11.04.2009

Wormatia Worms - Rot-Weiss Essen


Nix mit Rheingold

Die Nibelungensage wurde um ein neues, ihren eigentlichen Verlauf korrigierendes, Kapitel erweitert. Diesmal gewann der Drache. Vermutlich brachte er die verwundbare Stelle des Siegfried vom Niederrhein in Erfahrung, an der ihn einst schon Hagen von Tronje tödlich traf. Den finalen Schwertstoß in das ungeschützte Schulterblatt verabreichte der Wormser Drache dem rot-weißen Helden mit Hilfe eines dummen Freistoßstandards. Siegfried muss nun ohne das Nibelungengold (den Aufstiegsplatz am Ende der Spielzeit) seines Weges ziehen. Doch berichten wir der Reihe nach.

Sascha Mölders Von Anfang an bemühte sich unsere Mannschaft, das Heft in die Hand zu bekommen. In der ersten Viertelstunde gingen die größeren Ballbesitzanteile an die Essener, was aber keineswegs zur Feldüberlegenheit führte. Viel Kurzpassspiel im Spielaufbau und häufige Ballverluste auf beiden Seiten zeigten von Beginn an eine recht zerfahrene und müde Partie. Den Essenern, zwar bemüht aber ohne Spritzigkeit und den nötigen Biss, gelang es nicht, die Wormatia ernsthaft unter Druck zu setzen. Zwei kleine, eigentlich nicht nennenswerte Torchancen durch Mölders und Czyszczon wurden rechts und links neben die Torpfosten verteilt. Lediglich ein gut hereingebrachter Eckball durch Neumayr brachte Gefahr für das Wormser Tor, das David Czyszczon mit seinem Kopfball jedoch knapp links verfehlte.

Müde ging es im Mittelteil der ersten Halbzeit weiter. Torchancen verzeichneten beide Mannschaften nicht mehr. Das Kurzpassspiel und Mittelfeldgeplänkel versuchten die Rot-Weißen durch lange Bälle nach vorne aufzubrechen, die jedoch alle ins Leere gingen. Lebendiger ging es lediglich auf der linken Essener Seite zu. Auffälligster Spieler war Dennis Bührer, der engagiert und kampfstark die Bälle immer wieder bis zur gegnerischen Strafraumhöhe brachte. Unterstützt wurde er dabei vom wuselig agierenden Mike Wunderlich. Dieser vertändelte sich allerdings immer wieder.

Stefan Kühne „Hier stehe ich, ich kann nicht anders.“ – Neben der Nibelungensage verbindet sich mit Worms auch der Reichstag, der einst einen Martin Luther zu sich zitierte, um ihn zu zwingen, dem Protestantismus abzusagen und sich der katholischen Kirche wieder unterzuordnen. Luther verweigerte das. Allerdings wird ihm dieses berühmt gewordene Zitat zu Unrecht in den Mund gelegt. „Hier stehe ich, ich kann nicht anders“ – wie klingen diese Worte im Munde eines Stefan Kühne? Lässt man die erste Halbzeit vor dem inneren Auge Revue passieren, fällt einem zu jedem Spieler etwas ein, nur zu Stefan Kühne nicht. Er stand herum. So unscheinbar, dass bei seinem gelbroten Platzverweis die Fans auf den Rängen verwundert fragten: „Hatte der schon einmal gelb?“ Nicht einmal die erste Verwarnung war richtig aufgefallen. Ob sein nächstes Foul in der 38. Spielminute tatsächlich gelbwürdig war, sei dahin gestellt. Aber es war unnötig. Bezeichnend: Am Spielverlauf änderte der Platzverweis nichts. Weder konnte die Wormatia aus der Überzahl Kapital schlagen, noch fehlte Kühne unserer Mannschaft wirklich, da er auch vorher kaum ins Spiel eingriff.

