31.03.2013

Die Luft ist raus

von Fabian Jerrentrup

Mit einer so unkonzentrierten und uninspirierten Leistung lassen sich keine Siege einfahren. Im „Auswärtsspiel“ beim Tabellenschlusslicht FC Kray kam Rot-Weiss Essen nicht über ein 0:0 hinaus und musste sich anschließend den Unmut der eigenen Fans anhören – nicht ganz zu Unrecht.

Vor weniger als 8.000 Zuschauern, die Niederlage gegen Fortuna Köln und die niedrigen Temperaturen dürften einige Besucher gekostet haben, versuchte es Waldemar Wrobel mit einigen Änderungen in seiner Startelf und brachte Michael Laletin für Mike Rodenberg und den wiedergenesenen Markus Heppke für Stefan Grummel. Besonders inspiriert gingen die Rot-Weissen allerdings nicht ins Spiel, schon in der Anfangsphase wimmelte es an Stockfehler und anderen Unkonzentriertheiten.

Maßlos enttäuschte RWE-Fans nach dem SchlusspfiffRichtige Besserung sollte im ganzen Verlauf der Partie nicht erfolgen. Im Gegensatz zu den bisherigen Niederlagen der Saison, wo man zweimal gegen eine starke Fortuna aus Köln verlor und dabei noch nicht einmal schlecht spielte, wo man in Siegen trotz einer 1:5-Niederlage eigentlich ebenbürtig war, wo man in Bergisch Gladbach in der zweiten Halbzeit zumindest eine deutliche Leistungssteigerung sehen konnte, war der Auftritt gegen Kray einfach in allen Bereichen desolat. Selbst routinierte Kräfte wie Markus Heppke oder Vincent Wagner leisteten sich haarsträubende Fehler, die gegen jeden anderen Gegner der Liga bestraft worden wären. Lediglich den fußballerisch dann doch etwas limitierten Krayer Offensivkräften war es zu verdanken, dass bei RWE wenigstens auch hinten die Null stand.

Dafür warfen die Gastgeber alles in die Waagschale, was gemeinhin unter den Grundtugenden des Fußballs bekannt ist und was die rot-gekleideten Gäste an diesem Abend fast durchgehend vermissen ließen. Man muss lange zurückdenken, wann man das letzte Mal ein „Wir wollen euch kämpfen sehen!“ durch das Stadion hat hallen hören, für das Stadion Essen war es vielleicht sogar die Premiere. Und zwar eine absolut berechtigte. Fußballerisch fiel der technisch deutlich überlegenen Mannschaft von Waldemar Wrobel nichts bis gar nichts ein, lediglich Standardsituationen hätten für Gefahr sorgen können. Eine Unzahl an Freistößen und Eckbällen verpuffte jedoch, ohne jegliche Gefahr heraufzubeschwören. Passend zum Spiel verschoss Benedikt Koep nach 68 Minuten noch einen Handelfmeter, von neun Strafstößen in dieser Saison landeten nun bereits vier nicht im Tor. Vom eigentlichen Gastgeber kam nach vorne bis auf einige schlecht zu Ende gespielte Kontersituationen wenig Gefahr, doch Trainer Dirk Wißel gab nach der Partie zu, dass es auch nicht das primäre Ziel gewesen sei, zum Gelingen eines aufregenden Fußballspiels beizutragen, sondern dass der Hauptfokus natürlich auf dem Verteidigen lag. Und das gelang ohne Zweifel sehr gut, auch wenn die Rot-Weissen es den Krayern denkbar einfach machten.

Wenig gute Aktionen von den Rot-WeissegTrotzdem darf man nach einem schwachen Spiel nun nicht die Aufbauarbeit der vergangenen Wochen und Monate vergessen. Es ist natürlich und normal, dass gerade bei einer jungen Mannschaft nach starken Spielen auch schwächere Spiele kommen, auch wenn das in dieser Deutlichkeit gegen einen schwachen Gegner gerade im Stadtderby überraschte. Weil der Winter in diesem Jahr bekanntlich aber besonders ausgiebig wirkte, bietet sich bereits drei Tage später gegen Düsseldorf die Möglichkeit, das schwache Spiel zwar nicht wieder gutzumachen, aber wenigstens mit einem positiven Erlebnis etwas zu verdrängen.

Nachdem die Chance auf das Erreichen des ersten Platzes nun gegen Null geht, droht eine Restspielzeit mit elf besseren Freundschaftsspielen. Es sollte selbstverständlich sein, die Saison anständig zu Ende zu spielen, zumal ja mit den Spielen gegen Viktoria Köln und den Wuppertaler SV noch einige Highlights auf dem Programm stehen. Aus Erfahrung ist das „Austrudeln“ am Ende einer Saison zwar wenig spektakulär, aber es bietet sich die Chance, schon jetzt die Mannschaft für die neue Saison einzuspielen und eventuell auch Reservespielern mal eine Chance zu geben, sich zu beweisen. Und bei aller enttäuschter Euphorie darf man nicht vergessen, dass das Saisonziel „besser als Platz 8“ noch immer übererfüllt werden kann. Versuchen wir also, die Spielzeit mit dem gleichen Einsatz wie bisher zu Ende zu bringen. Und wer weiß, im Fußball ist bekanntlich ja alles möglich…


Jawattdenn-Spielerbewertung

Daniel Schwabke
Schwabke
[3+]
Roberto Guirino
Guirino
[4-]
Michael Laletin
Laletin
[4-] 
Vincent Wagner
Wagner
[4-]

Christian Telch
Telch
[5+]

Kevin Pires-Rodrigues
Pires-Rodrigues
[5+]
Markus Heppke
Heppke
[4-]
Kerim Avci
Avci
[4+]
Kevin Grund
Grund
[4]
Cebio Soukou
Soukou
[4+]
Benedikt Koep
Koep
[4]
Holger Lemke
Lemke
[3-]
Stefan Grummel
Grummel
[o.B.]
Marvin Ellmann
Ellmann
[o.B.]


FC Kray

O. Allouche - I. Ketsatis, Tolzin (87., Scheider), H. Allouche (78., Zweck), Kehrmann - Kretschmar, Barra (90., Mun), Walther, Milaszewski - Ph. Schmidt, Elouriachi

 

Rot-Weiss Essen

Schwabke - Guirino, Laletin, Wagner, Telch - Grund, Heppke (61., Lemke), Pires-Rodrigues (76. Grummel), Soukou - Koep (83., Ellmann), Avci

 

Tore

Fehlanzeige

 

Zuschauer

7.628

 

Schiedsrichter

Thorben Siewer

 

Gelbe Karten

keiner von uns

H. Allouche, Walther, Milaszewski, Mun - Wagner, Laletin, Pires-Rodrigues

 


 Spieler des Spiels 29. Spieltag - Daniel Schwabke