07.08.2007

Fortuna Düsseldorf - RWE

 

Lahmes Derby

27.300 Zuschauer und allesamt in wunderschönem rot-weiß gekleidet. Daneben alkoholfreie Plörre, ein Catering, das diesen Namen nicht verdiente, Wartehallenatmosphäre, keine Tore und ein herber Ausfall unseres stärksten Angreifers.
Ein packendes Derby war es beileibe nicht, was uns am Dienstagabend geboten wurde, dafür ein intensiv geführtes mit einem verdienten Punkt am Ende.

Doch von vorne.
Einige tausend (zwischen 4-5000) wahre Rote fanden den Weg in die von Stararchitekt Erwin entworfene Eventhalle und sorgten gerade in der letzten halben Stunde für prächtige Stimmung. Den Gesetzmäßigkeiten moderner Stadionkonzepte folgend hielt man für die traditionsbewusste Anhängerschar zwar keine Stehplätze, dafür für jeden zweiten einen eigenen Platzeinweiser bereit.
Weitere Eigenheiten Düsseldorfer Fußballverständnisses, wie bunte Sitzschalen, Pissoirs aus reinstem Silber, MacDoof-mäßige Fastfoodstände, eine Halbzeitshow zum Verlieben und zu altstadterprobten Rockklängen tanzende Ordnerinnen sorgten so für ungläubiges Staunen unter der kopfschüttelnden rot-weißen Masse.

Kurz vor Spielbeginn, der aufgrund riesiger Schlangen an den Kassenhäusern um eine Viertelstunde nach hinten verlegt wurde, dann die bangen Blicke Richtung Düsseldorfer Fankurve: Würde das angekündigte Fahnenmeer einen tiefen Eindruck hinterlassen oder sollte die Köstädter Haute-Couture dem in einträchtiger Verweigerungshaltung gegenüberstehen und dem gut aufgelegten flingerschen Stimmungsmob die virtuelle Guccitasche zeigen?!
Na klar, Letzteres war der Fall und so wurde aus dem Meer ein Märchen, eine Wunschvorstellung. Aber seien wir ehrlich, in dieser Disziplin wussten die Landeshauptstädter schon immer zu überzeugen.
Während der 90 Minuten vernahm man auf rot-weißer Seite dann auch nur vereinzelt akkustische Fetzen rheinischen Frohsinns und wurde nur einmal überrumpelt, als die Gegnerschar, vom ständigen Übertönen ihres Wechselgesangs genervt, den Spieß umdrehte, aus „Düsseldorf“ ein „RWE“ machte und die ständige, tausendfache Stimmgewalt des Essener Anhangs ein gewaltiges „Scheisse“ zurückschleuderte.
Dass die schlechte Akkustik der Wartehalle Hauptschuldige dieses peinlichen Missverständnisses war versteht sich hierbei allerdings von selbst. Trotzdem gelungen, liebe Landeshauptstädter. Wenn schon Choreo und Fahnenmeer nicht funktionieren, hatte man so wenigstens die Lacher auf seiner Seite.

Zum Sportlichen.
Trainer Heiko Bonan nahm gegenüber dem mitreißenden Cottbus-Spiel eine Änderung vor und beorderte U23-Akteur Niklas Andersen für den angeschlagenen Mitja Schäfer in die Abwehr. Unter den Augen von Papa Jörn lieferte er eine gute Partie ab, musste in der zweiten Hälfte aber mit Kniekehlenbeschwerden gegen Tim Erfen (61. Min.) ausgewechselt werden.

Zudem stand, wie angekündigt, unsere neue Nummer Eins Daniel Masuch zwischen den Pfosten und bestritt eine souveräne Partie. Zwar gab es für ihn nicht viel zu halten, seine routinierte Ausstrahlung, Präsenz und Strafraumbeherrschung hinterließen aber einen sehr sicheren Eindruck.
Sichtlich beeindruckt vom Gegner oder der Kulisse begannen beide Mannschaften recht verhalten. Bedingungslose Offensive konnte man von unseren Roten nicht erwarten und die Elf um Trainer Uwe Weidemann agierte zu zaghaft, als dass man von dem angekündigten Feuerwerk sprechen konnte. So dauerte es auch bis zur 30. Minute, ehe Ahmet Cebe mit einer verunglückten Flanke oder einem Torschuss von rechts außen ein erstes Raunen auf die Lippen des Düsseldorfer Anhangs zauberte.
Mit zunehmendem Spiel gewannen die Fortunen dann Oberwasser, ohne aber wirklich zwingend in ihren Aktionen zu werden. Die Abwehr und das defensive Mittelfeld der Rot-Weißen standen gut organisiert und ließen den Gastgebern keine Chance. Lediglich Ferhat Kiskanc sorgte durch einige unnötige Ballverluste im eigenen 16er oder in der Vorwärtsbewegung dafür, dass sich Möglichkeiten für den Gegner ergaben, die jedoch von den guten David Czyszczon, Daniel Sereinig oder Michael Lorenz ausgeräumt wurden.
Kurz vor der Pause dann ein erster Versuch des RWE. Nach gutem Eckball von Kiskanc konnte Markus Anfang einen Kopfball von Kapitän Lorenz erst auf der Linie retten und nun blieb in dieser Szene den unermüdlichen Essenern der Torschrei in der Kehle stecken. Dies war dann auch die vermeintlich beste Torszene des Spiels.