Nach dem Seitenwechsel änderte an der Spielweise beider Mannschaften nichts. Es bleibt also Zeit, den auffälligsten Essener Spieler zu erwähnen. David Czyszczon spielte eine sehr solide Partie auf der zentralen Abwehrposition. Er räumte alles ab, was sich in die Nähe des Essener Strafraums wagte, und war heute bester Rot-Weißer. Auf der rechten Seite griff Kai von der Gathen sehr aktiv ins Abwehrgeschehen ein. Manchmal ähnelte dabei seine Körperhaltung aber filigranen Tanzeinlagen, so dass die Fans ab und zu die Luft anhielten, wenn mal ein Ball verloren ging.

Der 0:0 Spielausgang schien bis zur Mitte der zweiten Halbzeit nie gefährdet. Doch dann drehten die Essener für wenige Minuten etwas auf. Sie spielten schneller, zielgerichteter und kamen immer häufiger in die Nähe des gegnerischen Strafraums. Plötzlich stand Sascha Mölders, von links angespielt, völlig frei vor dem Wormser Keeper und brachte es fertig, ihn anzuschießen. Das Entsetzen über diese verpasste Chance war ihm danach minutenlang anzusehen.

1:0 für Worms Es kam, was kommen musste. In der 73. Minuten befanden sich die Rot-Weißen nach einem Wormser Angriff eigentlich schon wieder in der Vorwärtsbewegung, wurden dabei aber sofort gestört. Ein unnötiges Foul vor dem eigenen Sechzehner brachte die Wormatia in eine aussichtsreiche Freistoßposition. André Maczkowiak baute sich die Abwehrmauer von seiner Position gesehen rechts auf und begab sich selbst in die linke Torhälfte. Michael Anicic schlenzte den Ball über die Mauer hinweg genau in die andere Ecke und ließ unserem Keeper keine Chance. Wollte kurz vorher das Essener Spiel etwas lebendiger werden, so war es jetzt damit endgültig vorbei. Es ist noch eine Großchance der Wormatia aus der 82. Minute zu erwähnen, als ein Wormser völlig freistehend, den Ball nur knapp neben das Essener Tor setzte.

„Wir haben doch eigentlich nicht schlecht gespielt, oder?“ Maczkowiak formulierte es nach dem Spiel am Zaun mit den Fans diskutierend als Frage, was eigentlich eine Aussage war. „Die Wormser hatten keine Torchance und wir verlieren durch so einen dummen Standard“, so der Torwart. Nein, schlecht gespielt haben sie nicht wirklich. Das schlägt sich ja auch in der Notengebung der Medien nieder. Aber eben auch nicht gut. Das Spiel war nicht Fisch und nicht Fleisch. Und was ist das, wenn etwas weder Fisch noch Fleisch ist? Richtig, ein Frosch. Und der steckt den Essenern jetzt im Hals.

Jawattdenn-Spielerbewertung

André Maczkowiak
  Maczkowiak
[3-]
Kai von der Gathen
  v.d. Gathen
[4]
David Czyszczon
Czyszczon
[2]
Sebastian Zinke
Zinke
[3]

Dennis Bührer
Bührer
[2-]

 Stefan Kühne
Kühne
[5-] 
Neumayr
Neumayr
[3-] 
Mike Wunderlich
Wunderlich
[4+] 
Robert Mainka
Mainka
[3] 
Sascha Mölders
Mölders
[4] 
 Markus Kurth
Kurth
[3-]
 Bora Karadag
Karadag
[3-]
Silvio Pagano
  Pagano
[o.B.]
 Michel Harrer
Harrer
[o.B.]
   


Wormatia Worms

Wolff - Liesenfeld, Roesner, Lang, Süß - Cuc (84. Jones), Probst - Anicic (89. Pfeffer), Sahin (63. Gebhardt) - Bolm, Wooten 


Rot-Weiss Essen

Maczkowiak - von der Gathen (81. Pagano), Czyszczon, Zinke (87. Harrer), Bührer - S. Kühne - Wunderlich, Neumayr (58. Karadag), Mainka - Mölders, Kurth

Tore

Anicic (73.)

Zuschauer

2.477

Schiedsrichter

M. Schmidt (Stuttgart)
 

Gelbe Karten

Liesenfeld, Roesner, Bolm - Wunderlich

Gelb-rote Karte

Kühne

 


Spieler des Spiels 25 - David Czyszczon