27.03.2008

RW Erfurt - RWE

 

Einstand misslungen

Das Gefühl der Niederlage war Michael Kulm schon abhanden gekommen. Mit der höchsten Saisonniederlage zeigte seine neue Erfurt - EssenMannschaft dem Übungsleiter die rot-weiße Realität in dieser Spielzeit. Er musste zusammen mit den mitgereisten Fans mit ansehen, wie sich RWE mit 0:4 in Erfurt abschießen ließ.

Ein viel diskutiertes Geheimnis wurde eine halbe Stunde vor Spielbeginn gelüftet. Die Mannschaftsaufstellung von Michael Kulm war wenig überraschend. Sercan Güvenisik durfte erstmals seit seiner Verletzung von Anfang an spielen. Durch den Ausfall von Jozef Kotula rückte Joseph-Augustin auf die rechte Abwehrseite. Außerdem feierte Benjamin Baltes sein Debüt in der Startelf seines neuen Arbeitgebers.

Bereits nach fünf Minuten gab es den ersten Schockmoment für die Essener. Mitja Schäfer, der in seiner kurzen Einsatzzeit eine gute Leistung zeigte, stieß bei einer Abwehraktion unglücklich mit Erfurts Samil Cinaz zusammen und trug eine Kopfverletzung davon. Er kam mit einem Turban noch einmal auf das Spielfeld zurück, musste aber in der 30. Minute ausgewechselt werden. Nun hatte Niklas Andersen die Chance, seinen Stammplatz zurück zu erobern.

Die ersten zwanzig Minuten dominierte Rot-Weiß Erfurt das Spiel, konnte seine Chancen aber nicht nutzen. In der 25. Minute trat RWE das erste Mal gefährlich vor dem Kasten des Essener Aufstiegkeepers André Maczkowiak auf. Sören Brandy wurde von Michael Lorenz bestens bedient, kam seinem Gegenspieler zuvor und tauchte völlig frei vor dem Erfurter Kasten auf. Sein Versuch, den Ball in die rechte Ecke zu spitzeln, verfehlte das Tor nur knapp. Kurze Zeit später machten es die Gastgeber besser. Benjamin Baltes versuchte in der eigenen Hälfte zu dribbeln und verlor den Ball an die Erfurter. Jetzt ging es schnell. Der hohe Pass erreichte Erfurts Kapitän Brückner auf der linken Seite. Er setzte sich gegen Jo und Torwart Masuch durch und passte den Ball flach vor das verwaiste Tor der Essener. Bunjaku, der Toptorschütze bei den Thüringern, verpasste den Ball aber. Rechts vom Tor stand Matthias Peßolat, dieser spielte im Fünfmeterraum Niklas Andersen aus und traf das leere Tor aus einem Meter Entfernung.

Essen benötigte fast zehn Minuten, um sich von dem Gegentreffer zu erholen. Erst dann setzte sich Güvenisik auf der rechten Seite durch und flankte in den Strafraum. Er fand den Kopf von Rolf-Christel Guie-Mien. Dieser legte ab auf Markus Kurth. Die Direktabnahme landete an der Latte. Maczkowiak hätte keine Chance gehabt an den Ball heranzukommen. Wieder einmal kassierten die Gäste einen Treffer, als man gerade dachte, dass sie sich wieder ins Spiel kämpfen. Ein verunglückter Befreiungsschlag landete beim Mittelfeldspieler Samil Cinaz. Dieser schlug den Ball hoch in den Strafraum. Daniel Masuch bekam den Ball nicht zu fassen, so dass der hinter ihm postierte Martin Hauswald eine schöne Kopfballvorlage auf den Elfmeterpunkt geben konnte. Der ehemalige Bremer Thiago Rockenbach da Silva fackelte nicht lange und schloss zum 2:0 ab. Die Messe schien schon beim Halbzeitpfiff gelesen zu sein. Nur eine deutliche Leistungssteigerung hätte RWE wieder auf Kurs bringen können. Essen konnte zu diesem Zeitpunkt froh sein, „nur“ 0:2 im Rückstand zu liegen. Kurz vor dem Halbzeitpfiff machte sich Bunjaku mutterseelenallein auf den Weg zum Essener Gehäuse. Er spielte Daniel Masuch gekonnt aus, schob den Ball in Richtung Torlinie und scheiterte nur am mit zurückgeeilten David Czyszczon.

Die Halbzeitansprache Kulms schien gefruchtet zu haben. Denn mit Wiederbeginn des Spiels nahm die Essener Mannschaft das Zepter in die Hand. Eine Torchance ließ nicht lange auf sich warten. Guie-Mien spielte einen tödlichen Pass auf Güvenisik. Dieser scheiterte mit seinem Schuss am überragenden Maczkowiak. Erfurt fand danach auch wieder ins Spiel zurück. Der Abwehrspieler Martin Pohl schloss eine hohe Vorlage von Rockenbach ab. Daniel Sereinig konnte für den geschlagenen Torwart klären. Essen ließ sich davon nicht beirren und spielte weiter nach vorne. Als Willy Fondja das Kunststück fertig brachte sein Bein auf eine Höhe von 1,94 zu strecken und damit David Czyszczon ins Gesicht trat, blieb Schiedsrichter Erfurt - EssenPerl keine andere Wahl als Elfmeter zu geben. Die Fans wähnten schon den Anschluss. Guie-Mien vergab die Riesenmöglichkeit jedoch kläglich. Spätestens jetzt war Maczkowiak der Matchwinner auf Erfurter Seite.

