30.04.2010

Borussia Mönchengladbach II - Rot-Weiss Essen


Ein Paß ins Aus

Woran erkennen RWE-Fans, dass wieder einmal eine Wahl vor der Tür steht? Richtig, die Politik bestimmt das Geschehen. Beziehungsweise, sie versucht es. Und wenn jemandem mal partout überhaupt nichts Kreatives einfällt, dann muss es eben etwas unseriöses bis peinliches sein.

Zugegeben, die sportliche Saison ist seit dem Spiel gegen Lotte eigentlich vorbei. Außer Mannheim lockt keiner der noch anstehenden Gegner mehr die Massen. Selbst Uwe Erkenbrecher und Ralf Aussem sprechen offen davon, wie schwierig es ist, eine Mannschaft in der aktuellen Situation noch zu Höchstleistungen zu motivieren ist. Also ist aktuell fast jedes Mittel recht, welches etwas Feuer verspricht.

Anscheinend ist es aber doch ganz leicht, für genügend Zündstoff zu sorgen: Man nehme einfach einen Oberbürgermeister, stelle ihn vor einen Stadtrat und lasse ihn quatschen. Und wenn dabei Dinge ausgesprochen werden, die weder durchdacht sind noch irgendwie fair, denen anscheinend sogar noch jegliche Grundlage fehlt, dann scheint das einem Politiker trotzdem egal zu sein! So ist das eben heute: Es gibt immer einen, dem nichts zu peinlich ist! Und schon ist wieder Feuer unter dem Zweidreiviertel-RWE-Bröckel-Dach!

Derselbe OB, der noch vor einiger Zeit lächelnd und mit RWE-Schal behangen beim symbolischen Anstoss vom Mittelpunkt des neuen Stadions dabei war, will plötzlich nichts mehr von Rot-Weiss wissen. Derselbe OB, der den Verein RWE zum Erledigen von Hausaufgaben anwies, will diese, bzw. die Versuche sie zu machen, plötzlich nicht anerkennen. Es erweckt sich der Anschein, als versuche die Stadt mit allen Mitteln, einen bereits gefassten Ratsbeschluss zum Stadionbau irgendwie wieder zurücknehmen zu können um sich so dem übermächtigen Druck der Landeshauptstadt zu beugen. Eine Stadt wie Essen, die einen solchen Schuldenstand hat, darf eben kein Geld in ein neues Stadion investieren. Und wenn Chef das sagt, muss der Hilfsarbeiter dies auch umsetzen. Nun aber zu versuchen, dem Verein Rot-Weiss Essen irgendeine Schuld einzureden, um den Beschluss rückgängig machen zu können, ist nicht nur skandalös, sondern dafür fehlen einem echt die Worte!

Gerade wer im Glashaus sitzt, sollte schon einmal gar nicht mit Steinen werfen! Wie kann jemand sich (fast) öffentlich hinstellen und von nicht gemachten Hausaufgaben sprechen, wenn er selber vor einem noch viel größeren Schuldenproblem steht? Soll man sich nicht erst einmal an die eigene Nase fassen, bevor man mit dem Finger auf andere zeigt? Was hier mittlerweile abläuft hat mit Seriösität und Anstand nicht im Geringsten mehr etwas zu tun. Hier wird ein Verein mit Füssen getreten, der in der Vergangenheit zwar nicht alles richtig gemacht hat, aber nun alles in seiner Macht stehende versucht, die Dinge richtig anzugehen und dabei trotzdem nur Mammutbäume zwischen die Füße geworfen bekommt. Es ist eben nicht möglich, mitten in einer Saison das Rad neu zu erfinden! Aber wenn noch nicht einmal die Bemühungen des Vereines respektiert und anerkannt werden, dann ist manchen Personen wohl nicht mehr zu helfen.

Dabei schienen Gelder in den letzten Jahren in Essen nur so zu sprudeln. Der Hauptbahnhof wurde vermutlich nicht ohne Gelder der Stadt modernisiert, ebensowenig wie das große Einkaufszentrum oder der Umbau des Berliner Platzes, um nur mal die großen und offensichtlichen Projekte zu nennen. In die Kultur ist ebenfalls Geld geflossen, ausgenommen der Essener Sportkultur. Einzig das am Rande vielleicht auch irgendwie mit Sport in Verbindung zu bekommende Wohnwagen-Gewerbe bekam eine neue Spielfläche. Selbst dafür war anscheinend Geld vorhanden.

