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2022/2023 – 3. Liga

Ligaguide – SG Dynamo Dresden

Zahlen und Fakten

Wahrzeichen der Stadt: Die Semperoper kennt jedes Kind. Zumindest jedes Kind, das Briefmarken gesammelt hat, auf denen sich die Semperoper als Motiv großer Beliebtheit erfreute. Also jedes Kind, das heute mindestens 35 Jahre alt ist. Alle anderen wissen auch nicht mehr, dass man auf der Fahrt nach Dresden mal eine Landesgrenze passieren musste und lesen auch keine Texte mit mehr als 160 Zeichen, sodass hier sowieso nur diejenigen lesen, die auch die Semperoper kennen!

Maskottchen:Der Glückskäfer kann auf kein sehr langes Leben zurückblicken, unmittelbar nach seinem Debüt wurde das äußerst unförmige Maskottchen auf Betreiben der Ultras Dynamo wieder eingestampft. Die Anbiederung des PEGIDA-Gründers Lutz Bachmann, einzuspringen, wurde ebenso rabiat abgebügelt („Bachmann abschieben!“) wie die Instrumentalisierung der Fanutensilien durch TV-Clown Jan Böhmermann, der die gelbschwarze Kluft für seine nie dagewesenen und intellektuell kurz hinter Fips Asmussen anzusiedelnden Zoten (Dynamo, Hitler, hihi!) überstreifte und das verdiente Echo aus der Dresdner Fankurve erhielt.

Höchste Niederlage gegen RWE: 0:2 (19.09.2003)

Reiseroute mit dem 9-Euro-Ticket:Essen Hbf -> RE 16 -> Hagen Hbf -> RE 17 -> Kassel-Wilhelmshöhe -> RE 9 -> Halle (Saale) Hbf -> S 5X -> Leipzig -> RE 50 -> Dresden Hbf (Fahrzeit: 9 Stunden 28 Minuten)

Fanfreundschaftspotenzial: 4 – ausgerechnet die Hooligans beider Vereine pflegten in den 90ern Kontakte, die sich aber schnell wieder zerschlugen! Auch jawattdenn.de hat sich mal ganz fanfreundschaftlich in den Dresdner Gästeblock an der Hafenstraße geschmuggelt und drüber berichtet – ein Interview zum 15-jährigen Jubiläum der Aktion war in Planung, jedoch ist unserer Redaktion eine Kontaktaufnahme mit dem Reporter von damals aufgrund seines Wohnorts- und Namenswechsels nicht mehr möglich.
(Skala von 1 = lieber ziehe ich nach Gelsenkirchen bis 10 = webt die Freundschaftsschals)


Drei Gründe, das Auswärtsspiel zu besuchen
  1. Hunde, die bellen, beißen nicht. Und Spiele, die schon vorher zum Randale-Duell hochstilisiert werden, haben eine derartig massive Polizeipräsenz, dass am Ende wenig bis nichts passiert. Stattdessen werden Hin- und Rückspiel Bundesligaatmosphäre bieten, die jeder RWE-Fan nach vielen Jahren im Niemandsland dankend mitnehmen und aufsaugen sollte.
  2. Heiratswillige können sich im Rudolf-Harbig-Stadion das Ja-Wort geben. Wer auswärts im Vollsuff oft unüberlegte Dinge tut, die er später lange Zeit bereut, kann hier zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen.
  3. Die musikalische Bandbreite Dresdner Stadionmusik, die über stumpfen Schrammelrock hinausgeht (der dort jedoch leider auch überrepräsentiert ist) – von der „Dynamo wird niemals untergeh‘n!“-Hymne der kultigen „vier Brummers“ bis zur stilsicheren Verarbeitung des Bundesligaabstiegs 1995 gibt es hier tatsächlich ein paar Perlen.

Fantribünen-Emotionenerwecker

Ein voller Gästeblock – hoffentlich in beiden Partien! Was die Reisefreudigkeit angeht, ist Dynamo uns voraus, sodass sich stets eine ordentliche Anzahl an Gelbschwarzen an der Hafenstraße einfand, umgekehrt jedoch nur eine überschaubare Schar Rot-Weisser den Weg nach Sachsen angetreten war. Die Ausrede der Erwerbstätigkeit konnte in beiden Fanlagern noch nie ernsthaft angeführt werden und das 9-Euro-Ticket beseitigt nun auch die letzten Ausflüchte. Alle nach Dresden!


Das letzte Duell

Dynamo Dresden – Rot-Weiss Essen: 1:0

11.05.2008

RWE hatte sich in der Katastrophensaison 2007/2008 nach der Entlassung von Olaf Janßen und Heiko Bonan vier Spieltage vor Schluss wieder in die Nähe der Qualifikationsplätze zur dritten Liga gekämpft, als es im Duell mit den ebenfalls noch im Existenzkampf steckenden Dresdnern einen herben Rückschlag setzte. Dresden hatte durch den 1:0-Erfolg die Quali quasi sicher – RWE kam in der Folge durch zwei Siege unverhofft doch noch zum Matchball, der bekanntermaßen gegen Lübeck vergeigt wurde und Spiele gegen Dresden standen 14 Jahre lang nicht mehr auf dem Spielplan…


Ausgehtipps für Auswärtsfahrer

Von der eingangs erwähnten Semperoper bis zur wiedererrichteten Frauenkirche kann man als westdeutscher Steuerzahler das volle Touristen-Programm mitnehmen und die vollgepissten Graffiti-Wände des Viehofer Platzes oder abrissreifen Nachkriegsbaracken der Gladbecker Straße vor dem geistigen Auge gegenüberstellen. Da wir den Dresdnern die goldenen Wasserhähne mit 30 Jahren „Soli“ schon bezahlen mussten, sollten wir auch mal wieder in den Genuss der Resultate kommen, oder?