01.12.2007

Rot-Weiß Oberhausen - RWE

 

Vielen Dank an "Wald" für den Gastbericht

Das Ruhrgebietsderby

Wenn es am Sonntag bei hoffentlich schönem Fußballwetter zur 61. Auflage des Spiels der beiden Mannschaft kommt, lohnt es sich einmal zurückzuschauen auf die Duelle der letzten 34 Jahre seit Einführung der 1. Bundesliga 1963.

Es wurden seitdem 35 Meisterschaftsspiele zwischen den Vereinen ausgetragen. Man traf sich in der 1. Liga zu vierSpielen, in der 2. Liga zu 22 Spielen und in der 3. Liga zu bisher neun Spielen.

Sechs von 35 Spielen entschied RWO für sich, zwölf gingen mit Sieg für RWE aus, aber 17 Spiele endeten Unentschieden. Beinahe jedes zweite Spiel endete also Remis. Ein Zeichen dafür, wie umkämpft die Spiele jedes Mal waren. Als 1963 die 1. Bundesliga eingeführt wurde, war zumindest der RWO ein Anwärter dafür und hätte nach den Ergebnissen der Vorjahre in der damaligen Oberliga – West einen Platz verdient gehabt, wurde aber, noch während das Spieljahr lief, vom DFB ausgebootet. Stattdessen hievte man den Meidericher Spielverein in die neue Liga, wohl auch, weil dort ein Stadionneubau vorgesehen war. RWE ging es nicht viel anders.

In den Jahren danach ging es für beide Vereine nur um eins: Aufstieg in die Bundesliga! Davon waren die Spielzeiten 63/64 – 68/69 geprägt. Die hitzigen Duelle fanden vor voll besetzten Hütten statt und waren an Spannung kaum zu überbieten. Es knisterte auf den Rängen und gleichermaßen auf dem Platz.

Ein Blick in die RWO – Historie aus dem Aufstiegsjahr 1969 (Quelle: RWO Chronik)

Eine Woche nachdem die bis 1996 letzte Straßenbahn durch Oberhausen gefahren war (13.10.1968), sah die Essener Hafenstraße die Neuauflage des letztjährigen spannenden Saisonfinales. Die damals unglückliche Niederlage bei RW Essen, die danach in der Aufstiegsrunde knapp an Hertha BSC gescheitert waren, sollte sich auf keinen Fall wiederholen. Oberbürgermeisterin Luise Albertz und Ruhrbischof Franz Hengsbach waren neben 36.000 weiteren Zuschauern zum Spiel gereist. Beide Mannschaften wußten, wieviel schon zu Beginn der noch jungen Saison auf dem Spiel stand. Daher war es nicht verwunderlich, daß nur ein äußerst nervöses und zerfahrenes Spiel zustande kam. Torschüsse blieben Mangelware, und auch der erstmalige Einsatz von Krauthausen, der zwölf Minuten vor dem Ende für Dausmann kam, brachte nichts ein. Mit 0:0 trennten sich die Teams im äußerst spannenden, aber keineswegs hochklassigen Regionalligaduell. Kuno Klötzer, Trainer der Essener, äußerte hinterher das, was alle dachten: 'Das Ergebnis geht in Ordnung. Die Oberhausener waren unser bisher stärkster Gegner und werden in dieser Form ihren Weg machen. Wir müssen mit diesem einen Punkt zufrieden sein.'

Das Rückspiel gegen RW Essen ist bei vielen älteren Fußballfreunden noch in bester Erinnerung. 0:1 lag die RWO-Elf im eigenen Stadion zurück (Lippens, 72.), als die Essener einen Elfmeter zugesprochen bekamen. 'Ente' Lippens galt als eiskalter Vollstrecker, doch dann scheiterte er an Wolfgang Scheid. Noch einmal ging ein Ruck durch das Kleeblatt-Team. Der Ausgleichstreffer wird wohl in die Geschichte des Vereins eingehen: Franz Krauthausen wurde in dem Moment verletzt vom Platz getragen, als Lippens zum Strafstoß anlief. Scheid hielt, und so sprang der 'Schwatte Franz' kurz vor dem Seitenausgang von der Trage, stürmte zurück auf das Spielfeld und 'kanonierte' wenig später in seiner unnachahmlichen Art den Ball zum Ausgleich in die Maschen. 29.000 Zuschauer waren begeistert. Sechs Punkte Vorsprung vor dem Tabellendritten RW Essen bei acht noch ausstehenden Partien schienen die Teilnahme an der Aufstiegsrunde zu bedeuten.

In diesem Jahr 1969 zogen sowohl der RWO (1.) als auch RWE (2.) in die Aufstiegsrunde zur Bundesliga und setzten sich in ihren Aufstiegsgruppen durch.

Ich habe als Junge damals beide Spiele miterlebt. Beim Spiel in Essen war das Gedränge vor den Kassen so groß, dass ich befürchtete an den Gittern erdrückt zu werden. Ich kletterte den Zaun hoch, sprang auf das Kassenhäuschen und erreichte unbehelligt von Ordnern den Innenraum. Die Erleichterung unbeschadet davon gekommen zu sein, war jedenfalls größer als der Spaß, die Eintrittskarte eingespart zu haben.

