Kategorien
2020/2021 - Regionalliga West

Rot-Weiss Essen – Schalke 04 II (5:0)

Keine Chance hatte heute die U23 der Blauen an der Hafenstraße. Mit 5:0 zerlegt die Rot-Weisse Elf den Gegner. Noch erfreulicher sind zudem die Torschützen. Steven Lewerenz (38.), Isaiah Young (79.) und Maximilian Pronichev (82.) erzielten Ihre ersten Saisontreffer.

Vorbericht

Gegen Gelsenkirchen die Kirche ins Dorf zurückbringen!

Machen wir uns nichts vor, seit dem letzten Wochenende hat Fußball-Regionalligist seine Aktien im Aufstiegskampf weiter in den Keller gedrückt. Da der Auftritt in Oberhausen alle Probleme, die Essen in der Rückrunde offenbart, unter Beweis stellte, widmen wir uns der Nachbetrachtung des Matches ausführlicher als dem Ausblick auf die kommende Aufgabe. Beim Nachbarschaftsduell in Oberhausen fehlte Rot-Weiss bei Rot-Weiß eine gute Minute an einem eminent wichtigen Dreier, dann ging Daniel Heber zum zweiten Mal an diesem Nachmittag elfmeterreif zur Sache. Den korrekten Strafstoß schoss Sven Kreyer anschließend Daniel Davari quasi durch die Hosenträger ins Tor. Es passte zum Spiel und der Essener Situation in den vergangenen Wochen, dass Diva, der ansonsten vorzüglich hielt, den schlecht geschossenen Strafstoß leider nicht entschärfen konnte, obwohl er die Ecke ahnte. Bei Elfmetern verbietet sich jedoch eine Torhüterkritik.

Kritik verbietet sich jedoch nicht am Rest des Essener Auftritts am Kanal. Obwohl RWO ein guter Gegner gewesen ist und das späte Remis verdient hatte, verschenkten die Essener einmal mehr fahrlässig den Sieg und die Punkte. Das Thema Nummer 1 bleibt die Abschlussschwäche. Was der Tabellenzweite im Stadion Niederrhein alles an Großchancen ungenutzt liegen ließ, trieb dem RWE-Fan die Verzweiflung und auch die Zornesröte ins Gesicht. Das war auch beim Cheftrainer so. Der eigentlich nette Herr Neidhart war nach dem Schlusspfiff ziemlich angefressen und schnappte sich öffentlich zwei Akteure zum Rapport, die zu den absoluten RWE-Säulen gehören. Kapitän Marco Kehl-Gomez verärgerte den Coach, weil er nach einem Pfiff des Schiedsrichters auf Zeit spielen wollte und die Kugel weg schoss. Das bedeutet von der Jugend an Gelb, so auch hier. KG nahm sich somit für das kommende Match gegen Gelsenkirchens Zweite selber aus dem Spiel. Der Schweizer ist gesperrt, was Neidhart vermuten ließ, der Kapitän wolle wohl lieber einen Ausflug am Ostersamstag machen.

Nachbetrachtung des Spiels in Oberhausen

Das zweite Angriffsziel stellte Essens eigentlich als Aufstiegsversicherung eingeplante Nummer 11 Simon Engelmann dar. CN kritisierte die unzureichende Angriffsleistung, von der Engelmann ein Teil sei. In der Tat hat auch Engel sein Abschlussglück verlassen. Auch er hätte mehr als einen Treffer markieren können und auch müssen, wurde aber auch leidenschaftlich verteidigt. Ärgerlicher muten diverse unnötige Engelmann-Läufe ins Abseits an, mit denen RWE sich in der Schlussphase allerbeste Konterchancen versaute. Festzuhalten bleibt aber, auch in Oberhausen traf Engelmann ins gegnerische Tor, und zwar nur Engelmann.

Ansonsten sangen die Roten das alte Lied vom Zaudern. Exemplarisch sei herausgestellt, wie Steven Lewerenz nach etwa einer Stunde halbrechts frei vor Benz im RWO-Kasten auftauchte und anstatt einfach ins lange Eck abzuschließen, unpräzise quer legte, um die Verantwortung mal wieder auf – richtig – Engelmann abzuschieben, der aber zugedeckt war. Eine Woche zuvor hatte Lewerenz nach seiner Einwechslung gegen Gladbach 2 noch aus allen Lagen abgeledert, nun hatte er Ladehemmungen. Wie es anders geht, zeigte in Hälfte eins Cedric Harenbrock, der mit einem tollen Volleyschuss von der rechten Strafraumkante Benz keine Chance ließ. Passend zur RWE-Misere klatschte die Kugel an die Querlatte und das Nachsetzen Hebers per Kopf wurde höchst fragwürdig als Abseits bewertet. In der Nachspielzeit ließ dann Isi Young zwei Großchancen ungenutzt und befreite sich erneut nicht aus seiner Abschlussmisere.

