17.12.2008

Rot-Weiss Essen - Sportfreunde Lotte


Als die Welt noch in Ordnung schien

Obwohl RWE gerade abgestiegen war, dauerte es keine zehn Sekunden und das Handy war eingeschaltet. Nach weiteren Sekunden die SMS: 4:0 – wieder Kühne. Davor hatte er bereits das 1:0 erzielt und Mölders hatte zweifach getroffen. Ein guter Rückflug aus Berlin, ein guter Freitagabend, auch wenn dieser Abend nicht am richtigen Ort verbracht wurde.

Stefan Kühne Danach folgte ein geradezu perfekter Saisonauftakt. Der Rest ist nun Hinrunden-Geschichte. Von der einstigen Souveränität ist nicht viel übrig geblieben. Stefan Kühne – ein Leistungsträger der ersten Wochen – ist zum Symbol für die gesamte RWE-Mannschaft geworden, aus der nur noch Mölders und Maczkowiak positiv herausstechen. „Den Kopf nicht in den Sand stecken“ lautet aktuell die Parole eines Fußballvereins, der knapp über dem SC Verl platziert ist und dessen Vorsprung vor dem kommenden Gegner Sportfreunde Lotte nur noch sechs Punkte (!) beträgt.

Bittere Zeiten für RWE, der nun den Auftrag mit in den Rückrundenstart nehmen muss, neun Punkte auf Kaiserslautern aufzuholen. Nicht unlösbar, doch nach den vergangenen Spielen irgendwie kaum zu glauben.

Am Freitagabend kommt es also zur Revanche gegen erstarkte Lotter, die in den vergangenen zehn Spielen nur zwei Niederlage hinnehmen mussten und somit 20 ihrer bisher 22 Punkte sammeln konnten. Dabei schlugen die nach sechs Spieltagen schon abgeschriebenen Sportfreunde auch Borussia Dortmund auswärts mit 2:0. Es bleibt abzuwarten, wie man in Lotte nun mit der 2:3 Niederlage unter der Woche gegen Cloppenburg umgeht. Hoffentlich kein "Dämpfer zur rechten Zeit" aus Essener Sicht. Es muss schon genau hingeschaut werden, um beim Aufsteiger bekannte Gesichter zu entdecken. Tim Gorschlüter dürfte jedem RWE-Fan ein Begriff sein und auch Francis Bugri ist dem Fußballfachmann bekannt. Doch dass Namen nicht entscheidend sind, verdeutlicht einmal mehr diese Saison, in der die großen Favoriten Elversberg, Münster und natürlich Essen den Anschluss verlieren.

Dennoch bieten sich in der kommenden Partie Chancen für RWE. Mit 30 Gegentreffern gehört Lottes Abwehr zu den schlechteren in der vierten Klasse. Trotzdem reichte es zu drei Auswärtssiegen, bei denen sie 12 Treffer kassierten. Wie sollte also RWE in das Spiel gehen?

Rot-Weiss Essen Die Antwort hat sich die Mannschaft selbst gegeben, in Leverkusen, Kleve oder auch gegen Dortmund. Es wird Kampf und Leidenschaft verlangt und das über 90 Minuten. Wenn jetzt nicht auch der letzte Spieler begriffen hat, das technisch schwacher Reaktionsfußball für die Projektzielerreichung nicht ausreicht, der sollte sich in der Winterpause um einen neuen Job bemühen. Es besteht Hoffnung, wenn Trainer Michael Kulm die Tugenden in die Mannschaft integriert.

Ein Zeichen gab RWE im vergangenen Heimspiel, als die Spieler kurzfristig in der Lage zu sein schienen, die Niederlage abwehren zu können. Dort präsentierte sich plötzlich Markus Kurth als Zwischenstation, wenn erneut lange Bälle von den Innenverteidigern einen Empfänger suchten. Taktisch und spielerisch wirkt sich das nicht hochwertig aus, allerdings bekam die Elf so einen spielstarken Gast in den Griff und konnte sogar zwischenzeitlich dominieren. Davor sollten Haluk Türkeri und natürlich Sascha Mölders agieren. Wenig überraschend wäre, wenn Stefan Kühne wieder auf der rechten Mittelfeldseite eingesetzt würde.

Sorgenkind bleibt weiterhin das Mittelfeld. Zu oft sind Räume für gegnerische Aktionen vorhanden, die gegen Dortmund zu vier 1:1-Situationen führten. Die Innenverteidiger – nicht für ihre Schnelligkeit bekannt – benötigen ein Puffer im Mittelfeld. Es bleibt zu hoffen, dass Michael Kulm in dieser Woche Köpfe nicht nur aus dem Sand befreit hat, sondern dass er auch die richtigen Worte fand, damit die Elf befreiter und selbstbewusster auftreten kann. Unser Gegner Lotte – mehr Anreiz die Liga verlassen zu wollen benötigt ein Spieler mit Ambitionen (eigentlich) nicht!