20.10.2007

RWE - Energie Cottbus II

 

Aufsteigen? Arschlecken!

Das ist vielleicht eine Erkenntnis, die man aus der wiederholten Hilflosigkeit unserer Offensivabteilung gegen tief stehende Gastmannschaften gewinnen kann. Dass man auswärts oder gegen Spitzenteams wie Erfurt und Wuppertal wesentlich ansehnlicheren und erfolgreicheren Fußball spielt, scheint kein Zufall mehr zu sein. Zwar fehlten mit Gorschlüter und Güvenisik zwei sehr wichtige Kreativ-Leistungsträger, doch darf dies keine Erklärung für fehlende Torgefahr gegen das (ehemalige) Tabellenschlusslicht sein. Der Kader besitzt zahlreiche Alternativen, von denen die meisten Stammplatzansprüche stellen.

Eine davon ist Mario Klinger, der für den gesperrten Gorschlüter zum Einsatz kam – dies wird nach dem heutigen Auftritt sicher in Hamburg wieder anders sein. Mit Stoppelkamp saß dafür ein deutlich offensivstärkerer Mittelfeldspieler auf der Bank.
Für Stefan Lorenz rückte Czyszczon in die Dreierkette, der nach zahlreichen Unsicherheiten schon nach 30 Minuten den Platz verlassen musste – aus taktischen Gründen, was Heiko Bonan in der Pressekonferenz betonte.

Wer nach sieben Spielen ohne Niederlage eine mutig und selbstbewusst nach vorn spielende RWE-Mannschaft, die dem Gegner ihr Spiel aufzwingt, erwartet hatte, der wurde bitter enttäuscht. RWE spielte abwartend, ja beinahe ängstlich und mit nur einer echten Spitze (Kurth).
Die vergebens auf einen Essener Sturmlauf und Pressing wartenden Cottbuser nutzten die Gelegenheiten, die sich durch das unerwartet ungestörte Aufbauspiel ergaben und spielten durchaus gefällig nach vorne. Glück hatte Essen direkt in der dritten Minute, als der Schiedsrichter einen Cottbuser Treffer aufgrund eines vermeintlichen Foulspiels nicht anerkannte. Zuvor behinderten sich Czyszczon und Sereinig gegenseitig beim Versuch, den Ball zu klären. In der Folgezeit bemühten sich die Rot-Weißen zwar um einen kontrollierten Spielaufbau, zündende Ideen im Mittelfeld blieben jedoch Mangelware. So schaltete man schnell auf das doch noch nicht verbannte „Langholz“ um, doch damit konnte man die gegnerische Abwehr natürlich erst recht nicht beeindrucken. Der Gast wurde von Minute zu Minute sicherer und startete selbst immer wieder gefährliche Konter; beim Abschluss wurde aber überdeutlich, weshalb den Lausitzern zuvor nur drei eigene Treffer gelangen.

Die „größte“ Chance im Essener Spiel hatte wenige Minuten vor der Pause Gui-Mien, der nach einer flachen Hereingabe von Lorenz ein Luftloch anstatt den Führungstreffer schoss. „Wenn nichts geht, dann gehen immer noch Standards“ – so heißt es, das galt aber gestern nicht für RWE. Die wenigen ruhenden Bälle wurden von Erfen (später von Kiskanc) nur sehr unbefriedigend in den Strafraum getreten, zumeist wurden die Flanken schon vom ersten Verteidigerkopf am kurzen Pfosten entschärft oder flogen direkt ins Toraus.

So ging es mit einem gerechten 0:0 in die Kabinen verbunden mit der Hoffnung, in der zweiten Halbzeit eine offensivfreudigere RWE-Mannschaft zu erleben.

Und siehe da, RWE gelang es ab der 46. Minute tatsächlich Druck aufzubauen, die inzwischen noch defensiveren Gäste in der eigenen Hälfte zu beschäftigen und deren Konter schon im Keim zu ersticken. Was aber immer noch nicht gelang, das waren erfolgsversprechende Schüsse auf das gegnerische Tor. Auch die Einwechslung von Lindbaek brachte keinen neuen Schwung, was auch wenig verwunderlich war, lagen die Probleme doch vor allem im Mittelfeld. So spielte sich die gesamte zweite Halbzeit zwar in der Lausitzer Hälfte ab, aufregende Situationen gab es dennoch nicht – bis auf eine Ausnahme: Die Situation aus der dritten Minute wiederholte sich nahezu identisch, der einzige gefährliche Flankenball der Gäste in der zweiten Halbzeit konnte von zwei rot-weißen Verteidigern nicht unter Kontrolle gebracht werden, so dass Marc Hensel völlig frei und diesmal ohne Foulspielverdacht im Nachschuss einnetzen konnte, nachdem Masuch den ersten Versuch noch pariert hatte (74.).

Nach diesem Treffer hatte RWE nichts mehr entgegenzusetzen außer grasnarbenflachen Eckballflanken und tribünenhohen Torschüssen.

Die große Chance, mit einem Heimsieg gegen das abgeschlagene Schlusslicht den Kontakt zu den Spitzenteams herzustellen, blieb damit ungenutzt. Cottbus entführte mit einer taktisch disziplinierten Leistung verdient drei Punkte aus Essen und ließ als weitere Erkenntnis zurück, dass Spieler wie Gorschlüter und Güvenisik nicht gleichwertig zu ersetzen sind. Sogar das Fehlen von Lorenz war bei diversen Unsicherheiten in der Hintermannschaft direkt spürbar. Auch macht es sich gerade in solchen Spielen bemerkbar, dass niemand in der Lage ist, brauchbare Flanken nach ruhenden Bällen zu schlagen oder gefährlich aus der zweiten Reihe abzuziehen. Zum Glück steht nun wieder ein Auswärtsspiel an bei den Amateuren des HSV, die hoffentlich versuchen werden mitzuspielen, um unseren biederen Offensivkräften den notwendigen Freiraum zum Kombinieren zu bieten. Der Tabellenblick muss erstmal wieder auf Platz 11 gerichtet werden, denn genau den könnte man schon innehaben, wenn man auch beim HSV verlieren sollte.


(mj)



Rot-Weiss Essen

Masuch - Czyszczon (29. Kazior), Sereinig, Andersen - Erfen, M. Lorenz, Klinger (52. Lindbaek), Kotula - Guie-Mien, Brandy (72. Kiskanc) - Kurth


Energie Cottbus II

Männel - Bankert, Hackenberg, Wachsmuth, Brandowski - Lerchl (73. Feick), Thielemann, Zemlin, Riedeberger - Hensel, Küntzel (90. Marrack)


Tore

0:1 Hensel (76.)


Zuschauer

9.225


Schiedsrichter

Zwayer (Berlin)


Gelbe Karten

Andersen, Kazior - Lerchl, Hackenberg, Thielemann








.....

Spieler des Spiels



Jawattdenn Spielerbewertung

Masuch
3-
Czyszczon
5+
Klinger
5
Andersen
4-
Sereinig
4
Erfen
4
Kotula
4
Brandy
4-
M. Lorenz
5+
Guie-Mien 4
Kurth 4-
Kazior 5+
Lindbaek 5+