Beim Hinspiel in Gelsenkirchen tat sich Rot-Weiss schwer.

Insgesamt fehlte vor dem Oberhausener Tor die Konsequenz. Und das, obwohl Keeper Robin Benz große Unsicherheiten zeigte. Die Führung durch Engelmann begünstigte er durch einen akrobatischen Fehl-Flug am Ball vorbei, auch ansonsten war Strafraumbeherrschung nicht sein Ding. Dass RWE mittels beherzter Abschlüsse darauf reagierte, war nicht festzustellen. Besonders im ersten Abschnitt hatte Essen das Spiel in den allergrößten Teilen im Griff, zeigte sich deutlich verbessert gegenüber dem Katastrophenauftritt in Ahlen, belohnte sich aber nach der frühen Führung nicht weiter. Auf der Gegenseite deutete RWO an, was passieren könnte, wenn der Sack nicht zugemacht wird. Kreyer traf nur den Pfosten des Essener Tores und Daniel Heber hatte großes Glück, dass sein Handspiel im Strafraum nicht mit Elfmeter geahndet worden ist. Wie schon berichtet, sollte ihn dieses Glück zu einem sehr späten Zeitpunkt im Spiel verlassen. Da Rot-Weiss das 2:0 nicht gelingen wollte, passierte das, was sich die RWO-Moderatoren im Livestream erhofften, nämlich dass RWE die Sicherheit verlieren werde.

An dieser Stelle einmal ein großes Lob an den Nachbarn, der nicht nur einen guten Livestream bot, sondern dazu fast übergroße Fairness und gar Objektivität in der Kommentierung des Matches. Dass es auch ganz anders geht, zeigte unter der Woche Münsters Coach Sascha „Attila“ Hildmann, der sich bemüßigt fühlte zu bemerken, dass bei RWE nun der Baum brenne. Nun, wer Zuhause 1:1 gegen den Tabellenvorletzten Bonn spielt, sollte selber einmal darauf achten, dass seine Löscheimer nicht ganz so weit weg stehen. Was Hildmanns Stupiditäten außer billigen Ablenkungsmanövern von eigenen Preußen-Problemen jedoch zeigen ist, jeder möchte RWE ein Bein stellen.

Daniel Heber traf im Hinspiel in letzter Sekunde zum Ausgleich.

Dass gelang schließlich auch noch RWO. Bereits vor dem Strafstoß rettete Davari die rot-weisse Führung mit einer tollen Doppelparade, kurz darauf stand der eingewechselte Jonas Hildebrandt einem Abschluss von Goralski auf der Torlinie im Weg. Essen hatte ab der 70. Minute scheinbar bleischwere Beine, wohl eher eine Kopfsache als eine Fitnessangelegenheit. Die Essener unterbanden das letzte Oberhausener Aufflammen nicht. Schon bevor Heber foulte, wurde der lange Ball in die Spitze nicht durch aggressives Anlaufen vorne unterbunden und das Kopfballduell im Vorfeld des verheerenden Zweikampfes verloren. So kam es, wie es kommen musste und seien wir ehrlich, RWE stellt sich zunehmend selber ein Bein im Kampf um die Tabellenspitze. Da der BVB 2 bei einem Spiel mehr um stolze 9 Punkte enteilt ist, verbietet sich der Blick Richtung Borsigplatz. RWE muss jetzt ENDLICH wieder seine Hausaufgaben machen und die Spiele gewinnen. Neidharts Tacheles-Rede signalisiert zumindest, dass noch Leben in der Essener Bude ist und die kommenden Aufgaben mit Kampfgeist angegangen werden. Dazu gibt es noch elfmal in dieser Spielzeit planmäßige Gelegenheit. Die erste am Ostersamstag gegen Gelsenkirchens Zweite, bei der Essen auf Profiunterstützung hoffen wird.

Die Gäste stellen mit 10 Siegen, 11 Remis sowie 10 Niederlagen bei einem Torverhältnis von 39:38 eine Allegorie der Durchschnittlichkeit dar und müssen von RWE ohne wenn und aber besiegt werden, darüber darf es keine zwei Meinungen geben. Christian Neidhart wird erneut seine Abwehr umbauen müssen. Alexander Hahn wurde positiv auf Corona getestet. Alles Gute, Ali! Wie erwähnt fehlt Marco Kehl-Gomez als Aushilfsrechtsverteidiger gelb gesperrt. Das muss RWE kompensieren und eine Reaktion zeigen. Nach den enttäuschenden Wochen steht für viele Essener Anhänger die Kirche bereits nicht mehr im rot-weissen Dorf. Um sie wieder dort hinein zu verfrachten, helfen den einzig wahren Roten nur noch Siege und die Konzentration auf die eigenen Spiele. Der Anhang hofft auf sportlich zufriedenstellende Ostertage. Die Mannschaft steht in der Pflicht!

