21.11.2009

SV Waldhof Mannheim - Rot-Weiss Essen


Nicht glanzvoll, aber wichtig ... und verdient

Wichtig war der Sieg im Mannheimer Carl-Benz-Stadion. RWE hätte sich sonst tief im Abstiegssumpf festgesetzt. Verdient war er auch, denn unsere Jungs bildeten die bessere Mannschaft. Aber sie hatten Mühe. Sie hatten Mühe, den Vorsprung zu verwalten und sich in der zweiten Halbzeit mehr und mehr den Mannheimer Angriffen zu erwehren.

Doch beginnen wir unsere Berichterstattung vom Spiel vor dem Spiel. Auffällig schon bei der Anreise das überaus große Polizeiaufgebot. Offensichtlich Nachwirkungen der Ausschreitungen während der Mannheimer Partie gegen Lautern II. Der gastgebende Verein hatte hohe Sicherheitsauflagen bekommen. Um so mehr verwundert es, dass man vor der Südtribüne stehend den von Nordost betretbaren Gästeblock erst erreicht, wenn man den direkt neben dem Waldhöfer Stadion liegenden Platz des Stadtrivalen VfR Mannheim umrundet hat und dabei gleichzeitig die Mannheimer Fankneipe schlechthin passieren musste, wo es angeblich immer wieder zu Scharmützeln kommt.

Doch man fühlte sich auch als Gast, nicht zuletzt dank der hohen Polizeipräsenz sicher. Die Kontrollen am Stadioneingang waren gründlich und scharf. Und doch gelang es einigen Unverbesserlichen Pyrotechnik ins Stadion zu schmuggeln. Im Gästeblock wurden Bengalische Feuer und Feuerwerkskörper gezündet. Dass die Essener Fans trotz Lärm und Rauch und fehlender Lautsprecherbeschallung von der Schweigeminute für Robert Enke etwas mitbekamen und abrupt still wurden, war schon beachtlich.

Doch nun zum Spiel. RWE übernahm sofort die Initiative, spielte druckvoll und zielstrebig nach vorne. Mannheim kam kaum vor das Essener Tor. Die rot-weiße Abwehr räumte alles ab. Denny Herzig und vor allem Sebastian Zinke als sicherer Fels in der Brandung sind hervorzuheben. Schon nach einer Viertelstunde wurde der Essener Aufwand belohnt. Wunderlich ließ seine gegnerischen Abwehrspieler stehen, spielte Lemke auf der Außenseite an, der dann zu Mölders passte. Der Essener Goalgetter stand genau auf der für ihn effektivsten Position. Er ließ dem Mannheimer Torwart keine Chance. Kurz darauf hatte Sascha Mölders gleich die Chance zur 2-0 Führung. Er wurde auf der rechten Seite angespielt, drang selbst in den Strafraum vor und schoss aus spitzem Winkel aufs Tor. Mannheims Keeper konnte gerade noch abwehren.

Im Gegenzug zwei hochkarätige Chancen des SV Waldhof. Die erste vereitelte Maczkowiak mit einer Glanzparade. Den scharfen Kopfball eines Mannheimers lenkte er mit der Faust knapp über die Querlatte. Eine anschließende Freistoßvariante der Waldhöfer brachte erneut Gefahr. Der Ball wurde über die Mauer gezirkelt und flog ins - aus Angreifersicht - linke obere Eck. Die Latte rettete. Danach verflachte die Partie etwas, aber Essen behielt die Oberhand. In der ersten Halbzeit war RWE klar besser.

Waldhof kam besser aus der Kabine. In den zwanzig Minuten nach dem Wiederanpfiff gab RWE das Spiel aus der Hand. Man kam kaum noch vor den Mannheimer Strafraum, wurde meist bereits an der Mittellinie abgefangen. Essen wurde in der eigenen Hälfte eingeschnürt. Doch die Abwehr stand sicher, lediglich Aydin als rechter Außerverteidiger erwischte nicht seinen besten Tag, zeigte viele Unsicherheiten und Abspielfehler, die Mannheim immer wieder ins Spiel brachten. Symptomatisch, dass Sascha Mölders auf sich allein gestellt war. Da Essen sich nicht aus der eigenen Hälfte lösen konnte, wurden lange Bälle nach vorne gespielt, die der rot-weiße Angreifer natürlich ohne Unterstützung durch seine Mitspieler nicht verwerten konnte. Oft musste er sich die Bälle selbst hinten holen oder - und das war auffällig - er kam über die rechte Außenbahn und sorgte für die Flanken in den Strafraum. Es schien, als wollte er sich selbst die Flanken zuspielen, kam dann aber nicht mehr an den Ball, weil der schneller war. Nein, nein - so war es natürlich nicht. Dennoch beschreibt das, warum RWE nicht mehr recht ins Spiel fand. Es ist immerhin bezeichnend, dass im Laufe der letzten halben Stunde das komplette offensive Mittelfeld ausgewechselt wurde.

