03.03.2014

Gold?!

von Hendrik Stürznickel

„Dieser Punkt kann noch einmal Gold wert sein.“ Diese Plattitüde kennt man bei Rot-Weiss noch bestens aus der Saison 2004/2005 als Coach Jürgen Gelsdorf in der zweiten Liga mit den Unentschieden immer wieder eine bessere Zukunft verband. Nun haben wir erneut mit einem Unentschieden im Derby gegen RW Oberhausen zu tun und möglicherweise wird diese Phrase nun zum entscheidenden Wendepunkt der Saison.

10.007 Zuschauer sahen ein spannendes 0:0Es war eines der besseren 0:0, so viel sei schon vorab verraten. Waldemar Wrobel stellte den Kader nach der 0:3-Niederlage in Aachen behutsam um. Roberto Guirino, der nach seiner Verletzung noch seiner überragenden Form hinterherläuft bekam zunächst Pause und dafür durfte Tim Hermes von Beginn an spielen. Diese Entscheidung erwies sich als goldrichtig, denn Hermes zeigte eine starke Leistung. Max Dombrowka durfte ebenfalls nach einer Verletzungspause wieder starten. Auch er zeigte eine ordentliche Leistung auf der rechten Außenverteidigerposition. Das 0:0 spiegelt eben auch eine deutlich gefestigtere Abwehrleistung als zuletzt.

Ansonsten stellte sich die Mannschaft mal wieder von selbst auf. Da Pires-Rodrigues durch seine rote Karte im Testspiel gesperrt war, durften wieder Benjamin Wingerter, Markus Heppke und Kevin Grund in der Zentrale spielen, Lukas Arenz und Holger Lemke spielten außen.

Die Körpersprache war eine ganz andere als in Aachen. RWE zeigte sich von Beginn an und es schien, als hätten die Hafenstraßenkicker kaum Respekt vor den erfolgsverwöhnten Oberhausenern. Es ging wacker in beide Richtungen, doch die erste richtig gute Chance besaß Marcel Platzek (6.). Dieser wurde hervorragend von Kevin Grund freigespielt und verpasste das 1:0 alleine vor dem Torwart. Schon in der 18. Minute dann das gleiche Bild. Grund auf Platzek und dieser setzte den Ball neben den Kasten von Kühn.

Auf den Rängen fehlte es sicherlich zur begeisternden Stimmung in Aachen, man muss jedoch bedenken, dass es dieses Mal nicht so viel Grund gab, sich selbst zu feiern, da die Mannschaft ordentlich auftrat. Auf der Gegenseite war immerhin der Stehplatzbereich ordentlich gefüllt. Die vorher medial geschürte Derbyatmosphäre wurde es nicht. Man tat der Presse, die bereits viele Tage im Voraus die Gewaltbereitschaft und die Brisanz des Spieles betonte, nicht den Gefallen in Form von Ausschreitungen und so hatte man das Gefühl ein normales Spiel zu betrachten. Allerdings ist man so verwöhnt, dass man manchmal vergisst, in welcher Liga sich dies alles abspielt. 10.007 Zuschauer schreien ihre Teams nach vorne. Selbst in der zweiten Bundesliga dürften viele Clubs mit Neid nach Essen geschaut haben.

Wieder viel Tam-Tam im Vorfeld und nichts dahinter RWORWE behielt das Heft in der Hand, Großchancen sprangen aber nicht mehr heraus. In der 40. Minute hätte beinahe Oberhausen jubeln dürfen. Benjamin Wingerter patzte grob, als er seelenruhig dabei zusah, wie ihn Oberhausens Talarski im eigenen Strafraum umrundete. Dieser stand nun frei vor dem Essener Kasten – Wingerter guckte weiterhin zu. Talarski sah sich wohl schon das Tor des Monats schießen, sich in die Arme fallen, der Matchwinner sein und so haute er den Ball mit gefühlten 150 Stundenkilometern auf das nur acht Meter entfernte Tor. Es kam, was kommen musste. Der Schusswinkel war steil und der Ball krachte gegen die Latte. So etwas darf nicht passieren, auch in dieser Liga nicht. Aber der RWE-Fan nahm das Geschenk dankend entgegen.