Doch was bringt Essen nun ein riesiges Einkaufszentrum, wenn die Zufahrtsstraßen verstopft sind? Welchen Mehrwert bringt der modernisierte Bahnhof, wenn er nur Nicht-Essener in eine Stadt bringt, die außer Einkaufsmöglichkeiten bald rein gar nichts mehr zu bieten hat? Keinen höherklassigen Sportverein, keine großen Konzerte, bald nicht einmal mehr ein Musical! Was ist als nächstes dran, die Grugahalle vielleicht? Wen lockt eine Stadt wie Essen denn zukünftig noch, wenn alles den Bach hinunter geht?

Und weil in Essen offensichtlich keiner eine eigene Nase zum dranfassen oder gar Oliver Kahn`s berühmte Eier hat, versinkt eine Stadt langsam nicht nur sportlich, sondern auch im Allgemeinen immer tiefer in den Strudel. Mittlerweile muss befürchtet werden, dass "Metropolen" wie Paderborn, Münster oder sogar Windeck die Kreisfreie Stadt Essen nicht nur im Fußball, sondern auch in allen anderen Belangen überholt.

Und was wird letztendlich das Ergebnis dieser Marionetten-Politik sein? Das sehen wir direkt nebenan: Was wäre Gelsenkirchen ohne seinen Bundesligisten und mittlerweile seinen Zoo? Essen ist auf dem Weg, auch ein Gelsenkirchen zu werden, nur eben ohne Sport und ohne Zoo! Seelenlos und grau, so wie es die Landeshauptstadt wohl gerne hätte!

Mit wehenden Fahnen in den Abgrund, weil es der Stadt offensichtlich an Personen mit Herzblut mangelt. Personen, die die richtigen Entscheidungen treffen und vor allem auch zu ihnen stehen und sie durchsetzen, allen Sturmböen zum Trotz!

Und noch einmal die Frage: Kann sich ernsthaft jemand, dessen Partei dies alles mitverursacht, hinstellen, und mit dem Finger auf andere zeigen??? Allerspätestens hier hört es auf!

Mittlerweile ist diese Farce nicht mehr nur peinlich, mittlerweile kann man sich eigentlich nur noch schämen! Es ist schon sehr bitter, was sich in unserer Heimatstadt abspielt. Mit dem Blut der Essener Herzen, welches aktuell vergossen wird, könnte so mancher Stausee gefüllt werden.

Ach ja, auf dem Grün gespielt wird natürlich auch noch... und da keiner weiß, wie lange noch, hier schnell ein paar Fakten:

Nach dem 3:0 gegen Lotte haben Uwe Erkenbrecher und Ralf Aussem eigentlich keinen Grund, ihre Aufstellung zu ändern. Gegen Gladbach II werden voraussichtlich nur die Langzeitverletzten Finn Holsing und Sergej Neubauer fehlen, der Rest des Kaders steht zur Verfügung.

Mit der Zweiten Mannschaft von Borussia Mönchengladbach trifft Rot-Weiss Essen auf ein Team, dass nach längerer Durststrecke zuletzt sechs Punkte aus drei Spielen holte. Gerettet ist die junge Mannschaft von Horst Wohlers trotzdem noch nicht, lediglich drei Punkte Vorsprung auf den ersten Abstiegsplatz sind bei noch vier ausstehenden Spielen ein sehr dünnes Polster.

Mit Marcel Platzek steht ein ehemaliger Essener Jugendspieler im Kader der kleinen "Fohlen". Der Ex-RWEler konnte sich bisher jedoch nicht durchsetzen, er wird meinst nur eingewechselt. Seit dem Abstieg aus der Regionalliga Nord im Jahr 2008 hat RWE eine ausgeglichene Bilanz gegen Gladbach II: Im November 2008 gewann die Mannschaft unter dem damaligen Trainer Michael Kulm mit 3:1, im Mai 2009 trennte man sich im Grenzlandstadion in Rheydt mit 2:2, und Anfang November 2009 setze es eine bittere 0:1 Niederlage. Auch diesmal findet die Partie wieder im Grenzlandstadion statt.

Für die Essener ist die Saison gelaufen. Trotzdem wäre es in Hinblick auf die nächste Spielzeit hilfreich, wenn man die letzten vier Spiele mit Anstand zu Ende spielen würde und vielleicht sogar noch in den DFB-Pokal einzieht. Die beste Antwort auf hitzige Diskussionen zwischen Vorstand und Stadt ist immer sportlicher Erfolg.

Bilanz gegen Gladbach II

Regionalliga West

Siege Unentschieden Niederlagen Gesamt
Heim 1 0 1 2
Auswärts 0 1 0 1
Gesamt 1 1 1 3
Oberliga Nordrhein

Siege Unentschieden Niederlagen Gesamt
Heim 0 0 1 1
Auswärts 0 0 1 1
Gesamt 0 0 2 2
Gesamt

Siege Unentschieden Niederlagen Gesamt
Heim 1 0 2 3
Auswärts 0 1 1 2
Gesamt 1 1 3 5

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