07.11.2009

Rot-Weiss Essen - Borussia Mönchengladbach II


Trick Or Treat

Es war schon beim Einlauf der Mannschaften gedrückte Stimmung. Die Musik setzte erst ein, als Teams und Schiedsrichter fast wieder auseinandergegangen waren. Es war ein nasskalter Novemberabend und das Stadion, das mit nur 5.300 Zuschauern gefüllt war, sah durch die vielen Leerstellen und die Baustelle beinahe gruselig aus; RWE-Halloween sozusagen. Der “trick-or-treat” Aufforderung der Spieler sind die Zuschauer am vergangenen Sonntag wohl nicht nachgekommen. Wie sonst sollte der desolate Auftritt der dann folgte zu erklären sein.

Das Team wurde nach der Niederlage in Lotte leicht verändert. Bartosz Broniszeswski blieb draußen und für ihn lief Turgul Aydin auf. Zwar konnte der junge Verteidiger wenige Akzente setzen, aber solange es keine Neuverpflichtung gibt, dürfte er dort gesetzt sein, denn Broniszewski hat in ausreichend Spielen gezeigt, dass die Außenverteidigung nicht seine Position ist. Darüber hinaus musste Markus Neumayr aus der Startelf weichen. Auch das kam nicht überraschend, da die Trainer die rechte Außenbahn während der Woche kritisierten. Holger Lemke übernahm den Part auf rechts und der wiedergenesene Markus Kurth spielte im linken Mittelfeld.

Das Spiel begann gar nicht schlecht. Beide Teams suchten ihr Heil in der Offensive. Allerdings bekamen die Keeper trotzdem nicht viel zu tun, da der Abschluss auf beiden Seiten gehörige Mängel aufwies. Die beste Möglichkeit hatten die Gladbacher. Dennis Dowidat wurde links im Strafraum frei gespielt und zog ab. André Maczkowiak hielt aber überragend und sorgte dafür, dass RWE vorerst ohne Gegentreffer weiterspielen konnte. Danach verflachte das Spiel zusehends. Besonders auffällig war, dass die rot-weißen durchaus einen gewissen Willen erkennen ließen, dass sie aber gleichzeitig ängstlich wirkten, was sich in zu zaghaft getretenen Pässen, die vom Gegner abgefangen wurden, und in hohe Bälle in den freien Raum geschlagen widerspiegelte. Mit so einem Auftreten schlägt man auch in dieser Liga keine Mannschaft. Die letzte Möglichkeit im ersten Durchgang gehörte dann aber doch RWE. Nach einem Freistoß kam Dirk Heinzmann frei zum Kopfball, Gladbachs Torhüter Frederic Löhe war aber auf dem Posten.

Die zweite Halbzeit begann dann verheißungsvoll. Mike Wunderlich legte den Ball im Gladbacher Strafraum klug ab auf Holger Lemke. Der konnte aus zehn Metern aufs Tor schießen, verzog den Schuss aber und der Ball segelte rechts am Tor vorbei. Danach lief rein gar nichts mehr. Dieser Kick erinnerte an die schlimmsten Auftritte der Mannschaft noch unter Thomas Strunz. Zumeist wurde lang nach vorne gespielt. Die Abwehr der Borussia stellte sich schnell darauf ein und hatte fortan kein Problem mehr, die komplette Essener Offensive kaltzustellen. Langsam merkten die jungen Fohlen, dass in Essen mehr als nur ein Punkt gegen den Abstieg zu holen war. In der 65. Minute war es dann soweit. Giuseppe Pisano hebelte mit nur einem Pass die komplette Hintermannschaft von RWE aus, danach folgte die Ablage auf Marcel Podszus und der traf zum 0:1 für Mönchengladbach.

Im Anschluss daran machte Gladbach hinten dicht und die Essener versuchten es weiterhin mit der bewährten Langholztaktik. Sie waren damit ebenso erfolglos wie in den vorhergehenden 65 Minuten. Erwähnenswert war dann die dritte Auswechslung von Uwe Erkenbrecher und Ralf Außem. Michael Lorenz kam zu seinem ersten Einsatz in dieser Saison. Es gab großen Applaus und Sprechchöre für den dienstältesten Spieler des Profikaders, der unter Thomas Strunz in Ungnade gefallen war.