Jetzt wurde es emotionaler und kurz vor der Pause schickte Florian Steuer Dirk Langerbein, den ehemaligen RWE-Keeper und jetzigen Co-Trainer von Peter Kunkel auf die Tribüne. Es passierte jedoch nichts mehr und die Teams verabschiedeten sich in die Pause. Insgesamt war RWE die deutlich bessere Mannschaft, konnte schließlich aber doch froh sein, dass Talarskis Unvermögen sie vor einem Rückstand bewahrte.

Hätte der Matchwinner werden können - Marcel PlatzekBereits in der 49. Minute musste RWO-Keeper Kühn mit einem Reflex aushelfen, als Platzek einen Kopfball auf das Tor platzierte. Das Spiel war in der zweiten Halbzeit lange nicht mehr so gut wie im ersten Durchgang. Erst in der 72. Minute prüfte Marcel Platzek Kühn zum vierten Mal. Er bekam den Ball in guter Position, schoss aber direkt dem Torwart in die Arme. Insgesamt wurde mal wieder deutlich, dass RWE in der Offensive ein Problem hat, wenn der überragende Platzek mal nicht in Bestform auftritt. Allerdings soll damit nicht gesagt werden, dass Platzek nicht gut gespielt hat, er hat jedoch nicht so souverän abgeschlossen, wie man es von ihm gewohnt ist.

Viel passierte nicht mehr. Auffällig war jedoch, dass der Nachwuchsspieler Limbasan den Vorzug vor Benedikt Koep bekam, der in diesem Spiel gar nicht eingewechselt wurde. Dies war die Quittung für die zuletzt saft- und kraftlosen Auftritte Koeps im RWE-Trikot. Gerade in der jetzigen Situation wäre ein Koep in Normalform ebenfalls ein wichtiges Element bei RWE.

Schließlich kam es zur Punkteteilung, die aus Sicht von RWE deutlich zu wenig ist. Essen dominierte das Spiel, spielte deutlich mehr zwingende Torchancen heraus und zeigte sich deutlich bissiger. Dass sich die Mannschaft für eine gute Leistung nicht selbst belohnt ist ein Spiegelbild der bisherigen Saison, wenn man allerdings positiv darangeht, so ist ein Aufwärtstrend erkennbar gewesen. Da hilft es auch nichts, wenn Peter Kunkel einschränkt, dass seine Innenverteidigung sich verletzt habe. Mit Blick auf das Lazarett von Rot-Weiss wirkt es ja wie Hohn.

Es war ein gutes Spiel, doch wie oft hat man nach guten Leistungen gehofft, dass diese Punkte nun vergoldet würden. Für diese Trendwende ist möglicherweise eine gute Zeit, da der März nur mit Fortuna Köln als „dicken Brocken“ aufwartet. In der nächsten Woche geht es ins Grotenburgstadion nach Krefeld. Dort sollte man an die gute Leistung anknüpfen und wenn Marcel Platzek seinen Torriecher wieder entdeckt, ja dann könnte der Punkt am Samstag Gold wert gewesen sein.


Jawattdenn-Spielerbewertung

Daniel Schwabke
Schwabke
[3+]
Max Dombrowka
Dombrowka
[3+]
Kai Nakowitsch
Nakowitsch
[3+]
Jerome Propheter
Propheter
[2]

Tim Hermes
Hermes
[2+]

Benjamin Wingerter
Wingerter
[3-]
Markus Heppke
Heppke
[3]
Lucas Arenz
Arenz
[2-]
Kevin Grund
Grund
[2]
Holger Lemke
Lemke
[3]
Marcel Platzek
Platzek
[2]
Alexander Langlitz
Langlitz
[o.B.]
Samuel-Marian Limbasan
Limbasan
[o.B.]

Rot-Weiss Essen

Schwabke, Dombrowka, Nakowitsch, Propheter, Hermes, Wingerter, Heppke, Arenz (63. Langlitz), Grund, Lemke (79. Limbasan), Platzek

 

Rot-Weiß Oberhausen

Kühn, Caspari, Krystofiak, Weigelt, Herzenbruch, Jung, Fleßers, Talarski (80. Landers), Bauder (90.+2 Philipp Schmidt), Schikowski (73. Smykacz), David Jansen

 

Tore

Fehlanzeige

 

Zuschauer

10.007

 

Schiedsrichter

Florian Steuer (Menden)

 

Gelbe Karten

Hermes (50.), Grund (57.), Propheter (65.) - Bauder (90.)


Spieler des Spiels 25. Spieltag - Tim Hermes