18.08.2013

Die Krise ist da

von Hendrik Stürznickel

Wieder waren es die Schlussminuten, die RWE einen Punkt gekostet haben. Erst in der 88. Minute erzielte Muhammet Karpuz das vierte Tor für die Fortuna und holte damit die drei Punkte an den Flinger Broich. Unverdient war es nicht, denn ein Unentschieden wäre für RWE nach einer desolaten Leistung gerade in der zweiten Halbzeit mehr als schmeichelhaft gewesen. Dieser Leistungseinbruch war unerklärlich.

Knapp 1.000 Essener fuhren in die LandeshauptstadtWaldemar Wrobel reagierte in der Startelf auf die Probleme beim Spiel gegen Viktoria Köln. Konstantin Sawin fiel verletzungsbedingt aus. Markus Heppke konnte auf seine angestammte Position im Mittelfeld rücken und wurde durch Laletin in der Abwehr ersetzt.  Diese Maßnahme schien zunächst zu fruchten. Die Abwehr zeigte sich deutlich stabiler als im vergangenen Spiel und Markus Heppke spielte wieder seine Stärken aus. Es dauerte nur acht Minuten bis die RWE-Fans das erste Tor ihrer Mannschaft feiern konnten. Marcel Platzek setzte sich am Strafraum der Düsseldorfer durch und setzte den ersten Stich, indem er platziert abzog.

Danach hatte RWE das Spiel im Griff. Immer wieder rollte die Offensivmaschine nach vorne. Die beste Möglichkeit vergab dabei Michael Laletin nach einem Freistoß von Markus Heppke (17.). Torhüter Robin Heller verlor den sicher geglaubten Ball nach einem Zusammenstoß mit einem eigenen Abwehrspieler, doch Laletins Schüsschen ging am Kasten vorbei. In der 21. Minute kam es wieder zu dieser Situation. Markus Heppke trat einen Freistoß in Strafraumnähe dieses Mal direkt auf den Kopf von Laletin und dieser verwandelte mit einem druckvollen Kopfball.

Da war die rot-weisse Welt noch in Ordnung - 2:0 RWEDie sich rein aufs Pöbeln beschränkenden Düsseldorfer Anhänger hörte man da schon lange nicht mehr, denn sie verstummten bis zum zwischenzeitlichen 2:2, wonach es jedoch wieder nur Schmährufe gab. Auch eine Möglichkeit der „Unterstützung“. Es hätte ein ruhiger Nachmittag werden können, wenn RWE die Fortuna nicht wieder auf die Siegerstraße gebracht hätte. Nach einem Ballverlust von Pires-Rodrigues in der Düsseldorfer Hälfte ging es ganz schnell. Tugrul Erat sprintete in die verwaiste Essener Hälfte. Dabei konzentrierte sich Michael Laletin auf den ballführenden Spieler, obwohl dieser bereits einen mitgeeilten Bewacher hatte und ließ Eren Taskin in der Mitte völlig aus den Augen. Damit war es leicht für die Fortuna. Erat passte und Taskin verwandelte zum 2:1.

RWE ließ sich zunächst nicht beeindrucken spielte weiter munter mit. Eine Chance vergab Christian Knappmann, als er den Ball über das Tor spielte (44.). Damit ging es mit 2:1 in die Halbzeitpause und es war schade, denn eine 2:0-Führung wäre gerechtfertigt gewesen. Erwähnenswert ist das Musikprogramm, das sich deutlich vom Chartseinheitsbrei unterschied, den man sonst geboten bekommt. Besonders interessant war ein Lied über Fortuna Düsseldorf, das den Kehrvers hatte: „Fortuna ist Schuld daran, dass ich so ein Arschloch bin.“ Liebe Düsseldorfer, das ist doch ein wenig hart. So etwas sollte man nur in Gelsenkirchen singen.

Keiner weiß, was in der Pause in den Kabinen geschah, aber Rot-Weiss ließ alles, was ihr Spiel in der ersten Halbzeit oder zumindest in den ersten zwanzig Minuten auszeichnete, zurück und spielte fortan erschreckend schwach. Ben Halloran, Leihgabe der erst Montag spielenden Profis, zog in der 53. Minute aus der Distanz ab und traf zum Ausgleich. Die Chancen kamen dann fast im Minutentakt. Schwabke zeichnete sich in der 58. Minute aus, als er einen Schuss von Tim Golley bravourös parierte. Nach einem schrecklichen Fehlpass von Markus Heppke rettete einmal mehr Daniel Schwabke (63.). Eine Minute später fischte Schwabke einen sich gefährlich senkenden Ball aus der Ecke. Weitere Möglichkeiten ergaben sich, da RWE sich kampflos ergab. So ist es beinahe ein Wunder, dass das dritte Tor erst in der 68. Minute fiel. Wieder war es Eren Taskin, der Michael Laletin ausspielte und locker zum 3:2 einschob.

