02.09.2012

Auftakt nach Maß

von Hendrik Stürznickel

Es geht zwar noch ein bisschen besser, aber grundsätzlich legt RWE in dieser Saison nach fünf absolvierten Spielen, aus denen zwölf Punkte geholt wurden, einen Auftakt nach Maß hin. Nach dem Sieg unter der Woche gegen Velbert mussten die rot-weißen Kicker wieder zu Hause gegen Fortuna Düsseldorf II ran; um 15:00 Uhr, damit das Spiel zeitnah mit den Profis der Fortuna stattfand. Der Gästeblock war deswegen nicht vorhanden und wurde mit eigenen Fans bestückt.

Waldemar Wrobel wirbelte seine Startelf wieder einmal gehörig durch. Die gegen Velbert nicht immer sattelfest wirkende Innenverteidigung wurde wieder mit Maik Rodenberg verstärkt, für den Christian Telch weichen musste. Für Stefan Grummel und Holger Lemke starteten Marvin Ellmann und Kevin Pires-Rodrigues. Da Letzterer ins rechte Mittelfeld ging war es zum ersten Mal ein sauberes 4-4-2, welches als Alternative immer mal ins Spiel gebracht wurde.

Stimmungsmäßig war das dieses mal nicht vielMarvin Ellmann war höchst motiviert und prüfte gleich zwei Mal Fortuna-Keeper Spenger. Die Halbzeit begann insgesamt sehr aggressiv auf Seiten von Rot-Weiss Essen, so als wollten sie in den ersten Minuten bereits alles klar machen. Nach einer Viertelstunde war die Herrlichkeit jedoch vorüber, was insbesondere am herausragenden Mann auf Düsseldorfer Seite lag. Evans Nyarko, der vom Hamburger SV an den Flinger Broich wechselte, hat neben einer unglaublichen Spielübersicht auch technisch hervorragend agiert und war wie eine unüberwindliche Barriere.

Wenn es über spielerische Elemente nicht klappt, dann muss es eben über Standards gehen. In der 26. Minute war es so weit. Markus Heppke hob den Ball gefühlvoll auf den Kopf von Michael Laletin und er versenkte den Ball im Düsseldorfer Gehäuse. Dieser Treffer war psychologisch wichtig, da die Düsseldorfer langsam Oberwasser bekamen und so in ihren Bemühungen zurückgeworfen wurden. Man muss der jungen Mannschaft aus der Landeshauptstadt ohnehin ein Kompliment machen, da sie von Beginn an offensiv agierten und nicht wie so viele andere Teams Beton anrührten. Wenn sie ein wenig effektiver vor dem Tor gewesen wären, hätte Zählbares herausspringen können.

Einstudierte Freistoßvariante - reif für das Tor des MonatsSo ging es jedoch mit einem 1:0 in die Pause. Die Düsseldorfer Ansprache war kurz, denn die Mannschaft kam nach kurzer Zeit wieder auf den Platz zurück. Die Ansprache muss auch effektiv gewesen sein, denn Düsseldorf drängte auf den Ausgleich. Die Abwehr und Dennis Lamczyk hatten alle Hände voll zu tun, sich gegen die zahlreichen Kombinationen zu erwehren. In der 63. Minute gab es jedoch wieder Freistoß in der Nähe des Düsseldorfer Kastens. Die Absprache dauerte lange und gleich fünf RWE-Akteure standen zur Ausführung des Freistoßes bereit. Wie es so oft kommt, gab es einen Abstimmungsfehler zwischen Avci und Heppke und bevor sie am Ball waren… meinten alle Zuschauer und auch die Düsseldorfer. Diesen Moment der Unachtsamkeit nutzte Kevin Grund und schlenzte den Ball über die verdutzte Mauer hinweg ins Tor. Dies war einstudiert und eine starke Variante.

Nun sollte das Spiel gelaufen sein, doch die Fortuna stach noch einmal zu. Ein eher harmloser Schuss von Tugrul Erat wurde in der 88. Minute unglücklich abgefälscht, sodass der Ball im Zeitlupentempo zum 2:1 ins Netz kullerte. Das bedeutete noch ein paar Schrecksekunden für die leidgeprüften Anhänger von RWE, aber der Fluch ist schön im alten Georg-Melches Stadion geblieben und wird hoffentlich nicht demnächst Autofahrer ins Unglück stürzen. Der Schiedsrichter pfiff ab und RWE konnte auch das zweite Ligaheimspiel gewinnen.

Fünf Spiele - vier Siege - Auftakt nach MaßMan muss festhalten, dass man sich über eine Punkteteilung nicht hätte beschweren dürfen. So beschwert sich allerdings auch niemand und in einer Woche fragt ohnehin niemand mehr danach. Gegen den 1. FC Köln, auch einem Team vom Tabellenende, dürfte eine Leistungssteigerung möglich sein, dennoch soll ein Lob am Schluss stehen, denn ein unversöhnliches Ende nach einem so guten Auftakt wäre schon unverschämt zu nennen. Die Mannschaft hat alle denkbaren Missstände wie die Gewöhnung an eine neue Umgebung, viele Auswärtsspiele zu Saisonbeginn und zahlreiche englische Wochen einfach abgeschüttelt und eilt von Sieg zu Sieg. Davor kann man nur den Hut ziehen, denn spielerisch vermisst man die starken Spieler Brauer und Lehmann nur selten und das ist bereits ein großer Erfolg. Mit einer soliden Leistung wird auch Köln zu schlagen sein und so können die Anhänger auch mal wieder träumen.


Jawattdenn-Spielerbewertung

Dennis Lamczyk
Lamczyk
[2-]
Roberto Guirino
Guirino
[3]
Michael Laletin
Laletin
[3+]
Maik Rodenberg
Rodenberg
[3+]

Max Dombrowka
Dombrowka
[3+]

Kevin Pires-Rodrigues
Pires-Rodrigues
[3+]
Markus Heppke
Heppke
[3+]
Kerim Avci
Avci
[2+]
Kevin Grund
Grund
[2]
Marvin Ellmann
Ellmann
[3-]
Benedikt Koep
Koep
[3+]
Holger Lemke
Lemke
[o.B.]
Konstantin Sawin
Sawin
[o.B.]
Lukas Lenz
Lenz
[o.B.]


Rot-Weiss Essen

Lamczyk - Dombrowka, Laletin, Rodenberg, Guirino - Pires-Rodrigues (81. Lemke), Heppke, Avci, Grund - Ellmann (87. Sawin), Koep (89. Lenz)

 

Fortuna Düsseldorf II

Sprenger - Zimmermann (74. Golley), Hazaimeh, Nyarko, Nandzik - Erat, Rami, Paurevic (46. Haufe), Fomitschow - Wegkamp (74. Aydin), Furuholm

 

Tore

1:0 Laletin (26.), 2:0 Grund (63.), 2:1 Erat (87.)

 

Zuschauer

7.517

 

Schiedsrichter

Sören Storks

 

Gelbe Karten

Ellmann - Paurevic, Nandzik, Fomitschow


 Spieler des Spiels 6. Spieltag - Kerim Avci