31.08.2008

1. FC Kaiserlautern II - Rot-Weiss Essen


Ernüchterung auf dem Betzenberg


Viele der ca. 700 mitgereisten RWE-Anhänger unter den Besuchern im spärlich gefüllten Fritz-Walter-Stadion fühlten sich gestern zurückversetzt in die noch längst nicht vergessene Bonan´sche Zeit: Die eigene Mannschaft war zwar ständig feldüberlegen, aber ideenlos. Zahlreiche Langhölzer suchten vergebens blau-gelbe Empfänger, während der Gegner sich beim Kontern sehr effektiv präsentierte. Am Ende stand eine verdiente 2:0-Niederlage gegen eine läuferisch klar 700 RWE Fans auf dem Betzenbergüberlegene Heimmannschaft.

Schon früh wurde deutlich, dass Kaiserslautern vor allem physisch dagegen halten wollte. Wer aber zu diesem Zeitpunkt hoffte, dass dem Gastgeber nach der Pause die Puste ausgehen würde, der sah sich mit zunehmendem Spielverlauf getäuscht.
Gerade, als RWE nach einer kurzen Anfangsoffensive der Jungteufel besser ins Spiel kam, kassierte man auf dieselbe Art und Weise, mit der man in den Vorwochen selbst Tore erzielte, den ersten Rückstand der noch jungen Saison: Nach einem langen Ball aus der eigenen Abwehr heraus lief Pinheiro seinem Bewacher Kotula davon und versenkte den Ball in der langen Ecke (13.).

„Die wahre Qualität einer Mannschaft zeigt sich erst dann, wenn sie einem Rückstand hinterherlaufen muss!“
Wenn in dieser altbekannten Fußballweisheit mehr als nur ein Fünkchen Wahrheit steckt, dann muss man sich Sorgen machen. Denn nach dem Rückstand sahen die Zuschauer eine bemühte, aber unkreative RWE-Mannschaft. Lorenz und Czyszczon schoben sich gegenseitig minutenlang den Ball in der eigenen Hälfte zu, immer auf der vergeblichen Suche nach einer Anspielstation oder Lücke in der sicheren Lauterer Abwehr. So blieben am Ende zumeist Langhölzer, deren Entschärfung den bärenstarken Innenverteidigern Hornig und Broniszewski jedoch nicht so viel Energie kostete wie dem Linienrichter, dessen Arm zum Heben der Abseitsfahne im Dauereinsatz war.
Der einzige recht gefährliche Torschuss in der ersten Hälfte stammte aus spitzem Winkel von Mainka, Keeper Trapp konnte zur Ecke klären (31.).

Als die Nachspielzeit der ersten Hälfte bereits lief, erhielt Kaiserslautern einen letzten Freistoß aus dem Halbfeld. Den butterweichen Flankenball von Gross sahen viele Besucher schon in den auffangbereiten Handschuhen von Maczkowiak landen, doch zum Entsetzen aller RWE-Sympathisanten schätzte der RWE-Keeper die Flugbahn des Balles offensichtlich völlig falsch ein, und der Ball senkte sich hinter ihm in die Maschen (45.). Ein klarer Torwartfehler, von dem sich RWE nicht mehr erholen sollte.

Zu Beginn der zweiten Halbzeit hatte RWE seine stärkste Phase, war dabei aber dennoch nicht in der Lage, ein effektives Kurzpass- oder Flügelspiel aufzuziehen. Die große Chance, ins Spiel zurückzufinden, ergab sich dann aber doch – wenn Michael Lorenzauch eher zufällig: Nach einem Pressball sprang der Ball am Strafraumrand an die Hand des Lauterers Akcam. Absicht konnte man ihm kaum unterstellen, den Elfmeterpfiff in Kombination mit neuer Hoffnung gab es trotzdem! Mölders nahm das Geschenk allerdings nicht an, seinen schwach geschossenen Elfmeterball konnte Trapp sogar festhalten (50.).

