22.09.2015

Freude! Ärger! Verzweiflung! Erleichterung!

von Hendrik Stürznickel

Die Diskussionen im Vorfeld sowie während des Spiels liefen auf Hochtouren. Immer wieder ging es um den Coach Jan Siewert. Es wurde geklärt, welche Aufstellung zu kommen habe, wie der Hafenstraßenfußball aussehen sollte, wie es weitergehen sollte. Das Spiel gegen Fortuna Düsseldorf wurde ein Wechselbad der Gefühle, aber dieses Mal mit dem besseren Ende für Rot-Weiss Essen.

Gesagt - getan!Der größte Wunsch aller Fans wurde von Jan Siewert erfüllt, denn Leon Binder durfte von Beginn an ran. Es sei vorab gesagt: Diejenigen, die sich Wunderdinge von Binder versprachen sind enttäuscht worden. Dennoch muss man auch heute den Hut vor der Körpersprache Binders ziehen. Immer wieder forderte er Bälle, ging jederzeit dahin, wo es wehtut, versprüht einen Siegeswillen, dass es einen mitzieht. Aber Siewert musste weitere Wechsel vornehmen. Da Marcel Platzek verletzt ausfiel rückte der ebenfalls in Gladbach stark aufspielende Kevin Behrens in die Startelf. Auch Patrick Huckle und Amar Cekic mussten ihre Kaderplätze für Tolga Cokkosan und Cebio Soukou räumen.

Das Spiel begann verhalten mit klaren Feldvorteilen für Rot-Weiss Essen. Allerdings wirkte es so, als wollten beide Mannschaften sich gegenseitig die Last zuschieben, das Spiel machen zu müssen. Daraus erwuchs kein attraktives Spiel und schon gar keine Torchance. Bezeichnend für das Spiel war die einzige gefährliche Situation der ersten halben Stunde. Jeffrey Obst wollte flanken, doch verzog er den Ball, sodass dieser direkt Torwart Wiesner in die Arme fliegen sollte, sollte man meinen. Dieser ließ den Ball aber durch die Beine flutschen, und dieser ging nur knapp am Düsseldorfer Gehäuse vorbei.

Die erste Gelegenheit schloss RWE sogleich erfolgreich ab. Nach einem Zweikampf auf der rechten Seite setzte sich Kevin Grund durch und drang tief in den Düsseldorfer Strafraum ein. Flacher Pass auf Soukou und dieser schloss zur 1:0-Führung ab. Die Freude währte allerdings nur kurz, da im Gegenzug sofort der Ausgleich fiel. Nach einem Foul in Strafraumnähe konnte Leander Goralski ohne den Einfluss eines Gegenspielers ins Essener Tor köpfen.

Doppeltorschütze Cebio SoukouDanach brachen bei Rot-Weiss wieder einmal alle Dämme und das Team stellte das Fußballspielen ein. Kurz vor der Pause nutzten die Düsseldorfer die großen Freiräume und Kemal Rüzger traf sehenswert von der Strafraumecke zum 2:1 für die Gäste. Noch vor der Pause musste Vojno Jesic den Platz verlassen. Man konnte nicht sehen, ob der Wechsel verletzungsbedingt erfolgte, aber auch sportlich lief bei dem Mittelfeldspieler wie so oft wenig.

In der Halbzeit muss Jan Siewert die richtigen Worte gefunden haben, denn die Mannschaft kam deutlich verbessert ins Spiel zurück. Wenige Minuten nach dem Wiederanpfiff konnte das Stadion erstmals jubeln. Wieder flankte Kevin Grund von der Seite und wieder schloss Cebio Soukou ab. Mit der Brust erzielte er sein zweites Tor des Abends. Eine mögliche Entscheidung ergab sich dann in der 62. Minute. Soukou setzte zum wiederholten Male ein starkes Dribbling an und wurde im Strafraum zu Fall gebracht. Während der Schiedsrichter Freistoß geben wollte, gab ihm sein Linienrichter den Hinweis, dass das Foul im Strafraum stattfand, so gab es folgerichtig Elfmeter.

