08.11.2008

1. FC Kleve - Rot-Weiss Essen


In Kleve nicht clever genug

KLeve - RWEEs war der 18. September 2008, da gewann RWE im Kölner Südstadion 2:0 gegen die Amateure des FC. Zwei Monate später wartet die Mannschaft von der Hafenstraße auf einen erneuten Erfolg in der Ferne. Auch beim 1. FC Kleve hat es wieder einmal nicht gereicht. Umso ärgerlicher ist es, dass damit der Sprung an die Tabellenspitze, trotz eines Ausrutschers von Kaiserslautern II, verpasst wurde. Dort, wo normalerweise nur die Jugendmannschaften des RWE in der Niederrheinliga kicken, versagten abermals die Nerven.

Dabei sah es zu Beginn des Spiels noch sehr gut aus. Die Klever wirkten zwar engagierter und bissiger, aber RWE kam zu den besseren Chancen. Wahrscheinlich wollten die Niederrheiner die Gunst der Stunde nutzen, dass so viele Fans den Weg in ihr Stadion gefunden hatten. Doch nach einem langen Ball auf den Essener Toptorjäger Mölders, der den Ball für Markus Kurth durchließ, hätte es schon 1:0 für die Gäste stehen müssen. Unverständlich, warum Kurth den Ball so schwach auf das Gehäuse des Ex-Esseners Müller schoss. Hier passte die Bezeichnung „Tausendprozentige“ wie die Faust auf das sprichwörtliche Auge.

Die Angriffe von Kleve wurden dann gefährlich, wenn sie von den Essenern eingeleitet wurden. Schon in der Anfangsphase war eine deutlich zu hohe Fehlerquote im Spiel von RWE auszumachen. Zu viele Fehlpässe, Stopfehler und verlorene Zweikämpfe führten erst einmal nicht zu hochklassigen Chancen für die Gastgeber, aber die Essener Abwehr hatte genug zu tun, den Ball immer wieder aus dem eigenen Strafraum zu schlagen.

RWE verlagerte sich auf das Kontern, und nach einer schönen Hereingabe war es Mainka, der ohne Probleme den Ball in das Netz schoss. Aber zur Überraschung aller Zuschauer gab der Schiedsrichter dieses Tor nicht, sondern zeigte aufgrund eines Handspiels auf den Elfmeterpunkt. Es bleibt fraglich, warum er nicht einfach auf „Vorteil“ entschied, aber mit Mölders trat ein sicherer Schütze für die Ruhrstädter an. Mit etwas Glück und Hilfe des Innenpfostens erzielte er sein 15. Saisontor im zwölften Saisonspiel. Eine unfassbare Quote für den Essener Ausnahmestürmer.

KLeve - RWE Nach dem 1:0 wurde die Partie ruppiger. Schon nach 27 Minuten musste Schiedsrichter Gorniak aus Bremen den dritten gelben Karton zeigen. Noch sprachloser machte den mitgereisten Fan aber die Tatsache, dass RWE den Klevern das Spielfeld überließ. Weiterhin gab es keine zwingenden Torchancen auf Seiten der Gastgeber, doch die technische Fehlerquote war bei den Gästen immer noch sehr hoch. Die wenigen Essener Vorstöße blieben in der Abseitsposition stecken. Anscheinend reagierte Michael Kulm auf das Spiel seiner Mannschaft und nahm den heute schwachen Aydin vom Platz und ersetzte ihn durch Jozef Kotula.

Allerdings gab dieser Wechsel dem Spiel zunächst keine Wendung. Ein Fehlpass der Essener ermöglichte Kleve eine Chance zum Tor, und da war es auch schon passiert: Die Überzahl im Angriff wurde glänzend ausgenutzt, ein auf die halbrechte Position verlagerter Angriff wurde von Patrick Schnier mustergültig abgeschlossen. Obwohl das Spiel der Klever bis dahin ideen- und konzeptlos wirkte, war der Ausgleich aufgrund der Spielanteile hochverdient. Die Mannschaft von RWE wachte erst nach dem Gegentor wieder auf und versuchte, das Heft wieder in die Hand zu nehmen, doch beide Mannschaften gingen mit einem Unentschieden in die Pause.

Auch kurz nach dem Seitenwechsel änderte sich das Spiel nicht. Kleve blieb öfter im Ballbesitz, RWE wartete auf eine Kontergelegenheit. Die erste dicke Möglichkeit hatten die Gastgeber, allerdings prallte der Ball von Akpinar von der Unterkante der Latte in das Toraus. Essen blieb vor allem durch Mölders gefährlich, der auch von zwei Bewachern kaum zu stoppen war. Ein toller Schlenzer von ihm knallte an den Pfosten, sein Nachschuss aus kurzer Distanz war leider zu schwach, um sein Ziel zu finden. Mölders war auch an der hitzigsten Szene des gesamten Spiels beteiligt. Nahe der Seitenauslinie ist der Stürmer nur durch ein hartes Foul zu stoppen, eine Rudelbildung führte zum Austausch von einigen Nettigkeiten zwischen den Spielern. Die Entscheidung des Schiedsrichters sorgte für einigen Unmut: Der Täter sah nur „Gelb“, und auch die Verursacher der Rudelbildung wurden nur mit einer Verwarnung bestraft.