In der Folgezeit lief beim Gast kaum noch etwas zusammen. Bestenfalls durch Fernschüsse (Mainka, (55.); Harrer, (75.)) geriet das Tor von Trapp noch mehr oder weniger in Gefahr. Die Essener Stürmer konnten sich nicht wie gewohnt von ihren Gegenspielern lösen und aus dem Mittelfeld fehlte es gegen läuferisch nicht nachlassende Gastgeber an zündenden Ideen. Es fehlte aber auch der letzte Wille, bei sommerlichen Temperaturen über den Kampf zurück ins Spiel zu finden. Lethargisch wurde von Essener Seite aus die Partie zu Ende gespielt.

Hatte RWE in seinen wenigen Aufstiegsjahren in der jüngeren Vergangenheit bei schwachen Auftritten meist noch durch Einwechslungen für neuen Schwung sorgen können, so ist diesmal die Bank mit wenig überdurchschnittlicher Regionalligaqualität bestückt. Kein Problem, wenn die Mannschaft führt. Wenn aber wie gestern einige Leistungsträger nicht ihre Topform abrufen können, dann ist Trainer Michael Kulm kaum in der Lage zu reagieren. Die eingewechselten Harrer, Penn und Karadag waren zwar bemüht, fielen aber eher durch Fehlpässe und technische Schwächen als durch einen konstruktiven Spielaufbau auf. Von den jungen Spielern kann man allerdings auch nicht erwarten, in einer solchen Situation das Spiel an sich zu reißen.

Spielerische Ideenlosigkeit gekoppelt mit läuferischer und kämpferischer Unterlegenheit – aus dieser Mischung werden Niederlagen gemacht. Dabei bereitet nicht die Niederlage an sich Sorgen, sondern die Art und Weise. Eine Mannschaft mit zwei fast wöchentlich alternierenden Gesichtern wie im Vorjahr darf es nicht geben, die gestrige Leistung muss sowohl im läuferischen als auch im spielerischen Bereich eine Ausnahme bleiben.

Man darf gespannt sein, wie RWE beim nächsten Heimspiel gegen den VfL Bochum auf die Niederlage reagiert. Eine Niederlage bereitet noch kein Ende der Aufstiegträume, also gehen wir aber davon aus, dass in diesem Fall nicht die eingangs gewählte, sondern eine andere Fußballweisheit greift: „Das war ein Schuss vor den Bug zur rechten Zeit!“


Jawattdenn-Spielerbewertung

Matze
Maczkowiak
[5]
Stefan Lorenz
St. Lorenz
[4+]
Dennis Bührer
Bührer
[5+]
Der Lange
Czyszczon
[4+]

Jozef Kotula
Kotula
[5+]

 Stefan Kühne
Kühne
[5+] 
Michael Lorenz
M. Lorenz
[4-] 
Silvio Pagano
Pagano
[5] 
Robert Mainka
Mainka
[4] 
Markus Kurth
Kurth
[4] 
 Sascha Mölders
Mölders
[5]
 Krisha Penn
Harrer
[4-]
Bora Karadag
Penn
[o.B.]
 Michél Harrer
Karadag
[o.B.]
 


1. FC Kaiserlautern

Trapp - Reuter (76. Lamprecht), Hornig, Broniszewski, Kaldirim - Neubauer, Klinger - Pinheiro, Akcam (63. Rebholz), Gross (87. Fest) - Stachnik 

Rot-Weiss Essen

Maczkowiak - Kotula (72. Karadag), Czyszczon, S.Lorenz, Bührer - M.Lorenz, Kühne (58. Harrer) - Pagano (67. Penn), Mainka - Kurth, Mölders
 

Tore

1:0 Pinheiro (14.), 2:0 Gross (45.)
 

Zuschauer

1.400
 

Schiedsrichter

R. Kempter (Sauldorf)
 

Gelbe Karte

Reuter, Akcam, Klinger, Stachnik - S. Lorenz, Mainka  
 


Spieler des Spiels Spieltag 3