Kurz zuvor allerdings blieb dem versammelten Anhang beinahe das Herz stehen. Nach unglücklichem Zusammenprall bei einem Kopfballduell mit erwähntem Cebe blieb unsere Sturmhoffnung Sercan Güvenisik für einige Sekunden bewusstlos am Boden liegen, verlor nach Medienberichten drei Zähne und musste anschließend vom Platz getragen werden. An dieser Stelle wünschen wir ihm natürlich Gute Besserung und hoffen, dass er uns alsbald wieder zur Verfügung steht.
Für Güve kam in der 40. Minute Vincent Wagner ins Spiel und sortierte sich gleich vorne ein. Viel passierte nun nicht mehr und so ging es mit einem 0:0 und der Gewissheit, dass irgendwie nichts anbrennen würde in die Pause. Zu harmlos agierten die Fortunen, zu sicher stand unsere Defensive.

Nach dem Seitenwechsel dann das gleiche Bild. Zwar wurde die Partie nun bissiger und ruppiger, gelungene Offensivaktionen blieben auf beiden Seiten hingegen aus.
Schiedsrichter Florian Meyer sorgte durch seine zahlreichen Unterbrechungen zudem dafür, dass nicht mehr Spielfluss in die Begegnung kam. Zwar hielt er sich lange mit Gelben Karten zurück, pfiff aber sehr kleinlich, machte bei einigen Szenen eine unglückliche Figur und muss sich fragen lassen, warum er und seine Linienrichter den Bodycheck übersahen, mit dem Nachwuchsstürmer Wagner vor dem gegnerischen 16er in bester Rhein-Fire-Manier umgesäbelt wurde.
Auf der anderen Seite wird Derwisch Weidemann allerdings auch einige Fehlentscheidungen gesehen haben, denn anders lässt sich seine vorzeitige Versetzung auf die Tribüne nicht erklären. Warum er dieser Anweisung nicht folgte und lediglich auf den oberen Absatz des Kabinenaufganges trat, wird er uns zum Rückspiel sicher beantworten.

Nach einer knappen Stunde kam Mario Klinger für den soliden Sereinig in die Partie, konnte aber nicht dafür sorgen, dass das rot-weiße Spiel zwingender oder besser wurde.
So endete die Partie ohne große Höhepunkte, aber mit gutem Kampf des RWE. Man merkte den Akteuren deutlich die fehlende Frische und die kräftezehrende Erstrundenbegegnung gegen Cottbus an. Gerade Sören Brandy und Tim Gorschlüter konnten zu keinem Zeitpunkt den Druck entwickeln, der das Spiel am vergangenen Samstag noch auszeichnete.
Mit dem Punkt kann unsere Truppe aber sehr gut leben und nun gilt es, gegen Bonans Ex-Verein nachzulegen und den Wersestädtern aus Ahlen zu zeigen, dass wir durchaus in der Lage sind, auch Siege einzufahren.

Eines ist jedoch sicher: Von Düsseldorf und seiner Arena hab ich erstmal genug. Da ändert auch eine Tormaschine wie Axel Lawaree nichts dran.

(fs)


Rot-Weiss Essen

Masuch - Czysczczon, Sereinig (57. Klinger), Andersen (61. Erfen) - Kotula, M. Lorenz, Gorschlüter, Kiskanc - Kazior, Brandy - Güvenisik (40. Wagner)


Fortuna Düsseldorf

Melka - Krecidlo (83. Hergesell), Langeneke, Cakir, Hampel - Anfang - Cebe, Christ, Lambertz (76. Heidinger) - Erwig, Lawaree


Tore

Fehlanzeige


Zuschauer

27.300


Schiedsrichter

Florian Meyer (Burgdorf)


Gelbe Karten

Sereinig - Langeneke








.....

Spieler des Spiels



Jawattdenn Spielerbewertung

Masuch
3+
Czyszczon
2-
Sereinig
4
Andersen
3-
Kotula
3-
M. Lorenz
2-
Gorschlüter
3-
Kiskanc
5-
Kazior
4+
Brandy
4+
Güvenisik
3
Klinger 4
Erfen 4
Wagner 4+