20.09.2007

Union Berlin - RWE

 

Wiedersehen mit alten Bekannten

Zwei Jahre lang trugen Mac Younga-Mouhani und Michael Bemben das Trikot von Rot-Weiss Essen, bevor sie zu Beginn der Saison von ihrem ehemaligen Essener Trainer Uwe Neuhaus nach Berlin gelockt wurden. Während sich Bemben nach anfänglichen Schwierigkeiten einen sicheren Stammplatz erspielte, hat Younga-Mouhani einen schweren Stand in Berlin. Allerdings hat er die Probleme nicht wie zuletzt in Essen mit dem Übungsleiter, sondern mit den Anhängern der Eisernen, die mit Mac´s Leistungen nicht einverstanden sind. Im Spiel gegen Borussia Dortmund musste Neuhaus seinen Schützling sogar frühzeitig auswechseln, um ihn vor den eigenen Fans zu schützen. Ferhat Kiskanc wird Younga-Mouhanis derzeitige Gefühlswelt gut nachempfinden können. Erschwerend kommt für den Kongolesen hinzu, dass seine Familie nach wie vor in Düren bei Aachen lebt.

Union Berlin, deren bekanntester Fan Nina Hagen sein dürfte, kann wie so mancher ostdeutsche Traditionsverein auf eine durch viele Höhen und noch mehr Tiefen geprägte Vergangenheit zurückblicken. In der DDR-Zeit stand Union Berlin meist im Schatten des Mielke-Clubs BFC Dynamo und musste viel Leid durch Überwachungsmaßnahmen und sportliche Benachteiligungen ertragen. So durfte man zum Beispiel trotz des Pokalsieges 1966 nicht am Europacup teilnehmen.

Kurioserweise gab es einen „Ableger“ des Vereins im Berliner Westen: Nachdem den Ost-Berlinern 1950 die Teilnahme an der Endrunde zur Deutschen Meisterschaft in Kiel verweigert worden war, siedelte die komplette Mannschaft nach West-Berlin um und gründete dort den SC Union 06 Berlin. Bis zum Mauerbau besuchten zahlreiche Fans lieber die „West-Union“ und sorgten beim Ost-Berliner „Restverein“ für magere Jahre.
Seit der Wende ist jedoch Union wieder ein Aushängeschild des Berliner Fußballs, auch wenn mehrere Linzenzentzüge und -verweigerungen lange Zeit den Aufstieg in den Profifußball verhinderten und Union das Attribut „unaufsteigbar“ bescherte. Nachdem das große Ziel Zweite Liga aber endlich erreicht worden war, startete man über das Pokalfinale 2001 gegen Schalke direkt in den Europapokal durch, wo man in der zweiten Runde gegen den bulgarischen Vertreter Lowetsch die Segel streichen musste. Nach dem Wiederabstieg 2004 und einem kurzen, von großen finanziellen Problemen begleiteten Gastspiel in der Oberliga strebt der inzwischen wieder auf etwas gesunderen Füßen stehende Verein mittelfristig die Rückkehr in die Zweite Liga an.

Das Ziel für diese Saison lautet (wenig überraschend) „Qualifikation für die neue Dritte Liga“. Um dieses Ziel zu erreichen, wurden alle finanziellen Kräfte für den Spieleretat gebündelt. Dabei mussten sogar Geschäftsstellenmitarbeiter ihren Platz räumen, um weiteren Spielraum für Neuverpflichtungen zu erzielen. Mit Spielern wie Gebhard, Spork, Patschinski, Vuckovic (Vertrag mittlerweile aufgelöst), Bemben und Younga-Mouhani – allesamt mindestens 30 Jahre alt – hat Union einen sehr (profi-)erfahrenen Kader, der das Saisonziel erreichen soll.

Nach einem schwachen Saisonstart haben die Eisernen ihre Leistungen ebenso wie RWE stabilisieren können, sieben Punkte aus vier Spielen konnte man zuletzt erzielen. RWE kommt mit stolzen zehn Punkten aus den letzten vier Spielen und einem gerade zur Hochform auflaufendem Rolf-Christel Guie-Mien (fünf Tore in zwei Spielen) nach Berlin.

Essen kann personell nahezu aus dem Vollen schöpfen, lediglich Schäfer fällt mit einer hartnäckigen Verletzung weiterhin aus. Erstmals in dieser Saison ist es wahrscheinlich, dass Bonan der Startelf der Vorwoche erneut das Vertrauen schenkt und sie unverändert auf den Platz an der „Alten Försterei“ schickt. Die schmerzlich vermissten Hoffnungsträger Stefan Lorenz und Haeldermans müssten sich also weiterhin in Geduld üben und ihren Trainingsrückstand weiter aufholen. Spannung verspricht allenthalben die Besetzung der Bank und damit die Frage, wer ganz aus dem Kader gestrichen wird. Ganz schlechte Karten haben zur Zeit Kazior und der mit vielen Vorschusslorbeeren nach Essen gewechselte Klinger.

Nachdem schon die Spiele gegen Dortmund, Babelsberg, Braunschweig und Erfurt als „richtungweisend“ bezeichnet worden waren, ist man auch dazu geneigt, das heutige Spiel mit diesem Attribut zu versehen. Ein Sieg würde erstmals einen kleinen Puffer zwischen RWE und Platz 11 schaffen, eine Niederlage kurzzeitig verstummte Kritik an der sportlichen Leitung wieder laut werden lassen. Und bei einem Unentschieden? In diesem Fall erwartet RWE ein richtungweisendes Spiel gegen Wuppertal…


(mj)

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Bilanz gegen Union Berlin



Regionalliga-Nord
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Siege
Remis
Niederl.
Gesamt
Heim
0
1
0
1
Auswärts
0
0
1
1
Gesamt
0
1
1
2