28.04.2009

Rot-Weiss Essen - Wuppertaler SV Borussia


Unser HSV

Dass die Stimmung im Umfeld von RWE bei den vermeintlich positiven Nachrichten um Stadionneubau und Neustrukturierung des Vereins nicht ausgelassener ist, erklärt sich mit einem Blick auf die Tabelle von selbst. Den direkten Wiederaufstieg in die Dritte Liga nicht zu schaffen, ist alleine schon eine Katastrophe. Der gewaltige Rückstand, den RWE auf den Aufstiegsplatz hat und die Leistungen, die regelmäßig auf dem Rasen gezeigt wurden, tun ihr Übriges dazu.

Auf der Infoveranstaltung zur Jahreshauptversammlung versuchte Thomas Strunz erst gar nicht, das wegzudiskutieren und nahm die Mannschaft vor dem Pokalspiel gegen den Wuppertaler SV am Mittwoch in die Pflicht. Er verlieh seiner Enttäuschung über das Auftreten in den letzten Spielen deutlichen Ausdruck, betonte aber auch, dass im Team Qualität stecken würde, die am Mittwoch abgerufen werden muss.

Zwei Dinge bräuchte es, um im Fußball Erfolg zu haben: Tore und Stabilität. An letzterem hätte es RWE in dieser Saison gemangelt. Anhand des Beispiels Werder Bremen versuchte Strunz, seinen Standpunkt zu verdeutlichen. Durch Verletzungsprobleme in der Innenverteidigung und den Eskapaden Diegos hätte es auch Werder lange an der nötigen Stabilität gefehlt, um konstant die Qualitäten der Mannschaft abzurufen. In den letzten Wochen und vor allem im Pokal-Halbfinale habe Bremen über den Kampf die verlorene Stabilität zurück gewonnen und sich mit dem Einzug ins Pokalfinale die Möglichkeit gewahrt, einer völlig verkorksten Saison noch einen positiven Abschluss zu verleihen.

Drei Tage vor dem Halbfinale im Niederrhein-Pokal war dieses Beispiel kein Zufall. Ein Sieg gegen den Drittligisten wäre zumindest ein wenig Balsam für die rot-weisse Seele, auch wenn er natürlich nicht über die Enttäuschungen und den weggeschmissenen Aufstieg in der Liga hinwegtäuschen könnte.

Zu der Einschätzung, dass es bisher an Stabilität fehlte, scheint auch Ernst Middendorp gekommen zu sein. So kündigte er bereits an, zunächst einmal die Defensive zu stärken. Dabei wird er wieder auf Torhüter Robin Himmelmann setzen, der bisher wohl die einzige positive Erscheinung der Rückrunde sein dürfte. Auf wen Middendorp, der in Bielefeld gerne mit überraschenden Wechseln in der Startformation gearbeitet hat, setzt, wird man sehen müssen. Dirk Caspers scheint das Vertrauen des Trainers jedenfalls gewonnen zu haben, nachdem er aus der U23 hochgezogen wurde.

Auf Wuppertaler Seite könnte es ein Wiedersehen mit vier ehemaligen Essenern geben. Mitja Schäfer und Sven Lintjens dürften auf jeden Fall zur Startelf gehören, Victor Hugo Lorenzon konnte sich in Wuppertal bisher noch nicht den selben Status wie seinerzeit in Essen erkämpfen und ist nach einer Knieverletzung für das Spiel sowieso fraglich. Tim Erfen startete vielversprechend nach seinem Wechsel ins bergische Land, kommt aber in der kompletten Rückrunde nicht über den Status eines Jokers hinaus.

Auch wenn in Wuppertal die Saison ebenfalls nicht nach Vorstellung der Verantwortlichen und Fans verlaufen ist, geht der WSV als klassenhöherer Verein als Favorit in dieses Derby. Überspieler sucht man jedoch auch in Reihen der Wuppertaler vergeblich. Stürmer Tobias Damm ist nicht mehr so torgefährlich wie nach seiner Verpflichtung, erzielte aber immerhin noch sechs Saisontore. Routinier Mike Rietpietsch schlägt sich mit Verletzungen herum und konnte in seinen bisherigen 14 Saisonspielen das Niveau der letzten Jahre nicht immer abrufen. Mit nur zwei Punkten Vorsprung vor den Abstiegsrängen steckt der WSV noch mitten im Abstiegskampf.

Ein Essener Finaleinzug sollte also trotz Außenseiterrolle kein Ding der Unmöglichkeit sein. Dazu müssten die Spieler aber endlich einmal wieder die Qualitäten zeigen, die Thomas Strunz ihnen zuschreibt und die sie in den Spielen gegen Düsseldorf oder Kaiserlautern II schon angedeutet haben. Sollte die Mannschaft allerdings mit der aus den letzten Ligaspielen bekannten Mischung aus Lustlosigkeit und Resignation auflaufen, kann das Spiel auch schnell zu einem Debakel werden.

Deswegen muss jedem Spieler klar sein, wofür er am Mittwoch kämpfen muss:
Für ein bisschen Wiedergutmachung. Für einen Derbysieg. Für den Einzug in die DFB-Pokalhauptrunde. Für Momente wie Stefan Lorenz 1:1 vor ausverkauftem Haus in der ersten Pokalrunde gegen den BVB.

Dafür lohnt es sich den Arsch aufzureißen – und deshalb wird Wuppertal unser HSV!


Bilanz gegen Wuppertal

Bundesliga
  Siege Unentschieden Niederlagen Gesamt
Heim 2 0 0 2
Auswärts 1 0 1 2
Gesamt 3 0 1 4
2. Liga
  Siege Unentschieden Niederlagen Gesamt
Heim 0 1 0 1
Auswärts 0 1 0 1
Gesamt 0 2 0 2
2. Bundesliga Nord
  Siege Unentschieden Niederlagen Gesamt
Heim 3 0 0 3
Auswärts 1 1 1 3
Gesamt 4 1 1 6
Regionalliga Nord
  Siege Unentschieden Niederlagen Gesamt
Heim 3 0 0 3
Auswärts 0 2 1 3
Gesamt 3 2 1 6
Regionalliga West
  Siege Unentschieden Niederlagen Gesamt
Heim 1 2 2 5
Auswärts 2 2 1 5
Gesamt 3 4 3 10
Gesamt
  Siege Unentschieden Niederlagen Gesamt
Heim 9 3 2 14
Auswärts 4 6 4 14
Gesamt 13 9 6 28