Erst mit der Auswechslung von Marcel Stiepermann, für ihn kam Sebastian Stachnik, wurde es besser. RWE löste sich aus der Umklammerung und spielte wieder druckvoller nach vorne, ohne jedoch die Gefährlichkeit aus der ersten Hälfte wieder aufzubauen. Später wurde noch Neuzugang Giovanni Cannata für Holger Lemke eingewechselt. Auch Mike Wunderlich musste kurz vor Schluss den Platz verlassen. Er hatte nach 30 gespielten Minuten einen Schlag auf sein „Gehwerkzeug" erhalten, was seinen Radius für den Rest des Spiels einschränkte. Es ging einfach nicht mehr. Für ihn kam Dirk Heinzmann.

Das Spiel lief hin und her. Waldhof blieb am Drücker. Noch zwei hochkarätige Chancen der Mannheimer entschärfte unser Keeper. Matze hatte an diesem Abend „Flugunterricht". Eine ganz starke Partie! Es häuften sich die Nickeligkeiten. Vier gelbe Karten gab es für Essener Spieler, davon zwei für überflüssige Unbeherrschtheit. Warum muss man auch beim Freistoßpfiff den Ball wegschlagen, meckern oder den Gegenspieler nach einer Rangelei noch wegschubsen?

Trotz des Mannheimer Drucks musste der rot-weiße Anhang nicht wirklich Angst haben. Gefährlich wird's ja bekanntlich erst in der 90. Minute. Diesmal rappelte es aber in der Nachspielzeit im Mannheimer Kasten. Den Treffer hat man bereits in der Essener Hälfte vorausgesehen. Ein weiter Schlag aus dem Abwehrzentrum erreichte einen Rot-Weißen, der sofort bis tief in die Mannheimer Hälfte rannte. Der Ball wurde von links über mehrere Stationen nach rechts zu Cannata gespielt. Der brachte die Kugel sofort wieder in die Mitte, wo Mölders ihn annehmen und sich mit zwei, drei Schritten in eine gute Schussposition bringen konnte. Der Ball schlug unten rechts im Mannheimer Kasten ein.

Euphorisch wurde der Treffer von der Mannschaft, dem Betreuerstab und den etwa 400 bis 500 mitgereisten Essener Fans gefeiert. Ein verdienter Sieg, hart erarbeitet, zum Schluss etwas erzittert, aber letztendlich doch sicher nach Hause gebracht.


Jawattdenn-Spielerbewertung

André Maczkowiak
Maczkowiak
[1]
Turgul Aydin
Aydin
[4]
Sebastian Zinke
Zinke
[2]
Herzig
Herzig
[2-]

Dennis Bührer
Bührer
[2]

 Bartosz Broniszewski
Broniszewski
[3-]
Markus Kurth
Kurth
[3+]
Marcel Stiepermann
Stiepermann
[4+]
Mike Wunderlich
Wunderlich
[4+] 

Holger Lemke
Lemke
[3]

Sascha Mölders
Mölders
[2+]
Sebastian Stachnik
Stachnik
[o.B.]
Giovanni Cannata
  Cannata
[o.B.]
Dirk Heinzmann
Heinzmann
[o.B.]
   


Waldhof Mannheim

Knödler - Schwall, Rebholz, Szabo, Böcher - Bauder (46. Burgio), Haag, Hock, Jüllich (70. Reule) - Reith, Heil (79. Benincasa)

Rot-Weiss Essen

Maczkowiak - Aydin, Herzig, Zinke, Bührer - Broniszewski, Kurth - Stiepermann (67. Cannata), Wunderlich (84. Heinzmann), Lemke (61. Stachnik) - Mölders

Tore 

0:1 Mölders (15.), 0:2 Mölders (90.+2)


Zuschauer

3.777

Schiedsrichter

Dr. Fleischer (Röhrmoos)

Gelbe Karten

Rebholz, Böcher, Szabo - Bührer, Wunderlich, Zinke, Stachnik


Spieler des Spiels 15. Spieltag