29.04.2012

Toller Sieg im zweiten Derby gegen Königsblau

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Das Leben ist schön – Vor allem, weil es immer wieder Überraschungen beinhaltet. Kaum jemand im Essenr Umfeld rechnete mit einem Sieg im Prestigeduell gegen die ungeliebten Nachbarn, aber trotz einer Rumpftruppe und Ermüdungserscheinungen gelang ein toller Sieg in der Mondpalast-Arena in Wanne-Eickel.

 Vorweg sei eine Anekdote erzählt, die fast die Erstellung dieses Spielberichts verhindert hätte: Der jawattdenn.de- Redakteur war der festen Überzeugung, dass im Stadion von Westfalia Herne gespielt würde und wusste auch nicht, dass es noch ein andere größere Spielstätte in Herne gibt. Nur ein Anruf bewahrte mich davor, zur falschen Adresse zu fahren. Dies ist mir in meinem zwanzigjährigen Fandasein und unzähligen Auswärtsfahrten auch noch nicht passiert.
Nach diesen anfänglichen Schwierigkeiten ging es dann doch per Auto Richtung Wanne-Eickel. An der Spielstätte der DSC gab es ausreichend Parkplatzmöglichkeiten für die knapp 2.500 Zuschauern. Erstaunlicherweise fanden auch einige Blau-weiße ihren Weg, die die unbeliebten Farben spazieren trugen. Das Stadion hatte die typische Atmosphäre einer Bezirkssportanlage, aber im Rahmen der sportlichen Bedeutungslosigkeit dieses Derbys ein angemessener Austragungsort. Die Toiletten waren an der Hauptribüne überraschend sauber, die Auswahl an Speisen rar, aber dafür schmeckte es auch. Auf der Gegengeraden bildeten die rot-weißen Anhänger eine Front in der Höhe der Mittellinie, um ihr Team im Kampf um Ruhm und Ehre zu unterstützen.

Knapp 2.000 Essener unterstützten die Rot-Weissen vorbildlichIn der Anfangsphase wurde schon deutlich, dass dies ein rassiges Fußballspiel werden würde. Beide Mannschaften schenkten sich nichts und suchten den Weg nach vorne, aber in den ersten Minuten standen die Abwehrreihen noch sicher. In der 15. Minute dann eine kuriose Situation: RWE ist Vorwärtsdrang, als Kolasinac den Ball mit der Hand stoppt und völlig zu Recht den gelben Karton sieht. Der anschließende Freistoß von Avci findet den Weg zu Himmelmann, Ball für blau-weiß. Blitzschnell schaltete der Gastgeber um und leitete einen Konter ein, der nach einem Luftkampf mit Denker und Iberdemaj auf den Fuß von Wiegel landete, dieser Jasmund sehr alt aussehen ließ und den Ball ins linke untere Eck schob. Doch es wurde noch bitterer für RWE: Nur drei Minuten später nahm Lamczyk den Ball an der Grundlinie an, aber anstatt den Ball zu den umliegenden rot-weißen Abwehrspielern zu schlagen versuchte der rot-weiße Schlussmann Fußball zu spielen (was bekanntlich trotz sehr starker Qualitäten nicht zu seinen absoluten Stärken gehört), der Ball wird ihm von Stürmer Iberdemaj vom Fuß genommen und dieser hat keine Probleme das Spielgerät einzuschieben – 0:2!

Da blieb einem schon die Wurst im Halse stecken, die anwesenden blauen Fans siegessicher jubelten und jetzt sogar einen Kantersieg erhoffen konnten. Die Zeichen standen auch sehr schlecht, schließlich gaben die Auftritte in den letzten zwei Spiele und der deutliche Rückstand wenig Hoffnung auf Besserung. Aber jetzt übernahm der Ex-Blaue und Kapitän Timo Brauer das Heft in die Hand und bearbeitete die rechte Seite sehenswert, so sehenswert, dass seinem Gegenspieler Erwig-Drüppel von seinen Dribblings regelrecht schlecht wurde. Seine Flanke in den Strafraum wird auf Avci zurückgelegt, der kurz vor der Strafraumgrenze den zum Anschluss wunderbar in das rechte Eck drosch. Es begann eine spielerisch starke Phase der Essener, in der Jasmund nach einem Freistoß die dickste Chance zum Ausgleich vergab.

Timo Brauer traf vom Elfmeterpunkt zum 2:2Jetzt folgte der Witz des Tages, erzählt von dem in vielen Situationen überforderten Schiedrichter Florian Heft. Leider konnten weder die Essener noch die Gastgeber über seinen Humor lachen. Teil 1 des Witzes folgte nach einem starken Solo von Lemke, der bis in den Strafraum gelangen konnte und seinen Gegenspieler Sabah toll aussteigen lässt. Lemke musste eigentlich nur abziehen, doch Sabah hatte was dagegen und stoppte ihn in den Augen der meisten Zuschauer regelwidrig. Es gab auch keinen Grund für Lemke sich hier hinfallen zu lassen, doch Heft sah dies anders und zog sogar eine gelbe Karte für eine angebliche Schwalbe. Fünf Minuten später wurde dann doch noch die Pointe des Witzes bekannt gegeben. Benedikt Koep kam nach einem leichten Körperkontakt von Ex-Bundesligaprofi Fahrenhorst im Strafraum zu Fall, jeder dachte das Spiel wird fortgesetzt aber jetzt gab es doch den Elfmeter. Selbst die Essener Bank konnte sich vor Lachen kaum halten, obendrein sah auch Fahrenhorst die gelbe Karte. Ausgleichende Gerechtigkeit mal anders, das schlechte Gewissen des Schiedsrichters aufgrund der Aktion gegen Lemke konnten die Zuschauer bis auf die Tribüne spüren. Timo Brauer ließ der ganze Trubel kalt. Der sicherste Elfmeterschütze in den Essener Reihen verwandelte vom Punkt aus eiskalt zum viel umjubelten Ausgleich!

