mannheim und konnten genauso wenig heranrücken wie der FSV Zwickau, der nach einem spektakulären Spiel erst in der Nachspielzeit den 3:4 Treffer von Osnabrück hinnehmen musste.

Durch diese Ergebnisse kann RWE sehr gut mit dem 0:0 leben. Der Abstand auf Oldenburg und die anderen Vereine unterm Strich ist gleichgeblieben. Der Klassenerhalt rückt auch rechnerisch immer näher heran. Allerdings wissen wir nur zu gut, dass sich noch niemand zurücklehnen darf, der rechnerisch noch nicht durch ist. Es geht in der kommenden Woche gegen einen ebenfalls unangenehmen Gegner im Abstiegskampf und da gilt es die nötigen Punkte zu erreichen. Gehen wir es an!

Hendrik Stürznickel