Benjamin Baier trat an und schoss schwach halbhoch in die Mitte. Kein Problem für Torwart Wiesner. Auf den Tribünen haderten die Fans mit ihrem Schicksal, doch die Mannschaft ließ sich nun nicht mehr beirren. RWE zeigte sich nach dem Strafstoß angriffslustig und schaffte es auch endlich, gute Tormöglichkeiten zu erspielen. Die klarsten vergab dabei Kevin Behrens, der zwei Mal (70./72.) frei vor dem Tor stand und beim ersten Mal aus elf Metern hoch in den Essener Nachthimmel schoss und beim zweiten Mal statt abzuziehen auf Kevin Grund abspielte, der den Ball ebenfalls gut postiert nicht am Torwart vorbeischieben konnte.

Als sich alle beinahe mit dem einen Punkt, der RWE wenig weitergeholfen hätte, abgefunden haben, zeigte Kevin Behrens, dass aller guten Dinge doch drei sind. Wieder verdiente sich Kevin Grund seinen nunmehr dritten Scorerpunkt und legte eine Ecke passgenau auf den Schädel von Behrens und nun hielt es das Publikum nicht mehr auf den Sitzen. Endlich mal zeigte die Mannschaft, dass sie Chancen herausspielen und auch abschließen kann. Nach neunzig Minuten pfiff Schiedsrichter Heller ab und RWE gewann nach einer guten zweiten Halbzeit verdient das Heimspiel gegen Düsseldorf.

Der Sieg soll nicht überlagern, dass es weiterhin noch nicht rund läuft bei RWE. Gerade der Einbruch in der ersten Halbzeit, der nicht zum ersten Mal zu beobachten war, gibt Rätsel auf. Umso besser zu wissen, dass das Team den Kampf nach dem Rückstand angenommen hat, und so verdient das Spiel gedreht hat. Das sollte hoffentlich Auftrieb für das angefressene Selbstbewusstsein geben, denn Düsseldorf war wahrlich kein Fallobst, sondern trat mit einer kompakten Mannschaftsleistung auf.

Die zweite englische Woche hintereinander lässt jedoch keine Zeit zum Nachdenken. Schütteln, trainieren und Samstag geht es ab nach Verl. Dort sollte auf der zweiten Halbzeit aufgebaut werden. Verl ist ein unangenehmer Gegner, wieder einmal wird man das ganze Können hineinwerfen müssen.


Jawattdenn-Spielerbewertung (folgt)

Niclas Heimann
Heimann
[]
Jeffrey Obst
Obst
[]
Philipp Zeiger
Zeiger
[]
Gino Windmüller
Windmüller
[]

Tolga Cokkosan
Cokkosan
[]

Moritz Fritz
Fritz
[]
Leon Binder
Binder
[]
Vojno Jesic
Jesic
[]
Cebio Soukou
Soukou
[]
Kevin Grund
Grund
[]
Kevin Behrens
Behrens
[]
Benjamin Baier
Baier
[]

Olwa-Lutha
[o.B.]


Rot-Weiss Essen

Heimann, Obst, Zeiger, Windmüller, Cokkosan, Fritz, Binder (68. Olwa-Lutha), Jesic (42. Baier), Soukou, Grund, Behrens

 

Fortuna Düsseldorf II

Wiesner, M. Ajani, Bormuth, Goralski, Holthaus, C. Weber (30. Alderson), Pluntke (87. Rybacki), Erat, Garcia, Sangare (78. Abdelkarim), Rüzgar

 

Tore

1:0 Soukou (29.)

1:1 Goralski (32.)

1:2 Rüzgar (42.)

2:2 Soukou (48.)

3:2 K. Behrens (77.)

 

Zuschauer

5.578

 

Schiedsrichter

Mario Heller

 

Gelbe Karten

Obst (1. Gelbe Karte), Windmüller (5. Gelbe Karte) - Goralski, Holthaus, Garcia

Besondere Vorkommnisse:

Benjamin Baier verschießt einen Foulelfmeter (62.)