07.10.2007

Werder Bremen II - RWE

 

Platz 11

Eine Reise nach Bremen lohnt sich! So motiviert es sich, wenn es am frühen sonnigen Sonntag auf die Reise über Deutschlands erste Autobahn gen Norden geht. Irgendwann leitet das Navigationssystem den Wagen voller Essener Erwartungen über die Weser – ein schöner Ausblick. Diesen konnten die Essener auch genießen, würden sie in Bremen drei Punkte sammeln.

Dass es nach der verkorksten vergangenen Saison in Essen nicht mehr „Profifußball“ heißt, wird spätestens dann deutlich, wenn das angesprochene Navigationssystem auf Höhe des Weserstadions weitere 200 Meter fordert. Denn irgendwo inmitten einer schönen Kleingartensiedlung öffnet sich der Blick auf mehrere Grünflächen. Um eine dieser Flächen bauten die Bremer einen Zaun und fügten einige Stufen hinzu. Platz 11 war geboren und ist die Heimat der Bremer Zweitvertretung (=Amateure). Etwas provisorisch wirkte es schon, als ca. eine Stunde vor Anpfiff ein Rollwagen mit der Aufschrift „Tickets“ aus dem Stadion, vorbei an den wartenden Essenern, geschoben wurde.

Platz 11 – es ist auch der unbeliebte Platz in der Regionalliga, der mit allen Mitteln verhindert werden muss. Einerseits befanden sich die Essener vor diesem Spieltag auf jenem unbeliebten Platz, andererseits bestand die Chance, mit einem Sieg bis auf vier Punkte auf die Aufstiegsränge zuzugehen.

Merklich engagiert versuchten die Gäste von Anfang an, das junge Team unter Druck zu setzen. Bis auf die verletzten Sercan Güvenisik und David Czyszczon konnte Bonan auf das gegen Wuppertal erfolgreiche Team zurückgreifen. Nach fünf Minuten wäre beinahe das anfängliche Pressing belohnt worden. Nach einem schönen Pass von Rolf-Christel Guie-Mien stand Sören Brandy frei vor dem Bremer Kasten, verhinderte aber mit einem Schüsschen selbst die Möglichkeit zur frühen Führung. Allerdings offenbarten die ersten Minuten, dass RWE Platz 11 mit einem Sieg verlassen wollte. Und als der erneut stark aufspielende Daniel Sereinig nach neun Minuten den Ball in Mittelstürmer-Manier mit der Brust annahm und glänzend verwertete, wurde eine gute Anfangsphase belohnt.

Die Essener versuchten in den Folgeminuten das Spiel zu beherrschen. Guie-Mien, traf die Latte, Tim Erfen den Pfosten und Markus Kurth verpasste per Flugkopfball knapp das Tor. Damit hatten die Essener beste Möglichkeiten zur Entscheidung in der ersten Halbzeit. Auf der anderen Seite sorgten zwei Weitschüsse für temporäre Gefahr. Dabei wirkte vor allen Dingen die rechte Seite in Essens Verteidigung nicht immer sicher. Dennoch bestand in keiner Minute der ersten Hälfte wirklich das Gefühl, dass es an diesem Tag einen anderen Sieger als Essen geben könnte. Dieses Gefühl verhärtete sich, als Neuzugang Kurth endlich seinen ersten Treffer bejubeln durfte. Nach einer schönen Flanke köpfte er den Ball routiniert ins lange Eck.

Mit einer hoch verdienten Führung verabschiedeten sich die Gäste zur Halbzeitpause. Ein Spielstand von 3:1 aus Essener Sicht wäre sicherlich gerechter gewesen, da beide Mannschaften gute Chancen besaßen, doch im Gästefanbereich beschwerte sich niemand.

In der zweiten Halbzeit wurde es höchstens auf der Tribüne enger, als einige Fans aus Bremen ihren Essener Freunden einen Besuch abstatteten. Auf dem Platz dagegen war alles klar. Die Bremer, sicherlich in einigen Szenen technisch stärker, verloren immer mehr den Überblick auf dem Platz. Nach einer guten Kombination im Mittelfeld setzte sich Guie-Mien in einer 1:1-Situation durch und traf zum 3:0 – die Entscheidung.

Danach überschlugen sich die Ereignisse. Negativ waren sicherlich die fünfte gelbe Karte für Gorschlüter sowie die Verletzung von Kapitän Stefan Lorenz. Auch sein Bruder Michael Lorenz musste verletzt das Spielfeld verlassen. Ein wenig unsortiert ließen es die Essener jetzt etwas lässiger angehen und die Bremer bestimmten die Schlussminuten. Nach einem Foul an den österreichischen Nationalspieler Martin Harnik, entschied Schiedsrichter Thomas Frank zu recht auf Elfmeter, den allerdings der bis dahin wenig beschäftigte Torhüter Daniel Masuch erfolgreich gegen Max Kruse parieren konnte. So blieb es bei einem Spiel "zu Null". Nur im Angriff war das letzte Wort nicht gesprochen. Nach einem Konter durfte sich auch André Schei Lindbaek erstmalig in der Liga in die Torschützenliste eintragen. 4:0 - ein vielleicht zu hohes Ergebnis, doch mit Essen fand der Sonntag auf Platz 11 den richtigen Sieger.

Ein letztes Mal wurde an diesem Tag das Navigationssystem bedient. „Heimat“ wurde eingegeben und ein wenig verträumt der Zusatz „Stadt eines baldigen Zweitligisten“ geflüstert. Ob es bald lauter erschallen wird hängt auch von den kommenden Wochen ab, in denen nur Mannschaften als Gegner folgen, die hinter RWE in der Tabelle positioniert stehen.


(tp)



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Werder Bremen II
Pellatz - Holsing, Mohr, Stallbaum, Erdem (77. Theuerkauf) - D. Schmidt, M. Kruse - Heider, Löning (46. Grundt) - K. Schindler, Harnik


Rot-Weiss Essen
Masuch - Erfen, S. Lorenz (51. Klinger), Sereinig, Andersen - Kotula, M. Lorenz (65. Kazior), Gorschlüter, Brandy - Guie-Mien, Kurth (76. Lindbaek)


Tore
0:1 Sereinig (9.), 0:2 Kurth (40.), 0:3 Guie-Mien (55.), 0:4 Lindbaek (86.)


Zuschauer

1.400


Schiedsrichter

Frank (Hannover)


Gelbe Karten

Holsing, Erdem, Harnik, Stallbaum - Gorschlüter, Brandy, Lindbaek


Besondere Vorkommnisse

M. Kruse (Bremen) scheitert mit Foulelfmeter an Masuch (85.).





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Spieler des Spiels


Jawattdenn Spielerbewertung

 

Masuch
2+
St. Lorenz
2
Klinger
3+
Andersen
3+
Sereinig
1
Erfen
3+
Kotula
3+
Gorschlüter
1-
Brandy
2
M. Lorenz
3+
Guie-Mien 1-
Kurth 2+