Nun ging es munter hin und her. Paul Jans offenbarte einmal mehr seine Kopfballschwäche bei einer Körperlänge von 1,93m. Nach einer Flanke von Guie-Mien konnte er sich nur mit Hilfe unfairer Mittel im Kopfballduell durchsetzen. Müßig zu erwähnen ist, dass der Ball nicht den Weg ins Tor fand. Der Treffer hätte aber ohnehin nicht gezählt, da Schiri Perl das Foul erkannte und Freistoß für Erfurt gab. In der Essener Hälfte gab es erneut Freistoß für die Thüringer und nur der Pfosten rettete Essen vor einem 0:3 Rückstand. Martin Pohl schraubte sich im Strafraum hoch und setzte den Ball zu platziert ans Aluminium.

Ab jetzt kam es für Essen knüppeldicke. Rockenbach konnte in der 70. Minute frei auf das Essener Tor zu laufen. Dem herbeigeeilten Andersen fiel nichts besseres ein, als den Stürmer durch einen beherzten Tritt in die Beine zu stoppen. Die rote Karte für diese Notbremse war eine klare Sache. Den Ball hatte Andersen keinesfalls gespielt.

Ein weiteres Tor der Gastgeber ließ nicht nun lange auf sich warten. Das Schüsschen, das Paul Jans zwischenzeitlich aus aussichtsreicher Position auf Keeper Maczkowiak abgab, ist nicht wirklich erwähnenswert. Daniel Brückner setzte sich schön auf der linken Seite durch und bediente Bunjaku. Dieser kam wieder einmal nicht zum Abschluss. Die indisponierte Abwehr war aber nicht in der Lage, den Ball aus dem Strafraum zu befördern. So bedankte sich Kevin Hampf, der mittlerweile für Rockenbach in der Partie war und erhöhte auf 3:0. Kurz vor Schluss setzte sich wieder einmal Brückner durch und beförderte den Ball in Richtung Tor. Auf der Linie rettete einmal mehr David Czyszczon. Man hatte das Gefühl, der Abwehrspieler sei allgegenwärtig. Er untermauerte in diesem Spiel, dass Michael Kulm auch in Erfurt - EssenZukunft nicht daran vorbei kommen wird, ihn der Startelf aufzustellen.

Ein Ende war aber leider immer noch nicht erreicht. Ausgerechnet Essens Kapitän unterlief ein Patzer, der allerdings nicht wirklich schwerwiegend war, sondern das ohnehin hohe Ergebnis um noch ein Tor erhöhte. Er wähnte hinter sich einen Abwehrspieler und passte den Ball blind in Richtung des eigenen Kastens. Es lauerte aber kein gelb-blauer, sondern Bunjaku auf den Ball. Nachdem der Torjäger sich so viele Einschussmöglichkeiten entgehen ließ, kam auch er noch dazu, sein Torkonto zu erhöhen. Das 4:0 war dann gleichzeitig der Endstand.

Es ist traurig, zuschauen zu müssen, wie die Mannschaft weiter an Boden verliert. Eine derart desolate Leistung ist aber nicht zu erklären oder gar zu entschuldigen. Es gab gute Einschussmöglichkeiten. Wenn man sich aber ohnehin nur wenige Chancen erarbeitet, sollte man diese nutzen, sonst verliert man. Diese Erkenntnis ist mittlerweile so alt wie die Saison. Die Abwehr hingegen präsentierte sich selten so schwach wie in diesem Spiel. Katastrophale Fehler im Spielaufbau sorgten für drei von vier Gegentreffern. Bei all den Unzulänglichkeiten, die diese Mannschaft im Moment zeigt, ist der Trainer um seinen Job nicht zu beneiden. Die Mannschaft wurde durch den Trainerwechsel in die Pflicht genommen und versagte auf ganzer Linie. Ein ähnlicher Auftritt an der Hafenstraße und Ex-Trainer Uwe Neuhaus sind weitere drei Punkte gewiss.


(hs)




Rot-Weiß Erfurt

Maczkowiak - Stenzel (85. Schubert), Pohl, Fondja, Kohlmann - Hauswald, Cinaz, Peßolat, Brückner - Rockenbach da Silva (74. Hampf) - Bunjaku


Rot-Weiss Essen

Masuch - Joseph-Augustin, Czyszczon, Sereinig, Schäfer (29. Andersen) - Baltes (46. Erfen), Guie-Mien, M. Lorenz, Brandy (64. Jans) - Güvenisik, Kurth


Tore

1:0 Peßolat (31.), 2:0 Rockenbach da Silva (41.), 3:0 Hampf (75.), 4:0 Bunjaku (88.).


Zuschauer

7.192


Schiedsrichter

Perl (München)


Gelbe Karten

Stenzel, Peßolat - M. Lorenz


Rote Karte
Andersen (Essen) wegen "Notbremse" (70.).











.....

 

Spieler des Spiels


Jawattdenn Spielerbewertung

 

Masuch
4-
Andersen
4
Sereinig
4
Joseph-Augustin
5+
Czyszczon 3
Erfen
3
Schäfer
3
Baltes
5+
Brandy
4
M. Lorenz
4
Kurth
4
Guie-Mien 3-
Güvenisik 4+