17.05.2012

Pokalkrimi im letzten Flutlichtspiel- Brauer trifft dreifach

von Redaktion

Was für ein Abend! Über 10.000 Zuschauer sahen gestern im Georg-Melches-Stadion einen würdigen Abschied unter Flutlicht, mit Feuerwerk und manchen Tränen. Rot-Weiss Essen besiegte im Niederrhein-Pokalfinale den SV Hönnepel-Niedermörmter mit 3:2 und qualifizierte sich somit für die erste Hauptrunde im DFB-Pokal.

 Das bunte Treiben rund um die Hafenstraße schon weit vor Anpfiff ließ erahnen, dass dieses letzte Flutlichtspiel im GMS etwas Besonderes werden sollte. Und da auch die Hö-Nies eine eindrucksvolle Menge an eigenen Fans mitbrachte, war das Stadion um 19:30 Uhr mit mehr als 10.000 Zuschauern prall gefüllt. Schon Wahnsinn, wenn man bedenkt, dass sich ein Regional- und ein Niederrheinligist gegenüber standen. Fast der komplette Block A auf der Sitztribüne war fest in gelb-schwarzer Hand, der Rest der Tribünen strahlte natürlich in rot-weiss. Hier auch nochmal ein Dank an die Gäste, die dieses Finale an der Hafenstraße erst möglich gemacht haben.

Über 10.000 Zuschauer sahen das PokalfinaleAls Dirk Margenberg in seinem letzten Spiel als Schiedsrichter die Partie anpfiff, hoffte man zumindest auf Essener Seite, schnell für klare Verhältnisse sorgen zu können. Die letzten Endspiele an der Hafenstraße gegen unterklassige Gegner waren da noch in den Hinterköpfen. In den ersten 10 Minuten versuchten die Rot-Weissen ihrer Favoritenrolle gerecht zu werden und erspielten sich zwei gute Torchancen durch Kerim Avci und Benne Koep. Aber auch die HöNies machten schnell klar, dass sie hier mitspielen wollten. Die erste Warnung klatsche in Form eines Kopfballs von Kapitän Sokolowski ans Aluminium. Durchatmen war angesagt.

Nach 20 Minuten dann der große Schock. Vincent Wagner hatte im Strafraum seinen Fuß „etwas“ zu hoch gegen Trienenjost. Schiedsrichter Margenberg entschied nicht auf gefährliches Spiel, sondern zeigte sofort auf den Elfmeterpunkt. Diese Gelegenheit ließ sich Trienenjost nicht entgehen und verwandelte sicher zur Führung des Außenseiters. Diesmal bebte nicht der Acker, sondern der Block A.

Das Gegentor tat der guten Stimmung auf den Rängen aber keinen Abbruch, und schon drei Minuten später gab es eine ähnliche Situation auf der anderen Seite. Ex-ETBler Heinrich Losing hielt bei einem Avci Schussversuch den Schlappen drauf und prompt folgte der zweite Elfmeterpfiff. Konsequent war das auf jeden Fall vom Schiri. Timo Brauer verwandelte gewohnt sicher.

Mehr Gästeanhang wie die Wuppertaler ;)Das 1:1 währte nicht lange, denn bereits eine Minute später ermöglichte ein kollektiver Tiefschlaf der RWE-Abwehr die erneute Gästeführung durch Rafael Haddad (25.). Spätestens jetzt war jedem im Stadion klar, dass der vermeintliche Spaziergang ein ganz schweres Stück Arbeit werden sollte.

Respekt aber auch vor den RWE-Fans. Es gab keine Pfiffe, keine Beschimpfungen, die die Truppe von Waldemar Wrobel eventuell verunsichert hätten, sondern weiter lautstarke Unterstützung.

Die Essener spielten jetzt konsequenter in Richtung Gästetor und wurden kurz vor dem Seitenwechsel belohnt. Timo Brauer erzielte mit einem direkt verwandelten Freistoßtor den Ausgleich. Und mit diesem Zwischenstand ging es auch in die Pause.

Nach dem Pausenbier war schnell zu erkennen, dass die Rot-Weissen für klare Fronten sorgen wollten und so rollte ein Angriff nach dem anderen in Richtung Gästekeeper Möllering. In der 61. Minute war es dann soweit. Robert Guirino setzte sich auf der linken Seite durch und flankte in den Strafraum. Den Befreiungsversuch nahm der mitgelaufene Brauer dankbar mit und traf aus zehn Metern unhaltbar für Möllering. Nun wackelte die Hafenstraße in ihren Grundmauern.

In der letzten halben Stunde hatten beide Mannschaften noch gute Möglichkeiten. Holger Lemke scheiterte am Gästekeeper und die Hönnepels Boldt und Losing an Teufelskerl Dennis Lamczyk.

Pokalheld mit der Trophäe - jetzt nur noch unterschreiben ;)Zu erwähnen ist noch, dass Kevin Lehmann die rote Karte wegen Nachtretens erhalten hat (86.), den genauen Hergang haben aber die wenigsten mitbekommen. Und so pfiff Schiedsrichter Margenberg kurz darauf die Partie nach zwei Minuten Nachspielzeit ab. Jubel und Erleichterung regierten jetzt auf den Rängen. RWE hat sich wieder für die erste Hauptrunde im DFB-Pokal qualifiziert.

Nach der obligatorischen Ehrung beider Mannschaften durch den Verband, wo sich auch der SV Hönnepel-Niedermörmter den verdienten Applaus von den Tribünen abholte, gingen die RWE-Spieler auf Feierrundgang auf dem Platz. Während die Osttribüne in rotes Licht getaucht war, konnte man auf der Gegenseite am neuen Stadion ein großes Feuerwerk bewundern, welches von den Imbissbetrieben Ulrich gesponsert wurde.

Wer jetzt in die Gesichter der Fans schaute, sah einen Mix aus Stolz, Zufriedenheit aber auch tiefer Traurigkeit, denn spätestens jetzt wurde es auch dem Letztem klar, dass so ein Erlebnis nie wieder kommen würde - zumindest nicht im Georg-Melches-Stadion.

Vielen Dank an die Mannschaft und die 10.000 bekloppten RWE-Fans für diesen würdigen Abschied. Ihr seid die Besten.


Rot-Weiss Essen

Lamczyk - Lehmann, Jasmund, Wagner, Guirino - Lemke, Brauer, Avci, Grummel, Grund (84. Kuta) - Koep

 

SV Hönnepel-Niedermörmter

Möllering - Losing, Wenten, Haddat, Forster - Boldt, Hühner, Sokolowski (82. Weniger), Venekamp - Bennies, Trienenjost

 

Tore

21. Andre Trienenjost (Elfmeter) 0:1, 23. Timo Brauer (Elfmeter) 1:1, 25. Raffael Haddat 1:2, 41. Timo Brauer 2:2, 61. Timo Brauer 3:2

 

Zuschauer

10.000

 

Schiedsrichter

Dirk Margenberg

 

Gelbe Karten

Haddat, Sokolowski

 

Rote Karte

Kevin Lehmann (Tätlichkeit)


 Spieler des Spiel - Niederrhein-Pokalfinale - Timo Brauer