Die Hitzigkeit dieser Duelle der damaligen Jahre war für mich jedenfalls Auslöser für die Begeisterung zum Verein. Und wenn ich heute Plakate sehe, wo wiederum unsere Vereine angekündigt werden, kocht es wieder hoch. Und wie mir wird es manchen anderen gehen,
die damals noch dabei waren.

Die Brisanz in der Rivalität dieser Jahre wurde seitdem nicht mehr erreicht. Die Tristesse von Abstiegen und Lizenzentzügen ließ in der Folge in Oberhausen die Anhängerschaft wegbrechen, die Essener Fanszene blieb erstaunlich treu bis in die Oberliga hinein. Beide Vereine standen mehrmals vor dem wirtschaftlichen Kollaps.

Während RWO es zwischenzeitlich noch einmal schaffte, sich 7 Jahre in der 2. Liga zu behaupten, um dann doch wieder nach unten zu wandern, auch weil die Vereinsführung in der Zeit des Sonnenkönigs versäumte sich neu in der Stadt zu verankern, geht die Reise
von RWE nach langer Durststrecke seit 2004 wieder nach oben, wenn auch mit 2 Abstiegen verbunden und bleibt doch konstant auf dem Weg in den Profisport.

Der Abstieg von RWE aus der zweiten Liga und der Durchmarsch von RWO in der Oberliga / Sonderschicht machte es diese Jahr wieder möglich. Derbytime.

Mit neuer, moderner und offener Vereinsführung, mit neuem Trainer, der sich eine Mannschaft zusammenstellte, die zusammenpasst, mit neu entfachter Begeisterung in der klein gewordenen Anhängerschaft ging es für den Aufsteiger der Oberliga im ersten Spiel der Regionalliga am 28.07.07 ausgerechnet zum ambitionierten Nachbarverein Rot- Weiss Essen.

Für Essener schien klar zu sein, dass man den Oberligisten wegputzen würde. RWE mit dem Handicap, wieder eine fast komplette neue Mannschaft gegen den eingespielten ´Oberligisten`aufbieten zu müssen, scheiterte grandios.

Vor 16000 Zuschauern, darunter ca. 3000 aus Oberhausen, demontierte man die Essener mit 4:1. Es sah nach einer Vorführung aus. Oberhausener auf den Rängen und am Ticker konnten ihr Glück kaum fassen. Ein Kantersieg gegen den hohen Ligafavoriten und Erzgegner geschafft zu haben, das war nötig, um mit genügend Selbstbewusstsein das Thema Qualifikation für die 3. Liga anzugehen.

Am Ende der Hinrunde steht RWO mit 31 Punkten voll im Soll auf dem 4. Tabellenplatz und hat einige begeisternde Spiele in der Liga abgeliefert, hat sich nicht versteckt, sondern mit Angriffsfußball die 3. meisten Tore in der Liga erzielt. Das Team hat aber auch in einigen Partien Lehrgeld bezahlen müssen, mindestens im Spiel gegen den WSV, das man nach drückender Überlegenheit dennoch 1:0 verlor.

Anfangs belächelt wird der Mannschaft und dem Verein aus der ganzen Liga mehr und mehr Respekt entgegen gebracht. Das letzte Spiel gegen Union Berlin wurde mit einer Leichtigkeit und Spritzigkeit 3:0 gewonnen, wie es auch in Oberhausen keiner vor der Saison der Mannschaft zugetraut hätte. Ziel bleibt für den Verein weiterhin die Quali, jeder bisher erreichte Punkt wird als Punkt gegen den Abstieg gezählt.

Dass RWE sich nach anfänglichen Schwierigkeiten nun endlich gefangen hat und nach einer guten Serie dort steht wo sie mindestens hinwollten, mit Markus Kurth nicht nur einen guten Stürmer, sondern wohl auch einen Mann für den Mannschaftsgeist geholt hat, dass Lindbaek nun wohl endlich integriert ist, ein Mittelstürmer mit echten Torjägerqualitäten, und dass Gui-Men so stabil in Mittelfeld und Sturm ackert, macht die Gefährlichkeit von RWE aus.

Für das Rückspiel am Sonntag, den 2.12.07 ist also wieder ein „heißer Tanz“ angesagt. Bei RWO wird Jens Robben, das schlampige Genie im vorderen Mittelfeld, aufgrund seiner gelb-roten Karte schmerzlich vermisst werden, doch auch der RWE muss seit Wochen mit seiner Verletztenmisere zurecht kommen.

Bei mir kribbelt´s schon.

Ich wünsche mir eine volle Bude, gute Stimmung, ein Superspiel, bei dem beide Mannschaften auf Sieg spielen und am Ende, dass der RWO gewinnt!


(wald)


Bilder: Regionalliga Nord Saison 2005/06 - Rot-Weiß Oberhausen - Rot-Weiss Essen 0:0