Zehn Minute vor Schluss gab es noch eine weitere dicke Tormöglichkeit. Die Trainer scheinen sehr viel Wert auf das Training von Standards zu legen, denn seit ihrer Amtsübernahme gibt es oft überraschende und gefährliche Freistoßsituationen von RWE zu sehen. Auch dieses Mal wurde der Ball scharf in den Strafraum geschlagen, per Kopf in die Mitte gespielt und der Kopfball von Sebastian Stachnik flog nur knapp über die Latte. Das war es dann auch an Torchancen und somit blieb es beim 0:1.

Das Fazit dieses Spiels fällt verheerend aus. Das war viel zu wenig, um überhaupt in dieser Liga bestehen zu können und das ist ein erschreckender Fakt. Es erinnert vieles an die Regionalliga-Saison vor zwei Jahren. Auch dort wurde der Mannschaft ein zu hohes Potenzial nachgesagt, um absteigen zu können und als man dann gemerkt hatte, dass es eine enge Kiste werden würde, da war beinahe alles zu spät. Im ungünstigsten Fall kann Rot-Weiss Essen am Sonntag auf einem Abstiegsplatz stehen. Die Tatsache Abstiegskampf muss dringend in alle Köpfe hinein, damit auch wirklich jedem der derzeitige Ernst der Lage bewusst ist.

Die Vorzeichen für die ausstehenden Spiele bis zur Winterpause sind dabei nicht wirklich gut. Es war unter den beiden neuen Trainern ein kontinuierlicher Aufwärtstrend zu erkennen bis zu dem Spiel in Lotte. Dort war die Leistung bereits nicht gut genug. Gegen Gladbach kam dann ein extremer Leistungsabfall, der nicht mit wechselnder Tagesform zu erklären ist. Die Gründe für den Absturz sind offensichtlich. RWE schießt viel zu wenig Tore. Die ganze Last des Treffens liegt auf Sascha Mölders, der mit seinem bewundernswerten Torriecher wieder die Torjägerliste mit acht Treffern anführt. Ansonsten ist die Essener Offensive die versammelte Harmlosigkeit. Nur fünf Teams haben weniger Tore erzielt als RWE. Die Abwehr steht im Vergleich zwar besser da, wenn man aber durchschnittlich in jedem Spiel ein Tor erzielt und ein Tor kassiert, dann steht man eben dort, wo RWE jetzt angekommen ist.

Das Spiel in Mannheim wird nicht leichter werden, denn dort wird man auf ordentlich Gegenwind durch die heißblütigen Mannheimer Anhänger treffen. Die Trainer sind in ihrer Situation nicht zu beneiden, denn kaum einer weiß wahrscheinlich, wie man diese Mannschaft auf- und einstellen muss, dass sie beim SV Waldhof zählbares mit ins Ruhrgebiet bringt. Eine Kehrtwende muss dringend her, denn sonst droht RWE sich in den Abstiegsrängen festzusetzen.

Jawattdenn-Spielerbewertung

André Maczkowiak
Maczkowiak
[3]
Turgul Aydin
Aydin
[4]
Sebastian Zinke
Zinke
[3]
Herzig
Herzig
[3]

Dennis Bührer
Bührer
[3-]

 Sergej Neubauer
Neubauer
[4+] 
Mike Wunderlich
Wunderlich
[3-] 
Markus Kurth
  Kurth
[3-]
Holger Lemke
Lemke
[4-]
Sascha Mölders
Mölders
[5+]
Dirk Heinzmann
Heinzmann
[5)
Sebastian Stachnik
Stachnik
[o.B.]
Patrick Schnier
  Schnier
[o.B.]


   


Rot-Weiss Essen

Maczkowiak - Aydin (78. M. Lorenz), Herzig, Zinke, Bührer - Kurth, Neubauer - Wunderlich, Lemke (70. Schnier) - Heinzmann, Mölders (65. Stachnik)

Borussia Mönchengladbach II

Löhe - Pirschel, Dams, Gohouri, Wanneck - Pisano (81. Schuchardt), Neustädter, Damahou, Dowidat (83. Bäcker) - Herrmann (76. von der Weth), Podszus

Tore 

Podszus (65.)


Zuschauer

5.350

Schiedsrichter

Christ (Münchweiler a. d. Rodalb)

Gelbe Karten

Bührer, M. Lorenz - Dams, Podszus


Spieler des Spiels - 14. Spieltag