18.10.2007

RWE - Energie Cottbus II

 

Von Lausitzkickern und Ruhrpottfußballern

„Cottbus? Hatten wir die nicht schon mal in dieser Saison?“ Diese berechtigte Frage kann nur bedingt mit „Ja“ beantwortet werden. Ein schon fast unheimlicher Zufall wollte es, dass die Mannschaft von der Hafenstraße das dritte Mal hintereinander auf Energie Cottbus in der 1. Hauptrunde des DFB-Pokals traf – allerdings gegen die Erstvertretung.

Deshalb kann ein RWE-Fan schon einmal allergisch reagieren, wenn er den Namen dieses Ostklubs hört. Dass jetzt, knapp zweieinhalb Monate später, auch noch die Zweitvertretung an der Hafenstraße aufschlägt, zeigt, wie grau der Alltag in der Regionalliga Nord wirklich ist.

Eine ganz große Gemeinsamkeit haben aber beide Cottbuser Mannschaften, die leider wenig für die Attraktivität des derzeitigen Fußballs in der Lausitz spricht. Beide Teams sind Träger der roten Laterne in ihrer jeweiligen Liga. Die Bilanz von Cottbus II in der Regionalliga ist sogar als katastrophal zu bezeichnen. Nur ein Sieg aus 13 Spielen, weitere vier Unentschieden und drei geschossene Tore sprechen für sich.

Dieser eine Sieg hatte es aber in sich, da Energie bei den heimstarken Erfurtern bestehen konnte. Zwar war dieses Ergebnis ein wenig glücklich und mit zwei Platzverweisen teuer erkauft, traf aber die gesamte Liga wie ein Paukenschlag. Der Schwung aus dem Erfurtspiel konnte allerdings nicht mitgenommen werden, eine Woche später musste man sich Union Berlin mit 0:2 geschlagen geben.

Die Mannschaft von Heiko Weber, der zuvor bei Carl-Zeiss Jena beschäftigt war, besteht aus vielen Unbekannten. 13 Neuzugänge stehen zwölf Abgängen gegenüber. Einzig Ronny Thielemann, der mit Energie Cottbus schon Erfolge in der 1. Bundesliga feierte, dürfte Fußballexperten ein Begriff sein. Ansonsten setzt Heiko Weber auf die Jugend. Die Mannschaft hat ein Durchschnittsalter von gerade einmal 20 Jahren, die Spieler Feick, Männel und Mickel zählen zum Aufgebot der DFB-Jugendmannschaften. Diese große Unbekümmertheit sollte ein großer Trumpf im Kampf um den Klassenerhalt sein, doch auf lange Sicht wird diese Mannschaft kaum eine Chance haben, im Haifischbecken der Regionalliga Nord zu bestehen.

Doch man sollte dieses Spiel nicht auf die leichte Schulter nehmen. Düsseldorf, Emden und Ahlen konnten Energie nur knapp mit 1:0 besiegen, insgesamt erhielt Cottbus nur in Braunschweig eine richtige Packung (0:5). Zudem gab es eine deutliche 0:3 Niederlage daheim gegen Dortmund II. Die Lausitzkicker versuchen vor allem durch eine stabile Abwehr die Punkte einzufahren. Allerdings reist der Kader nicht komplett ins Ruhrgebiet, der zwanzigjährige Hoffnungsträger Jan Hochscheidt fällt mit einem Bruch im Schultereckgelenk acht bis zehn Wochen aus.

Weitaus rosiger sieht die Welt etwa 620 Kilometer westlich von Cottbus aus. Nach dem 4:0 - Sieg in Bremen liegt Essen wieder im Soll im Kampf um einen Platz in der eingleisigen Dritten Liga, auch nach ganz oben darf wieder leicht geblinzelt werden. Nur der Ausfall von Kapitän Stefan Lorenz wiegt schwer, da er der Abwehr nach einem schwachen Saisonstart die nötige Stabilität gab. Bleibt zu hoffen, dass Daniel Sereinig seine ansteigende Form beibehält. Außerdem muss man nach dem längeren Ausfall von Angreifer Güvenisik darauf bauen, dass die dünn besetzte Offensive weiter so torgefährlich bleibt wie in der Partie gegen Bremen.

Ein vermeintlich leichter Gegner, eine steil ansteigende Formkurve des eigenen Teams, eine kleine Euphoriewelle unter den Fans – kaum eine Situation ist gefährlicher als diese. Die Pflichtaufgabe gegen Cottbus muss erfüllt werden, um weiter oben dran zu bleiben. Oder man versinkt weiter im grauen Alltag der Regionalliga Nord, zu dem eine Zweitvertretung aus der Lausitz zweifelsohne gehört.


(pd)