15.09.2007

RWE - RW Erfurt

 

Zwei Gesichter

Nach einem Fußballspiel mit vielen Höhepunkten hat Rot-Weiss Essen erstmalig in dieser Saison die Abstiegsränge verlassen. Dabei reichte ein 3:0 Halbzeitstand nicht aus, um das Spiel entspannt zu erleben.

Anders als in den vorherigen Heimspielen präsentierten sich die Essener von Anfang an selbstbewusst und engagiert. Mit einem in den Startminuten kräftezehrenden Pressing gelang es den Essenern, den Gegner schon in der eigenen Hälfte unter Druck zu setzen. Aber auch im Spiel nach vorne gelang es dem Gastgeber, die gut 8.500 Zuschauer im Georg-Melches Stadion zu beeindrucken. Einzig die letzten Pässe fanden mehrmals in den ersten Minuten keinen Adressaten - eine Tatsache, die am Ende beinahe bestraft wurde.

Doch die spielerische und läuferische Überlegenheit machte sich bezahlt. Nach 15 Minuten konnte nach einem Steilpass Tim Erfen nur per Foul gestoppt werden. Wie schon in der Vorwoche war sich Guié-Mien seiner Sache sicher und verwandelte den Strafstoß zum 1:0. Zu diesem Zeitpunkt waren die Erfurter nur selten mit eigenen Aktionen beschäftigt, so dass die Führung in Ordnung ging.

Danach verflachte zunächst das Spiel, da die Essener nun das Tempo verringerten. Nach mehreren Versuchen, steil in die Spitzen zu spielen, gelang endlich ein Pass und erneut war es Guié-Mien, der den Ball aus gut 18 Metern ins Netz zirkelte. Wer nun eine Essener Elf erwartete, die Ergebnishalten versuche, sah sich enttäuscht. Wie immer in dieser Saison setzten die Essener nach der Führung den Gegner weiterhin unter Druck. Eine Tatsache, die man gerne auch einmal in Spielen sehen würde, in denen RWE in Rückstand gerät.

Vier Minuten nach dem 2:0 konnte sich der überaus mannschaftsdienliche und zweikampfstarke Markus Kurth genial durchsetzen und übersah den in der Mitte freigelaufenen zweifachen Torschützen nicht. Das 3:0, per Kopf, bedeutete den fünften Treffer von Guié-Mien in dieser Saison und einen lupenreinen Hattrick.

Endlich hochzufrieden und per Applaus ging es in die Kabine. In der zweiten Hälfte präsentierten sich die beiden Mannschaften optisch unverändert. Essen spielte mit angezogener Handbremse und Erfurt wirkte verkrampft sowie ein wenig beeindruckt ob der ersten Halbzeit. In dieser Phase verpassten es die Essener viele eingeleitete Konter auszuspielen, um den Erfurtern endgültig den Siegeswillen zu rauben. Oft beendeten Abseitspositionen gute Kontermöglichkeiten oder das Aluminium verhinderte eine höhere Führung.

Eben dieses eröffnete plötzlich eine neue Spielsituation, denn auch Erfurt war Mitte der zweiten Hälfte im Pech. Doch sie saugten aus dem Lattentreffer vom starken da Silva neuen Mut und spielten nun öfter und gefährlicher nach vorne. In der 74. Minute nutzten sie einen Abstimmungsfehler in der Essener Hintermannschaft aus und verkürzten durch Torjäger Kumbela auf 1:3. Erinnerungen wurden plötzlich wach, auch weil die Essener es nun nicht verstanden, die Räume in der gegnerischen Hälfte auszunutzen. Nein - nun drückten die Erfurter und erspielten sich weitere Offensivszenen. Nur fünf Minuten nach dem Anschlusstreffer war es Czyszczon, der einen Ball in der Innenverteidigung falsch einschätzte. Der nun völlig freistehende Torschütze Kumbela ließ sich diese Chance nicht entgehen und traf erneut.

Unnötigerweise begann nun das große Zittern. Erfahrungsgemäß wird in Essen, egal welche Mannschaft hier spielt, so ein Spiel schlussendlich ganz abgegeben. Und beinahe wäre es auch in dieser Partie so weit gewesen, als der eingewechselte Christian Beck freistehend vor Torhüter Masuch eine große Chance vergab. Auch der bis dahin gut pfeiffende Schiedsrichter Kuhl verlor nun, wie die Essener Abwehr, ein wenig die Übersicht und endschied mehrmals kleinlich in Strafraumnähe auf Freistoß. Doch glücklicherweise konnten die Gäste keine weitere Großchance mehr erspielen und mussten sich am Ende geschlagen geben.

Für RWE bedeutete es den dritten Sieg im vierten Spiel und eine Ausbeute von zehn Punkten. Dank dieser kleinen Serie dürfte es sich nun ein wenig entspannter trainieren und leben. Außerdem zeigten die vergangenen Spiele, welche Stammspieler sich aus dem Team herauskristallisieren und in Zukunft das Spiel gestalten werden. Ebenfalls sehr positiv waren die ersten Einsatzminuten von Hoffnungsträger Haeldermans, der allerdings keine Akzente setzen konnte. Mit Stefan Lorenz meldete sich ein weiterer Spieler aus dem vergangenen Zweitligakader zurück. Anders als bei Haeldermans, reichte es bei ihm noch nicht für Spielminuten.

Die Leistung aus diesem Spiel macht Mut. Sie darf nicht verleiten mehr zu erwarten als den Klassenerhalt. Doch sie macht Hoffnung und Spaß auf weitere Partien an der heimischen Hafenstraße. Ein Erfolg, der hart erarbeitet wurde und nun in Berlin vergoldet werden könnte.


(tp)


Rot-Weiss Essen

Masuch - Czyszczon, Sereinig, Andersen (72. Haeldermans) - Erfen (54. Kiskanc), Gorschlüter, M. Lorenz, Brandy - Guie-Mien, Kurth (65. Stoppelkamp) - Güvenisik


Rot-Weiß Erfurt

Maczkowiak - Schnetzler, Nowak, Holst, Kohlmann (85. Beck) - Wolf (55. Hauswald), Peßolat, Brückner (67. Cornelius), Rockenbach da Silva - Bunjaku, Kumbela


Tore

1:0 Guie-Mien (15., Foulelfmeter), 2:0 Guie-Mien (36.), 3:0 Guie-Mien (40.), 3:1 Kumbela (74.), 3:2 Kumbela (79.)


Zuschauer

8.217


Schiedsrichter

Kuhl (Köln)


Gelbe Karten

Czyszczon, Brandy, Gorschlüter - Holst, Schnetzler, Nowak, Hauswald, Kohlmann








.....

Spieler des Spiels

 


 

Jawattdenn Spielerbewertung

 

Masuch
3
Czyszczon
4+
Andersen
2-
Sereinig
3
Erfen
3+
Gorschlüter
2
M. Lorenz
3+
Brandy
2
Guié-Mien
1
Kurth
2
Güvenisik
2
Kiskanc 4+