01.12.2008

Bayer 04 Leverkusen II - Rot-Weiss Essen


Klappt es in der Bruchbude ein weiteres Mal?Stefan Kühne und Michel Harrer

Acht Ligaspiele hat RWE in dieser Saison bisher gewonnen, und den meisten Rot-Weissen wird schon aufgefallen sein, dass diese Spiele eine verblüffende Gemeinsamkeit hatten: alle fanden abends statt. Drei Unentschieden und drei Niederlagen ließ man sich abringen, und jeweils spielte man mittags. Ob der Anstoß nun um 14 Uhr statt fand, oder wie in Cloppenburg erst zur besten Kaffeezeit um 16 Uhr, den Spielern von RWE war es scheinbar noch nicht spät genug. Richtig los legt man nämlich erst nach 18 Uhr: die mittags scheinbar noch nicht ganz wachen Kicker gewannen alle ihre Abendspiele.

Glücklicherweise waren das immerhin eben diese acht Stück, so dass man als Tabellenzweiter im Aufstiegsrennen trotz der Mittagsmüdigkeit noch eine ordentliche Ausgangslage hat. Darüber hinaus darf RWE durch die Spielabsage vor zwei Wochen wieder einmal abends antreten. Gegner wird am Dienstag um 19 Uhr die zweite Mannschaft des Bundesliga-Tabellenführers Bayer-Leverkusen sein.

Die Nachwuchs-Werkself schaffte es allerdings bisher nicht, dem Beispiel der ersten Mannschaft nachzueifern und dümpelte im bisherigen Saisonverlauf zwischen Platz 7 und 12 im Tabellenmittelfeld herum. Derzeit belegt man mit 18 Punkten den elften Tabellenplatz und hat eine Negativserie von drei Niederlagen in Folge hinter sich. Am vergangenem Wochenende konnte man aus Bayer Sicht endlich mal wieder einen Punkt auf der Habenseite notieren, als man in Mainz zu einem 1:1 kam.

David Czyczson und Michael Lorenz

Sieht man einmal davon ab, dass mit Ulf Kirsten der herausragende deutsche Torjäger der 90er Jahre beim Bayer-Nachwuchs als Trainer an der Seitenlinie steht, braucht man sich nicht auf große Namen einzustellen. Lediglich Routinier Markus Happe dürfte es in über 200 Bundesliga-Spielen zu überregionaler Bekanntheit gebracht haben und lässt mit inzwischen 36 Jahren seine Karriere in der vierten Liga ausklingen. Ein Comeback von Carsten Ramelow in der Leverkusener Amateurvertretung war zwar angedacht, zerschlug sich aber wieder, so dass man bei Spielen gegen Bayer II nicht fürchten muss, plötzlich auf (Ex-)Nationalspieler zu treffen. So kam Bayer bisher auch fast ohne Abstellungen aus der ersten Mannschaft aus. Lediglich Hans Sarpei trat nach langer Verletzungspause einmal für die Zweite an. Da Leverkusen am Samstag in der Bundesliga auf Bielefeld trifft, ist auch nicht zu erwarten, dass gegen RWE plötzlich Scharen von Erstliga-Spielern auf dem Platz stehen werden.

Die Bayer-Youngster sollten trotzdem ernst genommen werden. Mit Deniz Naki, Torjäger Richard Sakuta-Pasu (fünf Tore in zehn Spielen) und Stefan Reinartz und Marcel Risse stehen immerhin vier U19-Europameister im Kader. Reinartz und Risse werden schon ab Winter versuchen, sich im Profigeschäft durchzusetzen, denn sie werden für anderthalb Jahre nach Nürnberg in die Zweite Bundesliga verliehen.
Mit dem Bulgaren Atanas Kurdov oder Verteidiger Jens Hegeler stehen weitere interessante Talente im Kader, der noch im Laufe der Saison mit dem 29jährigen Alexander Ende (ehemals u.a. Köln II und Verl) mit einem weiterem drittliga-erfahrenen Spieler verstärkt wurde.

Es ist eine erfreuliche Ausnahme, dass Bayer weitestgehend auf den Einsatz von Bundesliga-Spielern in der Regionalliga verzichtet. Weniger erfreulich ist es, dass Leverkusen aufgrund der überzogenen DFB-Anforderungen nicht auf dem Nebenplatz am Stadion antreten darf und der Umbau der „großen“ BayArena es nicht erlaubt, dort Spiele der zweiten Mannschaft stattfinden zu lassen.
Die Leverkusener haben sich deswegen dazu entschieden, die zweite Mannschaft im Kölner Südstadion antreten zu lassen – einer größtenteils nicht überdachten Bruchbude mit überdimensionierter Laufbahn und gigantischen Abständen zwischen Spielfeld und Tribünen.

Südstadion Köln

Es ist zumindest eine nette Angelegenheit, mit RWE ab und an mal in ein ordentliches Bundesliga-Stadion zu kommen, wenn man schon andauernd gegen irgendwelche Zweitvertretungen ran muss. Doch anstelle von BayArena gibt es dieses Jahr nur Südstadion, und wer sich schon mal eine Partie gegen Fortuna Köln oder Köln II dort angesehen hat, weiß, dass dieses Stadion es sogar schafft, andere regionale Low-Lights wie die Krefelder Grotenburg oder das Niederrheinstadion in Oberhausen in Sachen Komfort, Sicht oder Akustik hinter sich zu lassen.

Wer Dienstag für RWE in dieser unschönen Umgebung auflaufen wird, zeichnet sich ab. Nach Spiel gegen Elversberg besteht kein größerer Handlungsbedarf die Startelf betreffend. Allerdings musste Michael Lorenz verletzt ausgewechselt werden. Dass er trotzdem auflaufen wird, ist zwar wahrscheinlich, aber noch nicht endgültig bestätigt.

Ob nun aber Lorenz, Harrer, Kühne oder doch jemand ganz anderes auflaufen wird, ist aber eigentlich eine Nebensache, denn RWE hat genügend Potenzial, um Bayer zu schlagen. Wenn die Leverkusener Talente nicht unterschätzt werden und man ebenso effizient zuschlägt wie gegen Elversberg, sollte Bayer II kein all zu großer Stolperstein werden.
Beste Voraussetzungen, um die Abend"serie" weiter zu führen und zu zeigen, dass diese kuriose Randnotiz Rot-Weiss Essen auf dem Weg zum Wiederaufstieg in die Dritte Liga weiter beflügeln wird.

Bilanz gegen Bayer 04 Leverkusen II

Regionalliga Nord

Siege Unentschieden Niederlagen Gesamt
Heim 2 1 0 3
Auswärts 2 1 0 3
Gesamt 4 2 0 6
Regionalliga West
  Siege Unentschieden Niederlagen Gesamt
Heim 1 0 0 1
Auswärts 0 0 1 1
Gesamt 1 0 1 2
Gesamt
  Siege Unentschieden Niederlagen Gesamt
Heim 3 1 0 4
Auswärts 2 1 1 4
Gesamt 5 2 1 8