Hat mal einen abgelassen - Benne Koep zum 3:2 SiegtrefferWas für ein Spiel in der ersten Halbzeit mit einer leider schlechten abschließenden Nachricht für das Team aus Essen. Nach dem Zweikampf vor dem 0:1 für die Blauen hatte sich Denker schwer verletzt, es ging für ihn nach 40 Minuten nicht mehr weiter. Waldemar Wrobel hat schon wahrscheinlich den einen oder anderen Alptraum über seine Innenverteidigung gehabt, jetzt war er auch noch angewiesen, Guirino auf Denkers Position zu stellen und so im Gespann mit Jasmund die x-te Konstellation in der Abwehrzentrale aufzubieten. Und um es vorweg zu nehmen: Dies hat in der zweite Halbzeit erstaunlich gut funktioniert!

Auch die anderen Mannschaftskollegen gaben ihr Bestes, allen voran Kapitän Timo Brauer. In der 50. Minute leitete er eine Doppelchance ein, zuerst vergab Koep vor Himmelmann, nach der anschließenden Ecke wehrte der starke Ex-Essener Torhüter einen Schuss von Lemke ab. Die blau-weiße Nachwuchsmannschaft spielte aber weiterhin ordentlich mit, der Stürmer Iberdemaj war dabei der auffälligste Akteur und ständiger Unruheherd in den Reihen der Gastgeber. Doch die dickeren Chancen hatten die Gäste. Nach 63. Minuten war es wieder einmal Koep, der eine große Möglichkeit vergab, danach schoss Kaya einfach mal aus 15 Metern ab, doch Robin Himmelmann zeigte einmal mehr seine großen Qualitäten und hielt diesen Schuss äußerst stark.

Feierstimmung nach AbpfiffBenedikt Koep wurmte es anscheinend sehr, seine Möglichkeiten nicht genutzt zu haben und gab weiter ordentlich Gas. Nur zwei Minuten nach der erneuten Doppelchance sah er sich in 25 Metern Entfernung zum Tor um, kein Gegenspieler da, also einfach mal draufhalten, das Ding schlug nach einem gewaltigen Schuss in die rechte Ecke unhaltbar für Himmelmann ein, und so hieß es 3:2 für Essen. In der Folgezeit war Essen dem Ausbau der Führung deutlich näher, in der 83. Minute klatschte der Ball nach einem Kopfball von Lukas Lenz an den Pfosten der Gastgeber, das war knapp. Ansonsten ging es vielfach über Freistöße auf beiden Seiten, doch Ertragreiches kam nicht dabei heraus.

Ein verdienter Derbysieg, der unter den personellen Voraussetzungen nicht hoch genug bewertet werden kann. Die Jungs haben nach den anstrengenden Wochen eine tolle Energieleistung gezeigt und sind hoffentlich gut eingestimmt für das Spiel des Jahres in Uerdingen, welches auch seinen Schatten über das Spiel in Herne gelegt hatte. Anzumerken sei noch, dass der Neuzugang Pires-Rodrigues in der zweiten Halbzeit für die Gastgeber eingewechselt wurde und ein gutes Spiel zeigte, technisch bringt der „Neue“ viel mit und wird hoffentlich noch für viel Spaß an seiner neuen Wirkungsstätte sorgen. Nun zählt aber nur noch der Pokalsieg, auch wenn dieser Sieg für alle Essener Fans ein schönes Ereignis war. Auf nach Uerdingen!


Jawattdenn-Spielerbewertung

Dennis Lamczyk
Lamczyk
[4]
Timo Brauer
Brauer
[2]
Dirk Jasmund
Jasmund
[2-]
Thomas Denker
Denker
[3+]

Kevin Lehmann
Lehmann
[2-]

Holger Lemke
Lemke
[2-]
Stefan Grummel
Grummel
[3]
Benedikt Koep
Koep
[2+]
Kerim Avci
Avci
[1-]
Kevin Grund
Grund
[2]
Güngör Kaya
Kaya
[2-]
Roberto Guirino
Guirino
[2] 
Lukas Lenz
Lenz
[o.B.]
Leon Enzmann
Enzmann
[o.B.]


FC Schalke 04 II

Himmelmann - Langlitz (81. Ernst), Sabah, Fahrenhorst, Erwig-Drüppel (46. Pires-Rodrigues) - Schmidt, Kolasinac, Müller, Torres - Iberdemaj, Wiegel

 

Rot-Weiss Essen

Lamczyk - Brauer, Jasmund, Denker (41. Guirino), Lehmann - Lemke (86. Enzmann), Grummel, Koep (80. Lenz), Avci, Grund - Kaya

 

Tore

17. Andreas Wiegel 1:0, 22. Ideal Iberdemaj 2:0,  25. Kerim Avci 2:1, 43. Timo Brauer (Elfmeter) 2:2, 64. Benedikt Koep 2:3

 

Zuschauer

2.400

 

Schiedsrichter

Florian Heft (Wietmarschen)

 

Gelbe Karten

Langlitz, Ernst, Fahrenhorst, Schmidt, Mülller, Wiegel - Lemke, Avci

 


 Spieler des Spiels 35. Spieltag - Kerim Avci