15.11.2007

RWE - Magdeburg

 

Was gibt's diesmal?

Vor dem Heimspiel am kommenden Samstag gegen den 1.FC Magdeburg stehen riesige Fragezeichen über der Truppe von Coach Heiko Bonan.
Die Diskussionen über die Qualität der Akteure werden begleitet von zunehmendem Murren über Einstellung, Aufstellung, Auswechslungen sowie über die taktische Marschroute. Verständlich, denn den starken Auftritten im Pokal gegen Energie Cottbus und Kaiserslautern, sowie im Ligaspiel gegen Dynamo Dresden, stehen unerklärliche Auftritte à la Cottbus II und SC Verl gegenüber.
Glaubte man nach der ungeschlagenen Serie vom 6. bis zum 12. Spieltag und 17 von 21 möglichen Punkten, die Mannschaft hätte sich endlich gefunden und die angepriesene Qualität der einzelnen Akteure würde sich nun durchsetzen, so müssen sich die Verantwortlichen nach den beiden 0:1-Pleiten erneut unangenehme Fragen gefallen lassen.

Die Langzeitverletzten (Mitte der Woche um Ferhat Kiskanc erweitert), allesamt der Kategorie Leistungsträger zuzuordnen, mögen eine Erklärung für die schwankenden Leistungen darstellen, die uninspirierten Auftritte begründen sie jedoch nicht. Laut Bonan sei Ordnung der Schlüssel zum Sieg, zu oft wurde diese im Saisonverlauf vermisst.
Zugestehen muss man, dass sich blamable Vorstellungen, die die anfänglichen Heimspiele allesamt darstellten, reduzierten. Die Defensive steht ordentlich, spielerisch sind große Fortschritte zu verzeichnen und mit Jozef Kotula hat man endlich einen Spezialisten für erfolgreiche Standards gefunden. Nur offensiv klemmt es gewaltig.
Eine genaue Ursachenanalyse werden wir in der Winterpause auf jawattdenn.de nachreichen. Offene Fragen hierzu gibt es genug.

Das Umfeld jedenfalls wird spürbar unruhig, wieder einmal. Von den Auswüchsen zu Saisonbeginn, als noch Wut und Enttäuschung über den Abstieg das Stimmungsbild prägten, ist man noch weit entfernt. Die mögliche Dramatik der kommenden Saisonendphase, wo mehr oder minder über Schicksale großer Traditionsklubs und auch des RWE entschieden wird, sitzt uns Anhängern aber verständlicherweise im Nacken. Ein Sieg gegen die Landeshauptstädter aus Sachsen-Anhalt würde dementsprechend nicht nur das Punktekonto anschwellen lassen. Auch die leidgeprüfte Seele der treuen Rot-Weissen würde gestreichelt werden.

Wie sehr die Nerven auch bei allen anderen Teams der Regionalliga Nord blank liegen, zeigen die Trainerentlassungen. Prominentester Fall war in dieser Woche Düsseldorfs Übungsleiter Uwe Weidemann. In der Tabelle auf Platz drei rangierend, musste er nicht ganz überraschend seinen Hut nehmen. Hier sah man die vorhandene Qualität nicht ausreichend umgesetzt.

Ähnlich verhält es sich bei unserem nächsten Gegner aus Sachsen-Anhalt. Nachdem man im Vorjahr nur knapp den Aufstieg in die Zweite Bundesliga verpasste, schwebt das Verfehlen der Qualifikation zur Dritten Profiliga wie das gern bemühte Schwert des Damokles über den Elbstädtern. Dabei schien alles nach einer rosigeren Zukunft auszusehen.
Anstelle des veralteten Ernst-Grube-Stadions steht nun das neue Stadion Magdeburg. Eine moderne Spielstätte, in Kosten und Zuschauerkapazität den Plänen des Neubaus an der Hafenstraße nicht unähnlich. Seit Dezember 2006 spielen die Magdeburger in ihrer neuen Heimstätte, der Traum vom Profigeschäft erfüllte sich bislang jedoch nicht und das selbsterklärte Ziel, Platz zehn in dieser Saison, scheint zunehmend in Gefahr.

Aktuell steht die Truppe um Trainer Dirk Heyne auf dem 13. Tabellenplatz der Regionalliga Nord und droht nach dem dürftigen 1:1 Unentschieden im letzten Heimspiel gegen den 1. FC Union Berlin den Anschluss an die wichtigen Qualifikationsplätze zu verlieren. Mit den beiden kommenden Partien gegen unsere Rot-Weissen und die Mannschaft des degradierten Sportlichen Leiters Achim Weber stehen zwei schwere Brocken vor den Bördeländern.
20 Punkte nach 16 Spielen sehen zwar nicht nach einer Schreckensbilanz aus, doch lediglich 15 erzielte Treffer verdeutlichen die Schwachstellen im Kader. Die Abgänge der letztjährigen Torjäger Alexandar Kotuljac und Sven Kubis nach Fürth bzw Plauen konnten durch die Zugänge jedenfalls nicht kompensiert werden und so übertrifft sich die Mannschaft an Harmlosigkeit und bisweilen auffallender Verunsicherung.

Noch hält man von Seiten des Präsidiums an Trainer Heyne fest, der durch Zugänge in Winterpause die Qualität erhöhen darf. Wie schnell aus Treuschwüren leere Worthülsen werden, gerade in dieser für alle Klubs eminent wichtigen Saison, bedarf allerdings keiner weiteren Erläuterung.

Für die Partie an der Hafenstraße machte Präsident Volker Rehboldt jedenfalls unmissverständlich klar: „Ich erwarte, dass die Mannschaft jetzt in Essen eine kämpferische Antwort gibt und dort auch punktet.“ Ob Stammtorwart Christian Beer mit zur Partie zählt, ist seit heute fraglich. Der 27-jährige verletzte sich und musste das Training abbrechen.

Verklärt blickt man auch an der Elbe in Zeiten, die über 30 Jahre zurückliegen. 1973/74 wurde der große AC Milan mit 2:0 geschlagen, den Europapokal der Pokalsieger hielt man stolz in Händen. Die offizielle Zuschauerzahl von knapp 4.700 im Endspiel zu Rotterdam lässt aufhorchen und schmunzeln, ist mit heutigen Begebenheiten aber nicht zu vergleichen. Zumal die Anhänger der Magdeburger wohl weit mehr Reisebeschränkungen bei Auswärtsfahrten unterlagen, als sich der gemeine Fan heute vorstellen kann.

Dass ein gewisser Jürgen Sparwasser im damaligen Kader der Magdeburger stand, dürfte im Westen Deutschlands ebenfalls zu gespitzten Ohren führen. Getroffen hat er gegen die Mailänder zwar nicht, er wartete lieber einige Monate, um eine weitere internationale Begegnung mit seinem Tor zu entscheiden…

Wollen wir nicht hoffen, dass es erneut ein Spieler der Blau-Weißen ist, der jenseits der Elbe das große Trauern auslöst. Wobei die Frage erlaubt sei, ob mit ein wenig (Spar)wasser unserer Flamme RWE beizukommen ist.


(fs)


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Bilanz gegen Magdeburg



Regionalliga-Nord
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Siege
Remis
Niederl.
Gesamt
Heim
1
0
0
1
Auswärts
1
0
0
1
Gesamt
2
0
0
2