Wenig später ging es aber in die andere Richtung weiter. In der 72. Minute kommt der Klever Mark Zeh im Essener Strafraum zu Fall, woraufhin der Referee auf den Punkt zeigte. Aus dem Blinkwinkel direkt hinter dem Tor konnte man nicht erkennen, ob Dennis Bührer ihn wirklich berührt hat. Allerdings gab der Essener Spieler zu, Zeh regelwidrig berührt zu haben. Adrian Mahr war diese Diskussion völlig egal, er verwandelte ganz sicher zum 2:1-Führungstreffer für den eigentlichen Außenseiter.

KLeve - RWE Der rot-weiße Beobachter rieb sich verwundert die Augen. Die Klever Schwächen waren im Spielaufbau offensichtlich. Jedenfalls führte hier keine Mannschaft, die unbesiegbar und übermächtig wirkte. Die Essener hatte es schlichtweg verschlafen, frühzeitig die Kontrolle im Spiel zu übernehmen. Es drückte nur eine Mannschaft auf das entscheidende dritte Tor, und das war der Gastgeber aus Kleve.

Ein Beweis dafür, dass hier keine Topteam führte, waren die freien Räume in der Klever Abwehr. Nach dem Motto „Angriff ist die beste Verteidigung“ drängte der Gastgeber auf die Entscheidung, vergaß darüber aber völlig die Defensivarbeit. Vielleicht spekulierten die Klever aber darauf, dass die Essener weiter fröhlich in die Abseitsstellung spazierten, was leider zu häufig der Fall war. Doch Mölders versuchte sein Glück und setze sich über die rechte Seite durch. Diesmal blieb die Fahne tatsächlich unten und der Torjäger schoss den Ball vorbei an Müller in das linke Eck. Unterstützung erhielt er dabei von Kleves Verteidiger Behrendt, der den Ball unhaltbar abfälschte. Ein verloren geglaubtes Spiel war nun wieder völlig offen.

In den letzten Minuten versuchte die Mannschaft von der Hafenstraße das Geschehen zu bestimmen. Kurz nach dem Ausgleich musste Müller weit aus seinem Tor heraus, doch Pagano verfehlte das leere Tor. Es wurde noch einmal spannend in der Schlussphase, doch beide Mannschaften mussten mit einem insgesamt gerechten Unentschieden leben. Eigene Fehler und das Versäumnis, die Klever im eigenen Stadion unter Druck zu setzen, führten zu einem Punktverlust für die ambitionierten Essener. Die Klever hatten sich einen Punkt im Kampf gegen den Abstieg durch ihren Einsatz verdient.

Es bleibt allerdings eine große Enttäuschung aus Essener Sicht zurück. Nicht nur die Tristesse, in einem kleinen Stadion mit wenig Stimmung von beiden Seiten zwei Punkte liegen gelassen zu haben, sondern auch die spielerischen Defizite, die für ein Spitzenteam deutlich zu viel sind, machen den rot-weißen Fan nachdenklich. Fatal wäre es, nur auf die Punkteausbeutung im heimischen Georg-Melches Stadion zu schauen. Am 22. November gegen Bayer Leverkusen ist eine weitere Gelegenheit, um endlich auswärts zu gewinnen. Ort des Geschehens wird das Kölner Südstadion sein. Das sollte als gutes Vorzeichen genügen.


Jawattdenn-Spielerbewertung

Matze
Maczkowiak
[3]
Turgul Aydin
Aydin
[4-]
Adnan Karabas
Czyszczon
[3-]
Der Lange
S. Lorenz
[2-]

Dennis Bührer
Bührer
[3]

 Stefan Kühne
Kühne
[4] 
Michel Harrer
Harrer
[3-] 
Bora Karadag
Karadag
[3-] 
Robert Mainka
Mainka
[4] 
Sascha Mölders
Mölders
[2-]
 Markus Kurth
  Kurth
[3-]
 Jozef Kotula
Kotula
[4]
Silvio Pagano
Pagano
[o.B.]
Haluk Türkeri
Türkeri
[o.B.] 
   


1. FC Kleve

C. Müller - Jovanovic, Jansen, Behrendt, Kempe - Akpinar, Mahr - Zeh, Klimczok - Schnier - Podszus 

Rot-Weiss Essen

Maczkowiak - Aydin (37. Kotula), Czyszczon, S. Lorenz, Bührer - Kühne, Harrer (74. Harrer) - Karadag (70. Pagano), Mainka - Mölders, Kurth

Tore

0:1 Mölders (13., Handelfmeter), 1:1 Schnier (40.), 2:1 Mahr (71., Foulelfmeter), 2:2 Behrendt (84., Eigentor) 

Zuschauer

3.560

Schiedsrichter

Gorniak (Bremen)

 

Gelbe Karten

Jansen, Behrendt, Mahr, Klimczok - Bührer, Mölders, Karadag, Kurth, Kühne  

 


Spieler des Spiels 12 - Sascha Mölders