NUR DER RWE!

Sven Meyering

Spielbericht

Frust in Energie umgewandelt

Am Ende konnte man viele zufriedene Gesichter auf dem frischen Rasen an der Essener Hafenstraße sehen, denn RWE ist wieder in der Spur. In einem vollends überzeugenden Auftritt schlugen die Rot-Weissen die Gelsenkirchener Zweitvertretung mit 5:0 sehr deutlich und fünf unterschiedliche Torschützen durften sich in den Spielbericht eintragen, dabei haben Steven Lewerenz und Maxim Pronichev jeweils ihren ersten Saisontreffer erzielt. Ob die Rückkehr der Souveränität in Essen rechtzeitig stattfindet werden wir noch sehen, doch sind alle Essener Anhänger gut beraten, sich im Moment nur auf die eigene Mannschaft zu konzentrieren.

Christian Neidhart musste einmal mehr umstellen, denn Marco Kehl-Gomez, Alexander Hahn und Kevin Grund fehlten. Letzterer steht übrigens mit seinem traumhaften Freistoßtor zur Wahl beim Tor des Monats März. Hier sollten wir unseren Dauerbrenner unterstützen. Bei der Vorstellung gegen Oberhausen überzeugten Felix Herzenbruch und Jan Neuwirt, die die linke Abwehrseite bildeten und bekamen folgerichtig das Vertrauen zugesprochen. Für Kapitän Kehl-Gomez kam Jonas Hildebrandt auf die rechte Seite.

Dennis Grote war heute Kapitän und Antreiber auf dem Feld und war an vier von fünf Treffern beteiligt.

Rot-Weiss ließ keine Zeit für ein erstes Abtasten, sondern baute sogleich die Dominanz auf, die die Anhänger der Essener aus der Hinrunde kannten. Die Gelsenkirchener wurden früh angegriffen und das schmeckte ihnen so gar nicht. Bereits in der vierten Minute hatten viele Anhänger den Torschrei wohl schon auf den Lippen, als Daniel Heber per Kopf und Jonas Hildebrandt im Nachschuss den Ball gefährlich auf das Tor brachten. Bei der Blockaktion des blauen Abwehrspielers reklamierte RWE Handspiel, die Kommentatoren des Streams bekamen allerdings in der Halbzeit die Info, dass es kein glasklarer Elfmeter gewesen wäre. Am Ende ist es auch egal, so muss die Reaktion auf solche ausbleibenden Pfiffe sein.

Nachdem Cedric Harenbrock (7.) und Steven Lewerenz nach einem verunglückten Ausflug des gegnerischen Torwarts (18.) gute Möglichkeiten nicht verwerten konnten, kam RWE links vor dem Strafraum zu einem Freistoß (22.). Steven Lewerenz ließ den Ball scharf in den Strafraum segeln, wo Simon Engelmann frei zum Kopfball kam und diesen sehr gut setzte. Gästekeeper Michael Zadach zeigte einen starken Reflex und konnte den Ball vor dem Tor abklatschen lassen. Essens Routinier Dennis Grote stand aber bereit und vollendete ins leere Tor zum 1:0. Damit war der Torreigen eröffnet.

Lewerenz macht sein erstes Tor für Rot-Weiss Essen.

Nach einem Angriff der Blau-Weißen schaltete RWE blitzschnell um. Dennis Grote und Steven Lewerenz befreiten sich und gaben weiter an Amara Condé. Der ging zügig nach vorne spielte das Mittelfeld aus und danach den tödlichen Pass auf Cedric Harenbrock. Der tarierte kurz aus, zog aus 16 Metern ab und traf genau in den Winkel zum 2:0. Der Treffer war technisch stark herausgespielt. Kurz nach Wiederanpfiff erkämpfte sich Dennis Grote den Ball in der gegnerischen Hälfte und spielte einen hohen Pass auf Simon Engelmann, der zur Grundlinie durchging. Im ersten Moment wollte er aus spitzem Winkel draufhalten, sah dann aber den völlig alleingelassenen Steven Lewerenz. Der Pass kam mustergültig und Lewerenz konnte locker sein erstes Tor für den neuen Arbeitgeber RWE machen.