Man kann nur froh sein, dass die Düsseldorfer alles andere als clever im Torabschluss waren. Ben Halloran vergab eine Riesenchance (71.). Nachdem er Dombrowka und Schwabke im Strafraum ausgespielt hat, schoss er am völlig leeren Tor vorbei. Erst nach den drei Wechseln (Sauter für Heppke, Koep für Knappmann, Langlitz für Dombrowka) kam es kurzzeitig zu einer Stabilisierung. Marcel Platzek produzierte durch eine sehenswerte Einzelaktion die erste RWE-Chance in der zweiten Halbzeit. Dieses Mal hielt der Torwart aber noch. In der 82. Minute trat Kevin Pires-Rodrigues einen Freistoß, der nicht konsequent geklärt wurde und so auf den Fuß von Alexander Langlitz kam. Dieser netzte zum Ausgleich ein. Ein gewonnener Punkt hätte man denken können.

Ratlosigkeit bei den VerantwortlichenDann kam jene 88. Minute und alle Hoffnungen auf den zweiten Punkt wurden vernichtet. Dies trieb den Zorn der Anhänger auf die Spitze, die nun lautstark die Entlassung von Waldemar Wrobel forderten und dies nach dem Schlusspfiff auch in einer hohen Lautstärke. Ärger nach so einer Leistung ist verständlich, allerdings ist das Bespucken und Beleidigen der eigenen Spieler allerunterste Schublade und hat verständlich dazu geführt, dass es Gegenreaktionen aus dem Lager der Verantwortlichen gab. Dieses Verhalten untergräbt auch die berechtigte Kritik, die geäußert werden muss.

Die Frage nach einem Trainerwechsel wurde von den Fans nun deutlich aufgeworfen. Die Kritikpunkte sind grob zusammengefasst die taktische Ausrichtung und das Wechselverhalten. Nun kann man entgegenhalten, dass das taktische Konzept in der ersten Halbzeit sehr gut aufgegangen ist und sich auch nach den Einwechslungen eine kurze Stabilisierung eingestellt hat. Diese völlige Unsicherheit in der zweiten Halbzeit war doch das eigentliche Problem, allerdings ein möglicherweise viel größeres, das man nicht einfach mit einer Umstellung lösen kann. Warum bricht die Mannschaft bei ein wenig Gegenwehr des Gegners völlig ein? Warum lassen sich dabei auch routinierte Kräfte wie Wingerter und Knappmann nicht ausnehmen? Diese Fragen müssen in der Tat beantwortet werden, da Düsseldorf bei allem Respekt eher zu den Leichtgewichten der Liga gehören dürfte.

Ob ein Trainerwechsel sinnvoll ist, ist dabei doch sehr fraglich. Eine Alternative wird, wie immer in einer solchen Situation, nicht genannt. Bis zum Spiel gegen Wiedenbrück werden die Verantwortlichen ohnehin keine Entscheidung treffen, es würde das langfristig aufgestellte Konzept mit Füßen treten, wenn es beim ersten Gegenwind direkt umgeworfen würde, die sportlich Verantwortlichen müssen sich jedoch etwas bis zur nächsten Woche einfallen lassen. Gegen Aachen wird es trotz des unbefriedigenden Saisonverlaufs noch einmal voll und da sollte man die Zuschauer nicht ein weiteres Mal vergraulen.


Jawattdenn-Spielerbewertung

Daniel Schwabke
Schwabke
[4]
Max Dombrowka
Dombrowka
[4+]
Vincent Wagner
Wagner
[4-]
Michael Laletin
Laletin
[4+] 

Roberto Guirino
Guirino
[4]

Benjamin Wingerter
Wingerter
[4+]
Markus Heppke
Heppke
[4+]
Kevin Pires-Rodrigues
Pires-Rodrigues
[4]
Marcel Platzek
Platzek
[3-]
Kevin Grund
Grund
[3-]
Christian Knappmann
Knappmann
[4-]
Christian Sauter
Sauter
[o.B.]
Benedikt Koep
Koep
[o.B.]
Alexander Langlitz
Langlitz
[o.B.]


Fortuna Düsseldorf II

Heller, Karpuz, Langeneke, Urban, Christian Weber, Gartner (86. Piette), Erat, Taskin (90. Goralski), Hofrath, Halloran, Golley (66. Aloisman Aydin)

 

Rot-Weiss Essen

Schwabke, Dombrowka (79. Langlitz), Laletin, Wagner, Guirino, Wingerter, Heppke (66. Sauter), Pires-Rodrigues, Platzek, Knappmann (72. Koep), Grund

Tore

0:1 Platzek (8.), 0:2 Laletin (21.), 1:2 Taskin (36.), 2:2 Halloran (53.), 3:2 Taskin (68.), 3:3 Langlitz (82.), 4:3 Karpuz (88.)

 

Zuschauer

2.100

 

Schiedsrichter

Bastian Börner (Dortmund)

 

Gelbe Karten

Hofrath (45.), Taskin (84.), Halloran (90.)

 

Gelb-rote Karte

Guirino (89. wiederholtes Foulspiel)

 


 Spieler des Spiels 4. Spieltag - Marcel Platzek