Kurz vor der Pause hatte Steven Lewerenz sogar die Möglichkeit, direkt sein zweites Tor zu machen, das wäre des Guten vielleicht zu viel gewesen. Insgesamt zeigte RWE aber im ersten Durchgang ein ganz anderes Gesicht als in den letzten Wochen. Dominant und immer brandgefährlich war das Team und belohnte sich für die gute Leistung mit einer satten 3:0 Führung zur Pause.

Endlich belohnt sich Isaiah Young selbst.

Zu Beginn der zweiten Halbzeit nahm RWE ein wenig Tempo heraus, ohne die Gelsenkirchener Offensive zu unterschätzen. Diese kam, so viel sei hier verraten, nicht einmal gefährlich vor den Essener Kasten. RWE blieb jedoch gefährlich und Michael Zadach rettete gegen Amara Condé (61.). Christian Neidhart konnte durch die komfortable Führung die Offensive umbauen, um die Stammspieler zu schonen, aber auch den Ersatzspielern eine Möglichkeit zu geben, die eigene Qualität unter Beweis zu stellen. Isaiah Young, Jan-Luca Dorow sowie Maxim Pronichev kamen auf den Platz. Gerade Pronichev hatte eine für ihn schlimme Saison, da er nach seinem zu lustlosen Auftritt im Oktober gegen Ahlen häufig nicht einmal mehr im Kader war. Lustlos war der Auftritt gegen Gelsenkirchen dann keinesfalls mehr. Man merkte dem jungen Stürmer an, dass er zeigen wollte, dass auch mit ihm noch zu rechnen ist.

In der 78. Minute war es einmal mehr Dennis Grote, der sich in der gegnerischen Hälfte den Ball erkämpfte und wieder einen tödlichen Pass hinter die Abwehr spielte. Der Pass war jedoch sehr scharf gespielt, sodass Michael Zadach dachte, dass er ihn einfach aufnehmen könnte. Er rechnete allerdings nicht mit dem Turbo von Isaiah Young. Der junge Außenstürmer zündete, umkurvte Zadach und schob ins leere Tor ein. Besonders für ihn freuen sich viele Fans, denn Young arbeitet in seinen Einsätzen häufig sehr viel, belohnt sich aber viel zu selten. Nachdem er in Oberhausen noch von der Latte gestoppt wurde, war es heute so weit.

Maxim Pronichev beendet seine Durststrecke.

Aber noch mehr freuten sich alle sicher vier Minuten später für Maxim Pronichev. Ausgangspunkt war wieder einmal Dennis Grote. Dieser spielte wieder den tödlichen Pass und fand diesmal Amara Condé als Abnehmer. Dieser zog ab, scheiterte aber an Michael Zadach, der den Ball mit einem starken Reflex abprallen lassen konnte. Pronichev stand aber da, wo ein Stürmer stehen muss, bekam den Ball in den Fuß und vollstreckte zum 5:0. Nach so einer langen Durststrecke fiel ihm wohl ein ganzer Berg vom Herzen. Glückwunsch!

Pünktlich nach 90 Minuten pfiff Schiedsrichter Gansloweit ab. Insgesamt zeigte RWE sich so, wie wir alle uns es schon lange wünschen. Das Selbstbewusstsein stimmt und es wird klar, dass die Luft mitnichten raus ist. Neben den fünf unterschiedlichen Torschützen, zeigten Simon Engelmann und Dennis Grote mit jeweils zwei Vorlagen, dass sie in der Lage sind, ihre Mitspieler in Szene zu setzen. Die Abwehrreihe, bei der drei von vier Spielern meistens auf der Ersatzbank saßen, zeigte, dass mit all den Spielern zu rechnen ist. Jan Neuwirt und Felix Herzenbruch waren auffällig und machten ihre Sache gut, aber auch Jonas Hildebrandt zeigte sich auf der rechten Seite sehr stark.

So beginnt die erste der beiden letzten englischen Wochen für RWE mit einem Dreier, der auch dringend gebraucht wurde. Die Leistung stimmt positiv für die kommenden Wochen. Denn Rot-Weiss wird sich zwar hauptsächlich gegen Vereine der unteren Tabellenhälfte spielen, was zu Saisonende jedoch auch häufig schwierig ist, da diese noch um das Überleben in der Liga kämpfen. Am Mittwoch geht es aber erst einmal nach Rödinghausen. Der Vorjahresmeister ist trotz vieler Abgänge immer noch stark aufgestellt. Dennoch darf sich Rot-Weiss etwas ausrechnen, wenn die Mannschaft diese Leistung erneut abrufen kann.

Hendrik Stürznickel

Fotos by M.R.

Fotos by M.E.

Video